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Wieder schießt Du den goldenen Pfeil,
Die Strahlenkrone ums Haupt dir zu flechten,
Rüstest du wieder dich, herrlicher Held,
Den nimmer Loki, der tückische, fällt!

Reintraut.

Die Erde bebte, des Riesen Faust,

Der Unhold, der tief in den Gründen haust, Sie haben mit Grimm an die Felsen gerührt Mimer hat wild seine Feuer geschürt, Erregten das All in grimmigen Wettern, Siegfried, den Baldursohn zu zerschmettern!

Reinguud.

Willkommen, willkommen am wonnigen Rhein,
Wo kann das Minnen wonniger sein?
Wo die Berge sich spiegeln in grüner Flut,
Wo das rote Gold in der Tiefe ruht,
Wo die Perle blitzt im schimmernden Sand,
Wo die Traube glüht in der Sonne Brand,
Da hat der Schönste die Schönste gefreit,
Herrlicher Degen, holdselige Maid!

Ein Sänger (zur Laute).

Ich weiß eine alte Kunde,
Ein König thronet am Rhein,
Der waltet gar grimmig und finster,
Er kerkert sein Töchterlein ein.

Sie schmachtet in düsteren Mauern,
„Schwing dich auf, mein freundlicher Schwan,
Weit über Wälder und Berge
Und Wiesen und blumigen Plan!“

Er trägt am rosigen Bändchen
Einen goldenen Schlüssel am Fuß:
„Schließ auf, du Liebste du Traute,
Das sende ich dir zum Gruß!"

Ein anderer Sänger.

Die Wellen rauschen vorüber,
Die Stürme brausen so hohl,
„Und kommt nicht dein Schifflein gefahren,
Lebewohl, mein Liebster, lebwohl!"

,,,Steig ein, du Süße, du Feine,
Fahr zu, mein Fährmann, fahr zu!
Der König, der finstere grimme,
Der stört meine selige Ruh!" “

Es kommen die Speere geflogen,

Da färben die Wellen sich rot,

Da sinken sie beide verschlungen

In den feuchten, den rauschenden Tod.

Siegfried (er steht von Krimhilts Seite auf). Dein Sang mißfällt mir, Sänger!

Krimhilt.

Was

Behagt dir, Trauter, nicht?

Siegfried.

Er laß

Ruhen die Leyer, das Saitenspiel stocken,
Versteht er nicht, fröhlichen Klang zu entlocken!
Wonne und Lust, die zum Sonnenschein paßt,
Emporgehoben ob irdischer Last,

Wie vor der Sonne blinkenden Pfeilen
Dünste und Wolken und Nebel sich teilen,
Will er nicht scheinen ein grämlicher Tor,
Laß er mir tönen ans willige Ohr!

Krimhilt.

Wehmütiger Klang neben Wonne und Scherz
Schmeicheln sich gerne in Ohr und Herz,
Wenn herbstliche Stürme die Blüten entraffen,
Dunkles Gewölk den Himmel umzieht,
Dünkt süß meiner Seele das trauernde Lied,
So ist der Mensch geboren, geschaffen!

Siegfried.

Nein, meine Liebste, und dreimal nein!
Jauchzende Lust sei am fröhlichen Rhein,
Uebersprudeln in wonnigen Launen
Will ich, da mich deine Liebe umspannt,
Daß noch die spät'sten Geschlechter staunen
Des fröhlichen Siegfried vom Niederland!
Hier, wo die Traube, die feurige, lacht,
Wo die Berge mit grünenden Wäldern ragen,
Wo sich Rosen erschließen in üppigster Pracht,
Soll es allezeit jubeln in Liedern und Sagen,
Wie der glückliche Siegfried die wonnigste Maid
In liebeseliger Hochzeit gefreit!

Krimhilt (schwermütig).

Ach, ich werde es nicht los, das Bangen. Wenn meine Arme dich liebend umfangen, Wenn sich in Lust deine Seele ergießt, Das Herzeleid unsere Liebe beschließt!

Siegfried.

Bann, meine Traute, die nagenden Sorgen,
Was uns bringe der kommende Morgen,
Allzeit, solang zum brausenden Meer

Der Rhein seine wirbelnden Wellen wird tragen,

Ferne sei hier des Kunfmers Beschwer,
Menschen, die fröhlich wetten und wagen,
Ein freies Geschlecht, hochsinnig und grad,
Trage das Land gleich der goldenen Saat,
Daran soll man erkennen, die Kinder vom Rhein,
Meinen Siegfriedsgeist gieß ich ihnen ein!

Krimhilt.

Hörtest, du Liebster, nicht so eben

Die Erde in ihren Tiefen beben,

Stürme brausen in Ungewittern,

Sahn wir die Felsen nicht schwanken und zittern?

Siegfried (sie streichelnd).

Bangende Törin, laß dir sagen:

Laß sie kommen die Tücken und Plagen,
Mag der Unhold sich spreizen und blähn,
Giftigen Pfeil uns zu erspähn,

Trag er die Felsen und Berge zuhauf,
Daß sie unsere Häupter zerschmettern,
Die Sonne geht doch ihren siegenden Lauf,
Ob in Ohnmacht die Stürme wettern,
Ob Hagelschloßen die Wolken streun,
Was kümmert die Sonne das wütende Dräun?

Krimhilt.

Sind wir Götter? Nur göttliche Wesen Dürfen die Aehren der Freude lesen, Wonne mit Leid ist menschliches Los So wirfts die Norne in unsren Schoß!

Siegfried (sie umarmend und küssend).
Gut, meine Liebste, so mag es sein,
So will ich ein Gott der Freude sein,
Nimmer laß ich den Geist mir rauben,

An ein Glück, an ein freudiges will ich glauben,
Solange ein Odem die Brust mir hebt,
Die Lippe im Kusse entgegen dir bebt,
Sólang meine Arme dich liebend umspannen,
Will ich Sorgen und Klagen bannen,
Jauchzen will ich in Uebermut,

Solange durch die Adern mir quillet das Blut,
Wie die Sonne droben am Firmament,
Wie die Flamme rein auf dem Altar brennt,
Kein Gewölk kann das Licht verschleiern,
Will ich ein Fest der Freude feiern,
Kommt, ich lade Euch alle ein,
Sonnig, soll allen das Leben sein!

(Fortsetzung folgt.)

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::: Monatsschrift für Körper-, Seelen-, und Geistespflege Herausgeber: Bund für Gesundes Leben (B. f. G L.) Verantwortlicher Schriftleiter: Dr. med. Dingfelder prakt. Arzt, Burgbernheim (Mittelf.) Abonnementspreis: für Mitglieder des Bundes für Gesundes Leben Mk. 5.-, für Nichtmitglieder Mt. 6.-; für Ausland erhöht sich der Abonnementspreis um je Mk. 1.-. Der Anzeigenpreis beträgt 50 Pfg. für die 4 gespaltene Nonpareillezetle. Die weiteren Inser tionsbedingungen sind aus dem Zeilenmesser zu ersehen, der auf Verlangen jedem Interessenten kostenfrei zur Verfügung steht. Verlag Gesundes Leben, Dr. Hugo Vollrath, Leipzig, Salomonstraße 18 b.

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DAS MAGAZIN

Monatsschrift für Literatur u. Kultur, Kunst u. Theater

Herausgeber und Schriftleiter: Adolf Dressler jun.

Manuskripte sind an den Herausgeber zu adressieren: Adolf Dressler jun., Leipzig-Möckern. Irgendwelche Haftpflicht für unverlangt eingesandte Manuskripte übernimmt weder der Verlag noch die Redaktion. Manuskripten ist stets das Rückporto beizufügen. Nachdruck des gesamten Inhalts verboten.

Umkehr!

82. Jahrgang.

Skizze von Max Kunze-Goldberg.

Schwer keucht der Zug die Berge hinan. Drinnen im Wagenabteil mustert der elegante Herr die ihn gegenübersitzende junge Dame, die sich zärtlich Mühe gibt, ihre beiden allerliebsten Blondköpfchen gegenüber geduldig zu sein.

Was gibt es da für ein reizendes Frage- und Antwortspiel zwischen Mutter und Kind.

Die beiden Blondköpfchen stehen am offenen Fenster des Abteils und bewundern bald die in den grünen Tälern liegenden Dörfer und Städte, bald die dunklen Berge, und immer wieder bietet sich für die Kinder die Gelegenheit, Fragen an geduldige Mutter zu richten. Draussen in der Natur ist's ja Frühling geworden.

Müde lehnt sich der elegante Herr mit dem etwas abgelebten Gesichte auf seinem Sitze zurück. Aber das Ohr bleibt nicht verschlossen; das fröhliche Geplauder der Kinder dringt in ihn hinein, bis tief in sein Innerstes und erweckt soviel von dem, das in ihm schlief. Er denkt an seine Kindheit zurück und plötzlich ist's mit seiner Ruhe vorbei. Der Mann, der bisher nur den Genüssen dieser Welt nachjagte, dessen einzigstes Ziel: „Genuss" bisher gewesen ist, kann nicht die Bilder der früheren Tage mehr wie sonst von seinem geistigen Auge fortdrängen: Er sieht seine braven Eltern seine glückliche Kindheit

er

sieht aber auch eine einzige grosse Schuld, die in seinem Lebenswandel hinter ihm liegt. Vor seinen Augen flimmert und flackert es, und doch ist es ein Erwachen, ein Erwachen von einem schweren Taumel. Er blickt hinaus in die Gotteswelt und zuckt plötzlich zusammen. Ist das nicht seine Heimat, die vor seinen Augen liegt?

,,Verzeihen Sie, gnädige Frau", wendet er sich an die ihn gleichfalls beobachtende Dame,

Juni Juli 1913.

wie heisst gleich die nächste Station? ,,Altdorf!" erwidert die Dame.

In diesem Augenblicke hält auch der Zug schon an und die Schaffner wiederholen ganz deutlich ,,Altdorf."

,,Das ist mein Reiseziel!" bemerkte der elegante Herr, greift nach der Reischetascke und verabschiedet sich von der Reisegefährtin, die mit eigenen Gedenken dem Manne nachblickt, wie er hastig auf den Bansteig springt und dort sinnend eine Weile stehen bleibt.

,,Seltsam", denkt die Zurückgebliebene,,,er tat, als ob er ein schlechtes Gewissen in sich erwachen fühlte!"

Der Zug fährt weiter.

*

Der Herr auf dem Bahnsteig reisst sich mit Gewalt aus dem Nachsinnen und schaut sich um. Die wenigen Leute haben sich längst verlaufen. Und nun geht es auch nach Altdorf, seinem Heimatstädtchen, dass er seit zehn Jahren nicht wiedergesehen hat, wo unterdessen seine beiden Eltern längst gestorben sind, wo er einst ein braves, edles Mädchen verlassen hatte um einer anderen willen, die er heute nur noch so verachten kann, wie sich selbst.

Tausend Gedanken und Erinnerungen stürmen mit einem Male auf ihn ein und sein Leben erscheint ihm voller Schuld, Schuld, die er nicht abtragen kann. Kann es aber keine Umkehr sein, wenn es ihm auch nicht mehr möglich ist, Geschenes gut zu machen?

Ja! Der Drang nach einem besseren inhaltsvollen Leben wird in ihm wach, derweil sich seine tränenfremde Augen mit Tränen füllen.

Leben will er hinfort, nicht geniesen allein, leben wie ein wirklicher Mensch mit Herz und Gewissen.

Da kommt er zu dem weinumrankten Häuschen, wo er einst an den Händen braver Eltern

aufgewachsen war, denen er zuletzt aber doch wenig Freude bereitet hatte. Es ist alles noch so wie früher, nur andere Menschen sind daheim dort drinnen und andere Kinder wachsen dort an den Händen ihrer Eltern auf, wie einst er selbst.

Wohin soll er nun seine Schritte lenken? Nur eine Stätte noch kommt für ihn in Betracht: der Friedhof, die Ruhestätte seiner Eltern! Aber wie wird er sie finden? Ungepflegt in den vielen Jahren, verwildert -- verfallen! Und er trägt keine Blumen, um sie zu schmücken.

Aber trotzdem! Er kommt nicht leer! Er kommt mit vollem, reinen Herzen, wie ein Kind! mit dem edlen Vorsatz, ihnen schlicht und edel nachzuleben. Trägt er nicht einen grossen Schmuck zu ihren verwilderten Hügeln?

Er sucht in den vielen langen Reihen der Gräber, die meist schon geschmückt sind, mit Frühlingsblumen, doch immer und immer wieder ist sein Suchen umsonst.

Jetzt schimmert ihm ein alter vertrauter Name entgegen aber o nein! der Hügel dort ist aj prächtig geschmückt und eine hohe, schlanke Frauengestalt knieet vor ihm und ordnet die Blumen des Frühlings.

Da steht er wie gebannt und greift sich an die hämmernden Schläfen, bis er langsam und bebend nähertritt.

,,Marga", flüstern leise seine Lippen, doch laut genug, um von der Knieenden gehört zu werden, die mit erschrockenen Augen zu ihm aufblickt und wie abwährend ihre Rechte, die noch eine Blume hält, gegen ihn ausgestreckt; ihre Rechte, die noch kein Reif der Liebe schmückt, die aber der Mann mit den tränenden Augen inbrünstig an seine Lippen presst.

Noch immer stehen dort vor den Gräbern die zwei Menschen und immer wieder bittet der Mann das nicht mehr ganz junge, doch recht holde Mädchen um Verzeihung, schwört ihr Liebe und Treue.

Aber immer und immer wieder schüttelt die hübsche Marga auf die Beteuerungen mit dem dunklen Haupte.

,,Du irrst dich, Rudolf," sagt sie einmal leise, du irrst dich in dir selbst. Ich möchte dir ja gern glauben, indes du würdest mich doch wieder vergessen, wenn du andere siehst, und es bitter bereuen. Darum bitte nicht, schwöre nicht, lass und jedes seine eigenen Wege gehen.

,,Nein, nein!" keucht der Mann, ihre Rechte an seine Lippen stürmisch ziehend und pressend, ,,du sollst sehen, ich erkämpfe dich mir."

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Tante Luise sah in dieser Tatsache allerdings keine Garantie für das Gelingen ihres Planes. Sie war aber Optimistin, und so nahm sie sich vor, ihren Neffen zum zweiten Frühstück zu bitten, und mit ihm zu sprechen.

Das Resultat dieser Unterredung kennt man. Der Uebereifer liess die gute Tante Luise die Schlinge zu ungeschickt legen; der Vogel, der darin gefangen werden sollte, entwischte, und flog davon.

Hierüber ärgerte sich Frau von Walden nicht nur; sie machte sich auch schwere Vorwürfe: Wenn sich die Kleine nun die Sache zu Herzen nähme? Ach ja, sie war voreilig und unvorsichtig gewesen. Am Nachmittag suchte sie Inge auf. Diese kam ihr rosig, voll freudiger Erwartung entgegen. Sie plauderten zusammen; und Tante Luise schlug vor, am Abend in die Oper mit ihr zu gehen. Als sie im Begriff war, das Zimmer zu verlassen, sagte sie ganz beiläufig, als fiele es ihr jetzt erst ein:,,Denke Dir, Kindchen, Horst hat sich heute von mir verabschiedet. Er verlässt uns, um auf seinen Posten nach Peters

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