*ΣΥΡΙΓΕ Ισαυδέα Οὐδενὸς εὐνάτειρα, Μακροπτολέμοιο δὲ μᾶτερ, Die Syrinx, ein Räthsel oder antiker Rebus (s. v. 4 πιλιπές). Dieses metrische Kunststück stellt eine Panspfeife (s. Anm. zu 8, 18 p. 125) vor; je zwei Zeilen bilden eine Röhre der Flöte. Die längste Röhre ist = Zeile 1 und 2. Die zweite Röhre = Zeile 3 und 4 ist etwas kürzer als die erste, und so nimmt das Ganze stufenweise ab bis zum Schlusse. Zeile 1 und 2 sind vollständige Hexameter. Zeile 3-4 Hexameter mit vollen fünf ersten Füssen und dem verkürzten sechsten Fusse, Zeile 5-6 volle fünf erste Füsse ohne Fuss 6, Zeile 7-8 volle vier erste Füsse mit verkürztem Fuss 5, Zeile 9-10 volle vier erste Füsse (ohne Fuss 5 und 6), Zeile 11-12 volle drei erste Füsse und der verkürzte Fuss 4 und so immer weniger bis Zeile 19-20 das Restchen eines Hexameteranfanges 5 10 15 20 bleibt. Die Pfeife hat zehn Röhren 83 p. 517). Vgl. namentlich den Schluss des,,Altars" und Anm. zur Syrinx v. 1, v. 5, v. 14. Den Ausschlag geben die offenbaren Anspielungen der Syrinx auf Stellen des Theokrit. Vgl. Anm. zu v. 7-8, v. 17, v. 12 (Σιμιχίδας), ν. 3 (Κεράσταν). Erklärt hat dieses Gedicht Salmasius (Salmasii duarum inscriptt. Herodis Attici rhetoris et Regillae coniugis honori positarum explicatio. Eiusdem ad Dosiadae aras - Theocriti fistulam notae) Lutet. 1619, 4 p. 209flg. Dazu vgl. Kiessling, Theocr. p. 799 Ag. Ιωάννου τοῦ Πεδιασίμου ἐξήγησις εἰς τὴν σύριγγα bei Callierg. schol, am Schlusse, Kiessling p. 971 u. a. Wichtiger sind die Scholien des cod. Palatinus, welche Bergk herausgegeben hat (Programm zur akadem. Rede feierlichkeit, Halle am 16. Juli 1866). 1. Οὐδενὸς εὐνάτειρα, Μακροπτολέμοιο δὲ μᾶτερ, ο coniunx Ulixis. mater Telemachi. Οὐδεὶς = Οὔτις, wie sich Odysseus beim Polyphemos nennt. (Bei Dosiades, Altar 16 steht Пlavos ματρὸς εὐνέτας.) - Μακροπτόλεμος Τηλέμαχος (μακροτηλε-, πόλεμος = μάχη!). = = 2. μαίας Αντιπέτοιο θοὸν τέκες ἰθυντῆρα, peperisti celerem rectorem (den Lenker, den Hirten) Amaltheae, quae lovem quondam nutrivit, h. e. Pana. Pan gilt als Kind der Penelope und des Hermes (Plat. Cratyl. p. 408, B. Herodot 2, 145. Schol. Theokr. cod. k 1, 3 p. 6 Ziegler). Er weidet die Ziege Amalthea, welche den Zeus säugte. Deshalb heisst diese pałα, und zwar μαΐα Αντιπέτοιο Διός. Zeus wird aber Αντίπετρος genannt, weil ἀντ ̓ αὐτοῦ πέτρος ἐδόθη τῷ Κρόνῳ, als Kronos das Kind verschlingen wollte. = 3. οὐχὶ Κερασταν, ὅν ποτ' ἐθρέψατο ταυροπάτωρ. Pan hiess vorher ein Ziegenhirt (levvThe der Amalthea); er soll nun ausdrücklich unterschieden werden von einem anderen berühmten Ziegenhirten, nämlich von Komatas, dessen Theokrit 7, 78-85 gedenkt. Jener Ziegenhirt Komatas wurde nach 7, 80 und 7, 84-85 von Bienen genährt, als er von seinem Herrn in einen Kasten verschlossen = war. Dies wird in diesem Verse so ausgedrückt: caprarium, non illum Comatam, quem olim nutrivit pater tauri, h. e. apis. Statt Komatas steht Keqάoras,, der Gehörnte = κομάτης κομήτης, der Behaarte (Hörner und Haare sind ja beide auf dem Kopfe!!). Für ,,Biene" steht tavoолáτwo, weil nach der bekannten Erzählung von Aristäus (Ovid. Fast. 1, 363 flg.) die Bienen aus dem verfaulten Fleische eines Stieres erstanden waren (fervent examina putri de bove, Ovid. 1. 1. 379), der Stier aber, aus dessen Cadaver sie entstanden, doch einen andern Stier zum Vater hatte. Dieser Vater des Stieres ist also auch die Materie, aus welcher die Bienen wurden, mithin die Biene selbst! [Pediasimus erklärt tǹv ἔχουσαν τὸν ταῦρον πατέρα.] 4. Nicht jener Hirt Komatas = Kegάoras (v. 3) ist der von uns gemeinte Ziegentreiber Pan (v, 2), ἀλλ ̓ οὗ πιλιπὲς αἶθε πάρος φρένα τέρμα σάκους, sed ille, cuius animum olim amore incendit (alve) Pinus Nympha (Пlítvs), videlicet Pan. Pan liebte die Nymphe Pitys, Пitvs (Long. Past. 2, 7 p. 41 Sch. 2, 39 p. 69. Nonn. Dion. 2, 117 flg.). Der Name Iitvę wird nun in den Rebus gebracht τέρμα σάκους πιλιπές. Denn τέρμα oánovs, der Schildrand, heisst griechisch mit Einem Worte irvs, das Wort ίτυς ist also πίτυς ohne das im Anfange. Hätte i'tvs noch_vorn ein π, so wäre es πίτυς! 5. "Okov = Пãva, den Hirtengott mit Namen Pan. Das Neutrum őlov wird identificirt mit dem Neutrum von πᾶς — πᾶν und mit dem Namen des Gottes, obwohl dieser mit anderem Accente Пav heisst. Dieses thaten freilich auch Plato, Cratyl p. 408, C, Apollodor bei Serv. Georg. 1, 16 p. 174 Lion., Orph. hymn. 11, 1. Sext. Emp. contra gramm. 314 u. A. — dícov ist Pan, Doppelgeschöpf, halb Mensch, halb Bock. So heisst Pan auch Dosiades Altar, am Schlusse. 5-6. ὃς ἔχε πόθον τᾶς μέρο πος κούρας γηρυγόνας τᾶς ά vε μáðεos, qui habuit desiderium puellae articulata voce utentis, sonos cientis, ventis huc illuc agitatae = der Pan, der einst die Nymphe Syrinx liebte, welche in Rohrverwandelt wurde (Ovid. Met. 1, 691). Diese Nymphe nennt der Versificator uέgo, redend, und ynovyovn, Schall erzeugend, weil die Syrinx als Pfeife Töne von sich giebt, aveu dns, weil sie als Rohr vom Winde leicht hin und her bewegt wird. [Anders schol. Pal. εἶπε δὲ αὐτὴν μέροπος ἀπὸ τοῦ μὴ ὅλην ἀντιφθέγγεσθας τὴν φων νήν, ἀλλὰ μέρος τὸ τελευταῖον, γηρυγόνην δέ, ἐπειδὴ ἐκ τῆς γήρυος, τοῦτ ̓ ἔστι τῆς φωνῆς, τήν γένεσιν λαμβάνει. διὸ καὶ ἀνεμώδης, τοῦτ ̓ ἐστὶ πνευματική.] 7-8. ὃς πᾶξε Μοίσᾳ ιοστε φάνῳ λιγὺ ἕλκος, qui Musae violis coronatae (Theogn. 250 Movoάov δῶρα ἰοστεφάνων) compegit clare sonantem,,fistulam“. Kaum nach ahmen können wir deutsch das Wortspiel, wenn wir sagen:,,er hat die Fistel, die Syrinx, aus Rohrhalmen zusammengefügt". Lateinisch lässt sich die Zweideutigkeit wiedergeben. Fistula (lxos) ist nämlich hier zunächst im medicinischen Sinne das Geschwür, die Fistel (z. B. Zahnfistel), dann aber auch fistula Rohrpfeife (Anm. zu 8, 18). So setzt der Verfasser lxos, weil dieses Wort ihm synonym ist mit σύριγξ; denn letzteres bedeutet bei den griechischen Aerzten das Geschwür ,,fistula". Vgl. Sext. Emp. zu v. 5 (εἶδος γὰρ ἕλκους ἡ ovolyέ). Vielleicht bezieht sich die Amphibolie zugleich auf Theokr. 11, 15-16, wo ἕλκος πᾶξε in anderem Sinne steht. vos ist Perseus, welcher seinen Grossvater Akrisius tödtete (schol. Apoll. Rhod. 4, 1091); die avogέa ἰσαυδὴς Παπποφόνου ist = das Heer des Persers, des Darius. Heer und Flotte des Darius wurden bei Marathon und Salamis geschlagen durch die Hülfe des Pan, welcher dem Läufer Phidippides in der Hochebene von Tegea erschien (Herodot 6, 105), den Athenern seinen Beistand im Kampfe versprach und bei Marathon, später bei Salamis, den Persern einen,,panischen Schrecken " (Anm. zu 5, 16) einjagte. Vgl. das Epigramm des Simonides (Anth. Plan.232): τὸν τραγόπουν ἐμὲ Πᾶνα, τὸν ̓Αρκάδα, τὸν κατὰ Μήδων, τὸν μετ' Αθηναίων, στήσατο Μιλτιάδης. 10. Τυρίαν τ' ἐρρύσατο, qui servavit Europam, nämlich durch den Sieg über die Perser. Die Jungfrau Europa heisst Tvoía (vgl. z. B. Eur. Phoen. 639), weil von Tyrus aus (nach der gewöhnlichen Sage von Sidon aus) sie durch Zeus entführt wurde._ = 11-12. ᾧ τόδε τυφλοφόρων ἐρατὸν πᾶμα Πάρις θέτο Σι uixídas, cui Paris Simichidas (i. e. Theocritus) hanc suavem rusticorum possessionem (syringa scil.) sacravit. Die Landleute, die Hirten, heissen τυφλοφόροι, weil sie Ranzen tragen (Theokr. Epigr. 2, 4), tvæλn aber ist nach schol. Pal. so viel als noα. Zipixidas Theokrit nach 7, 21. Theokrit heisst aber Πάρις, nach dem schol. Pal. und Pedias. deshalb, weil Paris den Streit über die Schönheit zwischen den drei Göttinnen entschied, ἔκρινε τὰς θεούς. Also war er θεοκρίτης Oεóngitos. Es wäre geschmacklos, wenn Theokrit sich selbst so genannt hätte. Dasselbe gilt, wenn man Paris als Bezeichnung eines schönen Hirten (Eur. Iph. Aul, 180) nimmt. = 13. ψυχάν zu verbinden mit χάροις (ν. 16). βροτοβάμων, o Pan, qui incedis in rupibus vel in montibus. Βροτοβάμων ist so viel als πετροβάτης, das Erstere steht aber, weil Deukalion nach der Fluth die neuen Menschen (Bootoí) aus Steinen, έtool, hervorrief, mithin ist πέτρος = βροτός! 14. οἶστρε στήτας Σαέττας = ὁ οἶστρον ἐμβαλὼν τῇ Λυδῇ γυvaini, der du die Omphale mit Liebesraserei (oloτoos, vergl. Anacr. 31, 28=3, 28. Anacr. 59, 15 p. 1074 Bergk) erfüllt hast. Omphale war Königin in Lydien, also ein lydisches Weib. Statt yvvn braucht der Verfasser das Wort otta (gerade wie Dosiades, Altar v. 1), welches auch Hesychius mit yvvý erklärt, Schmidt zu Hesych. mit Recht auf Iliad 1, 6 bezieht. Dort lesen wir jetzt: έ ov dǹ tà πρώτα διαστήτην ερίσαντε Ατρεί δης τε ἄναξ ἀνδρῶν καὶ δῖος Αχιλλεύς. Allein im Alterthum schrieben einige Erklärer für διαστήτην getrennt διὰ στήτην (Bekker anecd. p. 735, 2) = der Atride und Achilleus stritten wegen des Weibes, der Briseis. Zasttas, Saettae mulieris, sagt endlich der Poet um die lydische Stadt Saettae, Σαΐτται (anderwärts Σέται, s. For biger alte Geogr. II p. 197) zu bezeichnen. 15. κλοποπάτωρ, quem clam pater genuit. Schol. Pal. erklärt es κλεψίγαμε κλεπτόκου πατρὸς Equov (s. Anm. v. .2). - ἀπάτωρ, cuius pater verus ignotus est, entweder wegen des heimlichen Erscheinens des Hermes bei der Pene lope, oder (wie es Pediasimus fasst) ὅτι ἐκ πολλῶν τῶν μνηστήρων γεγένηται ὁ Πάν. 16. lagvaxóyvɩɛ, ungulis praedite, klauenfüssig (wegen der Ziegenbeine, die Pan hat). Klaue heisst znań. Davon sollte Die gebildet werden χηλόπους (wie schol. sagt) oder nλóyvios. Dieses ynlóyvios wird aber gefasst, als käme es von ἡ χηλός, der Kasten, der mit anderem griechischen Worte 1άova heisst (Theokr. 7,84). Statt χηλός - χηλή (!) ist nun λάρναξ genommen und das orakelhafte lagνακόγυιος fertig. 17. ἡδὺ μελίσδοις ist Anspielung auf Theokr. 1, 1-2. - -- 18-20. ἔλλοπι κούρα Καλ λιόπα νηλεύστῳ, dulce canas puellae mutae,,,Vocali" non conspicuae, singe etwas Süsses der Echo vor. Die Nymphe Echo war die Geliebte des Pan (Mosch. 6, 1 eine Stelle, die, im Vorbeigehen gesagt, vielleicht Hor. Od. 1, 33, 5—7 vor Augen hatte Anth. Pal. 6, 79, 6), die deshalb Пavias heisst (Nonn. Dion. 16, 289). Sie verging vor Liebe zu dem Narcissus und ist unsichtbar, νήλευστος. Nur einzelne schöne Laute vermag sie wiederzugeben; darum ist sie καλλιόπα (ὄπα καλὴν лoо❤έoεται, schol.),,,sonus est, qui vivit in illa" (Ovid. Met. 3, 401) oder ,,vocalis Nymphe" (ibid. 3, 357). Natürlich steht Kallióra als Aequivocum mit der Muse gleichen Namens. Endlich heisst die Echo 204 novoα, puella muta, nach der gewöhnlichen Fassung des Wortes lloy (Hesiod. scut. 212 lones ἰχθὺς. Soph. Αi. 1297 ἐλλοῖς ἰχθύoív). Echo iam ante quam mutaretur usum non alium, quam nunc habet, oris habebat, reddere de multis ut verba novissima posset (Ovid. 1. 1. 361). λ THEOKRIT VON FRITZSCHE. 2. Aufl. 18 |