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zufälliger Weise, gefunden habe. Quelques uns se plaignoient que le Roi ne tiendroit point ce qu'il avoit promis aux Huguenots, sçavoir, ne feroit publier les Edicts faits en leur faveur, là où le Roy Henry le troisième son predecesseur leur avoit toujours tenu parole: il leur respondit: c'est aultre chose; le Roy Henry vous craignoit et ne vous aimoit pas; mais moi je vous aime et ne vous crains pas. Diese Stelle stehet unter den Apophthegmes de Henry le Grand, so wie sie Zinkgräf dem zweyten Theile seiner denkwürdigen Reden beygefügt und übersetzt hat. Was erhellet aber unwidersprechlicher daraus, als daß Ludwig XIV. zu dieser wirklich königlichen Rede seines Großvaters, aufs höchste nur den elenden Schwanz erfunden hat. Heinrich der vierte sagte: Mein Vorfahr fürchtete euch und liebte euch nicht; ich aber liebe euch, und fürchte euch nicht: und Ludewig XIV. fühlte sich groß genug keines von beyden zu thun; und fromm genug die sein Großvater gelieht hatte, zu haffen. Ein groffer Verstand; ein in der Familie vom Vater auf den Sohn geerbtes Sprüchelchen so zu erweitern! Dazu hat er es auch noch verfälscht. Denn das ist zwar wahr, daß sein Vater Ludewig XIII. einfältig genug war, sich sowohl für alles, als für nichts zu fürchten; gleichwohl aber waren unter seiner Regierung die Hugonotten nichts weniger als gefährlich, und sie spielten die grosse Rolle bey weitem nicht mehr, die sie unter dem dritten Heinrich gespielet hatten, von welchem sein Nachfolger mit Recht sagen konnte, daß er sie fürchten müssen. Und was hindert, daß auch Johann V. diese Rede des grossen Heinrichs nicht sollte gelesen haben?

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X. Den 7. September. 1759.

Drey und funfzigster Brief.

Ich lief das sehr ansehnliche Verzeichniß der Schriften durch, die Herr Gebauer alle bey seinem Werke gebraucht oder angezogen hat; und vermißte von ohngefehr eine Kleinigkeit, von welcher ich gleichwohl ge= wünscht hätte, daß sie ihm bekannt geworden wäre.

Sie wissen, welche Unruhen in Portugall auf die Nachricht von dem Tode des Sebastians folgten. Der Kardinal Heinrich war zu alt, war zu blödsinnig, und regierte zu kurze Zeit, als daß er das Königreich bey seinem Tode nicht in der äussersten Verwirrung hätte lassen sollen.

Unter denen, welche Ansprüche auf den erledigten Thron machten, war Don Antonio einer der vornehmsten, und wie Sie sich erinnern werden, der einzige, welcher sich der Usurpation des Königs von Spanien auf eine thätliche Weise widersetzte. Diesen Herrn hat unser Historicus nun zwar nicht unter die Zahl der wirklichen Könige von Portugall gerechnet, wie es wohl die französischen und englischen Geschichtschreiber zu thun pflegen; er scheinet aber doch alles sorgfältig genug gesammelt zu haben, um uns auch diefen Durchlauchtigen Unglücklichen so kennen zu lehren, als er von der unpartheyischen Nachwelt gekannt zu werden verdienet.

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Nun hat des Don Antonio Leben unter. andern auch die Frau Gillot de Sainctonge beschrieben; und diese kleine Lebensbeschreibung ist es, von welcher ich mich wundere, daß sie dem Herrn Gebauer entwischen können. Der Amsterdammer Nachdruck, den ich davon vor mir habe, ist 1696 ans Licht getreten, und das Pariser Original kann, vermuthe ich, nicht viel älter seyn. - Ich kenne diese Verfasserin sonst aus einigen mittelmäßigen Gedichten, und würde eine historische Geburt von ihr schwerlich eines Anblicks gewürdiget haben, wenn sie sich nicht, gleich auf dem Titel derselben, einer besondern Quelle und eines Währmannes rühmte, der alle Achtung verdienet. Sie versichert nehmlich, sich der Memoires des Gomes Vasconcellos de Figueredo bedienet zu haben. Von diesem Manne ist es bekannt, daß er und sein Bruder die allergetreusten Anhänger des Don Antonio gewesen sind. Den leztern erkennet Herr Gébauer selbst dafür. Nur möchte er vielleicht fragen: aber wie kommen diese Memoires in die Hände der von Sainctonge? Sie wäre nicht die erste Nouvellenschreiberin, die sich dergleichen geheimer Nachrichten fälschlich gerühmt hätte. Ich selbst würde der blossen. Versichrung einer schreibsüchtigen Französin hierin wenig trauên; aber überlegen Sie diesen Umstand: eben der Gomes Vasconcellos de Figueredo, auf welchen sich die Frau von Sainctonge beruft, war ihr Großvater. Warum foll man einer Enkelin nicht glauben, wenn sie gewisse Handschriften von ihrem Großvater geerbt zu haben vorgiebt? Und wenn das, was sie daraus mittheilet, an und vor sich selbst nicht unglaublich ist, noch mit andern unverdächtigen Zeugnissen streitet, was kann ein Historicus wider sie einwenden?

Histoire de Dom Antoine Roy de Portugal; tirée des Memoires de Dom Gomcs Vaconcellos de Figueredo par Mad. de Saintonge. In Duobez.

Erlauben Sie mir also, Ihnen in diesem Briefe verschiedenes daraus ausziehen zu dürfen, was diese und jene Stelle bey unserm Gebauer berichtigen oder in ein gröffers Licht feßen kann.

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Vorher aber ein Wort von der Partheylichkeit der Fr. von Sainctonge. Die eheliche Geburt des Don Antonio ist bey ihr auffer Zweifel. Ihr zu Folge hatte sein Vater, der Herzog Ludewig von Beja, es ausdrücklich in seinem Testamente bekannt, daß die Mutter des Antonio ihm wirklich, obgleich heimlich angetraut gewesen sey. Gleichwohl sagt fie an einem andern Orte, daß sich Antonio selbst, bis zu seiner Zurückkunft aus Africa, bloß für einen natürlichen Sohn des Herzog Ludewigs gehalten habe. Wenn dieses seine Richtigkeit hat, so kann jenes nicht wahr seyn. Herzog Ludewig starb 1555, und die Zurückkunft des Antonio fällt in das Jahr 1568. Sollte Antonio ganzer dreyzehn Jahr von dem Testamente seines Vaters nichts erfahren haben? Kurz, dieser Umstand ist falsch. Ludewig sette den Antonio zwar zu seinem völligen Erben ein, aber diese Einsetzung beweiset für seine eheliche Geburt so viel als nichts. Wäre in dem Testament ihrer gedacht gewesen, so würde man keinen weitern Beweis gefordert haben, den die Freunde des Antonio doch hernach umständlich führen mußten. - Was meine Ge= schichtschreiberin von dem Tode des Cardinal Heinrichs sagt, beweiset ihre unbedachtsame Partheylichkeit noch mehr. Der Cardinal starb in seinem 68sten Jahre, und sie sagt selbst: il etoit vieux et usé, c'en devoit etre assez pour faire juger qu'il n'iroit pas loin. Warum läßt sie es also nicht dabey? Warum läßt. sie uns, ausser dem Alter und der Krankheit, noch eine andere Ursache seines Todes argwohnen? Doch was argwohnen? Sie sagt mit trockenen Worten: Quelques Historiens disent que Philippes trouva le secret de l'empecher de languir. Philippus erbarmte sich des kranken Heinrichs, und lies ihn aus der Welt schaffen. Wenn sie doch nur einen von den Geschichtschreibern genennt hätte, die dieses sagen! Herr Gebauer wenigstens führt keinen an, dem diese grausame Beschuldigung eingekommen wäre; und ich sorge, die Fr. von Sainctonge wird die unselige Urheberin derselben bleiben.

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So etwas macht ihr nun zwar keine Ehre; doch muß sie auch darum nicht lauter Unwahrheiten geschrieben haben. Das worinn man ihr am sichersten trauen kann, sind ohne Zweifel die Nachrichten, die sie uns von

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dem Bruder ihres Großvaters giebt, und die Herr Gebauer bey folgender Stelle sehr wohl würde haben brauchen können. „In den Azo„rischen Inseln, sonderlich auf Tercera, hatte sich ein Ruf ausgebreitet, König Sebastian sey nicht erschlagen, sondern entkommen, und werde fich bald seinen treuen Unterthanen wieder zeigen. Als hierauf Anto„nius des König Heinrichs Tod und feine Erhebung denen auf Ter„cera wissen ließ, waren sie dessen wohl zu frieden, und ob sie gleich durch ihre Abgeordnete des Antonii Niederlage bey Alcantara und „Flucht erfuhren, blieben sie doch in der Treue gegen ihren angebohrnen „König beständig, zumal da Cyprian von Figueredo, ein standhafter „Diener von dem unglückseligen Antonio, sie bey diesen Gedanken erhielt, und Petrus Valdes mit feinen Spaniern in einer Landung „unglücklich war.“ ↑ Herr Gebauer ist hier, wider seine Gewohnheit sehr concis, und führt auch, welches er sehr selten zu thun pflegt, ganz und gar keinen Währmann an. Er würde aber ohne Zweifel die Fr. von Sainctonge hier angeführt haben, wenn er sie gekannt hätte. Wenigstens würde er ihr in dem Vornahmen des Figueredo gefolgt seyn, welches eben der obgedachte Bruder ihres Großvaters war. Denn diese Kleinigkeit hat sie, aller Wahrscheinlichkeit nach, richtiger wissen müssen, als alle andere Scribenten. Sie nennet ihn Scipio Vasconcellos de Figueredo; und nicht Cyprian. Er war, sagt sie, Gouverneur auf Tercera, und hatte sich für den Antonio erkläret, ohne im geringsten auf die Vorschläge, die ihm der König von Spanien durch den Prinzen von Eboly, Ruy Gomes, thun ließ, hören zu wollen. Philipp II. brauchte also gegen ihn Ernst, und bemächtigte sich vors erste aller Güter, die er in Portugall hatte. Die Expedition aber, die er hierauf dem Petrus Valdes wider ihn auftrug, war nicht die einzige, welche Figueredo durch seinen standhaften Muth fruchtlos machte. Valdes oder, wie ihn die Frau von Sainctonges ohne Zweifel nicht so richtig nen= net, Balde war ein von sich selbst so eingenommener Mann, daß er glaubte, der Sieg könne ihm gar nicht fehlen. Er konnte sich nicht einbilden, daß man einen Augenblick gegen ihn bestehen könne, und behauptete doch, als es zur That kam, die Ehre seiner Nation sehr schlecht. Er war gänzlich geschlagen, und kam, mit Schande und Verwirrung überhäuft, nach Portugall zurück. Philippus ließ ihn noch dazu in Verhaft 1. 4. 5. des zweyten Bandes.

2 S. 60. und 3.

nehmen, weil er ihm zur Last legte, daß er sich ohne seinen Befehl ins Treffen eingelassen habe; und Valdes bedurfte der kräftigsten Vorsprache aller seiner Freunde, um der ihm drohenden Gefahr zu entkommen. - Das Jahr darauf wurde ein zweyter Versuch auf Tercera unternommen, welcher noch unglücklicher ablief. Herr Gebauer scheinet von diesem gar nichts zu wissen; die Frau von Sainctonge aber erzehlet folgendes davon: Der Gouverneur (Figueredo) habe so wenig Soldatent übrig gehabt, daß ein minder unerschrockener Mann als er, eher an eine vortheilhafte Capitulation, als an die Vertheidigung würde gedacht haben. Seinen Muth aber habe nichts erschüttern können; und er sey auf eine List gefallen, die von sehr guter Wirkung gewesen. Er habe nehmlich eine grosse Anzahl Ochsen aus dem Gebirge kommen, und sie an dem Tage der Schlacht, mit brennenden Lunten auf ihren Hörnern, mitten unter dem kleinen Haufen seiner Truppen forttreiben lassen. Die Spanier, die einen sehr schwachen Feind vor sich zu finden geglanbt hätten, wären durch den Schein betrogen worden; sie hätten mit einer überlegenen Macht zu thun zu haben vermeinet, und daher mit so weniger Ordnung gestritten, daß auch eine gemeine Tapferkeit zureichend gewesen seyn würde, sie zu überwinden. Das Mezeln sey erschrecklich gewesen; von allen spani= schen Soldaten wären nur zwey entkommen, die sich in ein paar hohle Weiden verkrochen gehabt. Diese zwey hätten loosen müssen, und der, den das glückliche Loos getroffen, habe die Nachricht von dieser schrecklichen Niederlage nach Portugall überbringen müssen. '

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So glücklich nun aber Figueredo in Tercera war, so hielt es doch Antonio für noch vortheilhafter, wenn er einen so tapfern Mann beständig um sich haben könnte. Er ließ ihn folglich nach Frankreich überkommen, und vertraute Tercera dem Emanuel von Sylva an. Die Frau von Sainctonge beklagt sich, daß verschiedene Geschichtschreiber aus dieser Veränderung geschlossen hätten, Antonio müsse mit dem Scipio nicht zufrieden gewesen seyn, und führet dagegen eine Stelle aus einem Briefe des Antonio an den Papst Gregorius XIII. an, worinn er seiner Treue und Tapferkeit völlige Gerechtigkeit wiederfahren läßt.

Nach den Erzehlungen des Herrn Gebauers muß man glauben, daß sich Antonio nachdem er sein Portugall verlassen müssen, beständig in Frankreich aufgehalten habe. Der Fr: von Sainctonge zu Folge

1. 75. 76.

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