Billeder på siden
PDF
ePub

Verunreinigung 1. Porph. de phil. ex or. haur. S. 148 Wolff: Ἐξελαυνόντων τῶν ἱερέων τούτους (sc. τοὺς πονηροὺς δαίμονας) διὰ τοῦ δοῦναι πνεῦμα ἤτοι αἷμα ζῴων καὶ διὰ τῆς τοῦ ἀέρος πληγῆς, ἵνα τούτων ἀπελθόντων παρουσία τοῦ Θεοῦ γένηται. καὶ οἶκος δὲ πᾶς μεστός, καὶ διὰ τοῦτο προκαθαίρουσι καὶ ἀποβάλλουσι τούτους, ὅταν θεὸν κατακαλῶσι. καὶ τὰ σώματα τοίνυν μεστὰ ἀπὸ τούτων· καὶ γὰρ μάλιστα ταῖς ποιαῖς τροφαίς χαίρουσι. σιτουμένων γὰρ ἡμῶν προσίασι καὶ προσιζάνουσι τῷ σώματι, καὶ διὰ τοῦτο αἱ ἁγνεῖαι, οὐ διὰ τοὺς θεοὺς προηγουμένως, ἀλλ ̓ ἵν ̓ οὗτοι ἀποστῶσι. μάλιστα δ' αἵματι χαίρουσι καὶ ἀκαθαρσίαις καὶ ἀπολαύουσι τούτων εἰσδύνοντες τοῖς χρωμένοις . Die Fernhaltung von dämonischer Befleckung ist ursprünglich ἁγνεία; Reinigung andererseits ist die Beseitigung bereits eingetretener schädlicher dämonischer Einwirkungen 3.

Eng verwandt mit dem Begriff der Unreinheit ist der der Heiligkeit. Beide gehen zurück auf den gemeinsamen Begriff des Tabu. Ursprünglich sieht sich der Mensch überirdischen Kräften, Dämonen, gegenüber, deren geheimnisvolles Wirken er fürchtet. Alles, was mit ihnen zusammenhängt, kann ihm gefährlich werden, er meidet es, es ist tabu. Allmählich entwickeln sich nun aus einem Teil dieser Dämonen

1 S. Albrecht Dieterich, Eine Mithrasliturgie (Leipzig 1910) 98 ff. 2 Dämonen (ἀκάθαρτοι δαίμονες) als Ursache der Verunreinigung besonders deutlich auch Schol. Aeschin. c. Timarch. XXIII 724 Reiske.

3

2

* Vgl. außer den in den vorhergehenden Anm. Genannten: Gustav Anrich, Das antike Mysterienwesen (Göttingen 1894) 15; Paul Stengel, Die griechischen Kultusaltertümer (Handbuch der klassischen Altertumswissenschaft hrsg. von Iw. v. Müller V 3, München 1898) 139; ders. im Hermes XLI (1906) 241; Friedrich Schwally, Semitische Kriegsaltertümer (Leipz. 1901) 88; J. E. Harrison Prolegomena to the study of Greek religion (Cambridge 1908) 161; J. G. Frazer zu Paus. II 7, 7; Kahle, Arch. f. Rel.-Wiss. XII (1909) 145 f. Der dämonische Charakter der Verunreinigung tritt besonders deutlich hervor auch in der parsischen Religion, E. B. Tylor, Die Anfänge der Kultur (1873) II 440; P. D. Chantepie de la Saussaye, Lehrb. der Relgesch. (1905) II 208; C. v. Orelli, Allgem. Relgesch. (1899) 535; 557,

3

• Über das Tabu s. W. Robertson Smith, Die Religion der Semiten, Deutsch von Stübe (Freiburg i. B. 1899) 110 ff.; Fr. Cumont Les relig. orient. 145; Reinach Cultes mythes et rel. I 1 ff.; II 18 ff.; Wundt, Völkerpsych. II 2, 300 ff. Vgl. H. Schurtz, Speiseverbote 46 Anm. 72.

die höheren Götter, die dem Menschen hilfreich sind, die er ehrt. Auf dieser höheren Stufe ist tabu „heilig". Daneben wirken aber auch noch die niederen schädlichen Dämonen, und so ist tabu gleichzeitig „unrein" 1. Von hier aus erklärt sich auch die deutliche Entwicklung innerhalb der griechischen Religionsgeschichte, daß die Reinheits- und Reinigungsvorschriften, die ursprünglich nur utilitatis causa, zum Schutz der Menschen gegeben sind, sich zu einem Gebot der Götter, zur Respektierung ihrer Heiligkeit, umwandeln. So gehen denn zwei Arten von Kathartik nebeneinander her: erstens die Reinhaltung und Reinigung für den Verkehr mit den Göttern, als göttliches Gebot, d. h. die kultische Reinheit (evoéßeα), zweitens die private Kathartik, besonders durch Orphiker, Orpheotelesten, Katharten ausgeübte, für das gewöhnliche Leben, zum Schutz vor dämonischen Einflüssen, mit viel zahlreicheren und strengeren Vorschriften (detoidanovía 2). Aus der kultischen Kathartik entwickelt sich dann als höchste Stufe die moralische Verinnerlichung der Reinheit, die namentlich als Reaktion gegen den übertreibenden Unfug der privaten Kathartik (der deiidauovía) erstarkt. Diese letzte Entwicklung geht jedoch nur sehr langsam vor sich; die Philosophen haben zwar schon früh die Reinheit als symbolisch, als moralische Reinheit ausgelegt 3, aber ihre Lehren drangen nicht durch. Im Kult findet sich die Forderung moralischer Reinheit erst in ganz später Zeit und vereinzelt. Von Haus aus aber kommt der Kathartik ein sittliches Moment (Schuldgefühl usw.) nicht zu.

1 Darauf beruht die öfters begegnende Vermischung der Begriffe heilig und unrein, s. z. B. Luc. de dea Syr. 54; Plut. qu. conv. IV 5; Reinach аа0. II 34.

2 Vgl. Herzog, Arch. f. Rel.-Wiss. X (1907) 408 Anm. 1. 3 S. z. B. Plat. leg. IV 716 E. Frömmigkeit 76.

Vgl. J. Bernays, Theophr. über

Rohde, Ps. II 71f.; 75 Anm.; Stengel, Gr. Kultusalt. 139; ProttZiehen Leges Graecorum sacrae e titulis collectae II 1 (Leges Graeciae et insularum von Ziehen, Leipzig 1906) 364: ich zitiere im folgenden den ersten Band als Prott fasti sacri, den zweiten Band als Ziehen Leges sacrae; Fehrle aa0. 35. Bestritten wird dies in neuerer Zeit, soviel mir bekannt ist, nur noch von Wobbermin, Relgesch. Stud. (Berlin 1896) 21.

Die Behauptung von Stengel1, daß der homerischen Zeit jede Art von Kathartik fremd sei, ist m. E. nicht zutreffend: die Kathartik ist nicht erst in nachhomerischer Zeit in Griechenland aufgekommen, sondern geht auf weit frühere Zeiten zurück, sie ist „urältestes Besitztum" 2. Tatsächlich kommen Reinigungen bei Homer vor; daß dies nur selten, in „leichten Andeutungen" der Fall ist, mag seinen Grund darin haben, daß die Kathartik in der aristokratischen und rationalistischen homerischen Gesellschaft zurücktrat 5.

2

1 Hermes XLI (1906) 241. Ebenso J. Harrison Proleg. 25. 2 S. Rohde, Ps. II 71 Anm. 1, und bes. M. P. Nilsson, Griech. Feste (Leipz. 1906) 98f. Vgl. O. Gruppe, Griech. Mythologie und Religionsgeschichte (Handbuch der klass. Altertumswiss. V 2) 893. Daß die Kathartik in vorhomerischer Zeit vorhanden gewesen sein könne, gibt Stengel, Gr. Kultusalt.2 139, zu.

3

K. Fr. Nägelsbach, Die nachhom. Theologie (Nürnberg 1857) 356; Nilsson, Gr. F. 98f. (Ob der Mörder für unrein galt, ist nicht sicher, s. Nägelsbach aaO.; Philippi, Areopag u. Epheten 6 Anm.; Rohde, Ps. 4 I 271. Anders Nilsson, Gr. F. 99 Anm. 1.) Rohde, Ps. II 71.

5 Nilsson, Gr. Feste 99. Vgl. auch Ziehen, Burs. Jahresber. 140 (1908) 50 (bei der Besprechung der ovlózvra): „Zweitens aber kann ich die prinzipielle Grundlage Stengels, wonach der homerischen Zeit kathartische Gebräuche der Art, wie ich sie unter den oulózvraι verstehe, fremd seien, nicht für stichhaltig halten; sie beruht auf einer Gleichsetzung von homerischer Dichtung und homerischer Zeit, die nicht mehr aufrecht erhalten werden kann“.

1. Vorschriften über die Reinheit im allgemeinen Forderung der Reinheit beim Betreten eines Heiligtums

2

Heilige Bezirke und Tempel mußten als den Göttern geweiht und von ihnen bewohnt vor jeder Verunreinigung geschützt werden 1. Sie lagen deshalb oft abseits von den menschlichen Wohnungen und waren von ihrer Umgebung durch Mauern oder wenigstens Grenzsteine abgesondert. Auch Abgrenzung durch einen um das Heiligtum gespannten Faden (Wollfaden) oder durch Seile ist mehrfach erwähnt ". Manche Tempel und teuern waren, wohl um sie vor Verunreinigung möglichst zu bewahren, nur den Priestern zugänglich; es gab sogar solche, die überhaupt von niemand betreten werden durften 4.

Die heiligen Bezirke waren profaner Benützung meist verschlossen. Ziehen L. s. n. 66 (Grenzstein vom Heiligtum des Amphiaraos in Oropos, 4. Jh. v. Chr.): "Ogos un toxodoμev ἐντὸς τῶν ὅρων ἰδιώτην. Eine Inschrift vom Heiligtum des

1 S. Stengel, Kultusalt. 18 f.; 22; Schömann - Lipsius, Gr. Altert." II 201; 204. 2 S. z. B. Ziehen Leg. sacr. n. 66.

3 S. Georg Hock, Griech. Weihegebräuche (Würzburg 1905) 24. Es sollte dadurch den Geistern und Gespenstern der Zugang verwehrt werden, Hock aa0. 26, vgl. 12. Vgl. auch das Teqioxoviçe der attischen Ekklesia. Die Beispiele sind gesammelt bei Schömann-Lipsius, Gr. Alt.* II 212 f Vgl. Stengel b. Pauly-Wissowa, Realenz. s. v. ßatov und äðvrov.

5 S. bes. Hock, Gr. Weihegebr. 24. Ausnahmen bei Schömann-Lipsius, Gr. Alt. II 201.

Die Behauptung von Stengel1, daß der homerischen Zeit jede Art von Kathartik fremd sei, ist m. E. nicht zutreffend: die Kathartik ist nicht erst in nachhomerischer Zeit in Griechenland aufgekommen, sondern geht auf weit frühere Zeiten zurück, sie ist „urältestes Besitztum" 2. Tatsächlich kommen Reinigungen bei Homer vor ; daß dies nur selten, in „leichten Andeutungen" der Fall ist, mag seinen Grund darin haben, daß die Kathartik in der aristokratischen und rationalistischen homerischen Gesellschaft zurücktrat 5.

2

1 Hermes XLI (1906) 241. Ebenso J. Harrison Proleg. 25. 2 S. Rohde, Ps. II 71 Anm. 1, und bes. M. P. Nilsson, Griech. Feste (Leipz. 1906) 98f. Vgl. O. Gruppe, Griech. Mythologie und Religionsgeschichte (Handbuch der klass. Altertumswiss. V 2) 893. Daß die Kathartik in vorhomerischer Zeit vorhanden gewesen sein könne, gibt Stengel, Gr. Kultusalt.2 139, zu.

3 K. Fr. Nägelsbach, Die nachhom. Theologie (Nürnberg 1857) 356; Nilsson, Gr. F. 98f. (Ob der Mörder für unrein galt, ist nicht sicher, s. Nägelsbach aaO.; Philippi, Areopag u. Epheten 6 Anm.; Rohde, Ps. I 271. Anders Nilsson, Gr. F. 99 Anm. 1.) Rohde, Ps. II 71.

5 Nilsson, Gr. Feste 99. Vgl. auch Ziehen, Burs. Jahresber. 140 (1908) 50 (bei der Besprechung der ovlózva): „Zweitens aber kann ich die prinzipielle Grundlage Stengels, wonach der homerischen Zeit kathartische Gebräuche der Art, wie ich sie unter den ovlózvraι verstehe, fremd seien, nicht für stichhaltig halten; sie beruht auf einer Gleichsetzung von homerischer Dichtung und homerischer Zeit, die nicht mehr aufrecht erhalten werden kann“.

« ForrigeFortsæt »