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Non sine Marte ibi partus honos; Tarbella Pyrene
Testis et Oceani litora Santonici,

Testis Arar Rhodanusque celer magnusque Garonna,
Carnuti et flavi garrula lympha Liger.

An te, Cydne! canam, tacitis qui leniter undis
Caerulea ad placidas per vada serpis aquas,
Quantus et aetherias contingens vertice nubes
Frigidus intonsos Taurus alat Cilicas?

Quid? referam, ut volitet crebras intacta per urbes
Alba Palaestino sancta columba Syro,

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9. Die höchst unpassende, weil anmassend verletzende Schreibung de Codices: „Non sine me est tibi parta" hat zuerst Baehrens treffend ver bessert. Tarbella heifst der Teil der Pyrenäen, in dem die Tarbell., eine kleine aber jedenfalls mutige Aquitanische Völkerschaft, wohnten.

10. Oceani - Santonici] der Atlantische Ocean, der die Küste da bespült, wo die Santonen von dem nördlichen Ufer der Garonne bis zu den Pictonen wohnten. Der Dichter bezeichnet mit den hier genannten Flüssen das ganze Aquitanien von der Saone und Rhone bis zum Golf von Vizcaya (Biscaya) und von der Loire südlich bis zu den Pyrenäen.

12. Die Loire, das geschwätzige, also rauschende, Gewässer des blonde Carnuten, denn diese Völkerschaft wohnte nördlich von der Loire bis a deren Ufer hinab. Statt „garrula" bieten die Handschriften sehr unpassen das triviale „caerula“.

13. Aus dem fernen Westen wendet sich der Dichter rasch zu de· Oriente, zunächst nach Cilicien, nennt den bekannten Flufs Cydnus (jet Flufs von Tersus), der an seiner Mündung ruhig ohne Rauschen se dunkles Gewässer bei geringer Tiefe dem (da) ruhigen, nicht stürmische Meere zuführt (serpere). Dafs des Dichters frei nach den Mitteilung. der zurückgekehrten Freunde gegebene Schilderung des Unterlaufes dies Flusses nicht ganz genau mit den Berichten Strabos (lib. XIV, p. 672 s und des Curtius (lib. III, c. 4, § 8) übereinstimmt, darf man beim Dicht nicht peinlich bemäkeln. Die gewöhnliche Schreibung ist: „Caerule placidis aquis“.

15. aetherias] ist weit passender als „aetherio“ zu ,vertice", zu de. besser „aerio" passen würde, wie Einige schreiben.

16. intonsos] ungeschorene, kann hier nur auf das Rohe und Wilde. Äufseren der Bergbewohner bezogen werden. Ebenso nennt Ovid (Epist. ex Ponto IV, 2, 2) die Geten und Livius (XXI, 32, 7) die Bewoh der Alpen.

17. Von Cilicien wendet der Dichter sich nach Syrien nebst Palästin wie Phönizien und gedenkt hier des Taubenkultus der Syrier und des deutenden Handels der Phönizier. "Quid? referam," nicht „Quid referam denn es folgt etwas Neues und Wichtigeres. Die der Astarte heil Taube war natürlich für die dasigen Einwohner eine „intacta," und einst gefeierte Stadt Tyrus repräsentiert das eifrige Handelsvolk der P nizier besonders als Seefahrer. Den „Palaestinus Syrus" erwähnt ar Ovid. de arte amand. I, 416. Uebrigens beachte man, dafs öfters Dichtern zwei Adjektive bei einem Substantive stehen, wie 8, 21. „Sancta“ gehört zu „Palaest. Syr." wie „intacta“ zu „volitet“.

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Utque maris vastum prospectet turribus aequor
Prima ratem ventis credere docta Tyros,
Qualis et, arentes cum findit Sirius agros,
Fertilis aestiva Nilus abundet aqua?
Nile pater! quanam possum te dicere causa
Aut quibus in terris occuluisse caput?
Te propter nullos tellus tua postulat imbres,
Arida nec pluvio supplicat herba Iovi.
Te canit atque tuum pubes miratur Osirin
Barbara, Memphiten plangere docta bovem.
Primus aratra manu sollerti fecit Osiris

Et teneram ferro sollicitavit humum,

Primus inexpertae commisit semina terrae

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19. Die gewaltige Fläche des Meeres bespült das wohl befestigte Tyrus. Doch beziehen viele Erklärer das „turribus" auf die hohen Häuser (wie bei Horat. Od. I, 4, 14), mit Rücksicht auf Strabos (lib. XVI, pag. 757) πολυστέγους οἰκίας.

21. Übergang zu Ägypten, bei dem der Dichter mit voller Berechtigung länger verweilt, weil hier bei der Ordnung der inneren Angelegenheiten des Landes die Thätigkeit des Messalla eine sehr bedeutende gewesen war. Zunächst gedenkt er der Eigentümlichkeiten des Nils, der, bei noch unbekannter Quelle, zur Zeit der höchsten Hitze am wasserreichsten ist. Der Syrius oder Hundsstern ist der hellste Stern im Sternbilde des grofsen Hundes, der um den 25. Juli uns erscheint; vgl. 3, 19.

25. Te propter] du bist die Ursache; dir hat das Land es zu verdanken, dafs etc.

26. pluvio] Juppiter, der höchste Gott des Himmels, ist auch der Herr aller Veränderungen der Luft, daher zugleich befruchtender Regengott, pluvius, pluvialis, imbricitor; auch die Hellenen nennen ihn vétiov, öμßpiov, den Regenspender.

27. Die durch den Nil bewirkte Fruchtbarkeit des Landes führt den Dichter zur Verherrlichung des in Ägypten hoch gefeierten Osiris, den die Römer, wie vorher schon die Hellenen, mit Bacchus verglichen. Ägypten aber war eine Kornkammer Roms.

28. Der „bos Memphites" ist der Apis, der nicht blofs dem Mondgotte Thot sondern auch dem allmählich zum allgemeinen Zeugungsgotte erhobenen Osiris geweiht war und dessen toter Körper im Serapeum bei Memphis beigesetzt wurde. „Plangere bovem" sagt der Dichter, wie die Hellenen TÚTTEσda brauchen, statt se plangere propter bovem, weil das Schlagen an die Brust, wie Verwandtes, bei grofser Trauer allgemeine Sitte war, so dafs „plangere" den Begriff „trauern, betrauern" erhielt.

29. manu sollerti] mit kunstreicher, erfinderischer Hand; die Hand statt des Menschen, wie so oft bei den Dichtern.

30. teneram] den noch zarten, jungen, noch nicht lange erst entstandenen Erdboden; „ferro“ statt des bei Dichtern häufigeren „dente", der Pflugschar, die gewissermafsen die Erde zerbeifst. Von dem Bearbeiten des Ackers durch den Pflug gebrauchen die Dichter gern Worte wie hier sollicitare, exercere und vexare.

31. inexpertae] passivisch: unversucht, unerprobt, deren Eigenschaften noch unbekannt waren; gewöhnlich falsch erklärt durch „unkundig" oder

Pomaque non notis legit ab arboribus.
Hic docuit teneram palis adiungere vitem,
Hic viridem dura caedere falce comam;
Illi iucundos primum matura sapores

Expressa incultis uva dedit pedibus.
Ille liquor docuit voces inflectere cantu,

Movit et ad certos nescia membra modos;
Bacchus et agricolae magno confecta labore
Pectora tristitiae dissoluenda dedit.
Bacchus et afflictis requiem mortalibus affert,
Crura licet dura compede pulsa sonent.
Non tibi sunt tristes curae nec lectus, Osiri!
Sed chorus et cantus et levis aptus amor,
Sed varii flores et frons redimita corymbis,

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gar verwundert". Ebenso finden wir nachher „non notis arboribus" von Bäumen, deren Wert man nicht erkannt hatte.

33. Den Weinbau bezeichnet der Dichter nach der „alligatio (Anbinden)" und der „amputatio (Beschneiden)" der Weinstöcke.

34. viridem] das grüne allzuüppige Weinlaub mit der harten, schonungslosen Hippe abzuschneiden.

35. Illi — primum] ihm, dem Osiris, gab die zum ersten Male reife 36. incultis] mit rohen, plumpen, also auch in der Arbeit noch unerfahrenen, ungeschickten.

37. voces inf. c.] die Laute, die Stimme im Gesange beugen, den Ton der Stimme verändern. Ähnlich Lucretius de rerum natura lib. V, Vs. 1406: ,ducere multimodis voces et flectere cantus".

38. ad certos] nach bestimmten Weisen, Melodien, nach denen sich die bis dahin darin unerfahrenen, dessen unkundigen Glieder im Takte bewegen. Natürlich nescia membra " dichterisch für ,homines qui hos modos nesciunt".

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39. Für Osiris setzt nun der Dichter sofort den Bacchus und meint natürlich den Wein, das Geschenk dieser Gottheit. Der Dichter sagt etwas ungewöhnlich: Der Wein gab dem Landmanne sein von grofser Anstrengung (Mühsal) erschöpftes Herz (Gemüt) vom düsteren Ernste (von der Last düsterer Sorgen, sagt Teuffel) zu lösen, zu befreien; dissoluenda (fünfsilbig wie Vs. 2) statt des gewöhnlicheren dissolvere (ut dissolverentur). tristitiae, der Genitiv, statt,,a tristitia" ist nach Hellenischer Weise gesetzt, wie wir ähnlich bei Horat. Odar. III, 17, 16 lesen: „Famulis operum solutis".

42. Wenn auch die von harter Fessel geschlagenen Glieder ertönen, d. h. wenn auch am Beine (Fufse) bei der Bewegung die Fesseln klirren, also: wenn man auch in Fesseln, Ketten geschlagen ist.

43. Wie du, Osiris, der Spender des aufheiternden Weines bist, so liebst du auch nicht sondern aptus ist das Prädikat zu allen Subjekten. chorus eigentlich Rund-, Reigen-Tanz, hier überhaupt: Tanz. levis amor] harmlose Liebe, wie 3, 69 „levis Venus".

45. frons red. cor.] die mit Blüten-, Fruchtbüscheln, natürlich des dem Bacchus geweihten Epheus, umwundene, umkränzte Stirn.

Fusa sed ad teneros lutea palla pedes
Et Tyriae vestes, sed dulci tibia cantu

Et levis occultis conscia cista sacris.
Huc ades et Genium ludo Geniumque choreis
Concelebra et multo tempora funde mero;
Illius et nitido stillent unguenta capillo

Et capite et collo mollia serta gerat.

Sic venias hodierne; tibi dem turis honores,

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46. fusa― lutea palla] Palla ist der von den Römischen Frauen beim Ausgehen getragene faltenreiche Mantel, der der Toga der Männer entspricht; sie wird hier lutea, d. h. gold- oder orangengelb (auch safranfarbig) genannt, weil diese Farbe sehr beliebt war, besonders bei freudigen Ereignissen;. und zu dem faltenreichen Gewande pafst das fusa, wallende, herabwallende, ganz gut. Wie hier dem Osiris-Bacchus die Palla zugeteilt wird, so anderwärts dem Apollo und den Kytharöden.

47. Tyriae] also purpurfarbene. Ganz ähnlich Ovid. in den Metamorph. III, 555: „Bacchum - juvant madidus myrrha crinis mollesque coronae Purpuraque et pictis intextum vestibus aurum". Statt sed dulci liest man meistens weniger passend und sicher et dulcis". Die Flöte aber war bei den Bacchischen Festen das gebräuchliche Instrument.

48. levis-cista] die leichte (also kleine) Kiste (aus weichem Holze oder Flechtwerk), die um die verborgenen Heiligtümer weifs (conscius hier nach Hellenischer Redeweise mit dem Dativ verbunden), d. h. die in sich birgt die symbolischen Instrumente des Bacchischen Kultus, und bei feierlichen Aufzügen zu Ehren des Gottes vorausgetragen wurde.

49. Hiermit wendet sich der Dichter wieder der Geburtstagsfeier zu. Die schöne Schreibung et Genium ludo statt et centum ludo der Handschriften verdanken wir Heyne und Markland. Zu huc ades vergl. 8, 35 und 17, 1 u. 2.

50. funde] gleich perfunde, wie es 6, 3 heifst: multo perfusum tempora Baccho", daher: feuchte an die Schläfe (natürlich nicht von aussen), geniefs reichlichen Wein, so dafs dein Haupt warm geworden schwitzt. Wer viel Wein getrunken hat, dem sind, wie Horat. Odar. I, 7, 22 sagt: tempora (=caput) uda Lyaeo (=vino), und so wird denn madere und madidus geradezu von dem Zustande der Trunkenheit gebraucht.

51. Illius] Der Genius wird mit wohlriechenden Salben begossen und um seinen Hals ein weicher (biegsamer) Kranz gewunden. Ebenso soll auch Osiris ihn feiern; denn dieses Distichon kann wie das vorhergehende nur auf die Teilnahme des Osiris an der Feier des Genius, des Geburtstages, bezogen werden. Daher mufs es „Illius et nitido etc." heifsen; alle anderen Schreibungen wie „Illius e nitido", sind sinnlos und muten dem Dichter tolle Sprünge zu. Stillare mit dem blofsen Ablativ wie unten 25, 7 bei dem Zeitgenossen unseres Dichters und Ovid. Metamor. I, 266: „canis fluit unda capillis." Am getreuesten übersetzt Teuffel: "Möge das glänzende Haar ihm triefen von köstlichen Salben, Weich um Haupt und um Hals schlinge sich Blumengewind."

53. hodierne] Der Vokativ steht prädikativisch statt hodie, wie schon bei Homer. Odyss. II, 262 yós (gestriger) statt és (gestern), das Adjektivum statt des Adverbiums der Zeit, vorkommt. dem] Wenn du kannst, möchte (will) ich dir geben die Ehren des Weihrauchs, will ich

Libem et Mopsopio dulcia mella favo.
At tibi succrescat proles, quae facta parentis

Augeat et circa stet, venerata senem.

Nec taceat monumenta viae, quem Tuscula tellus,
Candida quem antiquo detinet Alba Lare.

Namque opibus congesta tuis hic glarea dura
Sternitur, hic apta iungitur arte silex.

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Te canit agricola, a magna cum venerit urbe

dich ehren mit dargebrachtem Weihrauch und dir spenden, opfern (libare) von Mopsopischer (d. h. Attischer, natürlich Hymettischer, nach dem mythischen Könige Attikas Mopsopus, Módoños, s. Ovid. Metamor. V, 661, benannter) Honigscheibe, süfsem Honig, wie es besonders an Geburtstagen gebräuchlich Gewöhnlich liest man „Liba et M. d. melle feram", was erst Baehrens nach dem guten Wolfenbütteler Codex in libem" (Konjunktiv von libare) und „mella favo" verändert hat.

war.

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55. Nachdem der Dichter so den mächtigen Gott Ägyptens, dessen feierlichen Kultus Messalla in Ägypten kennen gelernt und unter dessen Schutze er gewissermafsen seine wichtige staatliche Aufgabe glücklich vollendet hatte, zur Geburtstagsfeier feierlichst eingeladen hat, wendet er sich schliefslich zu Messalla selbst und wünscht ihm hohes Alter, indem er zugleich der für die Umwohner Roms so nützlichen Strafsen gedenkt, die Messalla hatte bauen oder wiederherstellen lassen. proles hier allgemein für Kinder; wir kennen zwei Söhne desselben. Sie sollen des Vaters Fufstapfen rühmlichst folgen, sagt der Dichter, und allgemein verehrt (venerata besser als das matte „veneranda“ mancher Handschriften) den Greis umstehen.

57. Nie vergesse der, welcher in Tusculum oder um die Heiligtümer Alba Longas wohnt, die Wohlthaten, die ihm Messalla durch die Herstellung des Weges, der Latina via, von Rom nach Osten hin über Alba Longa und Tusculum erzeigt hatte. Die Wiederherstellung der teilweise verfallenen Strafsen auf Befehl des Augustus erwähnt ganz allgemein Sueton. August. c. 30, richtiger als Dio Cassius lib. 53, c. 22. Monumenta bezeichnen oft die öffentlichen Bauten jeder Art.

58. Alba Longa auf einem Kreidefelsen gelegen, daher candida (weifs glänzend) mit seinen alten Heiligtümern, denn die Tempel und Altäre Albas waren bei der Zerstörung der Stadt verschont geblieben. Die Lares waren die Schutzgötter des Hauses, der Familie, aber auch der Städte; vgl. noch 3, 27. Detinet sagt Tibullus, Tusculum oder Alba fesselt ihn, hält ihn bei sich zurück, d. h. der da, in diesen Orten wohnt.

59. Mit hartem Kiessand wird gepflastert (sternere, das stehende Wort für das Pflastern der Strafsen).

60. apta — arte] die Kunst, die sich in dem aptare (anpassen, anfügen) zeigt, heifst hier selbst apta, harmonisch. Silex ist Granitstein, zum Trottoir sehr passend.

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61. canit] Man erwartet nach strenger Regel canet, doch steht hier das Präsens in Futurbedeutung. Dann hat Baehrens "a" statt „e“ der späteren Codices geschrieben; und das kurze Schlufs-a in agricola wird durch Zusammenziehung mit der Präposition lang; Ähnliches 2, 13 und 16, 3. Serus] Wenn er aus Rom in später Tagesstunde, spät am Abend, zurückkehrt, ohne seinen Fufs an Steine zu stofsen, die umherliegen.

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