Peter Schroeder. Ich bin geboren am 14. August 1875 als das Kind einfacher, biederer Landleute. Im Kreise meiner Geschwister verlebte ich eine sorgenlose Jugend in meinem stillen Heimatorte Mehring an der Mosel. Durch das Umherschweifen in Flur und Wald entwickelte sich eine innige Liebe zur schönen Gottesnatur, die mir auch bis heute noch geblieben ist. Schon als Kind zeigte ich einen großen Hang zur Einsamkeit, wo ich meinen stillen Träumereien nachhängen konnte. Ein schönes Buch war mir der liebste Freund. Die schönen Winterabende, an denen wir in der warmen Stube hockten und beim Gefurre der Spinnräder Großmütterleins Geschichten lauschten, sind mir noch in lebhafter Erinnerung. Mein Lebensgang ist eindurchaus einfacher. Seit meinem 20. Lebensjahre bin ich Lehrer und habe mehrere Jahre in einem/ idyllisch gelegenen Dorfe Nachstehend einige Gedichtproben: der Mosel amtiert. Seit zwei Jahreu bin ich in der alten Römerstadt Trier angestellt, und meine Tage fließen mit ruhigem Gleichmaß im Rahmen eines stillen, glücklichen Familienlebens dahin. Ich bin Mitarbeiter verschiedener Kinderzeitschriften und schreibe unter dem Pseudonym,,Peter von der Mosel" Erzählungen und Skizzen für die Jugend und das Volk und singe in schlichten Weisen, was mir das Herz bewegt. Jm Magazin-Verlag ist aus der Feder des Verfassers ein Gedichtbuch erschienen, dessen man sich aus vollem Herzen freuen kann, hat es Peter von der Mosel doch verstanden, in so herzgewinnender und schöner Sprache zu uns zu reden, daß wir mit einem Gefühl inniger Dankbarkeit auf den Verfasser blicken möchten. Ich habe das Gefühl, als ob dieser Dichter still und doch sicher seine eigenen Wege gegangen sei, um Natur und Leben so recht und ganz auf sich wirken zu lassen, denn nur von diesem Standpunkt aus betrachtet wird, man den zweifellos hohen literarischen Wert dieser so schlicht anmutenden Lieder voll und ganz mür digen können.. Adolf Dreßler jun. Süße Stunden. Ein Sommermorgen war's, so traumhaft schön! So still um uns! Nur in den Zweigen klang Was lange schon im Herzen tief geruht, In jener Stunde haben wirs gestanden, Als glückberauscht in reiner Liebe Glut Die Lippen sich in zagem Kuffe fanden! Frühlingsfeier. Nun trägt, von Blüten durchwoben, Ich möchte zur Krone winden Frühlingsabend. Unter Blüten lag das weite Land Sinnend lauschte ich der schlichten Weise, Frau Hulda Gammius. Lebenslauf. Als die zweite von fünf Geschwistern bin ich in Bialystok, Rußland geboren. Meine Eltern sind Deutsche, mein Vater Besitzer einer bedeutenden Tuchfabrik in B. Als wir schulpflichtig waren, lebten die Eltern Jahrelang mit uns in Brieg, keit und der Mutter, widmete mich auch der Ver= waltung einer Besitzung unserer Familie bei Hirschberg, die vermietet wurde. Beides hält mich augenblicklich in Schlesien fest, und mein bester Freund ist das kleine Talent, das Gott mir in die Wiege legte. Auch Hulda Gammius hat ein Buch im MagazinVerlag erscheinen lassen. Die bescheidene Verfasserin spricht selbst von einem kleinen Talent, aber was will das sagen, wenn man ein Buch vor sich sieht, dem selbst der strengste Kritiker nicht gefühllos gegenüber stehen kann und an dem jeder menschlichfühlende Charakter einen inneren Genuß haben wird. Ich kann die Verfasserin zu ihrem Talent nur von ganzem Herzen beglückwünschen und weiß, daß sie sich viele und warme Freunde mit dieser schönen Gabe erwerben wird ist doch ihr Buch kein Produkt der Zeit, sondern es sind viele Worte darin, die für alle Zeiten geschrieben sind. Adolf Dreßler jun. (Proben umseitig.) Auferstehung. Es war im Frühling. Dicht an die alte Stadtmauer den Abhang hernieder lehnte sich der Friedhof. Eigentlich war es gar kein Friedhof, sondern ein bunter Garten, denn das 'grünte, blühte und wucherte durcheinander, daß es eine Lust war. Immergrün, Veilchen, Anemonen und Epheu stritten um die Wette, die Gräber in lustige Beete zu verwandeln und die alten Steine mit ihren grünen Aermchen zu umschlingen. Von jenseits der Mauer schaute die Kirche ernsthaft herüber, als ob sie Wache hielte bei all den stillen Schläfern. Sie hatte sie ja alle gekannt. Ihre Glocke hatte geläutet, wenn das Kindlein zur Taufe getragen ward und wenn die müden Wanderer in dem stillen Garten Einkehr hielten, zum ewigen Frieden. Nun sind schon viele Gräber verfallen, die Namen auf den Steinen kaum zu lesen, aber die Kirche wacht und der Frühling ist da. In den Baumkronen rauscht es, die Vögel jubilieren, wie Auferstehung geht es durch den stillen Garten. Da kommt ein kleines Mädchen der Schatten zieht sie heran und der Veilchendust. Ach, die Veilchen! Sie pflückt und pflückt bis sie ganz müde auf einem kleinen Grabe Rast hält. Die Veilchen duften so süß und die Sonne schimmert durch die Zweige. Und auf den flimmernden Sonnenstrahlen gleitet es plöglich nieder. Wie ein Englein sieht es aus, ist aber auch ein kleines Mädchen und setzt sich zu ihr auf den Stein. Leise streicht es ihr die Wange und flüstert: „Weist du wer ich bin? Ich war auch ein lustiges, kleines Mädel und liebte die Vögel, die Blumen und den Sonnenschein. Aber da kam die böse Krankheit und quälte mich ich mußte still im Zimmer liegen und konnte nicht mehr mit den Vöglein um die Wette singen. Ich weinte, ach, so viel. Da nahm mich der liebe Heiland zu sich und ich bin seelig und fröhlich da oben. Doch wenn die Osterglocken klingen und auch die Erde Auferstehung feiert, dann zieht's mich wieder zu meinem - Grabe denn in all den tausend Blumen grüßt ja auch mein Leib in jedem Frühling das Licht der Sonne und feiert Auferstehung, wie einst meine Seele. Komm, auch die andern Seelen kommen, wir wollen mit ihnen Frühling feiern. Da faßten sie sich bei den Händen und liefen von Grab zu Grab. Da saßen die lichten Gestalten alle verklärt und glücklich und breiteten ihre Arme der Sonne entgegen, um sie her aber dufteten die Blüten die aus ihren Gräbern erwuchsen. Wie eine himmlische Melodie ging es über sie hin. Das kleine Seelchen stimmte ein und auch das Mädchen erhob seine Stimme, es war ja gar zu schön. Da tönten helle Glockenschläge. Die Kirche läutete den Mittag ein und da waren sie alle fort wieder hinauf in ihren Himmel und die Kleine saß auf dem Stein und rieb sich die Augen, ihr war, als müsse sie auf dem Sonnenstrahl auch hinauffliegen können geschlafen hatte sie doch nicht |