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doch mufs unfere zu feierliche Vorftellung von Gottheit und Orakel entfernt werden, denn Götterbefcheid, refponfum, hiefs fchon im gemeinen Leben jede Anzeige der Zukunft, dergleichen es täglich gab. Jener Antwort leiht Tityrus auch die Form eines Orakelfpruchs. Ihr Bursche,

Oberhirt und Gehülfen. Auch in unferen Heeren und Schiffen ift fchmeichelnd, felbft für grauhaarige, der Zuruf: Burfche, oder Jungen! Weidet die Heerde, und erzieht junge Farren zum Anwachs; feid unbesorgt für jezt und künftig. Submittere, zur Zucht aufwachsen laffen Lb. III, 73, 159. Niemals wird fubmittere mares für admittere gebraucht; auch bei Nemcfian cyneg. 114 ist marem fubmittere, das felbige, was bei Varro II, 3 mares ad admissuram fubmitti folent.

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50.

Da Meliböus vernimt, dafs Cäfar Octavianus felbft das maronifche Grundftück fichere, verfchwindet fein Unglauben; und beide, der Auswandernde uud der Bleibende, vereinigen fich in die Empfindung, welche der Hauptzweck des Gedichtes ift: Cäfar kann helfen, und wirds! Wie grofs auch die neue Gefahr für Mantua fei, er wird bei dem allgemeinen Vertraun fo wenig wortlos fein können, dafs vielmehr Ausbreitung des Schuzes auf die unglücklichen Nachbarn zu erwarten ift. - O glück. feliger, fo behältst du denn wirklich deine Gefilde? d. i. fo behält dein Herr die feinigen. Klein find fie, und mager; áber du bist, d. i. ihr genügsamen seid, zufrieden! Virgil verringert abfichtlich, und glaublicher durch einen Fremden, der als Nachbar es kennt, fein kleines Grundftück: um durch die genügfame Armut, die ja dem habfüchtigen Sol

daten

daten fo gar wenig entzieht, den Wohlthäter zu rühren. Seine Äcker neigten fich von den waldigen Felfenhügeln, wo Tityrus jezt weidete, zu den fumpfigen Wiefen des Mincius, der hier einen See machte IX, 7. Das obere Land wird mit Übertreibung als nackter Fels vorgestellt; das untere als binfiger, mit dem dürftigften, kaum zur Weide tauglichen Gewächfe bedeckter Sumpf. Gleichwohl war fo wohl unten, als oben auf den quelligen Hugeln v. 51 - 55, fo reichliche Weide für Vieh und Bienen, wie in der ganzen Lb. II, 200 gepriesenen Gegend umher; und dazwischen ein Kornfeld mit weintragenden Ulmpflanzungen v. 56. Sei dein kleines Gefilde auch noch fo armfelig; du brauchft doch nicht, wie dein unglücklicher Freund, mit der Heerde in ferne Gegenden zu flüchten, wo veränderte Weide den fchwachen Müttern, vor und nach der Geburt (wie diefer Ziege, die ich führe), leicht schadet, wo man unter den hin und her ziehenden Heerden fogar anfteckende treffen kann. Ungewohnt, als Mittelwort von dem alten gewohnen, hat das un mittelzeitig, als Beiwort aber lang: fo kann ungelehrt für ungelehret ein Anapäst v v werden, das Beiwort ungelehrt für unkundig ist immer ein Kretikus. Gravis, fchwer, träge, matt Lb. III, 96. Foeta, Zeugerin, heifst die Mutter von der Empfängnis bis nach der Geburt; wie foetura, jener ganze Zuftand, Varr. II, 1. Col. VII, 3. Durch den Zufammenhang wird bald die Zeit vor der Geburt bestimmt, z. B. wenn nach Columella VII, 6 die Kälte der Ziege, zumal foetae, der trächtigen, durch Verderbung der Frucht schadet; und VIII, II von befruchteten Pfauhennen: bald die Zeit nach der Geburt, wie bei Plinius VIII, 19 leaena faeta, die Löwenmutter, für die Jungen kämpft, und bei Columella VII, 3 gravidae et foetae, trächtige und entbundene,

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fich entgegenstehn. foeta die ganze Hervorbringung der Frucht, oder Mutterfchaft; fo Arnobius II p. 93 von Jupiters Kebsweibern, factae funt Jovis compreffionibus foetae, Zeugerinnen, Müt ter. Der Stamm ift das alte feo, aus uw, ich bringe hervor, trage; woher auch das Intranfitiv fio und fuo, imgleichen fero durch eingefchaltetes r; wie das gleichbedeutende geo in gero, geno (gigeno, gigno) und genero über. ging. Deswegen leitet mit Recht Ovid. fafl. IV, 631 forda bos, eine trächtige Kuh, von fero ab, und fagt, auch foetus komme daher. Dafs die älteften Römer fetus, fenum (Wuchs, Heu), fenus (Anwachs, Wucher) schrieben, ift gewils; die folgenden verwandelten das e den lezten in ae Varr. VI, p. 80, jenem erften in oe: fo wie aus dem alten fidus, Bund, foedus ward. Von der gemeinschaftlichen Wurzel jenes feo und geo, aus welcher die ganze griechi. fche, altlateinische und deutsche Sprache erwachsen ift, hof. fen wir anderswo zu reden.

Ohne dergleichen Bestimmung umfafst

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51 - 58. Du glücklicher weideft hier auf der heimifchen Flur, und ruhft im Schatten an den hinabschlängelnden Bächen, und an ihren Bergquellen: im Frühlinge dort auf der Wiefe, unter den Weiden der Feldgrenze; im Sommer und Herbst hier auf der felfigen Höhe, an deren Fulse weintragende Ulmen ftehn. Jezt war es Herbst v.72. Vertrauliche Bäche, die du fo lange und fo oft mit deiner Heerde befucht haft, wo jeder fchattige Baum und Busch, jeder raufchende Fall, dir bekannt ift. Flumen, Bach V, 84. Lb. IV, 54. Wie konnte man an den Mincius denken, der bei Virgils Äckern ein See ift, oder gar an den entfernten Padus? Heilige Quellen hiefsen alle von selbst entspringenden, manales: man umpflanzte fie mit Bäumen,

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und fchüttete ihren Gottheiten zur Ehre Blumen, Wein, Oel, Kuchen, kleine Münze, und Opferblut in die Quelle. Hinc v. 53 im Gegenfaz von hinc v. 56, dort unten, hier oben. Die Feldgrenzen, limites, wurden mit wilden, bes fonders rebentragenden Bäumen bepflanzt IX, 9. Lb. II, 389, Virgils Wiele, wo im Frühlinge geweidet ward III, 55. 111. VII, II, fonderte fich von der benachbarten durch einen lebendigen Zaun von Weiden, die fo lange fie blühten, beftändig von Bienen fumften.

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Nach der alten Naturlehre

fammeln die Bienen von der Frühlingsgleiche Baumthränen zu Bienenharz, und Blütenfaft zu Wachs Lb. IV, 53, auch aus Weiden Lb. IV, 38. 182. Aus den fchuppigen Käzlein der Weiden beiderlei Gefchlechts drängt fich bei uns im April die Blüte, wovon die männliche eine Nektardrüse enthält, und die weibliche wolligen Samen in einer Kapfel trägt. Hybläifche, die fo würzigen Honig tragen, wie in den Thymianfeldern der ficilifchen Stadt Hybla VII, 37. Virgils Hirten treiben zugleich Gärtnerei, Bienenzucht, Wein- und Ackerbau, und Jagd. Stets, während der Blüte; wie III, 62 und VII, 50 vom winterlichen Kienfeuer; oder wenn wir fagen: die Vögel nafchen mir immer die Kirfchen, Salictum, eigentlich ein Weidicht, ein mit Weiden bepflanztes Feld; hier die Weiden des Zauns, Hinc tibi gehört zu fuadebit; und quae fepes depafta fteht poetifch für fepes, quae depafia eft oder depafcitur: fo VIII, 24 qui passus; Lb. IV, 89 qui vifus; fiehe D. Muf. 1786. B. 2. p. 36. Oberhalb unter den waldigen Felfenhöhn, wo das Gespräch ift, waren Virgils Kornfelder, mit gereiheten Weinulmen durchkreuzt: deren Abftand im dieffeitigen Gallien, wenn Korn dazwifchen gefäet ward von Norden nach Süden vier. zig Fuls, und an den Seiten zwanzig enthielt, auf unbe

fäetem Boden aber nach allen Seiten nur zwanzig Fuls

Lb. II, 275. Vom längsten Tage bis in den Auguft wurden den gepaarten Bäumen, damit fie ihre Reben nicht verdumpften, von den stufenweis ausgeftreckten Zweigen die jungen Laubfproffen, am besten Morgens und Abends, ja nicht in den Mittagsfiunden (Plin. XVIII, 76), abgeschoren, und zur Futterung theils frisch gebraucht, theils für den Winter getrocknet: frondatio Lb. II, 400. 446. Plinius fagt, wann der Landmann das Ulmlaub zum Futter abschneide, und die Rebe lüfte; fo erkenne er den längsten Tag, fowohl an den gewandten Blättern, die nach der Sonnenwende fich fenken, als an dem Girren der brütenden Holztauben. Beide, die grofse Holz oder Ringeltaube III, 69 und die Turteltaube, find Zugvögel der Ernte, und brüten zweimal, im Frühling und gegen den längften Tag; die Jungen wurden gefangen und gemäftet; auch in Taubenhäufern gezähmt brütete die Holztaube. Liebling, des Girrens wegen, deffen liebliches Getön auch bei Lon

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gus gelobt wird. Haec palumbis, gemeiner hic v. 15. Die Turteltaube, wozu die Lachtaube gehört, bleibt in Italien nur drei Monate, und liebt, wie Origenes fagt, die Höhn der Berge, und die Wipfel der Bäume. Zwar ward in Virgils Heimat die Weinulme wohl nur funfzehn bis zwanzig Fufs hoch gezogen; aber was hindert uns, am Fusse des Felfenbergs, wo das Kornland aufhörte, höhere Weinulmen zu denken? Auch Theokrit VII, 141 hörte die gir rende Turteltaube am Erntefeft, da alles vom Sommer und reifenden Herbft duftete. Indefs dort der fingende Laubfcherer die Ulmen lichtet, läfst fich hier auf der hohen Ulme weder die Holztaube noch die Turtel im Girren ftören.

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