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Agricolam laudat iuris legumque peritus,
Sub galli cantum consultor ubi ostia pulsat.

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momento, in puncto temporis. Nam cito mori pro beneficio est. Plin. N. H. 7, 52. C. Maecenati triennio supremo nullo horae momento contigit somnus. Vgl. Iustin. 2, 14. aut cita mors. Nicht, wie Bentl. sagt, elegantius und magis Horatianum ist das von ihm aus Codd. aufgenommene erstere aut, sondern dem Sprachgebrauch gemäss, nach welchem, wo zwei nur einigermaassen verschiedene Begriffe verbunden oder getrennt werden, gewöhnlich das doppelte et, neque, vel, aut eintritt. Eins von beiden kömmt hier, das eine tröstlich, das andere erfreulich. Beispiele wie nunc ineundum certamen est aut miserrima servitus subeunda gehören nicht hierher, weil darin das zweite Glied der Disjunction das schlechtere oder unangenehmere enthält; wie hier aber das erstere aut den raschen ethischen Ausbruch der Empfindung ermatten kaun, sehen wir nicht ein, da es den Rhythmus des Verses nicht im Mindesten verändert, keine Silbe hinzufügt, und die lebhafteste Empfindung dies aut-aut verträgt. [Momento cita nach Bland., denn das zweite Glied ist nur ein adnexum des ersten: Tod oder gar Sieg; denn nur einen schnellen Tod stellt der Kaufmann seiner langen Todesangst entgegen. Wären die beiden Glieder con nexa, so müsste der Gegensatz salus heissen statt victoria.] v. 10. Sub galli cantum, um die Zeit, welche gallicinium heisst, auf die Zeit de media nocte folgend. S. Censorin. de Die Nat. 24. Sub aliquod tempus nicht blos gegen, sondern auch um die Zeit, und selbst unmittelbar darauf. S. Drakenb. zu Liv. 2, 55. init. consultor. Cic. pro Muren. 9. gegen den Rechtsgelehrten Sulpicius gewendet, vigilas tu de nocte, ut tuis consultoribus respondeas; ille (L. Lucullus) ut eo, quo intendit, mature cum exercitu perveniat. Te gallorum, illum buccinarum cantus exsuscitat. Vgl. Hor. Ep. 2, 1, 103. In den frühern Zeiten der röm. Republik, so lange die gesammte Rechtskunde, besonders die Kenntniss der Gerichtstage und der von den Patriciern erfundenen und aufs strengste beobachteten Rechtsformeln und Gebräuche vor Gericht ein Geheimniss der Pontifices war, ernannte nach Pomponius (1. 2. §. 6. Dig. de orig. iur. 1. 2.) das Collegium der pontifices jährlich einen aus seiner Mitte, der den Rathsbedürftigen Gehör geben sollte (constituebatur, quis quoquo anno praeesset privatis). Nach unrichtigen Vorstellungen von den röm. Clienten spricht man hier immer von der Belehrung der Clienten in Rechtssachen durch ihre Patronen. Aber auch als Cn. Flavius und Ael. Catus im 5. u. 6. Jahrh. diese Mysterien ans Volk verrathen hatten, blieb bei der immer wachsenden Weitläufigkeit und Schwierigkeit der Rechtskunde die Sitte, dass Männer, die diesem Studium ihr ganzes Leben widmeten, theils vom frühen Morgen an in

Ille, datis vadibus qui rure extractus in urbem est,
Solos felices viventis clamat in urbe.

Cetera de genere hoc, adeo sunt multa, loquacem
Delassare valent Fabium. Ne te morer, audi

v. 11.

ihrem Hause, auf einem solium sitzend, theils auf dem Forum hin- und hergehend den Fragenden (consultoribus) Rechtsbescheide ertheilten (de iure respondere), daher ihr Name consulti, iure oder iuris consulti. Schol. Cruq. quia est aliud ius scriptum, aliud non scriptum. Ille, agricola. datis vadibus. Schol. Acron. und Cruq. sponsoribus; a vadimonio quo promittit se is qui ad iudicium vocatur, certo die affuturum. Vades ideo dicti, quod qui eos dederit, vadendi habet potestatem. Aus den Versen des Ausonius Id. 12. Quis subit in poenam capitali iudicio? Vas. Quid cum lis fuerit nummaria, quis dabitur? Praes, scheint klar hervorzugehen, dass vas der übliche Ausdruck von einem Bürgen in einer causa capitis, praes in einer causa privata war, und diesen Unterschied setzt als ausgemacht Gronov. zu Liv. 3, 13. fest, ohne ihn weiter als durch diese Stelle des Ausonius zu erweisen. Vas ist, wie schon Varro de L. L. 5, 7. lehrt (Vas appellatus qui pro altero vadimonium promittebat), jeder, der für die eine oder die andere Parthei wegen der Stellung vor Gericht Caution leistet. (S. zu 1, 9, 36.) Das subire in poenam in einer causa capitis bei Auson. war überhaupt bei den Römern unerhört; eine Stelle bei Cic. de Off. 3, 10. handelt von etwas Ausländischem, so dass jene Verse hier gar nichts beweisen, die ohnehin in den Technopaegniis blos einer Spielerei wegen gebildet sind. Dass der Ausdruck vas auch in Beziehung auf Criminalprozesse üblich war, wo bei diesen Geldcautionen wegen der Stellung vor Gericht vorkamen, soll übrigens keineswegs geläugnet werden, und ist klar aus Liv. 3, 13. Praes dagegen ist nach Varro und Festus, wer bei einem mit dem Staate geschlossenen Contract Caution leistet, nach Ascon. zu Cic. in Verr. 3, 45. auch ein satisdator für eine vor Gericht streitige Sache, dass sie vor der Entscheidung von dem Besitzenden nicht deteriorirt werde. v. 12. clamat. Schol. Cruq. magno affectu laudat. Schon der Abwechselung wegen gewählt; nicht um den morem rustici zu bezeichnen. v. 13. Cetera de genere hoc. Ein Lucrezischer Anfang des Verses. Lucret. 4, 594. Cetera de genere hoc monstra ac portenta loquuntur. Vgl. 464. 748. 830. 1163. 5, 38, 165. In Prosa hier, Cetera de hoc genere adeo multa sunt, ut. v. 14. Fabium. Schol. Acr. Fuit Fabius (Porph. Fabius Maximus) eques Romanus Narbonensis, qui aliquot libros pertinentes ad Stoicam philosophiam conscripsit. Hic autem Fabius Pompeianas partes secutus est et cum Horatio de disciplinis saepe contendit. Eben so Schol. Porph. und Cruq. Ist irgend ein Grund da, diese historische Notiz zu verwerfen,

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Quo rem deducam. Si quis deus, En ego, dicat,
Iam faciam quod voltis: eris tu, qui modo miles,
Mercator: tu consultus modo rusticus: hinc vos,
Vos hinc mutatis discedite partibus, eia;
Quid statis? nolint. Atqui licet esse beatis.
Quid causae est, merito quin illis Iuppiter ambas
Iratus buccas inflet neque se fore posthac
Tam facilem dicat, votis ut praebeat aurem ?
Praeterea ne sic, ut qui iocularia, ridens

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die ohne Zweifel aus den in den Scholien öfter erwähnten libris de personis Horatianis geflossen ist? Wahrscheinlich hier derselbe Fabius, der Sat. 1, 2. extr. mit dem bittersten Spott genannt wird.

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loquacem,

in seinen moralischen Schriften. v. 15. Quo rem deducam, wohin ich am Ende kommen will. Cic. in Catil. 2, 2. Rem huc deduxi, ut tum palam pugnare possetis, cum hostem aperte videretis. Vgl. id. pro Rosc. Com. 12. Gesners Erklärung, ad quem finem querelarum suarum homines illos μeupuotoovs deducam, geht eben so wenig aus diesen Worten hervor, als die in den Schol. Cruq. ad quam maiorem inconstantiam et insaniam eos deducam. En ego, hier bin ich. Cic. pro Deiot. 6. En crimen, en causa, cur regem fugitivus accuset. v. 16. Iam, xai S, augenblicklich, jetzt gleich. [1, 8, 33.] eris. Schol. esto. v. 17. tu consultus modo rusticus. Schol. Porph. Eleganter affectata ambiguitas. Nam cum praedixerit, a milite mercatoris sortem laudari et a mercatore militis, item a iuris perito rustici et ab hoc illud: ita subiunxit dictionem, ut cuivis liberum sit in omnes personas sensum reducere. modo schliesst sich ja vermöge der Stellung und des Metrums an consultus; auch hatte dieser v. 8. den Landmann glücklich gepriesen, der Landmann den Städter überhaupt. v. 18. eia. Nicht, Ei, was steht ihr? Das ermunternde eia gehört noch zu dem Vorhergehenden. Virg. Aen. 9, 37. date tela, scandite muros, hostis adest, eia! Vgl. Sat. 2, 6, 23. v. 19. nolint. Der Nachsatz zu Si quis deus etc. Liest man nolunt, so fehlt der Nachsatz, und wie nüchtern wäre hier die Bemerkung im Munde des Gottes selbst, nolunt. Atqui licet esse beatis. beatis. Der bekannte auch in der röm. Prosa übliche Gräcismus statt beatos, was ebenfalls sprachmässig wäre. Cic. pro Balbo 12. Civi Romano licet esse Gaditanum. S. Duker. zu Liv. 42, 36. v. 20. ambas buccas infl. Bemerkenswerth bleibt es, dass der hier scherzhafte Ausdruck vom Zorn bei Demosth. de F. Leg. p. 442. Reisk. von der Hoffart gebraucht wird, διὰ τῆς ἀγορᾶς πορεύεται θοιμάτιον καθεὶς ἄχρι τῶν σφυρῶν ἴσα βαίνων Πυθοκλεῖ, τὰς γνάθους φυσῶν. — ν. 23. Praeterea, übrigens,

v.

Percurram: quamquam ridentem dicere verum

Quid vetat? ut pueris olim dant crustula blandi
Doctores, elementa velint ut discere prima:

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die einfache Verbindung, womit fast überall Lucrez, im ersten Buche an eilf Stellen, zu etwas Neuem übergeht. In den folgenden Satiren kömmt jedoch praeterea selten und in anderer Verbindung vor. S. zu

v. 13. iocularia hier mit Baxter und Wieland auf eine Art Possenspiele, die exodia, Intermezzos in den atellanischen Dramen, zu deuten, verbietet selbst die dafür citirte Stelle bei Liv. 7, 2., wo Livius vom Ursprung dieser Spiele sprechend erzählt, die römischen Jünglinge hätten angefangen, die tuscischen Schauspieler nachzuahmen, simul inconditis inter se iocularia fundentes versibus, in welcher Verbindung iocularia, zur Erklärung gebraucht, nothwendig etwas allgemeines, überhaupt Possen, bezeichnet. ut qui iocularia, sc. percurrit oder vielmehr narrat. S. über diese Ellipse Bentl. zu Sat. 1, 8, 32. Dieselbe Ellipse Hom. Iliad. 2, 394. ̓Αργεῖοι δὲ μέγ ̓ ἴαχον, ὡς ὅτε κῦμα ἀκτῇ ἐφ' ὑψηλῇ, ὅτε κινήσει Νότος ἐλθών. Vgl. Pindar. Οl. 6, 3. Schol. Porph. Ordo et sensus: praeterea ne sic iocularia percurram, ut qui ridens iocularia percurrit. [Vielm. liegt der Nachdruck auf per, von Anfang bis zu Ende, wie in perfert Ep. 1, 17, 41. Der Leser soll nicht von diesem komischen Excurs auf den Geist des Ganzen schliessen, als sei eine blosse Posse beabsichtigt. Aus percurram d. h. peragam ist zu iocularia das allgemeinste Transitivum agunt zu entlehnen. ] ridens verbunden mit ut qui iocularia scheint uns frostig; es gehört zu percurram, wenn es gleich dem Sinne nach auch in jenen Worten liegt, wie es das Schol. Acr. nimmt: ne quemadmodum, qui iocularia narrat, ea ridens percurrit, ita ego ridens percurram quod coepi. Die Erscheinung Jupiters und seine ohne Erfolg bleibende Aufforderung war scherzhaft, noch mehr der Ausdruck von ihm, ambas buccas inflet. In den übrigen Satiren hat man jedoch nirgends nöthig, auf den Scherz aufmerksam gemacht zu werden; auch ist in den Lukrezischen Uebergängen v. 13. Cetera de genere hoc, und hier Praeterea ne sic etc. eine den übrigen Satiren fremde Monotonie. olim, manchmal, noτé. Schol. Acr. Nonnunquam, interdum. Plaut. Truc. 1, 1, 45. Nunc lenonum plus est fere quam olim muscarum est, cum caletur maxime. Ovid. Fast. 3, 555. Ut olim Amisso dubiae rege vagantur apes. Vgl. Lambin. zu Epist. 1, 10, 42. In diesem freien Gebrauch von Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft entspricht olim dem gleichbedeutenden quondam. - v. 26. elementa prima, wie hier, vom Anfang im Lesen und Schreiben bei Quintilian. 1, 1, 35. vollst. prima litterarum elementa Quintilian. 1, 1, 23. Scharfsinnig leitete jemand das etymologisch nicht erklärbare Wort elementa aus der

v. 25.

Sed tamen amoto quaeramus seria ludo.
Ille gravem duro terram qui vertit aratro,
Perfidus hic caupo, miles, nautaeque, per omne

Zusammenstellung der Buchstaben 1, m, n her, wie wir sagen das A, B, C. Gewiss bedeutete elementa, wie das griech. otoczɛła (S. Schneid. Lex.), ursprünglich die einzelnen Buchstaben, welche Wörter bilden, erst metaphorisch überhaupt einzelne Bestandtheile. 【 elementum mit älɛua, aléτns verwandt, als Mehlstäubchen.] v. 27. Sed tamen. Wie hier, nehmen diese Partikeln die unterbrochene Rede wieder auf Cic. de nat. deor. 1, 32. Verum hoc quidem, ut voletis; illud quaero, quae fuerit tanta fortuna (nihil enim in rerum natura ratione factum esse vultis) sed tamen quis iste tantus casus? Eben so veruntamen Cic. in Verr. 2, 3, 2. Ueber diesen Gebrauch von sed, verum, autem, ergo, igitur (im Griech. alià und ovr) s. Heusing. zu Cic. de Off. 1, 1, 3. v. 29. Perfidus hic caupo. Ohne die hier von Markland Epist. Crit. ad Fr. Hare, Toup Cur. Nov. in Suid. p. 295 ed. Lips., Schrader lib. Emendat. p. 69 und de Bosch Praefat. ad Carm. Lat. p. 23 versuchten Aenderungen oder Erklärungen dieser Stelle zu erwähnen, welche sämmtlich keiner Widerlegung bedürfen, bemerken wir, dass die im Anfang der Satire als Beispiele aufgeführten Personen alle hier wiederkehren konnten, und, wenn der Dichter nicht mit unzeitiger Mühe lauter neue aufsuchen wollte, wiederkehren mussten mit Ausschluss des Rechtsgelehrten v. 9, der keineswegs seine responsa für einen Lohn ertheilte, um sich Vermögen fürs Alter zu sammeln, auch dies ehrenvolle Geschäft bis ins höchste Alter fortsetzte. Denn ganz verschieden sind ja diese iurisconsulti von den causidicis, und doch liessen sich auch diese erst später unter den Kaisern gegen ein ausdrückliches Gesetz, die lex Cincia, für ihre Vertheidigungsreden bezahlen. Tacit. Ann. 11, 5. Daher wählte Horaz hier, während er die obigen Personen wieder nennt, für den oben genannten Rechtsgelehrten den caupo, hier perfidus, wie Sat. 1, 5, 4. malignus genannt, weil diese Art Leute in Griechenland und Rom wegen Betrugs, Verfälschung der Waaren und Vervortheilung aller Art berüchtigt waren, so dass im Griech. zanŋkɛćev auch verfälschen bedeutet. [Man beachtet den Gegensatz ille und hic nicht genug, gleich als wenn hic ein bloses Flickwort wäre! ille d. h. der schon oben genannte agricola sammt den übrigen obgenannten Ständen, miles, mercator, iurisperitus; und hic d. h. der hier erst genannte caupo, sammt den übrigen oben noch nicht genannten Ständen. So soll der caupo, hier zunächst den ganzen Gewerbstand repräsentiren, und dieser Stand alle übrigen in petto behaltenen Stände, so dass hic und ille zusammen die gesammte

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