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ist, so lassen anderseits seine Gedichte, zuweilen selbst die gelungensten, von einer gewissen den Römern einmal anhaftenden Derbheit, wenn nicht gar Geschmacklosigkeit, sich nicht völlig freisprechen. Dass es dagegen keine eitle Ueberhebung ist, wenn er z. B. II 16, 38 sich spiritum Graiae tenuem Camenae zuschreibt, wiederholt auch wie I 1 Ende, II 20. III 30. IV 3 sich die Unsterblichkeit prophezeit, beweist schon das Urtheil Quintilians, der X 1, 96 von den römischen Lyrikern ihn fast allein für lesenswerth erklärt.

Zur Herausgabe der Oden entschloss er sich auf Zureden des Maecenas. Das beweisen manche Andeutungen, insbesondere die Widmung selbst. Das 4. Buch ist nach der Angabe des Suet. viel später auf Augustus' Wunsch veröffentlicht; in dem ersten Gedichte desselben nennt H. sich V. 6 einen 50jährigen. Ob die drei ersten Bücher zusammen erschienen sind, oder nur die zwei ersten, das dritte gesondert, kann zweifelhaft sein. Für die zweite Annahme spricht, dass das zweite Buch mit einem eigenen, dem des dritten in mancher Hinsicht ähnlichen Epilog schliesst. Freilich leidet dies Gedicht an so vielen Räthseln und die Echtheit verdächtigenden Widersprüchen, dass es vielleicht gerathener ist, bei der Zeitbestimmung von demselben ganz abzusehen. Im Uebrigen ist kein Anlass, das dritte Buch von den zwei ersten zu trennen; und da, abgesehen von I 3 (s. das.), in denselben keine Thatsache vorkommt, die man auf Begebenheiten nach den Hispanischen Feldzügen des Augustus beziehen müsste, da ferner H. den im J. 23 erfolgten Tod des jungen M. Marcellus (s. zu I 12), auch die Verschwörung des Fannius Caepio und Licinius Murena gegen Augustus in demselben Jahre (s. II 2 u. 10) noch nicht kennt, so setzt man den Abschluss dieser Sammlung mit Recht in das Jahr 24 oder 23.31) Das vierte Buch fällt dagegen sicher nach 13, welchem Jahre namentlich das 14. dem Tiberius Claudius Nero gewidmete Gedicht angehört; möglichen Falls kommt man wegen des 15. auf eine noch spätere Zeit. In das Jahr 17 fällt das Saeculargedicht, auf Augustus' Veranlassung zu den damals veranstalteten Saecularspielen verfasst, also mit den übrigen nicht zusammenhängend.

Noch vor demselben gab H. die Episteln des ersten Buches heraus, von denen viele im J. 20 geschrieben sind. Da er nun

31) Die jüngsten Versuche Campe's (zu Horatius N. J. 1877 S. 129 bis 142), das Jahr 19, und Christ's (fastorum Horatianorum epicrisis Monachii 1877), 20 oder 19 als das Jahr der Veröffentlichung der ersten 3 Bücher Oden zu erweisen, halte ich für verunglückt.

im 20. Briefe, dem Epilog derselben, zu Ende sagt, er habe sein 44. Lebensjahr überschritten, so ist die ganze Sammlung offenbar vor seinem 45. Geburtstage, also vor dem 8. December 20, erschienen. Dagegen lässt sich über die zwei Briefe des zweiten Buches wie über die sogenannte ars poetica nichts feststellen, ausser dass der erste wegen der Hinweisung auf die Saecularspiele in V. 132 nach 17 geschrieben sein muss.

METRISCHE UEBERSICHT.

Die Metrik beruht auf der Ordnung der in den Sylben ausgeprägten Zeitmasse nach einem bestimmten Gesetz. Das kleinste Zeitmass für die Quantität einer kurzen Sylbe ist die mora, xgóνος πρῶτος, σημεῖον. Die lange Sylbe wird doppelt so lange angehalten, d. h. sie hat 2 Moren; daher eine lange Sylbe auch durch zwei kurze vertreten werden kann und umgekehrt. Das Gesetz, nach welchem die Sylben in der Metrik mit einander verbunden werden, liegt im Rhythmus, d. h. in dem Wechsel von Hebung (arsis) und Senkung (thesis) der Stimme.32) Die erstere wird durch den rhythmischen Accent (ictus) bezeichnet; die zweite bleibt der Regel nach unbezeichnet, oder man setzt dafür das Zeichen des Gravis (). Durch die Vereinigung mehrerer Sylben nach diesem rhythmischen Gesetze der Hebung und Senkung entsteht ein Fuss (ovs, pes). Indem man nun 2, 3 oder 4 Sylben auf diese Art ordnet, entstehen die bekannten Versfüsse.

Als wirkliche Fusseinheiten sind indess nur die aus 3, 4 oder 5 Moren bestehenden anzusehen. Der Pyrrhichius (~~) ist nur als Auftact (s. u.), von Horaz gar nicht gebraucht worden, die aus 6, 7 oder 8 Moren bestehenden Füsse lassen sich, wie z. Th. schon ihre Namen zeigen, in je 2 kleinere zerlegen.

Nach dem Quantitätsverhältniss, in welchem die Arsen der Füsse zu den Thesen stehen, werden wiederum mehrere Rhythmengeschlechter (yévn) unterschieden:

1) yévos loov (par), von den Alten a potiori auch dactylisch genannt, in welchem die Arsis der Thesis an Quantität gleich ist. Zu ihm gehören, da von dem Pyrrhichius abzusehen ist, die vier

32) Bei den Alten haben die beiden Ausdrücke umgekehrte Bedeutung, indem sie dieselben vom Heben und Aufsetzen des Fusses verstanden.

zeitigen Füsse, nämlich Dactylus, Spondeus, Anapaestus, Amphibrachys und Proceleusmaticus, bei welchen allen die Arsis zur Thesis das Verhältniss von 2:2 hat. Von den Alten wurden auch die zusammengesetzten sechszeitigen Füsse Choriambus, Antispastus, Diiambus, Ditrochaeus und der achtzeitige Dispondeus dazu gerechnet, weil sie das Verhältniss 3: 3 oder 4: 4 darstellen.

2) Yévog dinhάolov (duplum), von den Alten allgemein auch iambisch genannt, in welchem die Arsis zur Thesis das Verhältniss von 2:1 hat. Zu ihm gehören die dreizeitigen Füsse Iambus, Trochaeus, Tribrachys, dazu die sechszeitigen Molossus, Ionicus a maiori und minori, in denen das Verhältniss 4: 2 ist.

3) yévos quióliov (sescuplum), von den Alten auch paeonisch genannt, in welchem die Arsis zur Thesis im Verhältniss 32 steht. Zu ihm gehören die fünfzeitigen Füsse Creticus, Bacchius, Palimbacchius und die 4 Paeonen, von denen der 1. und 4. als Auflösungen des Creticus, der 2. und 3. als Auflösungen des Bacchius und Palimbacchius anzusehen sind.

4) Yévog iniτQırov (sesquitertium), in welchem die Arsis zur Thesis das Verhältniss 4: 3 darstellt. Dasselbe war schon in der besten Zeit ausser Gebrauch und lässt sich nur metrisch, nicht rhythmisch nachweisen, nämlich als Ersatz für trochaeische oder iambische Dipodien, statt - und

- statt

2. So können mithin nur der 2. und 3. Epitritus gebraucht werden, während der 1. und 4. unmöglich sind (s. u. über die trochaeischen und iambischen Metra).

Eine Verbindung mehrerer gleichartiger Füsse zu einem Ganzen giebt eine metrische Reihe (ordo); diese bildet entweder schon an sich einen einfachen Vers, oder es werden zu einem solchen mehrere Reihen vereinigt. In den iambischen, trochaeischen und anapaestischen Versen verbindet man je 2 Füsse, also eine Dipodie, zu einem metrum und erhält durch Zusammensetzung mehrerer Metra Dimeter, Trimeter, Tetrameter; in dactylischen und aus grösseren Füssen bestehenden Versen bildet dagegen jeder einzelne Fuss ein metrum, d. h. sie werden podisch oder monopodisch gemessen. Jede Reihe gestattet zu Anfang und zu Ende in der Thesis eine syllaba anceps, ein Vers am Schluss auch in der Arsis. Die Reihe oder der ganze Vers ist entweder vollständig (akatalektisch), oder, wenn im letzten Fusse eine oder mehrere in der Thesis stehende Sylben weggefallen sind, katalektisch, und zwar in syllabam oder in disyllabum, je nachdem von dem letzten Fusse 1 oder 2 Sylben übrig bleiben.

Grössere Verse bedürfen nicht nur am Ende, sondern auch in der Mitte eines oder mehrerer Ruhepunkte (Pausen). Dazu dienen die Diaeresen und Caesuren. Bei den ersteren fällt der Schluss eines Wortes mit dem des Versfusses zusammen; bei den letzteren zerschneidet der Schluss des Wortes den Versfuss, entweder nach der Arsis (männliche oder starke Caesur) oder nach der Thesis (weibliche oder schwache). Beide Arten können natürlich in jedem Fusse stehen; doch sind in gewissen Versen gewisse Arten derselben von besonderer Wichtigkeit, z. Th. allein üblich geworden. Selten ist die Zerschneidung eines Wortes am Ende eines Verses, so dass es auf 2 Verse vertheilt wird, von Horaz hauptsächlich nur im 3. Verse der Sapphischen Strophe zugelassen, welcher dadurch mit dem 4. zu einem Ganzen verschmilzt. S. carm. I 2, 19. Häufiger ist bei ihm die Elision oder Verschmelzung (Synaloephe) am Ende eines Verses, besonders in dem Bindeworte que, aber auch sonst, wie carm. IV 1, 35.

Der Hiatus ist bei den Lyrikern viel seltener als in der epischen Poesie und bei den älteren Dichtern. Horaz hat ihn mitunter sich gestattet nach Interjectionen in der Arsis, wie carm. I 1, 2 o et, I 35, 38 u. IV 5, 37 o utinam, ep. 12, 25 u. a. p. 301 o ego, sat. II 3, 265 o ere, epist. I 1, 19 o imitatores, während Verdoppelungen wie heu heu I 15, 9. ep. 15, 23 oder a a ep. 5, 71 wie eheu anzusehen sind. Ausserdem nach langem Vocal in der Arsis I 28, 24 capiti inhumato, ep. 13, 3 Threicio Aquilone, an beiden Stellen durch das dactylische Metrum, an der 2ten auch durch das nom. propr. erträglicher; desgleichen ep. 11, 14 u. 24 im Elegiambus. Selbst in der Thesis sat. I 9, 38 si me amas und ep. 5, 100 Esquilinae alites unter Verkürzung der langen Sylbe, während carm. II 20, 13 die Lesart Daedaleo ocior u. III 14, 11 male ominatis zweifelhaft ist. Nicht elidirt ist auch das kurze num vor adest sat. II 2, 28.

Selten hat bei Horaz die Arsis an sich die Verlängerung einer kurzen Sylbe zur Folge. Häufiger ist das nur in Eigennamen (s. zu carm. III 4, 9) und in Verbindung mit der Caesur bei den Flexionsendungen at und et, deren Vocal auch in der weiteren Conjugation, z. B. in der 1. Person Plur., lang ist. So arat carm. III 16, 26. soleat sat. I 5, 90. erat sat. II 2, 47. ridet c. II 6, 14. timet c. II 13, 16. 33) Auch von der Endung it gilt

33) I 13, 6 ist wohl manent st. manet zu lesen. Auch periret III 5, 17 ist schwerlich hierher zu rechnen, da die Verlängerung die Thesis treffen würde; Horaz hat sich wohl eher die an sich zulässige Kürze gestattet.

dasselbe, und zwar nicht nur bei dem im Plur. langen i, wie velit sat. II 3, 187, sondern auch perrupit c. I 3, 36. figit (wenn so zu lesen ist) c. III 24, 5.34) defendit sat. I 4, 82. agit sat. II 3, 260. condiderit sat. II 1, 82. 35) Auch die Endung is ist mitunter verlängert wie in scribis sat. II 3, 1, wenn dort nicht scribes zu lesen ist. Besonders sind zu nennen die 2. Personen dederis c. IV 7, 20. occideris c. IV 7, 21. miscueris sat. II 2, 74. audieris sat. II 5, 101. placaris c. III 23, 3. fueris epist. I 6, 40. In diesen Formen ist aber die Länge als ursprünglich anzusehen. Ueber die syllaba anceps im Elegiambus und Iambelegus s. u.

Aus gleichartigen Versfüssen zusammengesetzte Reihen und Verse finden sich bei Horaz:

I. Iambische.

Grundlage ist die iambische Dipodie (metrum), welche zwei- oder dreimal mit einander verbunden den besonders in den Epoden nach Archilochus' Vorgang gebrauchten iambischen Dimeter und Trimeter ergiebt. Da in diesem Versmasse zu Anfang jeder Dipodie die syllaba anceps erlaubt ist (s. o.), ferner die lange Arsis in 2 kurze Sylben aufgelöst werden kann ausser dem letzten Fusse, der dagegen auch in der Arsis die Kürze zulässt, so ergiebt sich als Schema des akatalektischen Di

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und des akatalektischen Trimeters

==========.36)

Beide sind in den ersten 10 Epoden so verbunden, dass der auch senarius genannte Trimeter vorangeht. Der Dimeter findet sich ausserdem als Nachsatz zum dactylischen Hexameter epod. 14 und 15, und mit einem entweder vorausgehenden oder nachfolgenden dactylischen πεvIŋuiuɛgéç (s. u.) zu einem Verse, im ersten Falle als Elegiambus, im zweiten als Iambelegus verschmolzen. S. zusammengesetzte Verse 2. und 3. Dagegen ist

34) An den letzten 3 Stellen folgt ein griechisches Wort: Aiacem, Acheronta, adamantinos.

35) Nicht hierher gehört sat. I 9, 21 subiit, dessen ultima von Natur lang ist. S. Lachm. Lucr. III 1042. Fleckeisen N. Jahrb. LXI 23. 36) Auflösungen in der 2. Dipodie des Dimeters und in der 3. des Trimeters finden sich bei H. nicht; wohl aber in der 2. Dipodie des Trimeters, z. B. ep. 2, 23 u. 39. 5, 25 u. 49. 17, 12. 65. 74. Auch den Anapaest hat H. nach dem Vorgange der griechischen Dichter sich einige Male im Trimeter erlaubt: im ersten Fusse ep. 2, 35 u. 65, im fünften ep. 2, 35. 5, 79. 11, 23. S. darüber zu ep. 2, 35.

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