hervorbringt, zu verstehen. Es ist ein den theologen entlehnter terminus, die den gesetzmässigen verlauf der naturereignisse als eine unmittelbare wirkung gewohnheitsmässigen göttlichen handelns bezeichnen. Die philosophen lassen (nach Plotin) gott nur durch vermittlung der causae secundae auf die welt wirken. Der „spiegel" ist die aufnehmende, passive erkenntniskraft des prophetischen geistes, in die die inhalte (die erkenntnisse) der geisterwelt eingezeichnet werden sollen. Unter dem „rost" des metallspiegels ist seine trübung durch die niederen begierden und triebe und seine ablenkung zur sinnlichen welt zu verstehen. Die „,wohlbewahrte tafel" ist die welt der universellen erkenntnisinhalte (alkullīja no. 11), also der rein geistigen ideen, die die geschicke der niederen welt enthalten und zur ausführung bringen. In diese tafel sind durch den „schicksalsgriffel“ d. h. den nus, den göttlichen befehl, die geschicke für alle zukunft eingetragen und prädestiniert. Erfasst also den prophetengeist das, was auf dieser tafel, der schicksalstafel steht, dann kann er die zukunft mit sicherheit voraussagen. Dem verstande der nichtpropheten, der gewöhnlichen sterblichen ist dieser kontakt mit der höheren welt des logos durchaus versagt. Der prophetengeist steht ferner in beziehung mit denjenigen der höchsten engel, die direkt von gott befehle empfangen, um sie der niederen welt, den tiefer stehenden engeln und den menschen zu überbringen. Auf diese weise tritt der prophet mit der innergöttlichen welt in verbindung - den engeln fast gleichstehend. Dieses zeigt sich auch daran, dass der prophet wie ein gleichstehender den umgang mit engeln pflegen kann, während die menschen nur im traume, der vielfach eine form der übernatürlichen erkenntnis, der offenbarung ist, mit ihnen in kontakt treten. Aus diesem grunde bedarf er keiner natürlichen mittel, z. b. des unterrichtes, um erkenntnisse zu erwerben. Das verhältnis zwischen glauben und wissen ist dadurch ganz unzweideutig bestimmt. Der prophet ist im besitze einer wesentlich höheren ordnung der erkenntnis. Es wäre ein knabenhaftes unterfangen des philosophen, mit seinem rein natürlichen wissen den propheten korrigieren zu wollen. Die weltliche wissenschaft kann durch annahme der offenbarung nur gewinnen, da sie dadurch in den besitz von wahrheiten gelangt die direkt aus der welt des Logos stammen also untrüglich das wesen der dinge wiedergeben. Bedient sich der prophet aber bildlicher ausdrücke, so darf der philosoph dieselben geistig interpretieren. Er muss sich aber immer bewusst bleiben, dass er es mit aussprüchen einer übernatürlichen weisheit zu tun hat. AVICENNA 1037 † Farabi hat durch seine lehren über den propheten im allgemeinen die linien gezeichnet, die die philosophische spekulation im islam seitdem im grossen und ganzen eingehalten hat. Sie bedeuten durchaus das gegenteil von dem, was wir heute als freigeisterei bezeichnen. Der offenbarungsstandpunkt ist nicht nur nicht geleugnet, sondern sogar als unentbehrliches glied des kosmos aufgefasst. Der prophet gehört zum integrierenden bestande des weltalls. Bei griechischphilosophischen spekulationen hätte die gefahr naheliegen können, den propheten als den idealmenschen zu schildern, als die höchste, im bereiche des natürlichen liegende vollendung der menschlichen natur. Diese naturalisierung und rationalisierung der religion und der offenbarung wird nun bei unseren philosophen a limine abgewiesen. Der durchaus übernatürliche charakter der offenbarung wird auf das peinlichste und genaueste gewahrt, wie folgender text Avicennas (Horten: Die Metaphysik Avicennas s. 651, 18 ff. Original, lithographie Teheran s. 640 mitte) zeigt. Nachdem das natürliche ideal des vollkommensten menschen, der im denken und handeln den höchsten, natürlich erreichbaren grad erlangt hat, entworfen ist, heisst es: ,,Der vollkommenste dieser idealmenschen (der philosophen im sinne Platos) ist derjenige, der für die rangstufe der prophetie disponiert ist. Er (der prophet) besitzt in seinen seelischen kräften drei ihm in eigentümlicher weise zukommende eigenschaften: erstens er hört das wort gottes; zweitens: er sieht die engel gottes, und drittens: diese verwandeln 1 sich manchmal in eine bestimmte gestalt, die er sieht. Der mit einer offenbarung begnadigte stellt sich, wie wir gezeigt haben die engel in bildern vor. Dabei ertönt in seinem gehöre eine stimme, die er vernimmt und 1) taḥauwalat. Andere lesart: tahaijalat: sie stellen sich in phantasiebildern dar. die von gott und den engeln herkommt. Diese hört er also, ohne dass dieselbe ein wirkliches wort sei, das von menschen ausgesprochen wird oder von (anderen) irdischen lebewesen stammt." - Erklärung: Zu beachten ist vor allem, dass der im bereiche des natürlichen vollkommenste mensch nicht etwa der prophet selbst ist dann wäre die prophetie nur graduell von dem menschlichen, d. h. der stufe der gewöhnlichen menschen verschieden sondern nur disponiert (mustaidd) für die aufnahme einer form höherer ordnung, des übernatürlichen charakters des propheten, der sich also wesentlich von der stufe des menschen, auch des vollkommensten philosophen, unterscheidet. Dieser verhält sich wie eine disponierte materie zum prophetentume, zur prophetischen kraft, die eine form höherer ordnung als das natürliche bedeutet. Der terminus ,,in eigentümlicher weise" erinnert an den gleichen bei Farabi und bedeutet, dass dem propheten die folgenden bestimmungen mit ausschluss aller gewöhnlichen menschen zukommen, sodass er durch dieselben aus dem bereiche des natürlichen in den des übernatürlichen gehoben wird. Avicenna ist sogar peinlichst bemüht, alle natürliche vermittelung der offenbarung auszuschliessen: Das wort, das der prophet in der vision vernimmt, ist kein irdisches wort. Es gehört einer höheren welt an und setzt den propheten mit gott in verbindung. Nach diesem kurzen texte ist es schon ausgemacht, dass der philosoph sich in seinen spekulationen nach der höheren weisheit des propheten zu richten hat. Diese scheinbare „gebundenheit" kann keine ,,fessel" für ihn sein. Sie vermittelt ihm ja doch höhere wahrheiten, die untrüglich sind und direkt aus gott stammen. Diese gebundenheit" ist für ihn also nur eine scheinbare. Im grunde ist sie ein geführt werden zur wahrheit und daher zur geistesfreiheit und ein bewahren vor dem irrtume. Nachdem Avicenna im kap. II der abhandlung X seiner metaphysik die notwendigkeit eines propheten für die menschen nachgewiesen hat, erwähnt er zu beginn des kap. III nochmals die person und natur des propheten mit den worten: ,,Diese person, die den propheten darstellt, ist eine solche, deren existenz sich nicht in jeder zeit wiederholt; denn die materie, die eine solche vollendung (entelechie, wie sie die wesensform des propheten dar stellt) in sich aufzunehmen geeignet ist (oder: aufnimmt), findet sich nur in wenigen mischungen der menschlichen natur. Daher war es unumgänglich notwendig, dass der prophet in eingreifender und grosszügiger weise anordnungen traf, damit seine satzungen (auf gebräuchen des propheten basierend) und gesetzesvorschriften betreffs der wohlfahrt der menschen dauernd erhalten blieben usw." Erklärung: Je nach der verschiedenen disposition der materie ist die in sie aufgenommene wesensform eine wesentlich verschiedene. Ist die materie in der geringsten weise für eine seelische form disponiert, so emaniert aus der himmlischen welt die niedrigste art der seelenform, die vegetative; ist sie in besserer weise disponiert, dann die nächsthöhere stufe der seelenform, die animalische (sensitive); wenn in noch mehr gesteigerter weise, dann die nächsthöhere form der seele, die menschenseele. Steigert sich die vollkommenheit der disposition noch um einen grad, dann emaniert aus der himmlischen welt eine prophetenseele. Sie verhält sich also zur menschlichen seele wie diese zur animalischen d. h. bildet eine höhere stufe, die wesentlich verschieden ist. Wie die anima sensitiva niemals durch natürliche vervollkommnung zur anima rationalis werden kann, so diese letztere niemals zur prophetenseele. Die höchste vollendung der menschenseele wird als intellectus adquisitus bezeichnet. Wäre die prophetenseele die auf natürlichem wege vollendetste form der menschenseele, dann müsste sie in die klasse dieses erworbenen intellektes fallen. Dies wird aber von Avicenna auch dadurch als unmöglich bezeichnet, dass er die prophetenseele als eine höhere ordnung des intellektes darstellt, die auf den intellectus adquisitus durch verleihung einer besonderen form (also mit wesentlicher verschiedenheit) folgt. GAZALI IIII † Als anhang zu Avicenna möge Gazali folgen, zumal er seine ansichten mit denen jenes philosophen nahezu identifiziert. Die prophetie ist eine übernatürliche gabe. Wird ein mensch mit derselben ausgezeichnet, so werden dadurch auch seine rein natürlichen kräfte veredelt und zwar in folgender weise (Gazali: Widerlegung der Philosophen; Kairo 1903 s. 64. 22): „Erstens: Der prophet besitzt eine besondere (das natürliche mass übersteigende) eigentümlichkeit in seiner kombinierenden phantasie. Wenn diese, so lehren die philosophen, die oberherrschaft gewinnt und und erstarkt und von den sinnen nicht in anspruch genommen und abgelenkt wird, erschaut sie die wohlbewahrte schicksalstafel und empfängt die wesensformen der partikulären dinge der zukunft in sich eingeprägt. Den propheten überkommt dieses (übernatürliche schauen) im wachen zustande, die übrigen menschen im schlafe. (Der traum ist nach diesen vorstellungen kein natürlicher vorgang, sondern eine erscheinung, eine offenbarung. Mit natürlichen kräften ist es unmöglich, die verborgenen schicksalstafeln sehen. Es liegt hier also eine von der natürlichen erkenntnis wesentlich, nicht nur graduell verschiedene vor, eine solche übernatürlicher ordnung.) Dieses ist diejenige eigentümlichkeit der prophetie, die ihr in der kombinierenden phantasie zu eigen ist." zu ,,Zweitens ist eine eigentümliche begabung in der spekulativen geisteskraft zu erwähnen. Sie ist innerlich verwandt mit der kraft des scharfsinnes, der darin besteht, dass der geist mit schnelligkeit von dem bekannten zum unbekannten übergeht. Mancher schlaue erfasst aus sich sofort den beweis, wenn man ihm das indizium zeigt und umgekehrt, kurz: wenn ihm der terminus medius einleuchtet, erschaut er sofort die schlussfolgerung, und wenn in seinem geiste die definition der folgerung präsent ist, erkennt er sofort den terminus medius, der zwischen den beiden termini der folgerung (subjekt und prädikat) vermittelt und sie vereinigt. In dieser begabung zerfallen die menschen in verschiedene gruppen. Die einen erschauen die erkenntnisinhalte aus sich, die andern bei der geringsten hinwendung der aufmerksamkeit, die dritten nur nach mühevoller anstrengung. Wenn das extrem des mangels an dieser begabung so weit reicht, dass der betreffende keine spur von ,,scharfsinn" mehr besitzt, so dass er trotz seiner anstrengung nicht mehr dazu disponiert ist, die begriffe zu erfassen, kann auch das andere extrem, das der kraft und der zunahme (des zuviel, die aufsteigende kurve) so weit gesteigert werden, dass der betreffende alle oder die meisten begriffe (geistigen objekte) und zwar in der schnellsten und kürzesten zeit erfasst. Diese funktion ist nach quantität — in allen oder nur einigen problemen — und qualität verschieden, so dass sich verschiedene intensitätsgrade in der schnelligkeit heraus |