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lichen Länge des neutralen a eine Entschuldigung. Ganz vereinzelt sind auch bei Homer die Fälle, wo vor einer inlautenden Liquida eine Sylbe mit kurzem Vocal in der Arsis verlängert wird, wie μέλανι Ω 79, ἴμεναι Υ 365, ἔμαθον ρ 226, συνεχές Μ 24, 1 74, пāρéжη τ 113. Eine ähnliche Verlängerung erlaubte sich Alcäus fr. 18, 1 in άcuvéτηuι und der Aulode Echimbrotus in uéλea (s. Paus. X 7).

Der Grund dieser ungewöhnlichen Verlängerung bei Homer ist nicht in der rhythmischen Kraft des Ictus allein zu suchen, da es sonst unerklärlich bliebe, dass dieselbe nicht gleich oft vor anderen Wörtern eintritt. Auch die Natur der Liquida, die in allen Sprachen leicht eine Verdoppelung nach einem durch den Ictus ausgezeichneten kurzen Vocale erleidet, reicht zur Erklärung allein nicht aus; vielmehr lässt sich in den meisten, wenn auch keineswegs allen Fällen nachweisen, dass die später mit einem einzigen Consonanten anlautenden Wörter ehedem mit zweien anlauteten, und dass sich in der Positionskraft der Liquida und des d noch eine Nachwirkung jenes Doppelanlautes kund gibt. So zeigen die Etymologie und die verwandten Sprachen, dass ῥήγνυμι ehedem Γρήγνυμι, ῥητός Γρητός, ῥίζα Γρίζα, ῥέζω Γρέζω, ρόος ρόος, λίσσομαι γλίσσομαι, λόφος γλόφος, μοῖρα μοίρα, νιφά cviqác, veupń cveupý, dypóv u. dýv djnpóv u. djýv, déoc dƑéoc gelautet haben. Die Macht der Analogie scheint dann die Verdoppelung oder die geschärfte Aussprache auch anderer flüssiger Buchstaben begünstigt zu haben, vor denen ein Abfall eines Consonanten nicht nachweisbar ist, wie von μéɣac, μáλa, μalakóc. Näheren Aufschluss über diese Punkte bietet Hartel, Homerische Studien.

Schwankende Quantität.

22. In den vorausgehenden Paragraphen haben wir jene Sylben behandelt, deren schwankende Quantität von der zweifelhaften Kraft der Position abhing. Nun gibt es aber auch Sylben, deren unsichere Quantität in der Natur ihres Vocales begründet ist. Diese Art zweifelhafter Sylben findet sich am meisten bei den älteren Dichtern, die noch weniger durch bestimmte Regeln der Theorie (ars) oder die Autorität massgebender Vorbilder (auctoritas) beengt waren, sondern noch das in der Aussprache des Volkes herrschende Schwanken ungehindert für den Versbau verwerthen konnten. Von Bedeutung war ausserdem die Stellung der Sylbe im Vers, indem die hinzutretende oder fehlende Kraft des Ictus das Zünglein nach der einen oder der andern Seite zu wenden pflegte. Auffällig könnte es erscheinen, dass die Unsicherheit der Sylbenquantität ungleich grösser ist bei den lateinischen Komikern als bei den griechischen, wiewohl doch beide in gleicher Weise ein Abbild der Sprache des gewöhnlichen Lebens geben

wollten. Aber jene Ungleichheit erklärt sich einfach daraus, dass Plautus und Terenz im Anfange der römischen Literatur stunden, Aristophanes hingegen eine ausgebildete Kunst vorfand, von der abzuweichen ihm nicht mehr erlaubt war, auch wenn sie mit der Volkssprache nicht in vollem Einklange stund.

23. Im Griechischen setzten sich die Unterschiede von Länge und Kürze bei den Vocalen e und o früh fest und fanden daher auch in der Schrift durch Unterscheidung vom kurzen und langen εηοω einen äusseren Ausdruck. Hingegen war die Quantität der übrigen Vocale, besonders des und u, vielfach schwankender Natur. So galt z. B. den Dichtern für kurz und lang das a in Αρης Αιδος Απόλλων ἀνήρ καλός ἀρῶ ἀτάλλω ἀμᾶν φάρος εκάς und in den Accusativendungen ea cac der Substantiva auf εύς, das : in τίω μηνίω οΐω ἱλάσκομαι ἵλαος πιαίνω πιφαύσκω ἴcac ἴcoc θίασος ἱμάς για οπωρινός ἡμῖν ὑμῖν πρίν κακίων Κρονίων κονία ἀνία καλία λίαν Αἴγινα πέρδικος καρίδος ῥαπίδος und in den Casusendungen ic und tv von ὄρνις βλοσυρώπις μήτιν ἤνιν πόλιν, das u in θύω λύω φύω ὕω ἀλύω ῥύομαι ὕδωρ ιλύς διζυρός πέλεκυν.

Durch zwei verschiedene Schreibungen ist die Doppelzeitigkeit des Vocals verdeckt in γηραιός neben γεραιός, ἀργῆτι neben ἀργέτι, ξύς neben ἠύς, Διόνυσος neben Διώνυσος, βόλεςθε (Od. π 387) neben βούλεσθε, ἀτάρ neben αὐτάρ, ἰαχή neben ἰακχή, ἀπλακεῖν neben ἀμπλακεῖν, Ὀδυσσεύς neben Ὀδυσῆος, Αχιλλεύς neben Ἀχιλῆος, πτόλις neben πόλις, μενεπτόλεμος und Νεοπτόλεμος neben πόλεμος, νώνυμνος neben νώνυμος, δίδυμνος neben δίδυμος, ύπεμνήμυκε (Π. Χ 491) statt ὑπεμήμυκε, πέρωτα statt πτερωτα. Mit gesuchter Kunst haben manchmal die Dichter in demselben Vers die doppelte Quantität des Vocals hervortreten lassen, wie Homer in E 31

Αρες Αρες βροτολοιγέ μιαιφόνε τειχεςιπλῆτα. Vgl. O. Schneider, Callimachea I 153.

Bei einigen der genannten Wörter erleidet die Doppelzeitigkeit der Sylbe eine Einschränkung; so ist das a von καλός, das von icoc bei Homer stets lang, bei den attischen Dichtern stets kurz, so verlängert auch Homer das : von φίλος und διά nur unter dem stärkeren Ictus des ersten Versfusses, und gebraucht das a von qάoc in allen Casus kurz mit Ausnahme des nom. acc. plur. φάεα; s. Spitzner, de versu heroico cap. II.

24. Im Lateinischen hängt in den meisten Fällen die schwankende Quantität mit dem immer wachsenden Einfluss CHRIST, Metrik. 2. Aufl.

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des Hochtons zusammen. Das Lateinische zeigte nämlich gleich bei seinem Eintritt in die Literatur eine grosse Neigung zu den Quantitätsverhältnissen accentuirender Sprachen. Den ersten Schritt hatte es damals bereits gethan, und den Accent durchgängig von den Endsylben zurückgezogen; aber auch den zweiten stund es bereits im Begriffe zu thun und die tieftonig gewordenen Endungen namentlich jambischer Wörter aus langen Sylben zu kurzen zu degradiren. Dieser Neigung der Volkssprache, die ein starkes Schwanken der Quantität der Endvocale zur Folge hatte, entzogen sich nicht die älteren Dichter, am wenigsten die Komiker, welche ja in den Dialogpartien ein Abbild der Umgangssprache zu geben beabsichtigten. Später hat die Kunstübung dem Schwanken einen Einhalt gethan, bis die christlichen Sänger mit ihren accentuirenden Versen wieder in die Bahnen der Volkssprache einlenkten. Doch zeigt auch die Kunstpoesie in einzelnen Erscheinungen, namentlich in der allmählich immer mehr sinkenden Quantität der Endung o der ersten Person des Verbums, deutliche Spuren des steigenden Einfluss des Hochtones. Diesen Punkt ins rechte Licht gestellt zu haben ist das unsterbliche Verdienst Corssen's in seinem Werke, Aussprache Vocalismus und Betonung der lateinischen Sprache.

25. Neben dem Accent waren es die eigenthümlichen Prosodieverhältnisse der lateinischen Sprache, welche eine Verschiebung der Quantität einzelner Sylben herbeiführten. Die lateinische Sprache war nämlich, wie die deutsche, ungleich mehr für den jambisch-trochäischen Rhythmus geschaffen als für den daktylischen. Als nun aber mit Ennius in Folge der Nachahmung der Griechen der daktylische Hexameter und das daktylische Distichon die Hauptversmasse der römischen Poesie wurden, mussten sich die Dichter nothgedrungen mehrere Modificationen des spröden sprachlichen Stoffes erlauben. Schon bei den Griechen war unter dem Einfluss des daktylischen Hexameters die Regel entstanden, dass der Comparativ und Superlativ von Adjectiven mit vorletzter Länge ein kurzes (χρηστότερος χρηστότατος), von Adjectiven mit vorletzter Kürze ein langes o (CTEVÚTEPOC CTEVÚTαTOC) habe. Bei den Lateinern führte die Noth des Verses geradezu zu Abweichungen von der ursprünglichen Quantität. So erlaubte sich Vergil in der Aeneis VI 514

namque ut supremam falsa inter gaudia noctem
egerimus nosti, et nimium meminisse necesse est

das i der Conjunctivendung metri necessitate, wie der alte Commentator Servius sagt, kurz zu gebrauchen, während dasselbe ursprünglich lang war. Vielfach ist dann die einmal gebrauchte Freiheit durch die Kraft der Analogie auch auf Wörter ausgedehnt worden, deren Quantitätsverhältnisse keine Abweichung von der Regel erforderten. So scheint das e der 3. pers. perf. anfänglich nur bei solchen Verbis gekürzt worden zu sein, die anders nicht in den Hexameter zu bringen waren, wie constiterunt contigerunt terruerunt; nachdem aber einmal die Quantität jenes e ins Schwanken gekommen war, gebrauchten die Epiker auch dederunt neben dederunt und machten sich auch die scenischen Dichter jene Doppelzeitigkeit zu Nutzen. Eine treffliche Beleuchtung dieser Verhältnisse gibt Köne, die Sprache der römischen Epiker.

26. Um zum Einzelnen überzugeben, so wurde lang und kurz gebraucht das e der Perfectendung erunt, wie in reddiderunt steterunt potuerunt (s. Corssen, Ausspr. I 611 f.), das i der Genetivendung ius in alterius illius istius utriusque (s. Ritschl, opusc. II 662-708, und Brandt de varia gen. sing. pronom. forma p. 4-28), das mittlere e der Composita calefacere putrefacere patefacere tepefacere u. ä., der Vocal der ersten Sylbe von Diana coturnix cuculus vacillare liquor liquidus subus, die Nominative hic hoc, das auslautende i von mihi tibi sibi ibi ubi (s. A. Spengel, Plautus S. 55 ff., L. Müller, de re metr. p. 334), das is von sanguis pulvis, sowie der 2. Pers. coni. perf. u. fut. ex., wie dederis noris fueris credideris u. a. (s. Neue, Formenlehre d. lat. Spr. II2 509 f.), das o von pro in den Compositis procurare propagare propellere, sowie das auslautende a o e von puta triginta scio nescio cave have superne inferne u. a.

27. Bestimmter unterscheiden sich bei anderen zweifelhaften Sylben die älteren lateinischen Dichter von den jüngeren. So hat das a des Nominativs der 1. Declination und das a der Neutra plur. der 3. Decl. in den saturnischen Versen ausnahmslos und bei den Dichtern griechischer Versmasse ab und zu bis zu Ende des 6. Jahrhunderts seine Länge behauptet (s. Fleckeisen, krit. Misc. 16-23 u. Bücheler, Grundriss d. lat. Decl. p. 9 u. 19), so ist das it der 3. Person des Perfect in den Komödien des Plautus meist noch lang gebraucht (s. Fleckeisen, Jahrb. f. Philol. LXI 70) und haben noch hin und wieder bei den älteren Dichtern die ursprünglich langen Endungen at et it der 1. 2. u. 3. Conjugation, ar des Conjunctivs, es des Nominativs der 3. De

clination, or des Nominativs und der 1. Person ihre Länge unter dem Einfluss des Versictus wieder aufleben lassen; s. Ritschl, proleg. ad Trin. 183 u. Müller, Plaut. Prosodie cap. I. Erst allmählich sank die Länge des o der 1. Person, so dass dasselbe zuerst in jambischen Wortformen, und da schon zu Plautus Zeiten, dann aber seit der augusteischen Zeit auch in andern Verbis mittelzeitig wurde. Ebenso beginnt seit Vergil das o des Nominativs der 3. Decl. ins Schwanken zu kommen, bis dann Seneca Iuvenal und Statius auch das o von vincendo (Sen. Troad. 264) postremo (Iuv. XI 91) vero (Statius Theb. II 187) zu kürzen sich erlaubten; vgl. Müller, de re metr. 336-9, Corssen Ausspr. II2 479-88. Auch an Rücksprüngen hat es nicht gefehlt; so ist das a von frustra bei Plautus kurz (s. Spengel, Plautus 62 f.) bei Lucretius und den Dichtern des augusteischen Zeitalters lang.

28. Speciell die altrömischen Bühnendichter haben eine Reihe von tiefbetonten Sylben kurz gebraucht, wenn sie in der Thesis stunden, insbesondere wenn sie von zweien eine Ictuslänge vertretenden Sylben die zweite Stelle einnahmen.

Zu einer syll. anc. sank auf solche Weise die zweite Sylbe folgender ursprünglich jambischer Wortformen herab:

a) der Verba auf o, wie volo rogo cedo dabo,

b) der Imperative auf a e i, wie puta vide abi,

c) der Indicative und Conjunctive auf as es is an en in, wie rogas vides viden abin,

d) einzelner Verbalformen auf i, wie dedi steti dari pati loqui, und einzelner Ablative auf o, wie modo cito iocon.

Ferner konnte nach einem vom Ictus getroffenen kurzen Monosyllabon ein einsylbiges Pronomen und eine einsylbige Partikel gekürzt werden, wie in sed has tabellas (Plaut. Pers. 195) quid hic nunc agimus (Plaut. Epid. I 2, 54) tíbi a curvo infortunio (Plaut. Pseud. 1143).

Drittens konnten alle jambischen Wörter, deren Vocale bloss durch eine Liquida oder ein v von einander getrennt waren, wie novos boves malos bonos manus domi dolos viros eros fores senex heri velim, zur Bedeutung eines Pyrrichius herabsinken, wie in Ter. Eun. 8

ex graécis bonis latinas fecit nón bonas.

Darüber gingen die scenischen Dichter in Anapästen und im ersten Fuss jambischer Verse noch hinaus, indem sie hier auch die zweite Sylbe von pedes cibo loci als Kürze gebrauchten.

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