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Tonga.

Es liegt in psychologischen Gesetzen begründet, dass der Mensch

auf den Anfang, den er als relativen erkennt, auch als absoluten zurückrechnet, während er dem Ende, über das relative hinaus, mit den Blicken folgen mag, bis diesen entschwindend, und keine fassbare Vorstellung weiter zurücklassend. Deshalb fehlen, bis durch übernatürliche Offenbarung verkündet, eschatologische Lehren, während die Schöpfungsmythen stets in einer oder der andern Form vorhanden sind. Obwohl einem Anfang entsprungen, kennen die Götter kein Ende, hiess es auf Tonga. Der kosmogonische Anfang selbst folgte dem Gange natürlicher Entwickelung, und einer Meereswelt entsprechend, in Aufwerfung des Landes aus dem Urgrund, durch vulcanische Eruptionen, während die Inseln späterer Entdeckungen dann durch Heroen hinzugefischt. werden. Im Uebrigen geht die Ansicht durch, dass die ursprünglichen Naturkräfte, welche in göttlichen Personificationen, die Erscheinungswelt aus sich herausgelassen haben, dieselbe nach einem organisch in sich geschlossenen Entwicklungsprocess wieder an sich zu ziehen und einzusaugen streben, während für den Menschengeist, als (gleich dem vous bei Aristoteles) von Aussen her hinzugekommen, die Aussicht auf einen Ansatzpunkt der Befreiung verbleibt. Wenn nicht innerhalb schützender Höhlen (wie in den Marquesas) mit aus Hawaiki aufgebracht (oder von Bolotu in halbgöttlichen Gestalten zugefügt), werden die Menschen aus dem vom Wundervogel gelegten Ei in Fiji aufgezogen (unter Beibehaltung demiurgischer Hülfen in den Maui oder Tiki), oder wenn (wie in parsischen und scandinavischen Mythen) am Weltenbaum gleichfalls, den körperlichen Dhatu nach, hervorsprossend, so erhielten sie die Seele doch aus Himmelshöhen, wie in Samoa durch Tuli. Aehnliche Combinationen auch in Tonga.

Wie in China identificirt sich der Himmel und der Himmelsgott, und so erscheint Lagi, der, obwohl über Tonga wohnend, dem Götterkreise Bolotu's zugehört. Als er einst zu einer Götterversammlung nach

Bolotu berufen, dorten sich hinbegeben, wurde es seinen Töchtern im leeren Hause zu einsam und neugierig fassten sie die Lust, das MamaVolk, da unten auf der Erde, sich näher anzusehen. Gerade im festlichen Gelage, beim Cavatrinken, waren die Fürstensöhne versammelt, als die erlauchten Göttinnen niederstiegen und durch ihren SchönheitZauber rasch blutigen Streit und Kampf entfacht hatten. Bis nach Bolotu drang das grause Getöse, die Götter in ihrem Versammlungssaale aufschreckend, und rasch eilte Langi zurück, die Störenfriede zu strafen. Doch war es mit der ältesten Tochter bereits vorbei, da die erhitzten Rivalen sie im wilden Umherzerren zerstückelt, der jüngsten dagegen schlug der erzürnte Vater das Haupt ab, und dieses in die See geworfen, ward zur Schildkröte (den Häuptlingen als Speise verboten).

In der Erde, auf dem Untergrunde Mama's, ruht Maui, und wenn er durch sein Einnicken (oder vom Rücken auf die Seite sich wälzend) Erdbeben verursachte, schlug man auf den Boden mit Keulen, ihn zu erwecken. Auch wird ihm, wie anderswo in Polynesien, nicht nur das Auffischen der Inseln zugeschrieben, sondern auch das Verdienst, den Himmel, weil für die vom kriechenden Zustand zum Aufrechtstehen strebenden Menschen zu niedrig hängend, höher emporgeschoben zu haben (freilich ein abgezwungenes Verdienst, da ihm sonst die alte Frau den gewünschten Trunk versagt hätte). Dann heisst es von ihm, dass nachdem Ata erst und Tonga nachher (mit den übrigen Inseln folgend) aufgeangelt, bei seinem Umhergehen durch die Tritte die Thäler eingesunken und die Berge aufgestiegen (wie bei Con's Schöpfungsarbeit in Peru). Als Meeresgott wurde von den Fischern Hea-Moana-Uli-Uli verehrt, der unterseeische Drache (der Bläue), wie der Naga-Drache in indischen Seeen. An Maui's Namen werden, nach den andern Analogien Polynesien's (oder den durch Menabozho, Herakles, Prometheus u. s. w. gelieferten), die Verbesserungen des geselligen Lebens geknüpft, wie zuerst, als die Speisen noch roh gegessen wurden, die Gabe des Feuers durch seinen Sohn Kiji-kiji (Bruder des Maui Atalonga), der dieses dann für späteren Gebrauch der Menschen in Bäume legte.

Neben ursprünglicher Evolutionslehre erscheint Tangaloa als Schöpfergott, und aus dem beim Bau der Welt ausgepressten Schweiss entstand das Meer (s. Forster). Seitdem weilt er dann als Himmelsgott in den übereinander aufsteigenden Terrassen, sonst der Wohnsitz von Lagi (des Himmel's) selbst. Die Tonganer »believe that the earth has a flat surface, ending abruptly, which the sky overarches (s. Martin). Die Einwanderung1) kam vom Jenseits, aus Bolotu.

1) Zur Zeit Takhma-Urupa's gelangten die Menschen aus Qaniratha nach den anderen Kushvar auf dem Rücken des Stieres Çarçaok (im Bundehesh).

Als Gott des allumfassenden Horizontes begleitete Tangaloa die Seefahrer, denen er bereits, als Waldgott (bei den Maori) durch die aus seinen Bäumen (von den seinem Dienst ergebenen Zimmerleuten) gefertigten Canoes nahe stand. So knüpft sich wieder an seinen Namen die erste Entdeckung des neuen Landes, indem auf die Kunde der von ihm im fernen Meere aufgefischten Insel, die Auswanderung aus Bolotu veranlasst wurde, welche die Adelsklassen nach Tonga brachte. Dort hatten sie dann gleichem Schicksal zu verfallen, wie die aus dem Abhassara-Himmel auf die frische Erdkruste herabgestiegenen Geister, die davon geniessend, ihre Körper zu schwer fühlten, um sich wieder im Fluge zu erheben, in Rückkehr zur Heimath. So wurde es auch den an das neue Gestade getriebenen Einwanderern, durch Einen der unter ihnen vom Prophetengeist Ergriffenen verkündet, dass sie, da die göttlichen Dinge (Mea hotua) mit irdischen (Mea mama) vertauscht seien, nach dem Lande des Ursprungs nicht zurückkehren könnten, weil fortan dem Mahamahiki (Verfall oder Tod) unterworfen. Nur wenn im Tode die Seele frei geworden, wird dies wieder möglich, und dann treten die Fürsten Tonga's am Hofstaat Hikuleo's wieder in die ihnen gebührenden Rangklassen ein, so dass im Jenseits diese Otua oder Menschengötter aus Tonga höher stehen als die einheimischen Götterdiener Bolotu's. Hikuleo wurzelt unten, und da die durch Tubo und Vaca - acow - uli (Söhne Tangaloa's) geleitete Auswanderung seinem Reiche Unterthanen entzogen, sucht er dieselben aus Tonga wieder an sich zu ziehen (als Rusor Rückkehr erzwingend), durch Herbeirufung der Fürstengeister, wenn sie aus dem Leben abgeschieden. Im Besonderen hat er es auf die Erstgeburten1) edelsten Geblütes abgesehen, und einst trat ein solches Sterben darunter ein, dass eine Entvölkerung Tonga's zu fürchten und deshalb Hikuleo's Fesselung 2) (s. Farmer) nöthig war, durch Maui in der Erde und Tangaloa im Himmel.

Während Tangaloa 3) mit seinen Söhnen im Langi (Himmel) lebten, als Langi Dua ta (erster), Langi tu oha (zweiter) u. s. w. bis zum neunten (in Tonga), wurde Aa whai kai (Gott der Speise) von dem gewöhnlichen Volk verehrt (da das für sie genügt).

1) Die Erstgeburt ist heilig (als Jahve's Eigenthum) und zu lösen (vom Blutbräutigam).

2) Damit Jupiter das Reich erbe, war Saturn von seinem älteren Bruder Titan gefesselt (nach Ennius). Vinctum esse Saturnum (Amobius). Die Ketten des heiligen Petrus figuriren unter den Reliquien Roms. Der Kobold wird an seinem langen Barte eingeklemmt (bei den Wenden), wie der durch den Tisch wachsende Bart die Helden bis zur Zeit des Kommens zurückhält im Berge (wo wieder ein Zohak angeschmiedet liegen mag). Astavat, Sohn Artasts (König von Armenien), ist in einer Höhle mit Ketten (von Hunden benagt) angeschlossen, an denen er für das Weltende rüttelt (durch Schläge des Schmied's gefestigt).

3) Die Jakuten verehren den Himmel (Tangara) als Gott. Als Sohn des Himmels heisst der Fürst der Hunnen Tangli-kutu (tschhen-jü).

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Hikaleo weilt in einer Höhle Bulotu's, die er nur nach der Länge seines (mit der Erde1) befestigten) Schwanzes verlassen kann, mit seinen Frauen und Kindern schwelgend, und (als mächtig über Alles) die Seelen der Häuptlinge und Matabulu zu sich herzwingend, für seinen Dienst (auch zum Gebrauch als Pfähle der Umzäunung oder Riegel), während das Haus und alle Dinge darin aus den Seelen des Volkes verfertigt sind. Nur bei Entheiligung wurde (auf Tonga) zu Hikuleo (in dessen Tempel man Schätze niederlegt) gebetet, (unter Menschenopfer nach der Bestimmung des Tui Kanakabolo), sowie bei Krankheiten des Tiu-Tonga. Der Toa-Baum, zum Himmel wachsend, möglichte den Etumatuhua genannten Göttern das Herabkommen. Der Akaulea oder redende Baum findet sich neben der Wohnung Ikuleo's, um seine Befehle zu empfangen, und wenn er den Tod eines Menschen fordert, wird ein Canoe gesandt, diesen zu holen. Der (beim Ausgehen seinen Schwanz zurücklassende) Gott Ikuleo gilt dann auch wieder als jüngerer Bruder Maui's.

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Die nach Bolotu abscheidenden Seelen der Fürsten wurden dort aus der an Hikuleo's Pallast sprudelnden Quelle des Vaiola (oder Lebenswassers) zu neuer Lebensfrische erweckt, wogegen Gemeine des gewöhnlichen Volkes beim Tode kein Bewusstsein bewahren, weil eben ohne Seele. Andererseits walteten die Geister der Egi in Bolotu fort, voll solcher Kraft, dass sie zum Begeistern nach Tonga zurückzukehren 2) vermochten, die Priester mit der Götterkraft orakelnder Stimmen füllend, während die Matabule sich nur als Abgeschiedene den näher vertrauten Hinterbliebenen bemerkbar machen konnten. Bolotu durchglühte noch der kriegerische Geist, der die Häuptlinge auf der Erde belebt, und mitunter, wenn Heroen und Götter in Wortstreit gerathen, dann fahren Blitze hervor und grollt der Donner. Den Helden Tonga's sang man oft von kühner Fahrt bis Bolotu, aber einst, als ein Abenteurerzug bis dahin gelangt, da war es im Wettkampf mit den Göttern nicht aufzunehmen, da erlag der Stärkste übermenschlicher Kraft (wie Thor oder Utgar Thor), und als die, geschlagen,

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1) Erichthonius, aus Vulcan's Saamen (im Ringen mit Minerva) entstanden, wird von den Töchtern des Cecrops (halb Mensch, halb Drachen) aufgezogen und besiegt den (erdgeborenen) Amphictyon (Sohn Deucalion's und Pyrrha's). In dem Spruch der Pythia wurden die Spartaner als Οφιοβόροι, die Delphier als Πυρικάοι bezeichnet (s. Plut.). Pyrkon (Prophet Poseidon's) ἀμφίπολος Κλυτοῦ Εννοσιγαίου (bei Musäos). Die Phaeaken (aus den Blutstropfen des Uranos entstanden, bei der Entmannung) zogen (von den Kyklopen bedrängt) nach Scheria (aus Hypereia). Ophion und Eurynome wurden durch Kronos und Rhea vom Gipfel des Olymp in die Okeanos gedrängt (wie Varuna). Perseus tödtet (mit Hülfe der Kyklopen (aus Lykien) seinen Grossvater Akrisios (phrygischen Kronos).

2) Die Bewohner der einzelnen Saivvo verkehren miteinander (bei den Lappen). Die Saivvobewohner konnten auf die Oberwelt zurückkehren und ihre Verwandten besuchen, wie umgekehrt die Lebenden im Saivvo Besuch abstatten durften (s. Passarge), und im Saivvo mochte dann auch mit den Saivvo-olbmak gezecht werden (nach Jessen).

Flüchtenden ihr Canoe zur Abfahrt rüsteten, da schüttelte hinter ihnen her noch ein Gott den Vi-Baum mit solcher Stärke, dass die Aepfel bis nach Tonga fielen. Einst wieder ward auf langer. Seefahrt ein Schiff nach fremder Küste verschlagen, die indess den Anlandenden gar seltsam ausschaute und sich als unheimliches Gespensterland erwies, da sie durch Bäume und Häuser, die sie vor sich sahen, hindurchgingen, ohne sie zu fühlen. Eine entgegenkommende Gestalt kündete ihnen dann, dass sie sich im Geisterreiche fänden, in Bolotu, und unverzüglich heimzukehren hätten. Sie folgten dem Befehl, günstigem Winde rasch fortgetrieben, hatten aber nur die Zeit, von ihrer Irrfahrt zu erzählen, da sie dann dem Leben entschieden, und jene Todesküste wird seitdem von vorsichtigen Schiffern gemieden.

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Dagegen sind mitunter die Götter und Göttinnen Bolotu's nach Tonga gekommen, um in den Tempeln mit den Fürsten und Häuptlingen beim Cavatrinken zu schwelgen. Neben den Atua-faka-Bolotu als den (unsterblichen oder ursprünglichen) Göttern Bolotu's und den Atua, als vergötterte Menschenseelen, fanden sich dort auch die bösen. Atua Banuu, Krankheit und sonstigen Schaden wirkend unter den Menschen (den Otua lele, als guten, gegenüber).

Die Inspiration wird gewünscht, weil die Otua eine klarere Durchsicht für Recht und Unrecht besitzen, indem sie das in dem Verkehr mit den Göttern Bolotu's Aufgenommene in Tonga zur Kenntniss bringen. Wenn sie deshalb nicht freiwillig etwa kommen, sucht man sie, um des Genusses ihrer Vorzüge theilhaft zu werden, gewaltsam zu rufen, durch den Bann der Fahigehe (Faha als Wahnsinnstaumel) in Zauberkunst wenigstens die Laumalie genannten Seelen.. Schienen die Unglücksfälle in der Familie zu beweisen, dass ein Ahnengeist erzürnt sei, wurden am Grabe Gebete (lole) gesprochen, um durch Sühne die Nachkommen zu schützen. Unter den Priestern heilten die Towla-egi-tangata und die Towla-egi-fafine Krankheiten. die durch Faka-mala-ie (Hexerei) veranlasst waren (oder durch Götterzorn) für Männer und Frauen.

Den privilegirten Edlen der Einwanderung gegenüber, galt das eingeborene Volk Tonga's als seelenlos 1), wenigstens nach dem Tode, wenn die Seelen 2) vom Atua gefressen wurden.

1) Duae in nobis animae dicendae (Origenes). In Irenäus' Trichotomie wird das лvεйμа den Guten, die von den Bösen zugetheilt (neben σua). In den zwei πνεύματα unterscheidet Tatian, neben der ψυχή, als höhere: Θεοῦ εἰκὼν καὶ ouoiwois, wie der Buddha bei der Meditation (in kreuzbeinigem Sitz) aus dem Haupte steigend (aus dem die Chinesen auch die Fäden zur Verbindung mit den Gedankenbildern auf den Zeichnungen sichtbarlich ziehen). Der Wehrwolf hat zwei Wirbel auf dem Kopf (in Ostpreussen), als facies cornuta (und sonst mit zwei Seelen), auch auf peruanischen Vasen.

2) Die Seelen der Opatas werden am See durch den Butzu-uri genannten Zwerg. übergeführt zu der Greisin Vateconi hoatziqui, welche sie nach einander verspeist, mit Ausnahme von den im Gesicht Bemalten, als stachelig (s. Pimentel). Beim

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