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Discincta tunica fugiendum est ac pede nudo,

Ne nummi pereant aut puga aut denique fama.
Deprendi miserum est; Fabio vel iudice vincam.

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haec nicht bedürfen. deprensa steht eben hier statt des nach haec erwarteten haec oder illa. Nach Ulpians Fragmenten Tit. de Dotib. 12. behielt der Mann wegen gröberer Vergehungen, namentlich wegen Ehebruchs der Frau, den sechsten Theil der dos. Wahrscheinlich früher eben so, daher die Stelle bei Valer. Max. 8, 2, 3, wo Marius über einen angeschuldigten Ehebruch Richter ist, nicht von einem Streite über die ganze dos zu verstehen ist. Die lex Iulia, welche die Strafe schärfte, nimmt als öffentliche Strafe der Frau nur die Hälfte der Mitgift und den dritten Theil des Vermögens. v. 132. Discincta tunica. Schol. Cruq. vagyis expressa est adulteri perturbatio: apud antiquos omnes cincti in publicum prodibant. (Vgl. zu v. 25.) v. 133. nummi. Vgl. v. 43. puga bezieht sich auf das v. 44 Gesagte, oder auch auf die grausamen raphani mugilesque Catull. 15 extr. Iuvenal. 10, 317. aut denique. Denique hier wenigstens, wie Caes. de B. G. 2, 33. deditione facta nostros praesidia deducturos aut denique indiligentius servaturos crediderant. Senec. de Benef. 7, 9. in quibus (Sericis vestibus) nihil est quo defendi aut corpus aut denique pudor possit. So tandem f. saltem. Terent. Eun. 5, 8, 25. perfice hoc .. ut haeream in parte aliqua tandem apud Thaidem. Phorm. 4, 4, 20. Ducenda est uxor, ut ais: concedo tibi: Spatium quidem tandem apparandis nuptiis, Vocandi, sacrificandi dabitur paullulum. - v. 134. Fabio vel iud. Schol. Cruq. Satis urbane notat Fabium iurisconsultum aliquando in adulterio deprehensum fuisse. Dass dieser Fabius ein Rechtsgelehrter gewesen, davon wissen die anderen Scholien nichts. Schol. Porph. Satis urbane. Si, inquit, Fabius pro adultero iudicaturus iudex in hanc rem constituatur, qui harum rerum sit ipse sectator, malum esse deprehendi censebit. Aehnlich Schol. Acr. Diese Erwähnung des Fabius ist um so launiger und bittrer, wenn hier wieder der stoische Tugendlehrer Sat. 1, 1, 14 gemeint ist, der solche Erfahrungen gemacht hatte. - Fabio vel umgestellt f. vel Fabio iudice vincam.

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III.

Den ungünstigen Eindruck, den, wie besonders die nächstfolgende Satire lehrt, diese von unserm Dichter erneuete Poesie auf seine Zeitgenossen machte, konnte er nicht besser mildern, und durch nichts die Besorgnisse mehr entfernen, die eine so freie Aeusserung persönlichen Spottes von einem Günstling des mächtigen Mäcen im Publikum erregte, als durch die Mittheilung seiner Grundsätze über die Art, wie man die Unvollkommenheiten anderer beurtheilen müsse, durch diese schöne Darstellung seines freundlichen und milden Gemüths. Hierin finden wir die Veranlassung zu dieser Satire, welche gegen eine allgemeine, damals in Rom nicht mehr als überall und zu allen Zeiten im gesellschaftlichen Verein herrschende Untugend gerichtet ist, gegen die Geneigtheit der Menschen, eigene Fehler zu übersehen oder höchst nachsichtsvoll zu beurtheilen, die Fehler anderer mit dem schärfsten Blick aufzusuchen, ohne dabei überwiegende Tugenden zu beachten, und, statt die Mängel und Schwächen des Freundes zu beschönigen, sogar seine guten Eigenschaften, wofern sie nur irgend einer nachtheiligen Auslegung fähig sind, in Fehler umzudeuten; ein Verfahren, welches andere zu eben so strenger Beurtheilung unser selbst reizt, und allen Geist der Geselligkeit aus dem menschlichen Leben verbannt. V. 76 geht die Betrachtung auf einen sehr nahe liegenden Satz der stoischen Moral über, in welchem diese harte, lieblose Beurtheilung anderer Beschönigung, ja vollkommene Rechtfertigung fand; wogegen Horaz, um Philosophie durch Philosophie zu widerlegen, die entgegengesetzte Ansicht der Epikureer aufstellt; v. 98-112. Jener bestrittene Grundsatz der Stoiker führt ihn zuletzt auf

einen noch mehr paradoxen Satz dieser Schule v. 126., wodurch das Ganze einen lebhaften und lustigen Ausgang gewinnt.

[Wer nicht in jeder horazischen Satire vor allem Tendenz und Spott sucht, wird in der vorliegenden eine gemüthliche Ergiessung über die Pflicht der Toleranz gegen Freunde erkennen. Wie leicht und natürlich die vorangehenden Reflexionen auf den Stoicismus führen, erhellt leicht aus der Zergliederung des Ganzen.

Der liebenswürdige, ältere Tigellius war ein Mensch von der wunderlichsten Inconsequenz; v. 1–19. Wer will ihn wegen dieses Fehlers verdammen? Jeder hat Fehler und sollte darum auch gegen fremde Fehler tolerant sein; v. 20-37. Ja selbst blinde Liebe ist besser als scharfblickende Intoleranz; v. 38-69. Der Freund muss die kleinen Fehler des Freundes mit dessen grösseren Tugenden aufwiegen und zudecken; v. 69—95. Um das zu thun, darf er freilich kein Stoiker sein! Denn der Stoiker erkennt einen Unterschied zwischen kleinen und grossen Fehlern nicht an. Dieses Philosophema passt durchaus nicht für das wirkliche Leben; und sowohl das positive Recht als das Naturrecht stehen ihm entgegen; v. 96-119. (Den Schluss des Ganzen macht nun mehr eine leichte Ironie als ein bitterer Spott). Ein solcher Stoiker würde, wenn er auf den Thron gelangte, alle Vergehen gleichmässig und zwar alle mit gleicher Härte bestrafen. Und warum thut er es nicht, da er sich ja schon König nennt? Er kann darum nicht, weil auch hierin das wirkliche Leben mit seiner Theorie in Widerspruch steht. (Dann gleich als risse ihm die Geduld lässt er die berichtigende Erläuterung des Philosophen unbeachtet und schliesst): Sei du in Gottes Namen ein König in deinem Sinn, streng und ohne Freunde und Lebensgenuss; und lass mich einen gewöhnlichen Menschen bleiben, der auch ferner noch einen Unterschied zwischen kleinen und grossen Fehlern macht, Toleranz übt und anspricht, und mit ihr als Thor und Privatmann ein glücklicherer Mensch ist als du, der Weise und König, ohne sie mit deiner Strenge bist; v. 120-142.

Ob ein äusseres Ereigniss oder Verhältniss und welches dem Horaz einen Anstoss gegeben, gerade dieses Thema zu behandeln, bescheide ich mich zu errathen. Wer behaupten wollte, altrömisch gesinnte Gönner und Freunde hätten ihm seine

Freundschaft mit Männern von der verschiedensten und nicht immer kinderreinsten Gesinnung zum Vorwurf gemacht, ihn wählerischer in seinem Umgang gewünscht, er aber habe diesem altrömischen Rigorismus mit dem Glaubensbekenntniss seiner humanen Toleranz geantwortet, der würde die Wahrscheinlichkeit nicht weniger auf seiner Seite haben als Heindorfs Vermuthung.]

Omnibus hoc vitium est cantoribus, inter amicos
Ut numquam inducant animum cantare rogati,
Iniussi numquam desistant. Sardus habebat
Ille Tigellius hoc. Caesar, qui cogere posset,

Si peteret per amicitiam patris atque suam, non

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V. 1. Omnibus .. Statt eines Anfangs von etwa folgender Art: Wenn ich von dem wunderlichen unbeständigen Leben des Tigellius erzählen wollte, wie er immer nach eigensinniger Laune handelte und sich in Reden und Handlungen nie gleich blieb, so würde mir jemand zurufen: Wie? hast du denn selbst keine Fehler? statt dessen tritt eine Schilderung des Tigellius ein (v. 1—19.), deren Absicht erst durch die überraschende Wendung v. 19. Nunc aliquis etc. klar wird. v. 2. inducant anim. inducere animum und in animum (S. Drakenb. zu Liv. 1, 17), in der Verbindung mit dem Infinitiv, sich wozu entschliessen. v. 3. Sardus. Die Sarder standen bei den Römern in üblem Ruf (Sardi venales, alter altero nequior), und Cic. ad Fam. 7, 24 nennt eben diesen Tigellius hominem pestilentiorem patria sua, auch mag bei Licinius im Schol. Porph. Licinius de Hermogene loquens, Sardi Tigelli putidum caput venit, in Sardi ein Spott liegen; hier schwerlich. Ueberhaupt wird Tigellius hier nicht hart beurtheilt, nur Eigensinn und Wankelmuth an ihm getadelt, und absichtlich jeder grössere Fehler, den er etwa gehabt hatte, verschwiegen, damit der Dichter sagen kann v. 20, er selbst habe vitia haud fortasse minora. v. 4. Ille Tigell. Schol. Cruq. Ille demonstrative, quod de nobili cantore loqueretur, per emphasin. Hier heisst ille ohne Emphase blos jener bekannte, wie 1, 2, 55. Marsaeus amator Originis ille. Ueber diesen Hermogenes Tigellius s. zu 1, 2, 3. Caesar. Caesar Octavianus, der erst a. u. 727. a. C. 27. den Titel Augustus annahm, Dio Cass. 53, 16., daher in den Sermonen, Epoden und dem ersten Buch der Oden, welche Gedichte Horaz vor jenem Jahre geschrieben hat, nur Caesar genannt. S. Bentl. Praef. v. 5. Si peteret. Oft tritt in hypothetischen Sätzen

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Quidquam proficeret: si collibuisset, ab ovo

Usque ad mala citaret Io Bacche, modo summa

statt des plusquamperf. das imperf. ein. Cic. de Off. 3, 19. At dares hanc vim Marco Crasso, ut digitorum percussione heres posset scriptus esse : in foro, mihi crede, saltaret, für dedisses. . saltasset, denu Crassus lebte nicht mehr. S. dort Heusing. Xenoph. Mem. 1, 1, 5. vom verstorbenen Sokrates, δῆλον οὖν, ὅτι οὐκ ἂν προέλεγεν, εἰ μὴ ἐπίστευεν ἀληθεύσειν (f. προέλεξε — ἐπίστευσεν). Aber hier ist nicht der Sinn : wenn Caesar ihn gebeten hätte, so hätte er nichts ausgerichtet; es wird etwas wirklich und öfter Geschehenes erzählt. Cäsar, der ihn hätte zwingen können, richtete, wenn er es bei Bitten bewenden liess, nie etwas aus. Also hier Si peteret. . proficeret für Si petebat.. proficiebat, wie überhaupt die Zeitwörter si, quum, quando etc., wo sie etwas öfter Wiederholtes in der Vergangenheit bezeichnen, im Lat. gewöhnlich mit dem Conjunctiv verbunden werden, wie im Griech. mit dem Optativ. Griechisch hier, öte avtòr αἰτοίη, οὐδὲν ἂν ἔπραττε. patris, seines Grossoheims C. Jul. Caesar, der ihn adoptirt hatte. v. 6. si collibuisset (von einem nicht üblichen praes. collibescit) s. v. als liberet. Auch collibet findet man im praes. nicht. ab ovo. Schol. Acr. Ab initio coenae usque ad finem. Ovum enim initium coenae erat, quippe quod in gustu (gustatione, dem leichten appetitreizenden Voressen) statim a balneis offerebatur; mala vero in secundis mensis erant. S. Lips. Ant. Lectt. 3, 1. v. 7. Io Bacche. Die Anfangsworte eines damals bekannten Liedes, hier wie ein von citaret abhängiger Accusativ anzusehen. S. Bentl. Den Endvocal in Bacche verlängert hier die Cäsur, wiewohl, was Turneb. Advers. 13, 1. vermuthete, Io Bacchae auch in Codd. gelesen wird. [Für Bacche vermuthet Lachmann Bacchae, Horkel Bacche et, Hirschfelder Baccheu, nach & Baxxeυ in Soph. Ant. 1122.] Citaret lasen hier die Scholiasten. Schol. Cruq. citaret, clamitaret aut recitaret aliqua carmina in laudem Bacchi; vel citaret i. e. clara voce invocaret Bacchum his verbis, Io Bacche. Nam citari dicuntur, qui clara voce vocantur; hinc praecones citare dicuntur. Schol. Porph. citaret, recitaret, unde praecones citare (dici) solent, qui clarius voce dicunt. Schol. Acr. citaret i. e. clamitaret. Auch die Codd. insgesammt bestätigen dies Wort, und, wie wir meinen, selbst der von Bentley hier vermisste Sprachgebrauch. Wie ciere, eigentl. in Bewegung setzen, oft von Anregung lauter Töne vorkömmt (ciere gemitus, fletus, mugitus, selbst ciere verba), dann für vocare, nominare gebraucht wird, warum nicht eben so citare? Völlig wie hier, bei Cic. de Orat. 1, 59. Hoc (das unablässige kunstmässige Ueben der Stimme) nos si facere velimus, ante condemnentur ii, quorum causas receperimus, quam toties,

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