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und betheuerte, daß ers von dem Marmor herunter geschlagen hätte, „von welchem der Pallast erbauet worden."

Was ist das anders, als das Mährchen des Hierokles von dem Scholastiker, welcher sein Haus verkaufen wollen? Exorasınos óınıav πωλων, λιθον ἀπ ̓ αυτης εις δειγμα περιεφερε.

Ich habe oben die Lessingische Fabel von den Furien angeführt. Um keine andere abfchreiben zu dürfen, erlauben Sie mir, Ihnen an dieser zu zeigen, wie glücklich Axel parodiret, wann er seinen Gegner von der Seite der Moral verdächtig machen will. Erst frage ich Sie: was hat L. wohl mit seinen Furien haben wollen? Was anders, als daß es eine Art von wilden Spröden giebt, die nichts weniger als liebenswürdige Muster der weiblichen Zucht genennt zu werden verdienen? So offenbar dieses ist, so wenig will es ihm doch Axel zugestehen, sondern glaubt diese Moral erst durch nachstehende Fortsetzung hinein zu legen.

Unempfindlichkeit ist nicht strenge Bucht.

„Hast du die drey strengen, züchtigen Mädchen noch nicht gefunden, Iris, die ich dir befahl zu suchen, damit ich der Venus Hohn sprechen „könnte? Also fragte Juno die Bothschafterin des Himmels. Ich fand „sie, antwortete Iris, aber sie waren schon vergeben; Merkurius hatte sie zum Pluto geführt, der sie für Furien brauchen will. Für Furien, „diese Tugendhaften? sprach Juno. D, versette Iris, vollkommen strenge; alle dreye hatten den geringsten Funken in ihren Herzen ersticket, „alle dreye haben niemals einer Mannsperson gelächelt. Die Göttin machte grosse Augen und versezte: du hast mir diesmal einen schlechten Begrif von deinem Verstande gemacht, und deine Moral ist mir „verdächtig, indem du Tugend, Keuschheit und Zucht mit Menschenhaß „und Unempfindlichkeit vermischest. Gellert soll mir die suchen, die ich verlange.

Der seltsame Axel! Also muß man dem Leser nichts zu denken lassen? und das Compliment, das Gellert hier bekömmt! Er, den die Schweißer ehedem, wie Lessingen, mit Stoppen in eine Classe fetten!

So sehr unterdessen Herr L. von Axeln gemißhandelt worden, so weiß ich doch nicht, ob es ihn eben sehr verdriessen darf, seine Fabeln so geflissentlich parodiret zu sehen. Er mag sich erinnern, was der Abt Sallier zu dem ersten Requisito einer Parodie macht. Le sujet qu'on

entreprend de parodier, doit toûjours estre un ouvrage connu, célébre et estimé. La critique d'une piéce mediocre, ne peut jamais devenir interessante, ni picquer la curiosité. Quel besoin de prendre la peine de relever des defauts, qu'on n'apperçoit que trop sans le secours de la critique? Le jugement du public previent celui du censeur: ce seroit vouloir apprendre aux autres ce qu'ils sçavent aussi bien que nous, et tirer un ouvrage de l'obscurité où il merite d'etre enseveli. Une pareille parodie ne sçauroit ni plaire ni instruire; et l'on ne peut parvenir à ce but, que par le choix d'un sujet qui soit en quelque façon sonsacré par les eloges du public. Und wenn es gar wahr wäre, was man uns mehr als einmal zu verstehen gegeben hat, daß Herrmann Axel niemand anders als unser berühmter Bodmer sey: wie eitel kann er darauf seyn; diesen critischen Vejanius,

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Spectatum satis et donatum jam rude,

noch eins bewogen zu haben

antiquo se includere ludo.

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Ende des siebenten Theils.

Vierzehnter Theil.

VI. Den 13. Mai. 1762.

Zweyhundert und drey und dreyßigster Brief.!

Wie kömmt es, fragen Sie in einem Ihrer Briefe, daß man mir nichts von der merkwürdigen Ausgabe der Lichtwerschen Fabeln sagt, die ein Ungenannter, ohne Vorwissen des Verf. herausgegeben, und davon in öffentlichen Blättern so verschiedentlich geurtheilt wird?

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Man kann also, wie mich deucht, nicht in Abrede seyn, daß das Verfahren des ungenannten Verbesserers unbillig sey, und daß Hr. L. sich mit Recht über ihn beschwehre.

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„Nein! sagt unser Freund Hr. G. Man kann die Sache zur Ent„schuldigung des Ungenannten aus einem ganz andern Augenpunkte be= „trachten. Es ist noch nicht ausgemacht, daß sich das Eigenthumsrecht ,,über die Werke des Geistes so weit erstrecket. Wer seine Schriften öffentlich herausgiebt, macht sie durch diese Handlung publici juris, und so „denn stehet es einem jedem frey, dieselbe nach seiner Einsicht zum Ge= „brauch des Publicums bequemer einzurichten. Zumal da dem Autor „durch diese Handlung nichts von seinem Rechte benommen wird, indem „das erste Geschenk, das er dem Publico gemacht hat, deswegen nicht „vernichtet wird, und er selbst noch immer die Freyheit hat, die ihm an„gebotene Veränderungen nach Belieben anzunehmen, oder zu verwerfen.

1 Dieser Brief ist von Mendelssohn (f. Nicolais Vorrede zum 26. Th. der Leffingischen Schriften, S. XXIII.): mit dem Herrn G. muß aber Leffing gemeint seyn.

2 Unter dem Titel: M. J. Lichtwers u. s. w. auserlesene verbefferte Fabeln und Erzäh. lungen in zweyen Büchern. Greifswalde und Leipzig. 1761.

„Mit dem Eigenthum der Güter dieser Welt hat es eine ganz andere „Beschaffenheit. Diese nehmen nicht mehr als eine einzige Form an, und „niemand als der Besizer hat das Recht diejenige Form zu wählen, die „er für die bequemste hält. Hingegen bleibet die erste Ausgabe einer Schrift unverändert, und eine von einem andern veranstaltete verbesserte „Auflage, ist blos als ein Vorschlag anzusehen, wie nach der Einsicht „dieses Herausgebers das Werk vollkommener gemacht werden könnte. „Gesetzt der Vorschlag werde angenommen; so kömmt, wie der Herausgeber in dem Vorberichte bemerkt, dennoch die größte Ehre, dem ersten „Verfasser zu, der seine meisten Gemälde so weit gebracht hat, daß nur „wenige Pinselzüge für eine fremde Hand übrig gelassen waren. Wird „der Vorschlag gemisbilliget, so kann ihn der noch lebende Verfasser öffentlich verwerfen, und das Publicum hat das Vergnügen, den Ausspruch zu thun. Wenn ja in dergleichen Verfahren eine Ungerechtigkeit Statt „findet; so müßte es vielmehr gegen einen todten Verfaffer seyn, der nicht ,,mehr vermögend ist, sich über die vorgeschlagene Verbesserungen zu er„klären. Hat man es aber einem Rammler und einem Leßing nicht übel genommen, vielmehr Dank gewußt, daß sie einen Logau nach ihrer „Weise verbessert heraus gegeben; warum will man es denn dem Unge,,nannten zu einem solchen Bebrechen anrechnen, daß er einem lebenden „Verfasser seine Verbesserungen zur Beurtheilung vorlegt, und sich gefallen läßt, ob er dieselben annehmen, oder ausschlagen will." So weit Herr G.!

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Drey und zwanzigster Theil.

V. Den 27. Junii. 1765.

Drey hundert und zwey und dreyßigster Brief.

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Der Verfasser der Versuche über den Charakter und die Werke der besten italienischen Dichter, ist ein Mann, der eine wahre Hochachtung für sich erwecket. So ein Werk hat uns gefehlt, und es mit so vielem Geschmacke ausgeführet zu sehen, konnten wir wünschen, aber kaum hoffen. Er ist der erste Uebersetzer, wenn man den, der eine so genaue Bekanntschaft mit allen den besten Genies einer ganzen Nation zeiget, der ein so feines Gefühl mit einem so richtigen Urtheile verbindet, unter dessen Bearbeitung so verschiedne Schönheiten in einer Sprache, für die sie gar nicht bestimmt zu seyn schienen, einen Glanz, ein Leben erhalten, das mit der Blüthe, in welcher sie auf ihrem natürlichen Boden prangen, wetteifert: wenn man, sage ich, so einen Schriftsteller anders einen Ueberseßer nennen darf; wenn er nicht vielmehr selbst ein Original ist, dem auch die Erfindsamkeit nicht mangeln würde, hätte es sich ihrer, uns zum besten, nicht ist entäußern wollen.

Man kann mit Wahrheit sagen, daß die italienische Litteratur noch nie recht unter uns bekannt geworden. Zwar war einmal die Zeit, da unsere Dichter sich fast nichts als welsche Muster wählten. Aber was für welche? Den Marino mit seiner Schule. Der Adonis war unsern Posteln und Feinden das Gedicht aller Gedichte. Und als uns die Critik über das Verdienst dieser Muster und dieser Nachahmer

1 Braunschweig, im Verlage des Wayfenhauses, erster Band 1763. zweyter Band 1764. in 8.

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