Billeder på siden
PDF
ePub

te Horst mit jener Gereiztheit, die aus der reuigen Erkenntnis einer Torheit entspringt.

„Wer hätte in seinem Leben nie eine Dummheit gemacht!" entgegnete Frau Luise ebenso latonisch als tröstlich.

„Horst, tue mir den Gefallen und reise wieder te vor sich hinmurmelnd.

Die Baronin sah ihn kopfschüttelnd an und fagte endlich in eindringlich bittendem Tone: „Horst, tue mr den Gefallen und reise wieder

ab!"

Abreisen? Weshalb denn abreisen?" fragte er verwundert.

"

Weil . . . weil ich es für besser halte, wenn Du Inge nicht wieder siehst!"

,,Darum? Aber, beste Tante, das wäre ja der einzige Grund, der mich in Baden halten fönnte!"

Die etwas leichtfertigen Worte des liebenswürdigen Schwerenöters reizten Frau von Walden. Sie richtete sich energisch auf und sah ihn strafend an: „Nun, mein Lieber, ich will Dir etwas sagen, ich kann es nicht dulden, daß Inge einer Gefahr ausgesezt wird. Ihr Gatte hat sie mir anvertraut - sie mir auf die Seele gebunden. Ich bin verantwortlich . . So leid es mir tut, aber ich muß Dich bitten, vorerst nicht wiederzukommen!"

„Ich muß gestehen!" sagte Horst gekränkt: „Du behandelst mich sehr schlecht. Mit was habe ich das verdient. Ich verstehe Dich wirklich nicht!"

Ach, liebster Horst! Ich verstehe mich ja selber nicht!" rief die Baronin in komischer Verzweiflung. Ich weiß nur, daß mich etwas davor warnt, Dich mit Inge zusammenzubringen. Sie ist so jung, so unerfahren, und Du... Du bist ein so gefährlicher Mensch! - .. 1. Du verstehst mich!"

Horst schmunzelte amüsiert. Die Alteration der alten Dame belustigte ihn: „Na, na!“ sagte er beruhigend, „so schlimm ist es doch nicht mit meiner Gefährlichkeit. Du tust ja gerade als wäre ich ein reißender Wolf, der die Lämmlein verschlingt!".

Da ließ das Geräusch eines vorfahrenden Wagens beide aufhorchen.

[ocr errors][merged small][ocr errors][ocr errors]

„Beruhige Dich nur! Ich gehe ja schon!“ lächelte Horst gutmütig und griff nach seinem Hut. Er ging, wandte sich aber nochmals um, schwenkte seinen Hut und rief mutwillig seiner Tante zu, die ihn mit sanfter Gewalt hinausdrängte: Ich gehe!" Morgen aber siehst Du mich wieder! Addio!"

Kaum war er fort, als sich die Baronin wie erschöpft in einen Stuhl sinken ließ. Sie lehnte sich in die seidenen Kissen und gab sich einem Heiterkeitsausbruch hin, der ihr die Lachtränen in die Augen trieb.

Köstliche Morgenfrische lag über dem Garten der Villa Luise. Finken und Meisen zwitscherten in der alten Linde, die ihre Äste wie ein duftendes Schutzdach über einen zierlich gedekten Tisch ausbreitete, an dem Frau von Walden und ihre Nichte sich zum Frühmahl niederließen. Ingeborg von Walden war zu einer vollendeten Schönheit herangeblüht, ausgestattet mit der gan zen Frische und Anmut der Jugend. In weicher Fülle umrahmte das goldig schimmernde Haar den feinen Kopf und schmiegte sich in kapriziösem Gelock um das zarte Oval des rosigen Gesichts, aus dem ein paar große, dunkelblaue Augen voll sprühender Lebenslust in die Welt blickten. Ein schlichtes, weißes Kleid umschloß ihre hohe, schlanke Gestalt und vollendete ihre graziöse, mädchenhafte Erscheinung.

Jm Maiengrün" hätte man das hübsche Bild, das die beiden Frauen boten, nennen können; und hierzu bedurfte es keines Malers Auge.

Auch Horst Bergheim hatte es mit raschem Blick in all seinen reizvollen Einzelheiten um faßt, als er, in den Garten tretend, sich der kleinen Gruppe grüßend näherte.

„Ist es allzu unbescheiden, wenn ich es wage, zu so früher Stunde den Damen meinen alleruntertänigsten Gruß zu bieten?"

„Durchaus nicht, lieber Horst! Tritt nur näher!" begrüßte ihn die Baronin unbefangen : „Darf ich Dir eine Tasse Tee anbieten?“

„Besten Dank, verehrte Tante! Wenn Du aber die Güte hättest, mich vorzustellen!"

„Ist das nötig? Ihr kennt Euch ja schon!" Und sich an die junge Dame wendend, sagte sie: Du entsinnst Dich doch wohl dieses jungen Herrn, liebe Inge?"

"

„Gewiß einnere ich mich Herrn von Bergheims und seiner liebenswürdigen Nachsicht, die er mit meiner schüchternen Unbeholfenheit hatte, als

ich meinen ersten Walzer mit ihm tanzte!" Diese Worte wurden begleitet von einem reizenden, ein klein wenig koketten Lächeln.

„Gnädigste Frau!" beteuerte Horst feurig: "Ich gäbe viel darum, wenn ich jene Stunde zurückrufen könnte !"

Hier glaubte die Baronin vorsichtig einlenken zu müssen, denn Blick und Ton ihres Neffen waren sehr ausdrucksvoll.

Sie begann zu sprechen und ließ die jungen Leute nicht mehr zu Worte kommen. Desto beredter waren die Augen Bergheims, die mit offener Bewunderung jeder Bewegung seines lieblichen Gegenübers folgten.

Inge blieb vollkommen unbefangen. Sie hatte ein Tellerchen mit Semmelkrumen in der Hand, die sie den herbeiflatternden Vögeln zuwarf. Wenn einer der kleinen Nimmersatte dem andern die Bröckchen vom Schnabel wegpickte, dann lachte sie wie ein Kind fröhlich auf. Ihre Aufmerksamkeit wandte sie ungeteilt dem kleinen, geflügelten Volke zu.

Die Baronin ließ unterdessen ihre Beredsamkeit spielen, sah aber bald ein, daß sie umsonst war. Nach einem Weilchen erhob sie sich und lud ihren Neffen zu einem Morgenspaziergang ein.

„Wie Du befiehlst!" entgegnete er bereitwillig, während sein fragender Blick die junge Dame streifte, die eben die leßten Krümchen verstreute. „Begleitest Du uns, Inge?" wandte die Ba= ronin sich an sie.

[ocr errors]

Wenn Du erlaubst, liebe Tante, bleibe ich zu Hause. Ich möchte gern meine Korrespondenz erledigen. Ich sehe Dich in so lieber, lang entbehrter Gesellschaft, da wirst Du mich gewiß nicht vermissen."

,,Wie Du willst, mein Kind! Komme, Horst! Ich führe Dich einen wundervollen Weg durch den Wald nach der romantischen Yburg."

Tante Luise nickte ihrer Nichte einen Ab= schiedsgruß zu, Horst verneigte sich, und Inge dankte mit einem reizenden Lächeln.

Horst von Bergheim bewunderte Ingeborg von Walden. Nie glaubte er einem reizvolleren weiblichen Wesen begegnet zu sein. Es ward ihm schwer, seine Begeisterung in den vorgeschriebenen Grenzen zu halten. Ein strenger Warnblick aus den klaren Augen der Tante brachte ihn immer wieder zu sich und erinnerte ihn an sein Versprechen. Wenn aber ein junger, für Frauenschönheit sehr empfänglicher Mann tagtäglich den gefährlichen Reiz einer holdseligen Frau auf sich wirken fühlt, dann kann man es ihm nicht ver

denken, wenn auch er sich von seiner liebenswürdigsten Seite zeigen möchte.

Inge zeigte sich ihm unbefangen, mit jener natürlichen Freundlichkeit, wie sie ihre verwandtschaftlichen Beziehungen mit sich brachte. Sie nahm seine Aufmerksamkeiten und gelegentlichen kleinen Ritterdienste ohne Ziererei, wie selbstver= ständlich, an. Dabei wußte sie jedoch mit feinem weiblichen Takt eine allzu große Familiarität zu vermeiden. Bei all dem beobachtete Frau von Walden die beiden jungen Leute mit Argusblicken. Nach und nach ließ sie darin nach. Sie wurde der unbequemen Rolle eines „Anstandsdrachen" bald müde. Eines Tages klagte sie über heftige Migräne: Sie könne unmöglich mit ins Konzert gehen. Deshalb sollte aber Inge nicht des Vergnügens beraubt werden. Horst sollte sie beglei= ten: Ich kann sie ja vuhig Deinem Schuße überlassen! Ich muß Dir so wie so Abbitte leisten wegen meines früheren Mißtrauens: Nachdem

ich Euch beide diese ganze Zeit genau beobachtet habe, bin ich vollständig geheilt davon.

„So Und darf ich fragen nach dem Resultat Deiner genauen Beobachtung, liebe Tante?"

„Ja, siehst Du, mein Junge, ich bin jest fest überzeugt, Du bist Inge vollkommen gleichgültig und ungefährlich."

Dem von Frauen verwöhnten jungen Herrn war es bei diesen unverblümten Worte zumute, als hätte er auf eine bittere Nuß gebissen. Er schluckte sie aber tapfer hinunter und entgegnete mit dem ruhigsten, unschuldigsten Gesicht von der Welt: „Na, siehst Du, liebe Tante, wie sehr Du mich immer verkannt hast. Ich bin nur froh, daß Du endlich zu einer besseren Einsicht kommst!"

Die schönen Maitage flogen nur allzu rasch dahin. Ausflüge zu Fuß und zu Wagen, Theater, Konzerte, Ballfestlichkeiten wechselten in bunter Reihenfolge. Es ward Frau von Walden etwas zu viel des Vergnügens. Mehr und mehr fühlte sie sich ruhebedürftig. Mehr und mehr blieben Horst und Inge sich allein überlassen. Mit dieser Freiheit kam ein anderer Geist über sie. Mit der ausgelassenen Fröhlichkeit von Kindern, die der gestrengen Gouvernannte ein Schnippchen schlagen, entwischten sie, so oft sie konnten. Sie streiften fröhlich durch Wald und Flur, über Berg und Tal. Beim Wandern im kühlen Schatten unter hohen Schwarzwaldtannen, auf schwellendem Moose, in dem der schreitende Fuß wie in einen weichen Teppich versank, da spannen sich die geheimen, wunderfeinen Fäden von Herz zu Herzen. Ihre leuchtenden Augen, ihre glühenden Wangen, der verhaltene Jubel ihrer Stimme ga

ben Zeugnis von der Macht der Gefühle, die sie zueinander zog.

Und doch fehlte dieser Seligkeit, die Horst erfüllte, nicht der giftige Stachel, der ihm seine Ruhe und das reine Glücksempfinden raubte. Mit dem selbstquälerischen Eifer des Liebenden suchte er zu ergründen, welche Gefühle Inge an den Gatten fesselten. So oft er dieses heitle Thema berührte und das Gespräch auf den Verhaßten lenkte, verstummte Inge. Dunkelerrötend, wie schamvoll wandte sie sich von ihm ab. Sie verlor ihre reizende Unbefangenheit ihm gegenüber, ihr Wesen ward steif und gezwungen.

Horst litt, wie er nie in seinem Leben gelitten hatte. Mit aller Macht kämpfte er gegen die Liebe an, die ihn beherrschte. Eine Angst ergriff ihn. Er wollte fort, der Gefahr entfliehen. Dennoch blieb er. Dieser Widerstreit seiner Seele raubte ihm die Ruhe seiner Nächte und die frohgemute Stimmung seiner Tage.

Und Inge ahnte die Ursache seiner Leiden. Sie sichwieg - und litt mit ihm.

[blocks in formation]

Sonnenschein und Blütenduft drangen in vollen Strömen durch die weitgeöffneten Fenster in Frau von Waldens Wohnzimmer. Die Drossel flötete ihr Liebeslied in den Zweigen der alten Linde, als Horst von Bergheim eintrat und Inge allein fand. Er war nicht der Mann, der zu sentimentalpoetischer Auslegung von Naturstimmungen neigte. Heute aber lag etwas in der Luft, in der jauchzenden Frühlingsatmosphäre, in dem süßen Sang der Droffel, das ihn berauschte und sein heißes, übervolles Herz zum Ueberfließen brachte.

Inge stand errötend vor ihm. In ihren schönen Augen, die sie zagend zu ihm erhob, lag solch kindliche Reinheit, daß ein Schauer von Leidenschaft ihn durchfuhr. Ohne sich von seinem Tun Rechenschaft zu geben, ergriff er ihre Hand und drückte sie an seine heißen Lippen.

Hastig entzog ihm Inge ihre Hand und sagte vorwurfsvoll:

[ocr errors]

„Wenn wir gute Freunde bleiben wollen, dürfen Sie sich das nicht wieder erlauben!"

Inge! Haben Sie Mitleid! Nur einmal las= sen Sie es mich sagen, daß ich Sie liebe, wie ich nie geliebt. Daß ich leide, wie ich nie gelitten habe!" Er hielt sie fest und sah ihr flehend in die Augen, deren Ausdruck dem fest und streng geschlossenen Mund widersprach. Ihr Schweigen ermutigte ihn. Er zog ihre leichte Gestalt an sich, daß sie sein lautschlagendes Herz an dem ihren fühlte. Da streifte

sie hastig seine Hände von sich ab und stand bleich und bebend vor ihm, ihre Lippen bewegten sich, als wollte sich ihnen ein Geständnis entringen. Sie blieb jedoch stumm. Da brach es wie ein tränenloses Schluchzen aus der Brust des jungen Mannes: Inge! Nur ein Wort! Haben Sie Erbar men!"

Einen Augenblick war es, als neigte sie sich zu ihm, als tauchten ihre strahlenden Augen glückverheißend in die seinen, - da riß sie sich mit einer jähen Wendung von ihm los und eilte aus dem Zimmer.

Horst blieb zurück, ein Opfer seiner aufgepeitschten Empfindungen. Es war vorbei. Alles war verloren. Er mußte fort. Er verließ das Haus, um in sein Hotel zu gehen, wo er seine Koffer packen ließ. Dann streifte er niedergeschlagen ohne Zweck und Ziel umher und ging gegen Abend nochmals in die Villa Luise, um sich von seiner Tante zu verabschieden. Sie empfing ihn in ihrem Zimmer. Als sie sene blasse, düstere Miene sah, fragte sie teilnehmend: Du siehst leidend aus. Fühlst Du Dich nicht wohl?"

[ocr errors]

„Ich bin verstimmt, liebe Tante! Ein Telegramm ruft mich nach Berlin, wo mich dringende geschäftliche Angelegenheit erwartet?

„Das ist ja sehr schade! Ich hatte vor, mit Dir und Inge einen Ausflug in die Schweiz zu machen."

„Auch ich bedaure diesen unvorhergesehenen Zwischenfall!" sagte er mit gepreßter Stimme: „Darf ich Dich bitten, mich Frau Inge zu emfehlen!"

Mitleidig lächelnd nahm sie seine Hand und zog ihn neben sich in den Sessel: „Komm, seße Dich noch ein Weilchen zu mir. Du hast noch Zeit, denn der letzte Zug geht noch lange nicht.

Ich möchte Dir etwas erzählen. Willst Du danach dennoch abreisen, so will ich Dich nicht länger zurückhalten.

Als Du uns vor anderthalb Jahren verlie Best, da grollte ich Dir von ganzem Herzen. Deine Abreise vernichtete nicht nur meinen lang geheg ten Wunsch, Dich mit Inge zu vereinen, sie fiel auch als erster Schatten in ein junges, bis dahin sonnenhelles Leben. Inge hatte Dich lieb. - In ihrer kindlichen Unschuld hoffte sie, daß auch du fie lieb gewinnen könntest. Deine fluchtartige Abreise riß sie grausam aus ihrem geträumten Himmel. Für die Enttäuschung, die Du uns bereitetest, schwor ich, mich zu rächen. Ich überlegte hin und her, wie das geschehen könnte. Nichts fiel mir ein; denn alles war unausführbar, so lange Du fern bliebst. Du tamst zurüd. Und in der ersten Vier

telstunde unseres Zusammenseins spielte mir der gefällige Zufall einen Trumpf in die Hand. Oder war es das Schicksal selbst, das mit des Gedankens Schnelle mir eine Idee eingab, die ich ohne weitere Ueberlegung ergriff und in die Tat umseßte. Mit diesem Trumpf in der Hand mußte ich das Spiel gewinnen. Entsinnst Du Dich eine Deiner ersten Fragen galt Inge und dem Herrn, mit dem Du sie damals gesehen!

Die Vorspiegelung einer falschen Tatsache ward mir zwar schwer, aber mit dem Zweck im Auge, der bekanntlich die Mittel heiligt, versuchte ich das kleine Wagnis. Aus Erfahrung wußte ich, wie Dich von jeher nur das Unerreichbare lockte. - Der unschuldige Reiz des hübschesten jungen Mädchens verblaßte vor dem - verbotenen den die Verheiratete auf Dich übte. Diese Deine Schwäche gab mir die Richtschnur zu meinem Plan. Als Du mich damals fragtest, ob Herr v. Walden Inges Vater sei, antwortete ich Dir die Unwahrheit, indem ich ihn als ihren Gatten ausgab."

[ocr errors]

Horst von Bergheim sprang wie elektrisiert auf und vief mit flammenden Augen:,,Wie soll ich das verstehen?! Ich bitte Dich, sprich! Spanne mich nicht länger auf die Folter!"

"

[ocr errors]
[ocr errors]

Nur Geduld, mein Junge!" sagte die alte Dame gelassen und drückte ihn sanft auf seinen Sit zurück: Du hast mich anderthalb Jahre auf diesen einzigen Augenblick warten lassen, nun will ich ihn auch voll und ganz genießen. Also wo blieb ich eigentlich stecken, - richtig nun weiß ich es wieder: Der Zufall dieser Zauberkünstler, war mir hold. Der als Pseudogatte verwendete Onkel und Vormund Inges reiste nichtsahnend der heimischen Scholle zu. Inge war auch nicht da; - niemand konnte mich stören oder einen Querstrich durch meine Rechnung machen. Du, mein armer Horst, warst auf Gnade oder Ungnade Deiner rachedürstenden Tante überliefert.

Ganz so einfach, wie ich mir die Sache dachte, verlief sie aber doch nicht. Schließlich mußte ich

Inge in meinen Plan einweihen. Und sie war es, die mir Schwierigkeiten machte. Sie leistete heftigen Widerstand. Sie fand meinen Plan abscheulich und wollte absolut nichts davon wissen, in der Komödie die Rolle der „Frau" zu spielen. Schließlich brachte ich sie aber doch dazu, wenn auch unter Tränen. Sie spielte die ihr aufgezwungene Rolle aber so herzlich schlecht, daß ich oft befürchtete, Du müßtest alles erraten. Es gehörte wirklich die sprichwörtliche Blindheit des Verliebten dazu, um das durchsichtige Gewebe nicht zu durchschauen."

Horst saß fassungslos in seinem Sessel. Jeder Versuch, ihren Redefluß aufzuhalten, war vergeb lich. Nun saß er starr und stumm, regungslos, fast atemlos, aber nicht lange, dann schnellte er empor und stammelte heiser vor innerer Erregung:

„Ist das wahr, was Du mir eben sagtest? Kann das möglich sein?"

[ocr errors]

„Ja, das ist gewiß und wahrhaftig wahr, mein Junge! Du wirst nun wissen, was Du zu tun hast!"

,,Ob ich es weiß!" rief Horst, von tiefster Niedergeschlagenheit in einen Taumel jubelnden Glückes gerissen:

Tante! Du listige, arglistigste aller Frauen! Wo ist Inge?! Wo ist meine Braut?!"

In diesem Augenblick öffnete sich die Tür, und das junge Mädchen erschien auf der Schwelle. Auf ihren reinen Zügen lag ein schüchternes Glück, das sich nicht hervorwagte, bis es in jauchzender Seligkeit von Horsts Lippen wach gefüßt wurde. Er hielt sie in seinen Armen und sie schmiegte sich hingebend an sein lautschlagendes Herz. Ueber ihren goldig schimmernden Scheitel hinweg sah er seine Tante an, die freudig bewegt dieses junge, strahlende Glück betrachtete.

[ocr errors][merged small][ocr errors]
[graphic]
[blocks in formation]
« ForrigeFortsæt »