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VI.

Scriberis Vario fortis et hostium victor, Maeonii carminis alite,

quam rem cumque ferox navibus aut equis miles te duce gesserit.

nos, Agrippa, neque haec dicere nec gravem Pelidae stomachum cedere nescii

nec cursus duplicis per mare Vlixei nec saevam Pelopis domum

einem Gedichte de morte, aus welchem Macrobius VI 1, 39 ff. u. VI 2, 19 ff. mehrere Bruchstücke überliefert hat, Caesar's Tod besang, in einem anderen, dem panegyricus, aus welchem nach Porphyr. die Verse epist. I 16, 27 ff. entnommen sind, August's Thaten pries, auch nach Quintilian X 1, 98 u. a. eine Tragödie Thyestes geschrieben hat, auf welche H. vielleicht V. 8 mit den Worten saevam Pelopis domum anspielt. Dass derselbe nach Vergils Tode dessen Aeneide zusammen mit Plotius Tucca herausgegeben, ist bekannt. Ueber die Abfassung des vorliegenden Gedichtes kann nur so viel gesagt werden, dass es gewiss nicht vor Beendigung des Seekrieges mit S. Pompeius geschrieben ist, weil sonst das grosse Lob des Agrippa, besonders auch V. 3 navibus unverständlich sein würde. Ob die Zeit vor der Schlacht bei Actium anzusetzen sei, weil derselben in keiner Weise Erwähnung gethan ist, bleibt dahingestellt; direct erwähnt ist keiner seiner Siege. Dass das Gedicht vor 27 geschrieben, in welchem Jahre Octavian den Namen Augustus erhielt, kann man aus V. 11 nicht schliessen. Wohl aber lässt sich annehmen, dass H., durch Satiren und Epoden bekannt geworden, damals selbst erst über seinen Beruf zur lyrischen Poesie sich völlig klar wurde, das Gedicht also zu den früheren Erzeugnissen gehört.

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2. Passeratius' Aenderung aliti für das überlieferte alite ist wenigstens überflüssig, wenngleich Lambin ihm beistimmt. Solche Ablative finden sich nicht erst bei den Schriftstellern der silbernen Latinität, beispielsweise Tacitus, sondern bei Horaz selber; z. B. c. II 12, 27. III 3, 67. epist. I 1, 94. sat. II 1, 84. ales heisst der Dichter, wie IV 2, 25 Pindar cycnus Dircaeus und wie H. II 20, 10 sich selber album in alitem verwandelt. Der Schritt vom Sänger zum Vogel ist so klein, dass es keiner Conj. bedarf. Maeonia altpoetischer Name für Lydien; daher Homer, weil dies für sein Vaterland galt, der Maeonier genannt wird. Ueber Varius als heroischen Dichter s. sat. I 10, 51, wo er acer heisst, sein Gedicht forte epos.

6. Zu cedere nescius vgl. Hom. II. 1, 287 ff. 9, 255. Hor. ep. 17, 14. a. p. 121 u. a.

7. duplex Vlixes, wie bei Homer πολύτροπος, gleich versutus und fallax. In demselben Sinne xov διπλοῦς πέφυκ' ἀνήρ Eur. Rhes. 395. 423. S. Lambin. Entsprechend simplices Nymphae II 8, 14. Bentl. freilich leugnet diese Bedeutung, da duplex sonst nur vom Körper gebraucht werde; und indem er auch die zweite von den Scholiasten aufgestellte Erklärung, dass duplicis cursus verstanden werden könne, entweder als aditus und reditus oder als zweiter mit der Belagerung

conamur tenues grandia, dum pudor
imbellisque lyrae Musa potens vetat
laudes egregii Caesaris et tuas
culpa deterere ingeni.

quis Martem tunica tectum adamantina
digne scripserit aut pulvere Troico
nigrum Merionen aut ope Palladis
Tydiden superis parem?

nos convivia, nos proelia virginum sectis in iuvenes unguibus acrium

Trojas gleich langer Zeitraum, als unmöglich zurückweist, macht er die Conj. reducis, gewiss farblos und mit Recht von keinem aufgenommen. Genetivform Vlixei auch epod. 16, 60 u. 17, 16. So Achillei epod. 17, 14. Alyattei III 16, 41. Zu Grunde liegt also eine Form Vlixeus.

13. Der Diamant ist den Griechen erst nach dem Indischen Feldzuge Alexanders bekannt geworden und zuerst von Theophrast ádáuas genannt. Vgl. Plin. nat. hist. 37, 4 (15) u. a. Hier ist natürlich ein Metall und zwar der Götterstahl zu verstehen, aus dem die Häuser der Götter, ihre Waffen u. dgl. verfertigt waren. Das Wort bei Hesiod. theog. 161 von der Sichel des Kronos, scut. Herc. 137 vom Helm des Hercules, oy. x. nu. 147 bildlich von der Seele der dritten Menschengeneration, Apoll. Rhod. II 231 vom menschlichen Herzen (ovd' si oi ἀδάμαντος ἐληλαμένον κέαρ εἴη), Qu. Smyrn. posthom. X 60 von den Waffen der Eris, Apollod. bibl. II 4, 2 von dem Sichelschwert des Perseus, Aesch. Prom. 6 von der Fessel des Prometheus, Pindar fr. 65 (Β.) αδαμαντοπέδιλοι κίονες von den Säulen, welche die Insel Delos tragen, Pyth. 4, 224 von der Pflugschar des Aeetes u. a. S. auch Hor. III 24, 5. So wurde dann dies Wort übertragen auf Alles, was ungewöhnliche Kraft und Festigkeit hatte, und erhielt endlich die Be

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deutung eines nomen proprium, mit dem man sehr passend den neu bekannt gewordenen Edelstein bezeichnete, den man mit Eisen nicht zu bearbeiten verstand. Ueber die Echtheit dieser und der letzten Strophe s. krit. Anh.

18. sectis unguibus erklärt Acron ad repugnandum acutis et praeparatis, dagegen Porphyrion quamvis sectis. Die erste Auslegung ist gewiss zurückzuweisen; die zweite, zu welcher Keller passend vergleicht Prop. IV 8, 6 et mea formosis unguibus ora nota, wird auch durch Schol. zu Juvenal, sat. 6,366 bestätigt, in welchem diese Verse des Horaz als Beleg angeführt werden. Bei so bestimmtem Zeugniss mag es bedenklich sein, der Deduction Bentley's zu folgen; und wenn er auch aus anderen Stellen überzeugend nachgewiesen hat, dass der Kampf mit den Nägeln und das Zerkratzen der Gesichter ernstlich gemeint sein kann, so folgt daraus nicht, dass H. nicht habe spöttisch sagen dürfen, die Mädchen seien tapfer, aber mit stumpfen Nägeln, die keinen Schaden thun. Bentley's Conj. strictis selbst ist freilich so gefällig, dass es schwer wird dieselbe zurückzuweisen; denn dass es schön gesagt wäre, sie zücken ihre Nägel statt der Schwerter, kann Niemand leugstrictas manus hat Ov. am. I 6, 14; sogar strictis mamillis Iuven. 6, 401.

nen.

cantamus vacui, sive quid urimur, non praeter solitum leves.

19. Zu vacui ist wie oft aus dem folgenden sive ein erstes zu ergänzen. S. I 15, 25. I5, 10 hiess so die amica, die keine andere Liebe hegt; hier ist es natürlich „frei von Liebe“ überhaupt. non praeter solitum so viel wie meo more. Also ich besinge Trinkgelage und Liebeskämpfe, mag ich dabei unbetheiligt sein, indem ich gerade keine Flamme habe, oder selber verliebt, leichtlebig nach meiner Gewohnheit. Es soll mithin nicht eine pedantische Entschuldigung vor Agrippa enthalten, vielmehr eine scherzhafte Selbstanklage seiner Leichtfertigkeit, die ihn hindere sich mit grösseren oder erhabeneren Stoffen abzugeben.

I, 7. L. Munatius Plancus hatte unter Caesar in Gallien und im Bürgerkriege (bell. Gall. V 24 u. 25 legatus Caesaris cum una legione in Belgis collocatus. b. civ. I 40 in Spanien. b. Afr. 4 in Africa) gedient, nach dessen Tode erst die Partei Cicero's ergriffen, der ihn zu seinen Freunden zählte und (vgl. ad fam. X 1-24) manche Briefe an ihn geschrieben hat; dann ging er zum Antonius über, war 42 Consul, 35 Statthalter von Syrien, trat 32 auf Seite Octavian's und beantragte für ihn 27 den Beinamen Augustus. Dennoch blieb er demselben wegen seines Wankelmuths verdächtig, weshalb er sich von der Politik zurückzog und an ein freiwilliges Exil in Griechenland oder Asien gedacht zu haben scheint. H., mit dem er als Freund der Wissenschaft und Poesie bekannt geworden war, missbilligt seinen Entschluss nicht unbedingt, räth ihm aber, eine der anmuthigen Städte Italiens zum Wohnsitz zu nehmen und sucht zugleich ihm in seinem Unmuth Trost zuzusprechen. Dabei nimmt er wie gewöhnlich seine Ar

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gumente und Beispiele theils aus der Natur, theils aus menschlichen Geschicken, hier speciell denen des Teucer, welcher vom Vater verbannt unverzagten Herzens sich eine neue Heimath erobert habe. Dass so die zwei verschiedenen Theile des Gedichts in einen passenden Zusammenhang gebracht werden können, leidet keinen Zweifel, wenn auch nicht ersichtlich ist, welche besondere Veranlassung H. vermocht hat, gerade des Teucer Beispiel zu wählen; denn dessen Beziehung zum Vater und die des Plancus zu Augustus war verschieden genug. Eine Zerreissung des Gedichtes in zwei und dazu unvollständige, wie sie Lehrs auf Grund vieler Handschr. vornimmt, löst die sonstigen Schwierigkeiten nicht. Ueber die Zeit der Abfassung bemerkt Franke mit Recht, dass das Gedicht jedenfalls den Uebertritt des Plancus zum Octavian voraussetze, sonst aber nichts Bestimmtes darüber sich aufstellen lasse. Gruppe nimmt die Zeit nach dem Perusinischen Kriege an, also 40 v. C., da Plancus vor Octavian nach Griechenland flüchtete. Aber konnte H. ihm damals empfehlen, in Italien zu bleiben? Merkwürdig ist dabei, dass Gruppe zur Stützung seiner Ansicht sich auf den Theil des Gedichts beruft, den er selber für unecht hält. S. krit. Anhang. Ebenso unmöglich ist es aber, mit Campe (N. Jahrb. 1877) die Ode ins Jahr 19 hinabzurücken. Den einstigen Legaten Caesar's, der jedenfalls auch dem H. an Alter bedeutend überlegen war, kann man sich doch nicht als Genossen der epist. I 3 genannten jungen Schöngeister denken, denen H. fast väterliche Rathschläge ertheilt. Mag der dort V. 31 erwähnte nach Weichert's Annahme ein Sohn des hier gefeierten Munatius oder

VII.

Laudabunt alii claram Rhodon aut Mytilenen

aut Ephesum bimarisve Corinthi

moenia vel Baccho Thebas vel Apolline Delphos insignis aut Thessala Tempe;

sunt quibus unum opus est intactae Palladis urbem carmine perpetuo celebrare et

sonst ein uns unbekannter Mann sein jedenfalls passen die letzten Verse der Epistel auf den älteren Mann nicht im Mindesten.

1. Rhodus einst berühmt durch Schönheit und Fruchtbarkeit, woher die Sage vom goldenen Regen, Sitz alter Kunst und Bildung. S. Pindar Olymp. 7. Die Stadt nach Alexander bekannt durch tapfere Vertheidigung gegen Demetrius Poliorcetes, dann zum Theil unter dem Schutze der Ptolemaeer blühend durch Handel und ihr Seerecht; doch ist das Epitheton (clara) eher auf die Herrlichkeit der Lage und Natur zu beziehen, über die Strabo 14, 2. Mytilene blühende Vaterstadt des Alcaeus und der Sappho.

2. Corinthus bimaris ἀμφιθάλασσας, weil es Häfen an zwei Meeren besass, dem Saronischen und Corinthischen Busen. Die Stadt war stark befestigt und lag in rauher Berggegend, woher sprüchwörtlich Κόρινθος ὀφρυᾷ τε καὶ κοιλαίνεται. S. Strabo VIII c. 6. Im Orakel bei Her. 5, 92 B. heisst sie opovóeis.

5. arces hat Bentl. aus einigen Hdschr. statt urbem aufgenommen, und ihm folgen viele Herausgeber. Ein schlagender Grund dafür liegt nicht vor; wohl aber spricht dagegen, dass eben erst die Mauern Corinths genannt sind. intacta Pallas παρθένος ἀδμής.

6. Ein perpetuum carmen kann ein zusammenhängendes episches Gedicht sein, wie es Ovid zu Anfang seiner Metamorphosen gebraucht. Und in der That gab es solche Gedichte zu Athens Ehren,

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wie die Mopsopia des Euphorion, abgesehen von den vielen Geschichtschreibern, die etwa seit Aristoteles sich mit der Abfassung von Arvides, d. h. Specialgeschichten Athens, ausschliesslich beschäftigten. Indess scheint Horaz hier nur sagen zu wollen, manche Dichter hörten nie auf Athen zu loben. Die Olive, mit welcher der Dichter seine Stirn umflicht, ist jedenfalls der Lohn für die Gedichte, die er zu Ehren Athens u. der Schutzgöttin Athene schreibt, also ein Oelzweig. Und dafür wird der Baum selbst gesetzt, dessen Laub undique decerpitur. Dies könnte man verstehen als rings beschnittenen Kranz wie Verg. Aen. V 556 tonsa corona, 774 u. georg. III 21 tonsa oliva; zu welcher Erklärung Cruq. Hor. epist. I 19, 26 ac ne me foliis ideo brevioribus ornes vergleicht. Vielleicht aber

dachte H. an jene uovía auf der Burg in der Cella der Pandrosos, von Athene selbst gepflanzt, von der das Schicksal der Stadt abhing. Dies war ein sehr alter Baum, лáуxvpos genannt, weil die Aeste und Zweige von allen Seiten zur Erde neigten und somit sicher auch, obgleich es für einen Frevel galt, bepflückt wurden. Ohne Bild wäre also hier oliva undique decerpta eine von Vielen erstrebte Belohnung. Irrthümlich aber meinen Einige, die Olive sei gesagt von gemeinsamer Belohnung aller Dichter: sie werde von allen Seiten gesammelt, als wenn Horaz die Machwerke der Dichterlinge tadele, die Fremdes von allen Seiten aufraffen und für

undique decerptam fronti praeponere olivam; plurimus in Iunonis honorem

aptum dicit equis Argos ditisque Mycenas:

me nec tam patiens Lacedaemon nec tam Larisae percussit campus opimae quam domus Albuneae resonantis

Eigenes verkaufen. Solche Ironie liegt dieser Stelle fern. Ueber die vielen Verbesserungen dieser Worte s. krit. Anhg.

8. Wer annimmt, der Singul. plurimus sei für den Plural gesetzt, darf sich nicht berufen auf multus hostis, multus pedes, multa canis ep. 2, 31, multa rosa I 5, 1; denn dieser Gebrauch ist nur möglich, wenn ein nomen substantiv, hinzutritt oder ein die Stelle desselben vertretender Begriff, wie auch im Griechischen Tolús allein schwerlich für rolloi steht, wohl aber πολύς τις. So Hom. Il. 7, 156 πολλὸς γάρ τις ἔκειτο παρήορος ἔνθα καὶ ἔνθα, wo man offenbar falsch erklärt: „er lag dabei gross ausgestreckt hier und da", als ob der Körper des Todten zerfleischt oder seine Glieder zerstreut an vielen Orten gelegen hätten, oder als ob ein Mann, dessen Name schon bekannt ist, vis genannt, endlich πολλές für μέγας gesetzt werden könnte. Es heisst offenbar: manch' einer (πολλός τις für πολλοί τινες) lag hingestreckt neben ihm auf beiden Seiten, nämlich neben dem von Nestor im Zweikampf getödteten Ereuthalion, so dass man seine Riesengrösse nach der Grösse der neben ihm liegenden Leichen leicht bemessen konnte. Die zweite Erklärung ist, plurimus stehe für qui plurimus est, also nicht gleich πολύς τις, sondern für ὁ πολὺς ὤν. In diesem Falle ist ohne Zweifel nicht in honorem zu schreiben, sondern mit Oudendorp in honore. Eine Härte liegt darin, dass plurimus dann nicht mehr Subject ist, sondern ein Praedicatsbegriff zu'

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einem zu denkenden qui est, das die Stelle des Artikels vertreten müsste. Da aber sowohl der Artikel wie ein Particip. Praes. von esse im Lateinischen fehlt, so wäre es immerhin denkbar, dass Horaz diese kurze ungewöhnliche Ausdrucksweise gewählt hätte; doch möchte Unger's Conj. plurimus hic Iunonis honorum, durch welche plurimus die ihm fehlende Stütze erhalten würde, nicht gerade abzuweisen sein. Die Verbindung plurimus honorum ist durch Beispiele hinlänglich belegt.

9. Das mit dicet gleich gut bezeugte, auch von Cruq. überlieferte Praes. dicit ist wohl vorzuziehen, nachdem schon V. 5 das anfängliche Fut. (laudabunt V. 1) aufgegeben ist. Argos aptum equis wie bei Hom., Eurip. u. a. iллELOV, ἱπποτρόφον oder ἱππόβοτον. Aehnlich Mycenae, wie hier dites, so Il. 7, 180 πολύχρυσος Μυκήνη. ραtiens wie xaorεoovσa mit Rücksicht auf den ausdauernden Charakter des Volkes, ohne dass man mit den Schol. an die Geisselung der Knaben auf dem Altar der Diana Orthia zu denken hat. Larisa reiche Pelasgische Stadt Thessaliens in der fruchtbaren Ebene des Peneus. Der Name wohl abzuleiten von λας wegen der alten Mauern, ähnlich wie die Burg von Argos. Weniger annehmbar ist die Ableitung von λαρός und λαρινός wegen der Fruchtbarkeit des Bodens (daher opimae), wie Laowa Bot Aristoph. Friede 925 und sonst.

12. Von hier geht der Dichter zur Aufzählung anmuthiger Orte in Italien über. Albunea eine Quell

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