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Tief in die
Nacht hinein

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Gedichte

Geh. M. 1.50, geb. M. 2.50.

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„Der Weckruf“

Alpenländische antiklerikale Halbmonatsschrift. Für geistigen und kulturellen
Fortschritt, für Politik, Volkswirtschaft und Kunst.

Herausgeber: Leopold Zulauf. Schriftleiter: Kurt Linsmayer.
Redaktion und Verwaltung: Innsbruck, Müllerstraße 7.

Abonnementspreis mit Postzusendung: Ganzjährig Kr. 8.—, halbj. Kr. 4.-
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Soeben erschien bei Albert Ahn, Bonn

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Preis 5, Mk., geb. 6, Mk.

Früher erschienen von Maarten Maartens:

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.

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Die neue Religion. geh. 5,— geb. 6,-
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Der Preis v. Lis Doris geh. 5,- geb. 6,-
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Vollendern unserer Zeit. Seit Tolstoi starb, lebt uns nur ein ganz grosser
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İSƏLAVƏ AVOCAVAVACAYACACAVACAVAVADOVAVACAVACAVAVAVACAVSİ

Der Bunte Abend“

Monatsschrift für Dichter, Komponisten, Vortragskünstler und Kunstfreunde.
Vereins-Organ der Vortragsvereinigung Deutscher Künstler.
Herausgeber: Dr. Reinhold Eichacker und Ernst Weiß-Edwiga.
Redaktion: Quedlinburg, Heinrichstraße 10.
Bringt ausgewählt erstklassige Vortragsgedichte und Kompositionsterte namhafter Autoren.
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Fundgrube für Tondichter, Vortragskünstler und Kabaretts.
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Probenummer 50 Pfg.
Berthold Sturm's Verlag, Dresden-A. 16, Zöllnerstraße 40.

Gefundes Leben und harmonische Kultur .........

:- Monatsschrift für Körper-, Seelen-, und Geiftespflege Herausgeber: Bund für Gesundes Leben (V. f. G L.) Verantwortlicher Schriftleiter: Dr. med. Dingfelder prakt Arzt, Burgbernheim (Mittelf.) Abonnementspreis: für Mitglieder des Bundes für Gesundes Leben Mk. 5.-, für Nichtmitglieder Mt. 6.-; für Ausland erhöht sich der Abonnementspreis um je Mt. 1.

Der Anzeigenpreis beträgt 50 Pfg. für die 4 gespaltene Nonpareillezeile. Die weiteren Insertionsbedingungen sind aus dem Zeilenmesser zu ersehen, der auf Verlangen fedem Interessenten kostenfrei zur Verfügung steht. Verlag Gesundes Leben, Dr. Hugo Vollrath, Leipzig, Salomonstraße 18 b.

DAS MAGAZIN

Monatsschrift für Literatur und Kultur, Kunft und Theater

Herausgeber und Schristleiter: Adolf Dreßler jun.

Manuskripte sind an den Herausgeber zu adressieren: Adolf Dreßler jun., Leipzig-Mökern. Irgendwelche Haftpflicht für unverlangt eingesandte Manuskripte übernimmt weder der Verlag noch die Redaktion. Manuskripten ist stets das Rückporto beizufügen. Nachdruck des gesamten Inhalts verboten.

Vornehme Art.

Skizze von Else Lüttgau.

Februar 1913.

Schon ihr Vater war mit seiner vornehmen Art überall, an den Ecken der Gewöhnlichkeit, an gestoßen.

Er hat als Kaufmann das väterliche Geschäft in einer mitteldeutschen Stadt übernehmen müssen. Der Kredit des Hauses stand damals nicht sicher, zu einem etwaigen Studium waren für ihn keine Aussichten, wohl auch keine Mittel vorhanden ge= wesen.

Er hat sich hinein gefunden, hat eine reiche Erbin geheiratet, die für sein Haus Interesse hatte und es zu großer Höhe brachte mit Hilfe eines tüchtigen Prokuristen, der Frau Rittberg zur Seite stand. Der eigentliche Geschäftsinhaber konnte sich ungestört seinen chemischen Studien widmen, über denen er Weib und Kind, bald auch die übrige Welt vergaß. Das Kind hatte am meisten in diesem Hause unter den Verhältnissen zu leiden.

Jutta Rittberg hatte von denen, die ihr die Nächsten waren, vor dem Geist ihres Vaterhauses nur Furcht, vor des Vaters ernstem Gesicht und seiner Arbeit empfand das Kind ehrfürchtiges Staunen vor der Mutter hastigen, lauten Weise etwas wie Angst oder Abscheu.

Dem Prokuristen, Herrn Ottwalt, den Jutta eigentlich auf der Mutter strenges Gebot, Onkel nennen sollte, brachte sie schon früh Mißtrauen und Haß entgegen.

Dieser Ottwalt, welcher als schlauer Kaufmann bald das ganze Haus mit allen Zweigen in den

Händen hatte und Frau Rittbergs Berater und Freund geworden war, hatte einst wegen mangeln= der Beweise aus der Untersuchungshaft entlassen werden müssen, er war angeklagt worden, wegen betrügerischen Bankrotts.

Durch sein schmeichlerisches Wesen war er bald so in Frau Rittbergs Gunst gestiegen und die Firma Rittberg hatte unter seiner Leitung so an Ansehen gewonnen, daß wohl niemand mehr an den Fleck auf seiner Ehre dachte.

Als des Hauses Reichtum in höchster Blüte stand, starb Herr Rittberg plöglich an einer Blutvergiftung, welche er sich bei seinen chemischen Versuchen zugezogen hatte, Kurze Zeit vor seinem Tode, hatte er ein wissenschaftliches Werk herausgegeben, das in interessierten Kreisen einiges Aufsehen erregte. Dieses Buch konnte nun seinen Namen einzig zu Ansehen bringen. Hatte die jetzt dreizehnjährige Jutta auch nicht viel von dem Gelehrten gehabt, so empfand sie doch den Tod des Vaters als etwas Furchtbares. Angst hatte sie nun instinktiv vor Herrn Ottwalt, von dem die Mutter Trost erwartete, bei dem Verlust des von ihr geliebten Mannes, den sie so oft durch gewöhnliches Benehmen verlegt und oft bitter gekränkt hatte.

Diese oberflächliche Frau, der bei dem harten Schicksalsschlage viele aufrichtige Teilnahme befundet wurde, als ihre Tränen damals in Strömen flossen vor den Augen der Öffentlichkeit, hat sich bald von Herrn Ottwalt trösten lassen. Dieser sorgte ja auch viel besser für sie, als der Gelehrte getan, welcher nur für seine Bücher gelebt hatte. Aber das Kind Jutta Rittberg drückte die Luft in der Mutter Hause immer schwerer. Nachdem sie

die Stadtschulen besucht hatte, schickte Frau Rittberg die schöne Tochter in vornehmes Pensionat der französichen Schweiz. Dort gefiel es dem klugen Mädchen gar gut, so daß es mit einem gewissen Gefühl banger Erwartung an die Enge ihrer Heimat dachte. Als Jutta zurückkehrte, teilte ihr die Mutter ihre Verlobung mit dem jungen Prokuriften mit und hoffte auf der Tochter Glückwünsche.

Erschrocken blickte das trozige Mädchen die aufgeputzte Frau an und lächelte leise, dann sagte sie spöttisch:

„Tu was du willst, Mutter, vierzig Jahr bist du bald alt," fügte sie ein. „Du wirst nicht erwarten, daß ich Ottwald, Vatter nennen soll. Ich möchte überhaupt wieder fort."

Das hätte die eben Heimgekehrte nicht tun dürfen, die verliebte Frau an ihr Alter erinnern, damit hatte sie sich die Mutter zur Feindin gemacht. Diese sann nun auf ein Mittel, die Tochter zum Gehorsam zu zwingen. Heftig stieß sie jetzt heraus:

"

Du wirst ja sehen, was ich von dir erwarte, zuerst will ich dir deinen Hochmut brechen, ich habe als dein Vormund gottlob das Recht, dich zu zwingen, wozu es mir beliebt. Du hast jetzt lange genug die vornehme Dame gespielt, nun sollst du arbeiten. In meiner Küche arbeiten!" setzte sie mit Nachdruck hinzu.

Vier Jahr hat das eigenwillige Mädchen dann in dem Hanse der Mutter aushalten müssen, ganz so schlimm, als es Frau Rittberg im ersten Zorn wollle, ist es mit dem Zwange nicht durchgeführt worden, Jutta brauchte dem verhaßten Stiefvater in keiner Weise Dienste leisten, sie hätte dieses auch gewiß nicht über sich gebracht. Die Mutter hat auch dulden müssen, daß Herr Ottwalt für ihr Kind immer ein Fremder blieb. Mit leidenschaftlicher Sehnsucht dachte Jutta Rittberg an ihren einundzwanzigsten Geburtstag.

Erlösung erhoffte sie von ihm, aus dieser Umgebung, Befreiung von dem Geiz der Mutter, die sich von ihr um alles bitten ließ, was sie so notwendig brachte. Mit diesem Zeitpunkte verfügte ste über ein schönes Vermögen und sie liebte den Lurus über alles, nichts war ihr mehr zuwider, als die gute Stube der Frau Schlachtermeister Kolle, der Schwester von Herrn Ottwalt, die so vertraut zu sprechen liebte.

Gern hätte sie der Mutter Kreise ganz ge

mieden, aber das war Frau Ottwalts einfacher Roheit gegenüber nicht geraten.

Nun sollte ihr Leben beginnen. Jeden Tag hat sie sich vergegenwärtigt, wie es sein sollte, wenn sie sich selbst Gesellschaft suchte, artverwandte Gesellschaft, nach der sie so lange hat hungern müssen. Jezt stand sie vor dem Tage, der ihr alles bringen sollte, was ihr Sinn verlangte. Wie ein Kind auf die Bescherung wartet, so hat Jutta Rittberg auf ihre Mündigkeit gehofft. Sie ist dabei Kind geblieben, aber schön geworden. Dunkelbraunes Lockenhaar war zu zwei ́dicken Zöpfen geflochten in einer schlicht seinsollenden Frisur zusammen ge= halten. Locken lassen sich nicht zwingen, in malerischer Natürlichkeit gaben sie dem feinen Kopfe ein fröhliches Aussehen. Lustig schauten auch die schwarzgrau schimmernden Augen auf den sie umgebenden vornehmen Lurus, so lange entbehrt und heiß ersehnt all die Jugendjahre.

Jutta Rittberg weiß, daß sie schön ist, so, wie sie jetzt scherzend ihr Gegenüber in dem hohen Spiegel grüßt, strahlt ihr von dem Vilde auch das Glück entgegen, das sie im Herzen trägt. „Endlich."

Endlich ist sie dort, wohin sie gehört. In eleganter Umgebung, in einer vornehmen Pension des berühmten Weltbades.

Gestern, spät abends ist sie hier müde angekommen, nun schaut sie sich genau um in ihrem kleinen Reiche. Zwei schöne Zimmer mit der Aussicht auf den herrlichen Park, stehen ihr zur Verfügung, sie sagt sich heute schon am ersten Tage: Hier solls reizend werden, hier wird sie sich auf recht lange nett einrichten. Der Salon gefiel ihr wohl, vom dunkelgetönten Teppich mit dem der Boden bedeckt war, in welchem ihr zierlicher, in schwarzem Samtschuh steckender Fuß, lautlos einfank, bis zu der feinen, goldig verschleierten Krone, die elektrisches Licht ausstrahlte, fand alles ihren jubelnden Beifall. Nun mußte sie Gesellschaft haben, heitere fröhliche Menschen, dann wollte sie wunschlos selige Tage verleben. Schnell erhob sie sich aus dem weichen Polster und begab sich iu die prächtigen Gesellschaftsräume, im Gehen leicht ihre kurze Schleppe raffend. In weichen Falten schmiegt sich das lichtblaue Morgenkleid an die hohe schlanke Figur, die herrlichen, reichen Spiken kommen gut zur Geltung auf dem matten Stoffe.

Vornehmer konnte sich keine Fürstin einführen. Aber das hatte sie ja gar nicht gewollt, es schien

fast, als ob ihr Erscheinen unter den übrigen Gästen Aufsehen machte. Nur gleichstehen wollte sie der vornehmen Welt, nicht auffallen in ihren Kreisen. Oder huldigte man nur ihrer Schönheit? Mit heiterem Lächeln nahm sie die Vorstellung entgegen, ihr sonniges Wesen und das Frohsein, das deutlich in ihrem schönen Antlitz stand, gewann ihr schnell die Herzen der Fremden. Die Damen, mit denen Jutta Rittberg hier verkehrte, staunten über die kostbaren Toiletten und rieten untereinanderum die Herkunft dieses rätselhaften Wesens, das immer wortfarg und ernst wurde, wenn man mit Fragen an sie herantrat. Die Herren, welche nur irgendwie mit Jutta Rittberg zusammentrafen, machten ihr den Hof in mehr oder weniger auffälliger Weise.

Mit einer wenig älter als sie selbst erscheinenden, hübschen lebhaften Baronin Gersten hielt sie gute Kameradschaft. Sie fuhr mit dieser oft in die herrliche Umgebung, doch blieb der Umgang von Juttas Seite fast ungewollt in den Schranken der Oberflächlichkeit, während die lustige junge Baronin oft eine rührende Herzlichkeit zu der schönen. Gefährtin zeigte.

Wie in einem Glückstaumel befangen, war Jutte Rittberg bis jetzt nie der Gedanke gekommen, was würden all diese neuen Bekannten, die sie hier in dem eleganten Bade anstaunten, dazu sagen, fie die Stolze in der engen geizigen Umgebung ihrer Heimat zu sehen?

Zwei Monate Hochsaison hatte sie nun schon gefeiert, ja, wie Feste waren ihr hier alle Tage erschienen. Da dachte die Baronin Garsten an den Abschied. Neckend sagte sie bei einer Ruderfahrt zu ihrer sportsfreudigen Partnerin: „Sie werden mich wenig vermissen Fräulein Rittberg, allerhöchstens wird Ihnen künftig mein winziges Gewicht in Ihrem Kahn fehlen, denn in dem Punkte fann Oberleutnant Metteragg nicht mit mir rivalisieren. Sonst wird Jutta Rittberg die kleine Baronin bald vergessen haben."

Scherz sollte es sein, aber deutlich hörte die Ruderin die wehmütige Trauer in der Stimme der reizenden kleinen Frau. Diese sagte jetzt warm, während die blauen Angen feucht schimmerten:

„Warum wollen Sie meine Freundschaft nicht, Jutta? Schwesterliches Gefühl könnte ich Ihnen jchenken."

Zornig schaute Jutta starr in die Wellen, die der leichte Kahn in den unbewegt stillen See zog, dann sagte sie scharf:

Sie wissen nicht, was Sie von mir verlangen, Frau von Gersten. Ich verstehe unter Freundschaft keine leichte Tändelei, sondern ein Bündnis, geschlossen aus vollem rückhaltlosem Vertrauen. Dazu muß man sich kennen."

Leidenschaftlich setzte sie hinzu:

„Auch Oberleutnant Metteragg hat mein Vertrauen nicht, ich habe kein Talent zur Freundin." Um nichts in der Welt hätte sie hier in der eleganten Welt von ihrer Herkunft von dem Fleck auf ihrer Familienehre gesprochen und sie dachte zu vernehm, vor Freunden etwas zu verheimlichen. Darum Freundschaft würde ihr nie zu Teil werden und mit ihrem Herzen hatte Jutta Rittberg nicht gerechnet als sie sich Gesellschaft suchte. Sie hatte auch ihre jezige Umgebung und das reiche Leben zu lieb, um sich nach tiefem Empfinden zu sehnen. Von Liebe hatte sie etwa die Begriffe: Märchenhafte Glückszufälle, denen man aber auch ebensogut aus dem Wege gehen kann.

Sinnend schauten die beiden schönen Franen schon eine Weile ihrem Ziele, dem Anlegeplay entgegen; wo ein Herr auf sie zu warten schien. Ehe sie ganz nahe heran fuhren, zog Jutta Rittberg die Ruder ein, sie mußte ihrer liebenswürdigen Gefährtin noch ein gutes Wdrt sagen, ehe sie zu anderen Menschen trafen. Ihrer natürlichen Offenheit widerstrebte es, den wahren Grund ihrer Einsamkeit zu verschweigen, ehe sie aber ihrem Stolz eine Entschuldigung für ihre kalt scheinende Abweisung abrang, schaute die Begleiterin sie traurig an und sagte leise:

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Mag von Weißenthurn.

„Fräulein Doktor.“

Humoreske.

„Frau von Eschen zu Hause?“

„Ja, ich bitte nur einzutreten, gnädiges Fräulein!" erwiederte mir Gertrud, die alte treue Dienerin meiner Freundin Natalie Rußberg, welche sich vor etwa anderthalb Jahren mit dem Gutsbesitzer Eberhardt von Eschen vermält hatte; die junge Frau hat das alte Familienfaktotum, welches nach dem Tode ihrer Mutter das kaum sieben Jahre alte Kind mit wahrhaft mütterlicher Treue gepflegt und gewartet hatte, in die neue Heimat mit und so kam es, daß das alte traute Gesicht mir Einlaß ge= währte, als ich Natalie aufsuchte.

Die Eschens lebten während des größten Teiles des Jahres auf ihrer Besizung Eschenbach, welche Nataliens Gatte selbst verwaltete, was ihm ziem= lich viel zu tun gab. Nur während der Wintermonate kamen sie auf kurze Zeit nach Wien, wo sie ein zwar kleines, aber äußerst gemütliches Heim bewohnten.

Mich hatten die Verhältnisse genötigt, nach dem Tode meines alten Vaters eine Stelle als Gesellschafterin anzunehmen. Ich war zwei Jahre lang mit der Dame, welcher die Zeit zu verkürzen man mich gedungen, im Auslande gewesen und so kam es, daß ich weder bei der Hochzeit meiner liebsten Jugendfreundin hatte zugegen sein können, noch deren Gatten kannte. Ich freute mich nun von Herzen des bevorstehenden Wiedersehens mit Natalie, wir würden uns ja so Vielerlei zu erzählen und zu sagen haben! Als ich das gemütliche Wohnzimmer betrat, in welchem mir manche Einrichtungsstücke, die mir aus dem früheren Haushalte meiner Freundin vertraut, gleich alten Bekannten entgegen blickten, empfand ich einige Enttäuschung, als ich das Zimmer leer fand. Türen in anstoßende Gemächer waren durch Portieren verhangen, aber lebhafte Stimmen schlugen von der einen Seite an mein Ohr, die mir verrieten, daß jenes eine anstoßende Gemach wenigstens bewohnt sei; ich vernahm deutlich eine tiefe offenbar zornig erregte Männerstimme und dann meine Freundin, welche antwortete, was sie aber sagte, konnte ich nicht verstehen, nur so viel begriff ich, daß sie weinte und Worte der Klage über ihre Lippen traten. Noch während ich überlegte, ob ich mich zurückziehen, oder der häuslichen

Szene durch meinen raschen Eintritt ein Ende machen solle, wurde die Portiere hastig zur Seite geschoben; ein hochgewachsener schlanker Mann stürzte, ohne meiner, die ich in eine Fensternische getreten war, ansichtig zu werden, durch das Zimmer der Ausgangstür zu, blieb dann plößlich stehen, fehrte noch einmal auf die Schwelle des Gemaches zurück, welches er soeben verlassen und rief mit einer Stimme, in der der Zorn noch nachklang:

,,Du kannst machen was du willst, Natalie, ich werde mich nie dazu hergeben, aus Vilma nur eine Zierpuppe zu machen, welche auf Männerjagd ausgeht und kein anderes Ziel kennt, als eine möglichst gute Partie zu machen.

Etwas Tüchtiges soll das Mädel werden, Leistungsfähig soll es dastehen im Kampfe des Lebens, einen Beruf soll es ganz und voll ergreifen, kurzum, wenn meine Wünsche auch nur den geringsten Einfluß auf sie nehmen, so wird sie Ärztin! Ich habe immer eine Lanze gebrochen für das Studium der Medizin bei den Frauen und es wäre mein Stolz, wenn ich meiner Mutter, wenn ich so vielen, die mir in meinem Leben dagegen gesprochen, einen glänzenden Beweis liefern könnte, wie sehr ich mit der Vertretung meiner Ansichten im Rechte bin! Doch adieu, Natalie, ich werde im Klub er wartet und habe mich durch deinen sinnlosen Widerspruch schon lange genug verspätet! Auf Wiedersehen!"

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Sprach's und stürmte der Tür zu, welche mit unnötigem Lärm hinter ihm ins Schloß fiel.

Ich stand verblüfft. Das war ja ein sehr netter Herr, der nach so kurzer Ehe ohne Kuß, ohne freundlichen Gruß seine junge Frau verließ, die, deffen war ich mehr als überzeugt, sich gewiß kein schweres Vergehen hatte zu Schulden kommen lassen. Arme Natalie! O, diese Männer! So sind sie liebenswürdig, bestrickend, unwiderflehlich bis sie uns betört, um dann, wenn wir uns ihnen hingegeben, wenn jede Fieber unseres Seins nur für sie pulsiert, die Maske fallen zu lassen, um mit roher Gewalt uns anzuherrschen, wenn wir nicht blindlings ihrer Meinung sind! Ja, fürwahr, ich hatte den besseren Teil erwählt, als ich den Entschluß gefaßt, ledig zu bleiben, dafür schien die Ehe meiner Freundin Natalie von Eschen wieder ein sprechender Beweis sein zu sollen.

Aus dem anstoßenden Gemache drang jezt lautes Schluchzen an mein Ohr, und da keine zweite begütigende oder zürnende Stimme sich ver

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