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Wendungen fehlen, und, was allein von dem Vortrag in dergleichen Noten verlangt werden kann, dass er deutlich, bestimmt und kurz sei, dies erreicht man ja über Gegenstände des Alterthums schreibend in der lateinischen Sprache bei einiger Gewandtheit weit leichter, als in irgend einer neueren. Ich wenigstens würde im lateinischen Ausdruck dieser Anmerkungen mich selbst eher befriedigt haben, als in dem mir hier weniger geläufigen deutschen. Dass ich aber diese Anmerkungen deutsch geschrieben habe, dazu hat mich nicht der Vorgang eines der ersten und besten Männer Deutschlands, unseres Voss, bestimmt, von dessen deutschen Commentaren der meinige in Zweck und Form so verschieden ist, dass nicht die mindeste Vergleichung Statt finden kann, sondern theils eigene Erfahrung, wie weit anziehender, lebendiger und eindringender für Jünglinge nun einmal der Vortrag in der Muttersprache, selbst in akademischen Vorlesungen, ist, als in der lateinischen, theils der Wunsch, dass dies Buch auch von Seiten der Form nicht in die Reihe der gewöhnlichen commentarii perpetui treten, sondern seinen eigenen Weg gehen und besonders bei denen Zugang finden möchte, die, auf Schulen mehr an ein sogenanntes Exponiren, d. h. ein gedankenloses und geisttödtendes Dollmetschen, als an gründliche Interpretation der Alten gewöhnt, einer Vorbereitung und Anreizung bedürfen zum Studium der gelehrten lateinischen Commentare älterer und neuerer Zeit. Uebrigens befürchte ich nicht, von Verständigen die Besorgniss zu hören, dass durch dergleichen in der Muttersprache geschriebene Anmerkungen der Eifer der Jugend für die Latinität, der in unsern Tagen nicht mehr so lebhaft ist und sein kann, als zur Zeit unserer Väter, noch mehr erkalten werde. Was kann den Eifer für ein tieferes Studium der Latinität, wovon doch jene gemeine Fertigkeit im Schreiben

und Sprechen des Lateins, wie sie ehedem wohl jeder Gelehrte besass, ganz verschieden ist, mehr erregen und beleben, als eine genaue und eindringende Erklärung der römischen Autoren, sie werde deutsch oder lateinisch vorgetragen? Was ist dagegen mehr geeignet, allen Sinn für reine und ächte Latinität abzustumpfen, als ein Latein, wie wir es seit der Herausgabe des Heyneschen Virgil in den sogenannten fortlaufenden Commentaren zu finden gewohnt sind? Der Latinität wegen werden auch schwerlich jüngere Freunde der Alterthumsstudien Commentare studiren, sie müssten denn damit umgehen, selbst Commentare zu schreiben, in welchem Falle für sie bereits der älteren und neueren Muster aller Art mehr als genug vorhanden ist. Was mein Latein betrifft, so habe ich nie die Meinung gehegt, dass ich damit sonderlich auf die Bildung angehender Philologen wirken könne. Endlich fanden auch hier die Gründe nicht Statt, die sonst bei philologischen Werken für die Wahl des lateinischen Vortrages sprechen: Bücher, deren Hauptzweck Belehrung und Bildung der jüngeren Welt ist, können ihrem Wesen nach weder auf lange Dauer noch auf Wirksamkeit im Auslande Anspruch machen. Möge sich dieser Commentar deutschen Jünglingen auch durch seine anspruchlose Form empfehlen und so lange Nutzen gewähren, bis diese Arbeit von einer gediegenern und durch ihre Form noch mehr ansprechenden verdrängt wird.

Wenn sich das Neue und Eigene, was hier etwa von meiner Seite zur Erklärung dieser Satiren hinzugekommen ist, unter der Menge bekannter und schon oft gesagter Dinge verliert, so mache ich auch gelehrte Philologen, welche dieses Buch einer Ansicht würdigen, um so mehr auf die Beiträge aufmerksam, die mir mein Freund und Amtsgenosse Unterholzner über manche bisher dunkle oder

falsch gedeutete Punkte aus dem Gerichtswesen der Römer mitgetheilt hat. Dass ich diese meistens vollständig mit seinen eigenen Worten eingeschaltet habe, dafür werden mir auch die gelehrten Juristen Dank wissen, nicht blos die Philologen, deren schwache Seite die Kenntniss des Gerichtlichen im Alterthum von jeher gewesen ist. Oefter hat dieser Forscher, von dem ein neues Licht über diesen Theil der Alterthumskunde zu erwarten ist, auch da vor alten Irrthümern bewahrt, wo er nicht genannt sein wollte. Dankbar muss ich ferner die liebevolle Theilnahme rühmen, mit der mein Freund Manso die Mühe nicht gescheut hat, die Handschrift mit prüfendem Auge zu durchmustern, den Ausdruck hier und da abzuglätten, und die falsche Deutung mehrerer Stellen zu verhüten. Dass ich aber durch diese Arbeit die wohl nicht zum Heil der Wissenschaft in unserm Vaterlande immer wachsende Zahl der philologischen Bücher vermehrt habe, mögen meine Freunde von Savigny und Buttmann verantworten, deren Ermunterung ich Gehör gab, weil ich in ihnen eben so einsichtsvolle als wahrheitliebende Freunde verehre.

1815.

Geschrieben auf der Universität zu Breslau den 4. Mai

Vorrede

zu

der neuesten Bearbeitung.

Bei dem Antrag des ehrenwerthen Herrn Verlegers,

eine neue zeitgemässe Ausgabe der horazischen Satiren von Heindorf anzufertigen, nachdem die vor einem halben Menschenalter erschienene, von meinem verewigten Freund Wüstemann besorgte neue Ausgabe fast vergriffen sei, war natürlich mein erster Gedanke, die noch erforderlichen Zutaten an die Wüstemannischen anzuschliessen. Allein die begonnene Ausführung überzeugte mich von der Unthunlichkeit. Erstens erkannte ich bald, dass ich gegen Wüstemann eben so oft polemisiren müsste, als er gegen Heindorf gethan. Dies hätte dem Commentar ein buntschäckiges widerwärtiges Aussehen gegeben und die Noten zu einem Riesencommentar angeschwellt, gegen den Wunsch des Verlegers und gewiss zum Entsetzen jedes Lesers, sogar des zunftmässigen. Zweitens konnte ich mich mit den Grundsätzen nicht befreunden, die Wüstemann bei seiner Ueberarbeitung befolgt hatte. Heindorfs Arbeit war ursprünglich mehr für ehrenhafte Dilettanten als für Philologen von Fach bestimmt; daher bildete die Erklärung der Gedanken und der antiquarischen Anspielungen seine Hauptaufgabe; und wenn er bisweilen auf

grammatische, selbst orthographische Fragen einging, so begreift jeder, wie nahe einem so gründlichen Sprachphilologen die Verführung zu einer solchen Inconsequenz liegt. Wüstemann dagegen hat fast jede Gelegenheit ergriffen, den Commentar durch grammatische Bemerkungen zu erweitern, bei Gelegenheit des horazischen Latein die speciellsten, oft sehr feine Andeutungen über den lateinischen Sprachgebrauch einzuflechten, bei denen viele Leser nothwendig denken: non nunc erat his locus, und ohne sich dabei einer besonderen Präcision zu befleissigen. Zudem hat er aus Collegienheften von Heinrich und Reisig mitgetheilt, was ihm bedeutend schien und diese Beigaben sogar manchmal selbst widerlegt. Alle Achtung vor diesen beiden Gelehrten! aber viele ihrer nun dort gedruckten Lehren tragen so unverkennbar das Gepräge der Improvisation, dass wahrscheinlich sie selbst durch die Veröffentlichung sich nicht geehrt fühlen würden.

Dazu kam meine Entdeckung, dass Wüstemann nicht selten Heindorfische Noten den eigenen Zusätzen zum Opfer gebracht, d. h. abgekürzt oder ganz hinweggelassen hat, sei es, dass sie ihm veraltet, trivial, unwichtig oder einleuchtend irrig erschienen. Dies Verfahren widersprach meinem bei der Uebernahme der Arbeit bereits feststehenden Vorsatz, vor allem den Heindorfischen Commentar aus Pietät

zum Theil vollständig, mit seinen Wahrheiten und sei

nen Irrthümern wieder zu geben.

Alles dies bestimmte mich, meine Bearbeitung von der Wüstemannischen ganz unabhängig zu halten, meine Zusätze unmittelbar an die Heindorfischen Noten anzulehnen und von den Wüstemannischen Zuthaten nicht mehr aufzunehmen, als von jedem anderen nachheindorfischen Bearbeiter der Satiren. Dass viel Schätzenswerthes nun in dieser neuen Ausgabe fehlt, namentlich Wüstemanns Verweisungen auf andere Hülfsmittel,

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