60 damna sub averso tristia Marte tulit. Haec mihi dicta semel, totis haerentia fastis, ne seriem rerum scindere cogar, erunt. Ecce tibi faustum, Germanice, nuntiat annum inque meo primus carmine Ianus adest. 65 Iane biceps, anni tacite labentis origo, solus de superis qui tua terga vides, dexter ades ducibus, quorum secura labore otia terra ferax, otia pontus habet, 70 dexter ades patribusque tuis populoque Quirini istis (kal., non., id.) Dativ. Über die dies atri s. S. 28 f. aversus un 60. damna ferre, Schaden davontragen, erleiden. gnädig'. 61. d. h. das von v. 45 an Auseinandergesetzte, was für den ganzen Kalender gilt, soll hiermit ein für allemal abgemacht sein. 63–294. 1. Januar. 63-70. Anrufung des Janus. J. (= Dianus, der Lichte) ist ein altitalischer Licht- und Sonnengott, über dessen Wesen O. v. 89 ff. nur äufserliche und oberflächliche Vorstellungen ausspricht, und allmählich zu einem Gott des Anfangs und des Ursprungs überhaupt geworden. Preller I S. 166 ff. Daher war ihm der erste Tag des Januar, der seinen Namen trägt, besonders geweiht und seit dem J. 153 (s. z. III 148) ein hoher Feiertag, an dem man sich gegenseitig Glückwünsche und auch kleine Geschenke von guter Vorbedeutung (s. v. 175 ff.) darbrachte. 65. Iane biceps: J. wurde mit zwei Köpfen dargestellt; s. v. 91 ff. 114. 133 ff. tacite, so dafs man es nicht merkt, also überraschend schnell. Vgl. Senec. de brev. vit. 8, 5 von der Zeit: nihil tumultuabitur, nihil admonebit velocitatis suae: tacita labetur. 66. terga: die Dichter setzen häufig den Plur. für den Sing. bei den Körperteilen eines Menschen; ebenso ora für os z. B. I 255. 375. 458. — 67. Die duces sind Germanicus, Drusus, der leibliche Sohn des Tiberius, und secura verb. 69. patribus Tiberius selbst, unter dessen Auspicien alles ausgeführt wird. S. Einl. S. 12 Anm. 3. dexter ades 'stehe gnädig zur Seite'. mit otia s. VI 734. populoque Quirini (d. h. Romuli) dichterisch für senatui populoque Romano; vgl. Hor. carm. Í 2, 46: laetus intersis populo Quirini. Ov. met. XV 572. 756. tuis gehört zu beiden zu einem Begriff verbundenen Dativen. dexter ades 'ja gnädig'. 70. Der Gott Janus soll durch seinen Wink die Tempel zum Opfer und Gebet öffnen, wie dies bei supplicationes und andern Festen von Staatswegen geschah, um die Menge in ihren weifsen Festkleidern (v. 79. II 654. IV 906, s. Suet. Ner. 50, wo erzählt wird, wie Nero beerdigt wurde stragulis albis auro intextis, quibus usus kalendis Ianuariis fuerat) einzulassen und die Tempel selbst dadurch weifsen zu machen. zu 71-88. Öffentliche Feier der kal. Ianuariae; Preller I S. 178 ff. 71. linguis animisque (ablat.) favete (evenusite), seid (euch und der heiligen Handlung) mit Herz und Mund günstig, d. h. hier: hütet euch vor bösen (male ominata) Worten und Gedanken. Dieser Gedanke des Hexameters wird im Pentameter in anderer Form wiederholt, vgl. Tibull. II 2, 1: Dicamus bona verba, venit natalis ad aras, quisquis ades, lingua, vir nunc dicenda bona sunt bona verba die. lite vacent aures, insanaque protinus absint iurgia; differ opus, livida turba, tuum. 75 Cernis, odoratis ut luceat ignibus aether, et sonet accensis spica Cilissa focis? flamma nitore suo templorum verberat aurum et tremulum summa spargit in aede iubar. vestibus intactis Tarpeias itur in arces, 80 et populus festo concolor ipse suo est. iamque novi praeeunt fasces, nova purpura fulget, et nova conspicuum pondera sentit ebur. colla rudes operum praebent ferienda iuvenci, quos aluit campis herba Falisca suis. 85 Iuppiter arce sua totum cum spectat in orbem, mulierque, fave. fast. v. 175 ff. 74. 75. Mit diesem V. versetzt uns der Dichter auf das Kapitol (Tarpeias in arces), um die Prozession beim Amtsantritt der neuen Konsuln mit anzusehn. odoratis von dem Weihrauch und den anderen odores, welche in die Opferflamme geworfen wurden; eine hell und hoch aufschlagende und knatternde (v. 344. IV 742) Flamme galt als gutes Vorzeichen. 76. spica Cilissa näml. croci, der bei den Römern als Parfüm sehr beliebt, in vorzüglicher Güte auf dem Berge Corycus in Cilicien wuchs. censis focis lokal. 77. Die Opferflamme von dem vor dem Tempel des Capitolinischen Juppiter stehenden Altar trifft mit ihrem zitternden Licht das Dach des Tempels (summa aedes), welches mit vergoldeter Bronze gedeckt war (Plin. n. h. XXXIII 57). ac 80. Dem dies festus, candidus entsprachen die vestes intactae, purae, candidae der Menge. 81. Trat einer der Konsuln öffentlich auf, so gingen ihm stets 12 Liktoren mit den Rutenbündeln (fasces) voraus, welche hier novi genannt werden, weil es die Kon- 83. rudes op. iuv.: die dem Iuppiter zu opfernden Farren kamen frisch von der Weide und durften noch nicht zur Arbeit gebraucht sein, z. III 376. IV 336; auch mufsten es weifse sein, wie sie besonders das Gebiet von Falerii (einer etruskischen Stadt zwischen dem Soracte und dem m. Ciminius) hervorbrachte. ferire ist nebst caedere und mactare der technische Ausdruck vom Schlachten der Opfertiere. 84 = am. III 13, 14 u. ex P. IV 4, 32. - 85. Wie nun durch das feierliche Opfer aufmerksam gemacht von seiner arx, d. h. dem Kapitol (s. z. II 70) oder genauer dem dortigen Tempel Jup., media qui sedet aede (so heifst es ex Ponto IV 9, 32 in der Schilderung der näm 90 nil nisi Romanum, quod tueatur, habet. Quem tamen esse deum te dicam, Iane biformis? sitque quod a tergo, sitque quod ante, vides? 100 "Disce metu posito, vates operose dierum, quod petis, et voces percipe mente meas. lichen Prozession), den Blick auf- digna coli: dignus findet sich in der Poesie und in der späteren Prosa oft mit dem Infinitiv (v. 226. III 490), auch aptus II 216. 254. 89-288. Über das Wesen des Janus und die Gründe, warum er mit einem doppelten Gesicht (biformis) abgebildet wurde. Preller I S. 166 ff. 89. O., ganz von den Vorurteilen seiner Zeit beherrscht, denen sich sogar Varro nicht entziehen konnte, läfst die röm. Mythologie sich aus der griech. entwickeln und erklärt die vaterländische aus der fremden; das war bei Janus unmöglich, weil er eine spezifisch italische Gottheit war, daher das nam v. 90. Die Frage schliefst sich an v. 64 an. 93. tabellis: die mit Wachs überzogenen Holztäfelchen, auf welche O. seine Dichtung schreiben wollte. 95. anceps steht in seiner eigentl. Bedeutung, doppelköpfig (von an, ат, amb άupí [vgl. ambo] u. caput). Über die Erscheinung des Gottes s. Einl. S. 15 f. 96. bina erkläre aus der Anm. z. 66. 98. frigore Schauer'. 99. Vgl. Macrob. I 9, 7: Ianus cum clavi ac virga figuratur, quasi omnium et portarum custos et rector viarum. 100. ore priore, aus seinem vorderen, dem Dichter zugekehrten Munde. 101. vates op. dierum (= III 177) 'mühsamer Sänger der Tage', näml. der Fasten (dies tempora v. 1). = 103-114. Die erste Ansicht: als Gott des Anfangs wird Janus mit dem Chaos (v. zαívɛıv, also eigentl. der gähnende Raum), als der Urmasse, aus der alles entsprungen, identifiziert. 103. res etwas' oder 'Wesen'. 104. quam longi temp. genet. qualit. zu acta. 105-110. Mit der hier kurz angedeuteten Schöpfungsgeschichte vgl. die ausführlichere Darstellung im Anfange der Metamorphosen. Ŏ. nimmt, wie - 110 ignis, aquae, tellus, unus acervus erat. ut semel haec rerum secessit lite suarum inque novas abiit massa soluta domos, tunc ego, qui fueram globus et sine imagine moles, nunc quoque, confusae quondam nota parva figurae, 120 quicquid ubique vides, caelum, mare, nubila, terras, = 108. Z. zuerst Empedokles, vier Elemente arce. = al 115-144. Die 2. (richtige) Ansicht: Janus (als Sonnengott) ist Pförtner im Himmel und auf Erden, der Herr über allen Eingang und Ausgang. Preller I S. 167 ff. 120. cardinem vert. die Thür auf- und zumachen. cardines sind die Zapfen oben und unten an der Thür, die sich in Löchern in der Schwelle und in dem Sturz drehen. Unsere Thürangeln kannten die Alten nicht. 121. Dasselbe Bild ausgeführt bei Verg. Aen. VII 607 ff. (vgl. auch ebenda I 293). An den Janustempel am Forum darf hier nicht gedacht werden. cum libuit durch das Präs. zu übersetzen, s. Seyffert § 221, 3. 122. perpetuas, also ohne Störung und Unterbrechung. ambulat mit dem Acc. vias verb. nach Analogie von ire iter, currere viam u. ä. sanguis 'Blutvergiefsen', vgl. rem. am. 26 von Amor: tua mortifero sanguine tela carent. miscere 123. wird von den Historikern häufig von der Erregung politischer Ver ni teneant rigidae condita bella serae. 125 praesideo foribus caeli cum mitibus Horis: it, redit officio Iuppiter ipse meo. inde vocor Ianus. cui cum Ceriale sacerdos nomina ridebis. modo namque Patulcius idem Vis mea narrata est. causam nunc disce figurae: iam tamen hanc aliqua tu quoque parte vides. 135 omnis habet geminas, hinc atque hinc, ianua frontis, e quibus haec populum spectat, at illa larem. utque sedens primi vester prope limina tecti ianitor egressus introitusque videt, 140 sic ego perspicio caelestis ianitor aulae ora vides Hecates in tres vertentia partes, Ceriale libum ein Kuchen aus Mehl; nur eous nãos. partes 'Gegenden', wie her. 17, 197. 141. Über Εκάτη, Εκάτης s. z. 387 f. vertentia 142. servare ist der eigentl. Ausdruck von der Thätigkeit des Thürhüters, v. 173. II 615. = versa. 145-164. Warum das Jahr mit dem 1. Jan. seinen Anfang nimmt. S. Einl. S. 21. |