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Die Horen

Jahrgang 1 7 9 6

Siebentes S tú ď,

Tübingen

in der J. G. Cottaischen Buchhandlung

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Zweyter Jahrgang. Siebentes Stück

1.

Benvenuto Cellini

Fortschung.

Ich kam nach Florenz und wartete dem Herzog Alexan

der auf, der mir sehr freundlich begegnete und von mir verlangte, daß ich bey ihm bleiben sollte. Es war aber in Florenz ein Bildhauer, Nahmens Tribolo, mein Gevatter, ich hatte ihm einen Sohn aus der Taufe gehoben, der sagte mir, daß ein gewiffer Jacob Sansuino, ben dem er in der Lehre gestanden, ihn verschrieben habe, und weil er Venedig niemals geschen, so denke er hinzureisen, besonders, weil er daselbst etwas zu verdienen hoffe, und da er höre, daß ich auch nicht in Venedig gewesen sey, so bitte er mich, diese Spaßierreise mit ihm zu machen. Weil ich ihm nun dieses schon versprochen hatte, antwor= tete ich dem Herzog Alexander: ich wünschte erst nach Venedig zu gehen und würde nach meiner Rückkehr zu seinen Diensten seyn. Er war es zufrieden und des andern Tages, als ich reisefertig war, ging ich, mich nochmals zu Die Horen, 1796. 7tes St.

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beurlauben. Ich fand ihn in dem Pallast der Pazzi, zu der Zeit, als die Frau und die Töchter des Herrn Lorenzo Cibo daselbst wohnten; ich ließ meine Absicht melden, und der Herr Cosmus Medicis, der jezt Herzog ist, kam mit der Antwort zurück und sagte mir: ich solle Nicolo di Monte Aguto aufsuchen, der würde mir fünfzig Goldgulden geben, diese schenke mir Seine Erzellenz der Herzog, ich folle sie auf seine Gesundheit verzehren und alsdann zu seinem Dienste zurückkommen. Ich erhielt das Geld und ging zu Tribolo, der bereit war und mich fragte, ob ich meinen Degen aufgebunden håtte? Ich sagte ihm, wer zu Pferde wåre, um zu verreisen, brauche den Degen nicht festzubinden. Er verseßte darauf: in Florenz sey das nun der Gebrauch, denn ein gewisser Fra Mauritio fey ein sehr strenger Aufseher, und würde, um einer Kleinigkeit willen, Sanct Johann den Täufer selbst wirren lassen; wenigstens bis vor das Thor müßten wir die Degen aufbinden. Ich lachte und wir machten uns auf den Weg, indem wir uns an den Conducteur der ordinåren Post von Venedig anschlossen, der Lamentone hieß, und so zogen wir zusammen weiter.

Unter andern kamen wir nach Ferrara und traten in dem Wirthshaus auf dem Plaß ein, Lamentone ging einige Ausgewanderte aufzusuchen, denen er Briefe und Aufträge von ihren Weibern brachte. Denn das hatte der Herzog erlaubt, daß der Conducteur allein mit ihnen sprechen durfte, sonst niemand, bey Strafe dergleichen Verbannung, in welche sie verfallen waren. Um die Zeit,

es war ohngefähr zwey und zwanzig Uhr, ging ich mit Tribolo den Herzog von Ferrara auf seinem Rückwege zu sehen, der von Belfiore kam, wo man vor ihm turnirt hatte. Wir fanden unter der Menge viele Ausgewanderte, die uns so starr in die Augen fahen, als wenn sie uns nöthigen wollten, mit ihnen zu sprechen. Tribolo, der der furchtsamste Mensch von der Welt war, lispelte mir immer zu: sich sie nicht an, rede nicht mit ihnen, wenn du wieder nach Florenz zurück willst. So sahen wir den Herzog einziehen und kehrten wieder in unsere Herberge, wo wir den Lamentone fanden. Gegen ein Uhr in der Nacht (nach Sonnenuntergang) kam Nicolo Benintendi und Peter sein Bruder, mit ihnen ein Alter, ich glaube es war Jacob Nardi, und zugleich mehrere junge Leute, alles Ausgewanderte. Der Conducteur sprach mit einem jeden von seinen Geschäften, Tribolo und ich hielten uns entfernt, um nicht mit ihnen zu reden. Nach einer Weile fing Nicolo Benintendi an: ich kenne die beyden recht gut, haben sie Quark im Maule, daß sie nicht mit uns reden können? Tribolo hielt mich an, ich sollte still seyn, und Lamentone sagte zu ihnen, Er habe die Erlaubniß, mit ihnen zu reden und nicht wir. Benin tendi antwortete: das sey eine Eseley! der Teufel könne uns holen und andere dergleichen schöne Dinge. Da hub ich das Haupt auf und sagte, so bescheiden als ich nur wußte und konnte: Meine lieben Herren, bedenket, daß ihr uns viel schaden könnet und wir euch nicht zu helfen wüßten. Ihr habt zwar manches unschickliche Wort gea

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