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DEM

HERRN PROFESSOR DR. H. MASIUS

ZU LEIPZIG

HOCHACHTUNGSVOLL GEWIDMET.

VORWORT.

Die Georgica des Vergil sind zwar bisher schon Gegenstand der Lectüre in Gymnasien und Realschulen I. Ordnung gewesen; allein sie dürften noch mehr für Aufnahme in die beiden oberen Klassen dieser Anstalten sich empfehlen. Ich würde mich in hohem Grade belohnt schätzen, wenn ich durch diese Ausgabe der Georgica, zu der ich in drei besondern Vorstudien eingeleitet habe, den Geschmack für dieses originelle Gedicht Vergil's zu wecken, sowie ein eingehendes Verständniss desselben als eines specifisch römischen Litteraturgebildes bei einer strebsamen Jugend zu fördern im Stande wäre. Es ist bekannt, dass Vergil selbst mehr Werth auf sein landwirthschaftliches Gedicht legte und davon einen bleibenderen und verdienteren Ruhm sich versprach, als von der Aeneis er ihn erwartete. Denn in jenem Gedichte fühlte er sich selbständig und ursprünglich, in diesem dagegen auf Nachbildung und Imitation hingewiesen. Schon dieser Umstand also sollte uns ganz besonders auf die Georgica aufmerksam machen und uns zu denselben hinführen! Doch da erheben sich Stimmen gegen den wissenschaftlichen Werth dieses Gedichtes und es wird unter Anderm behauptet, dass es ohne Methode geschrieben und voll naturhistorischer und physicalischer Fehler sei. Und nun gar die exacten Naturforscher! Die Physiker von Fach! Wie kann Vergil, sagen sie, in agronomischen Dingen belehrend auftreten, da er nicht einmal die wesentlichen Elemente der Chemie, wie kann er Wetterkunde treiben, da er noch nicht einmal die Elektricität kannte? Dagegen müssen wir bemerken, dass ein didaktischer Dichter, der über Landwirthschaft schreibt, nur die allgemeinen, grossen Principien derselben zu erfassen, nicht aber auf das exacte Detail und die wissenschaftliche Begründung und Erklärung dieser oder jener Einzelerscheinung in ihrem Gebiet Rücksicht zu nehmen hat. Und was meteorologische Urtheile anbelangt, so würde beispielsweise die Kenntniss der Elektricität dem Vergil für practische Wetterprophetie denn diese kann ja doch nur bei ihm in Betracht kommen sehr wenig genützt haben, da wir ja vor Augen sehen, wie viel und wie wenig dies Moment bisher eine wirkliche zuverlässige Meteorologie hat fördern helfen. Ein Wetterprophet wird heutzutage grade

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noch so oft fehlgehen mit seinen Voraussagungen, wie zu Zeiten des Vergil, trotzdem er den Donner und Blitz jetzt richtig erklären kann, was unser römischer Dichter noch nicht vermochte. Nach dieser Seite hin sollte ein sich überhebender Naturforscher also Bescheidenheit annehmen und sich gleichsam in den Alten spiegeln. Doch in der Chemie des Ackerbaus, wendet man ein, hat Vergil nichts verstanden. Wir geben zu, dass von einem Chemismus der Bodenart Vergil, der noch der alten Ansicht von den Elementen folgte, nicht reden kann. Aber wir behaupten, dass dies Moment auch gar nicht in das Gebiet seiner Betrachtungen und Erörterungen gehört. Redet er ja doch z. B. nur ganz vorübergehend (strictim) von dem Dung und zeigt damit, dass eine technologische Agrikulturchemie gar nicht seine Aufgabe ist. Wo er sich aber auf Besprechung des Bodens einlässt, da geschieht es nur, um die Resultate der landwirthschaftlichen Empirie dabei mitzutheilen, die theilweise heute noch anerkannt sind und befolgt werden.

In den unten folgenden georgischen Vorstudien wird eine tiefer eingehende Würdigung unsres Gedichtes gegeben, wesshalb wir einstweilen darauf verweisen.

Die dichterische Seite aber der Georgica ist so glänzend anerkannt zu allen Zeiten gewesen, dass wir hierüber nur sehr wenig Neues sagen könnten. Es giebt nicht leicht ein geeigneteres Gedicht, bei der strebsamen Jugend Sinn für die Natur und ihre stets frischen Schönheiten zu wecken, als die Georgica. Delille, ein französischer Erklärer und Uebersetzer derselben sagt davon treffend:,,Nie habe ich die Natur schöner gefunden, als wenn ich die Georgica gelesen; nie habe ich Vergil bewunderungswürdiger gefunden, als wenn ich die Natur beobachtete. Die Natur ist für mich der einzige Commentar zu demjenigen aller Dichter gewesen, der sie am besten nachgeahmt hat." Bernhardy nennt die Georgica die glücklichste Leistung des Alterthums im Lehrgedicht und ist der Ansicht, dass weder griechische noch römische Kunstpoesie einen höheren Wohllaut in Rhythmus, Ausdruck und Adel der Gesinnung aufzuweisen habe.

Benutzte Litteratur.

I. Kritischer Apparat. Es versteht sich von selbst, dass ich von dem vorhandenen reichen Material für Kritik des Textes der Vergilischen Gedichte nur das herbeiziehen konnte, was direct Bezug auf zweifelhafte Lesarten der Georgica nimmt. Es steht dabei zu berücksichtigen:

1. Philologus von v. Leutsch, Bd. II, p. 164, wonach wir gegen Keil die von Ph. Wagner aus den besten Handschriften ent

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