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Theater-Zeitung.

„Glück ohne Ruh“.

Lustspiel in vier Aufzügen von
Roland Zenegg.

Bühnenvertrieb:

Magazin-Verlag Adolf Dreßler jun. Leipzig-Möckern.

Zweiter Aufzug.

(Dieselbe Veranda wie im ersten Aufzug.)

Frau Werner (wird von Angela aus der Villa zu einem Rohrsessel geführt, auf den sie sich niederläßt). Trautl, mein Zimmer ist sehr düster. Wenn ich an meinen sonnigen Strand denke, möchte ich es beinahe dunkel nennen.

Trautl. Aber Mutter, die Sonne muß den ganzen Tag in dein Zimmer scheinen. Ja, die eine Fensterreihe liegt gegen Westen, die andere gegen Süden.

Frau Werner. Ach so! Du wirst auch schon so gelehrt. Du meinst, weil die Sonne im Westen aufgeht und im Süden untergeht, müßte ich den ganzen Tag Sonne haben. Theoretisch kann es ja stimmen. Soweit ich mich an den Schulunterricht erinnern kann, ist deine Ansicht auch richtig. Aber was nügen mir alle diese schönen Theorien, wenn ich den ganzen Tag feinen Sonnenstrahl sehe oder fühle.

Trautl. Du mußt Geduld haben, jezt scheint überhaupt die Sonne nicht. Die Wolken lassen die Sonnenstrahlen nicht durch.

Frau Werner. So, so! Bei euch scheint nicht einmal die Sonne und der Strand war so sonnig. Trautl. Am Strand wird heute auch keine Sonne sein.

Frau Werner. Du mußt schon entschuldigen, liebes Kind, das werde ich wohl besser wissen. Du warst doch heuer noch gar nicht an unserem Strand. Trautl. Wenn aber die Sonne scheinen wird, wirst du mit deinem Gemach zufrieden sein.

Frau Werner. Zufrieden muß ich wohl sein. Vor allem muß ich dir sagen, daß dein Schlafzimmer, das niemand betritt, viel zu groß und dein Salon viel zu klein ist. Du solltest das Schlafzimmer zum Salon machen.

Trautl. Das Schlafzimmer war früher auch der Salon, aber Friedl hat es anders wollen.

Frau Werner. Wenn es der Friedl geändert hat, kannst du es auch wieder ändern.

Trautl. Darüber muß ich aber doch zuerst mit Friedl sprechen.

Frau Werner (erstaunt). Zuerst mit Friedl sprechen.

Trautl. Ja, mit Friedl sprechen.

Frau Werner. Er steckt auch in die Wirtschaft seine Nase? Das ist eine Anmaßung, die ich nie geduldet hätte.

Trautl. Ich rede doch auch über seine Fabriksangelegenheiten mit ihm.

Frau Werner. Ich weiß gar nicht, was ich von euch denken soll. Ihr wisset einer vom andern alles, ihr habt alles so gemeinsam. Ich kann mich gar nicht ausdrücken, es kommt mir gerade so vor, als ob ihr in einem gemeinsamen Haushalte leben würdet.

Trauti. Aber Mutter, bedenke doch, was es heißt im gemeinsamen Haushalte leben.

Frau Werner. Der richtige Ausdruck ist es nicht, ich weiß es. Mir nimmt die Feuchtigkeit

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Frau Werner. Ich kann mich nicht behaglich fühlen in einem Hause, worin die Leute ge= wohnt haben, die gegen deine Heirat gewesen sind. Trautl. Alle sind doch nicht gegen meine Heirat gewesen..

Frau Werner. Nun wer war hier nicht dagegen?

Trautl. Der Friedl doch! Er hat da um mich gekämpft und mich da errungen.

Frau Werner. Sonderbar, sonderbar, was du an diesem alten Hause schön findest.

Trautl. Er hat wohl auch in der Stadt um mich kämpfen müssen. Besonders du bist gegen Friedl gewesen, weil er keine Lackschuhe angehabt hat.

Frau Werner. Weißt du, liebes Kind, neben dem Alfred hat er ausgesehen wie ein ganz ge= wöhnlicher Werkmeister. Farbige Wäsche, Jägerfleider, kurze Hosen. So ist er aber auch in der Stadt umhergegangen.

hatte.

Trautl. Weil er immer in der Fabrik zu tun

Frau Werner. Ich habe aber doch recht behalten. Er hat durch die Art, wie er geheiratet hat, bewiesen, daß er gar keinen Sinn für gesellschaftliche Pflichten hat. Da heiratet er, ohne daß jemand davon etwas weiß und erhält dann schließlich einen Trauschein, worin der Meßuer und ein Kirchendiener als Trauzeugen angegeben sind. Ich kann gar nicht weitersprechen, so empört mich jezt noch dieser Vorgang.

Trautl. Du mußt aber auch bedenken, in welcher Lage sich Friedl damals befunden hat. Alle waren gegen unsere Heirat, seine Verwandten und meine Verwandten. Und da hätte er alle seine Gegner versammeln und ihre erlogenen Glückwünsche anhören sollen! Eine solche Komödie widerstrebte seinem geraden Sinne.

Frau Werner. Ten Glückwünschen ist er doch nicht entgangen. -Ind meine cinzige wohlerzogene Tochter heißt einen solchen Vorgang noch gut.

Trautl. Natürlich, ich bin doch Friedls Frau.

Frau Werner. Und auch meine Tochter. Merke dir es, liebes Kind, jeder Mensch hat nur eine Mutter auf der Welt, nur eine einzige; wenn er sie verliert, erhält er keine mehr... Ach was! Wenn ich wieder eine Braut sehe, im weißen Kleide, mit dem Myrtenkranze und dem Schleier, da tut mir das Herz weh und ich beklage es tief, daß meine einzige Tochter nie in solcher Pracht hat erscheinen können.

Trautl. Ich habe die Tat noch nie bereut und mich immer gefreut, einmal etwas getan zu haben, was die Gesellschaft empört und doch ihr nicht schadet.

Frau Werner. Du bist beim Friedl in die Schule gegangen. (Ein Hahn kräht.) Hörst du den Hahn krähen? Ehe der Hahn zweimal gekräht hat, wirst du mich dreimal verraten haben. Ich kann dieses Hahnengeschrei nicht ertragen.

Trautl. Schau dir doch endlich dieses Tier von der Nähe an, dann wird dich dieser Bibelspruch nicht mehr ängstigen.

Frau Weruer. Nein, nein, der Friedl liebt mich nicht.

Trautl. Doch, gewiß. Er hat mich erst heute gebeten, euch einzuladen.

Frau Werner. Dann hätte er mir auch heute einen Wagen entgegenschicken können.

Trautl. Er hat doch gar nicht gewußt, daß du kommst.

Frau Werner. Ein Schwiegersohn der mich von Herzen lieb hat, ahnt es, daß ich komme. Der Alfred hätte die Vorahnung längst gehabt.

Trauti. Ach ja, der Alfred.

Frau Werner. Nun der Alfred braucht zum Beispiel keine Sommerrast in einer einsamen Gegend. Trautl. Weil er ohnehin die meiste Zeit

rastet.

Frau Werner. Repräsentieren ist doch kein Rasten; er repräsentiert Tag und Nacht. Ja, er ist mit Besuchen so geplagt, daß er uns, seine eigenen Eltern, heuer, noch nicht am Strande hat

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besuchen können. Richtig, daß ich nicht vergesse. Wen habt ihr denn in dieser Gegend besucht?

Trautl. Niemand haben wir besucht, gar niemand. Es wohnt auch gar niemand von Bedeutung in der Nähe.

Frau Werner. Ich dächte schon! Der Herr Pfarrer!

Trautl (lachend). Der Herr Pfarrer ist doch ein Junggeselle, den werden wir doch nicht besuchen.

Frau Werner. Der Herr Pfarrer ist doch kein Junggeselle.

Trautl. Nun also was soll er denn sein? Ehemann und Witwer ist er auch und zum Hagestolz hat es noch Zeit bei ihm.

Frau Werner. Der Herr Pfarrer ist weder ein Junggeselle noch ein Ehemann, weder ein Hagestolz noch ein Witwer. Der Herr Pfarrer ist eine ehrwürdige Persönlichkeit, der man Besuche machen muß. Ich sehe schon, ich werde diesen Sommer benützen müssen, um deine Kenntnisse des guten Tones wieder aufzufrischen.

Trautl. Da beginne nur beim Friedl und bekehre ihn; ich lasse mich dann leicht bekehren.

Frau Werner. Umgekehrt, dich muß ich befehren und du mußt den Friedl befehren.

Trautl. Wenn ich nur Gelegenheit hätte, mit ihm zu sprechen. Ich habe seit deiner Ankunft kein Wort mit ihm gesprochen; mir ist so bang um ihn.

Frau Werner. So, so, so! Auch die Liebe meines Kindes hat er mir gestohlen. Jetzt bleibt mir nur der Alfred.

Trautl. Und der Friedl und dein Trautl. Wenn du uns beide zusammen nimmst, gewinnst du uns; willst du aber nur eines von uns beiden, dann könntest du vielleicht beide verlieren. Ich bin und bleibe Friedls Frau.

Frau Werner. Unsinn! Auch als Frau bleibst du das Kind deiner Eltern. Und ich werde dich gewinnen, nur dich allein. Du mußt fort aus dieser Einöde, du mußt. Die Tochter gehört zur Mutter. Der Mann kann höchstens ein Ersatz für die Mutter sein, wenn sie nicht mehr ist. SoJange die Mutter lebt, steht er in der zweiten

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Ob Völkersturm und Krieg! Nun komme, Friede!
klingt, Säulenhallen, von der Saiten Schlag;
Umschlungene Scharen, selig hingesunken,
Sind auf den Stufen eures Heiligtums

Und stammeln Dank. Helft, Winde, ihr Gebet
Zum Himmel tragen! Helft mir diesen Tag!

Erlauchte Völker! Wenn es einer Bürgschaft
Des ewigen Friedens noch bedürfte, sagt' ich:
Seht diese würdigen Mienen hier im Kreise!
Wie sanft, wie nild, wie von erhab’ner Güte!
Wer möchte glauben, daß, was die beschließen,
Nicht Echo fände in der ganzen Welt?
Erhebt Euch, reichet Euch die Hand, und schwört:
Wir wollen Frieden, Frieden, ewigen Frieden!
Alle (sich erhebend).

Wir wollen Frieden, Frieden, ewigen Frieden!
Italien (mit Orangen).

O seht, wie hier Italiens Gold-Orangen
Sich wie die Kindlein zu erröten mühn!
Sie könnens nicht: hat doch Natur sie schon
In Freundlichkeit gerötet. Rot ist Liebe
Und Freude. Was sie selbst nicht sagen mögen,
Die Schale sagts. Kann Lieb' und Freude wohl,
So frage ich, in Streit und Zwietracht blühn?
Nein, wieder nein! Was liebt, das einigt sich,
Doch was sich freut, das hat sich schon geeint.
Lieb' und Freude, fanget unser Sinnen,
So feiern wir ein glückliches Beginnen!

Griechenland (Wein darbringend).
Ein heitrer Sinn gibt Frieden dem Gemüt.
Hier bring' ich meinen heimatlichen Wein,
Euch zu erheitern. Waret Jhr zerrissen

Von Schmerz und Trauer, gab Natur den Wein Der Tränen Euch, bis daß die bleichen Wangen Sich wieder heiter dran getrunken. Wohl,

So geb' ich Kunst. Laßt fließen, was ich bringe, Daß Euer Herz ein frohes Liedlein singe!

Grämling.

Lacht oder nicht. Ich halte am Gedanken. Ja oder nein?

Färber.

Ja denn! Die Bürgschaft wird Mir nicht so schwer als wie es scheinen möchte. Die Voigt'sche Art, die ist mir noch geläufig. Sieht er erkannt sich, wird er seine Hände Zwar nicht wehklagend ineinander falten,

Ganz sicher nicht, das nicht. Nein, sieht er hier
Den einen Plan gescheitert, greift er spielend
Ganz ohne Wehmut einen neuen an,
Und wend't sich weg aus Köpenick. So ist er.
Prozesse führt er nicht. Wenn er sein Recht,
Sein angemaßtes, nicht alleine findet,
Dann weicht er wortlos vor der Welt zurück.
So sollt Ihrs kommen seh'n. Uns bleibt das Feld.
Grämling.

Der Nachtrag, Färber, wegen deiner Bürgschaft,
Ist aufgesetzt. Du wirst ihn, denk ich, morgen
Bevor wir zum Gericht geh'n, unterschreiben.
Ich hol' dich ab. Nun gute Nacht zusammen!
Färber.

Laßt uns nur mitgeh'n. Wir sind alle müde.
Stünkel.

Voran denn Jhr! Wir kommen hinterdrein.
Grämling.

Nur zu, ihr beiden sollt mir unterwegs
Von euerm Unglücksfall noch mehr erzählen.
So schlimm zu stürzen! Ja, die schwarze Nacht!
Es ist doch besser, wenn die Sonne lacht.

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