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Ihr Liebling.

Von Edith Riemer-Dembozck.

Der kleine Hans Berg war nun ein Jahr alt geworden. Sein Mütterlein verhätschelte ihn sehr, denn er war wirklich ein süßes Bübchen. Ein fleiner molliger Körper, zwei kluge grane Augen und ein stets lachendes rosiges Mündchen machten ihn bei jedermann beliebt. Gerda Berg ging aber auch in ihrem einzigen Kinde auf. . . Als Frau eines Marineoffiziers war sie oft allein. Was hätte sie nun wohl Besseres tun können, als ellenlange Briefe an den fernen Geliebten zu schreiben und das fleine Hänschen nach Herzenslust zu verwöhnen. Ja, allein und einsam fühlte sich die junge Frau! Ach, wenn ihr Liebling erst groß wäre, dann - ja, was dann? Nun, dann könnte sie sich wenigstens mit ihm unterhalten! -Jezt verlangte der angehende kleine Mann nur recht viel Futter, um sich glückselig zu fühlen. -Dann kam es wohl vor, daß er freudig die dicken Patschhändchen ineinander schlug und jauchzende unverständliche Töne von sich gab. Gerda freute sich stets darüber; doch etwas fehlte ihr troßdem, nämlich – ihr Mann! Als sie damals vor Jahren diesen schmucken Seemann kennen lernte, lohte die Flamme gleich einer riesigen Feuergarbe zum Himmel hinauf. Ja, warum sollte sie ihren Kurt auch nicht lieb haben! Er erzählte ihr wunderbare Abenteuer von fernen, unbekannten Ländern und sie berauschte sich daran, wie wohl alle anderen phantasievollen Mädchenköpfe. Und als sie ganz kurze Zeit verheiratet waren, da mußte ihr Mann eine lange, weite Reise antreten. Da fam es, daß sie sich ein Kind von ihm wünschte, einen kleinen, niedlichen Buben, der ihrem Kurt ähnelte. Und wenn erst dieser neue Erdenbürger da war, hatte sie wenigstens ein lebendes Spielzeug und fühlte sich nicht mehr so sehr vereinsamt. Heiße, flehende Gebete sandte die junge Frau täglich zum Himmel; und das Wunder geschah! Sie bekam einen Jungen, der ihrem Manne gänzlich ähnlich war. Ja, selbst seine treuen, grauen Augen hatte der kleine Kerl mit zur Welt gebracht. O, wie sich da die Mutter freute! Und wie sie ihn hegte und pflegte, ihr eigen Fleisch und Blut! Nur eins machte sie traurig: Ihr Mann hatte das Bübchen noch nicht sehen können, noch nicht seine Hände segnend auf das kleine Köpfchen gelegt!

Gerda strich die wirren Locken von der heißen Stirn. Bald, bald war er bei ihnen, würde sie ans

treue Seemansherz drücken und Mutter und Kind viele liebe unvergeßliche Worte sagen! - Tagtäglich sprach sie dem Hänschen ganz langsam „Pa-pa“ vor. Dann machte er eine ganz verständige Miene, als ob er schon überlegte, wie er wohl sein mochte, den sein Mütterlein so herzinig liebte, so daß sie faum seine Ankunft erwarten konnte. Es war ein Frühlingstag. Die Verchen jubelten, die ersten Veilchen steckten neugierig die blauen Köpfchen durch die junge, grüne Decke, da — kam er, der Langersehnte. Ganz langsam machte er die Gartenpforte auf, um Weib und Kind nicht zu stören. In weißen Spißen eingehüllt, krabbelte sein Erstgeborener auf dem Schoße der jungen Mutter herum. Gerdas Augen glühten in seltsamem Feuer, als sie ihm wieder und immer wieder zärtlich Pa-pa" vorsprach. Erst wollte Hänschen an diesem Tage nichts von dem neuen Worte wissen, doch plötzlich schlang er beide Aermchen um ihren Hals und jubelte es laut in die warme Frühlingsluft: Ma-ma-Papa!"

„Nun kann er kommen mein Herzensjunge wir sind würdig, ihn zu empfangen." - Und sie füßte den kleinen Buben herzhaft auf beide Wangen, so daß er wild zu strampeln aufing.

Dem jungen Vater standen die Tränen in den Augen. Also, so wurde er geliebt! War er es denn eigentlich wert? Wie viel Versuchungen wa ren ihm auf der langen Reise in den Weg getreten! Gewiß, er hatte zwar standhaft ausgehalten, ohne den Treubruch zu begehen! - Aber wie oft hatte er in Gedanken die Ehe gebrochen. War das feine Sünde gewesen? Beschämt senkt er das Haupt. Ja! -- Er sah halt, wie es die anderen trieben, ohne sich ein Gewissen daraus zu machen! Doch tren war er hi troß alledem geblieben, wenn auch in der festen Zeit das verführerische Bild seiner angebeteten Frau immer mehr verblaßte. -- Daß sich Gerda gar nicht umdrehte! — Und sie war mit ihrem Jungen derartig beschäf tigt, daß sie die Nähe des Gatten gar nicht fühlte. Gerda drehte den Kopf sehnsüchtig nach dem Hafen.

„Sich, Liebling, sich! Von dort muß Dein Väterchen kommen! Freust Du Dich mit mir? Er ist so lich und gut und treu!"

So plapperte sie in kindlicher Weise dem rosigen Bübchen vor, als ob es alles verstehen müßte, was seinen Vater betraf. Plößlich wurde das Kind müde und es fing an, jämmerlich zu schreien. Die Mutter gab sich redlich Mühe, den kleinen Unhold zu beruhigen, doch vergebens! —

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Kurt Berg war leise, ganz dicht an seinen Bu

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Hänschen war indessen friedlich eingeschlafen. Er mußte etwas sehr schönes träumen, denn seine findlichen Züge verklärten sich förmlich im Traum.

Die jungen, glücklichen Eltern brachten den Kleinen ins Bettchen. Sie selbst erzählten sich noch Lange, bis spät nach Mitternacht! - Und da kam es, daß er ihr auch von den vielen Versuchen beichtete. Doch das, was er erwartete, kam nicht! Kein Vorwurf wurde laut!

„Kannst Du mir verzeihen?"

,,Aber, Liebstter - eine Frau, die liebt, verzeiht stets! Wie schwer muß es für Dich gewesen

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„Ja, gewiß! Jeder Mensch kann mal straucheln, doch ist es nicht nötig, daß er fällt! — Eine Frage, Kurt! Bleibst Du nun fei Weib und Kind?" Aengstlich, fast zaghaft wurden die leßten Worte gesprochen. Kurt Verg reckte sich vernehmlich.

„Ja -ich will jest bei Euch bleiben, solange es geht!"

„Dort draußen gibt es der Freuden viel aber auch der Gefahren! — Hier aber habe ich Dich und unseren Liebling"

Ob er wohl noch schlafen mochte?

Ganz leise ging Gerda auf den Zehenspißen bis an Hänschens Bettchen. Der kleine Wicht schlief fest. Ein süßes Lächeln umspielte den kleinen, rosigen Mund. Kurt umschlang mit einem Arm sein Weib, mit dem anderen versuchte er den Buben zu streicheln. Da schlug er auch schon die Augen auf, vieb mit dem Fäustchen die müden Lider und sagte in kindlicher Art: „Ma-ma, Papa!"

Gerda und Kurt schen es, as ob sie die schönste Musik vernähmen.

„Mein Liebling," sagte sie weich. Und als sie in das verklärte Gesicht ihres Mannes sah, fügte sie leise hinzu. „Er hat Deine Augen und Dein Herz unser Liebling.“

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