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DAS MAGAZIN

Monatsschrift für Literatur und Kultur, Kunft und Theater

Herausgeber und Schristleiter: Adolf Dreßler jun.

Manuskripte sind an den Herausgeber zu adressieren: Adolf Dreßler jun., Leipzig-Möckern. Irgendwelche Haftpflicht für unverlangt eingesandte Manuskripte übernimmt weder der Verlag noch die Redaktion. Manuskripten ist stets das Rückporto beizufügen. Nachdruck des gesamten Inhalts verboten.

Doppelnummer.

Dezember 1912

Junge Liebe.

Skizze von Friedr. Fränkel.

Die Dämmerung senkte ihre grauen Schleier immer dichter über die Erde. Die Sonne war längst hinter den Bergen versunken, nur am fernen Horizont grüßten noch einige matte Strahlen zurück, die dann auch bald verschwanden. Über dem Meere, das seit einigen Tagen stark bewegt gewesen war, lag heute eine geheimnisvolle Stille.

Ein tiefes Schweigen ringsumher, das nur zeitweise von einem leisen Rauschen der Blätter unterbrochen wurde.

Das war so ein Abend - ein duftiger Frühlingsabend, der die Menschen vergessen wacht an das rauhe Alltagsleben und sie auf Augenblicke in die schöne Welt der Träume entführt . . .

Dort auf der südlichen Strandpromenade, zwischen grünen Palmen und blühenden Büschen, saßen zwei junge, liebende Menschen. .

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Januar 1913.

halbes Jahr lang kannten und liebten sie einander, und nun sollte es vorbei sein mit ihrem Glüď. Wenn doch die Menschen nicht so herzlos wären ...

Kind, mit einem solchen Notleider gibst du dich auch nur ab? Du vergißt wohl, daß du eine Mitgift von nahezu einer halben Million bekommst? Und da findest du es nicht unter deiner Würde, mit einem Professor. . . . .? Der künftige Mann, der in meinen Augen ein Recht hat, um deine Hand anzuhalten, der muß eine viel höhere gesellschaftliche Position haben; aufs Alter und auf andere Geringfügigkeiten kommt es doch in solchen Fällen nicht an!

So hatte damals der Vater gesagt, als er davon erfuhr . . .

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Was aber fragte sie danach, wer er und was er sei, bei ihr genoß er das höchste Ansehen, in ihrem Herzen hatte er die größte Macht, die je ein Sterblicher erreichen kann, dort war er König! Über ihr Antlig huschte plößlich ein Schatten himmlischen Glückes und namenloser Seelenqual zugleich.

Nein, nein, man darf ja kein Hinderniß in den Weg legen, sonst Warum?

Felix, der diesen Ernst an ihr bemerkte, bat sie abermals: Laß doch endlich diese unnüßen Ge= danken, das führt zu nichts und beraubt uns nur der köstlichsten Augenblicke unseres Lebens ... du mußt fröhlich sein; was kann denn uns die Welt anhaben, da wir einander lieben, - so innig, aus tiefster Seele lieben?

Ein kühler Abendwind kam übers Meer herüber und bildete auf der spiegelglatten Wasserfläche

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Jetzt lassen wir uns von den schaukelnden Wellen forttragen und dann erzählen wir weiter von jenen Frühlingstagen . . .

Erna war nach längerem Zögern endlich in das Fahrzeug gestiegen, überlegte aber noch immer, ob die Fahrt nicht doch lieber unterbleiben solle. Bald waren aber auch diese letzten Zweifel besiegt.

Nur vieles Bitten, Versicherungen und nicht zulezt eine hübsche Belohnung bewirkten, daß der Gondelführer ihnen das Fahrzeug allein überließ.

Und als nun Felix mit einigen kräftigen Ruderschlägen einsette und davonfuhr, rief ihnen der Führer nochmals warnend nach, sie möchten am Ufer bleiben, es sei nicht ganz sicher.

Die Wellen waren schon größer geworden, auch der Wind wehte heftiger und das Wasser nahm eine schmutzig-grüne Färbung an.

Ungeachtet der Mahnung, fuhr Felix immer weiter in die Mitte hinaus.

In Ernas Antlik war wieder jener Ernst von früher getreten. Einmal mußte sie es ihm ja gestehen! Er muß es doch auch wissen. Wenn plöklich das Schicksal seine zerstörenden Hände nach ihnen ausstreckt, dann ist es seine Pflicht, das zu verteidigen, was sie ihm gab. . . Und das könnte bald sein, warum soll er es dann jetzt noch) nicht wissen?

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Du sollst nicht so weit hinausfahren, lenkte sie nun ein, und fast sieht man nichts als nur Wasser und Himmel. Schau dich doch um, Felix, wir sind schon so weit.

Das scheint dir nur so, erwiderte er darauf, dort geht es noch weit hinaus... dahin sollen uns die Wellen noch ein Stück forttragen . . . Mir ist jetzt gerade so, als wären wir dem Leben entflohen, als läge es weit, weit hinter uns, und wir be fänden uns auf der Wanderung in ein anderes neues und viel schöneres Leben... Die Wolken, welche dort am Himmel emporsteigen und den Mond verhüllen, bilden einen Schleier davor; wenn wir aber das Ziel erreicht haben werden, wird dieser Schleier mit einemmale herabfallen und un die ganze Herrlichkeit sehen lassen .

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Der Wind wurde immer stärker, die Weller immer mächtiger schon schaukelte das Schi lein . .

Aber sie hörten es nicht, das dumpfe Grolle des Meeres, nicht den Anprall der Wogen un fühlten auch nicht das Schwanken des Bootes.

Und immer weiter trieben die Wellen sie..

Jetzt begannen sie wieder zu erzählen und si zu erinnern an ihre Frühlingstage. Fast ein halb Jahr zog da an ihnen vorüber; mit vielen schöne Erinnerungen, aber viel mehr Stunden und Tage ungestillter Sehnsucht und füß-bangen Hoffens

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Diese Erinnerung rief eine tiefe seelische Erregung in Erna hervor. Sie versuchte plötzlich, sich aus seiner Umarmung zu befreien. Es gelang ihr nicht. Und als sie mit bittenden Augen zu ihm aufschaute, zog er sie fester, wildbewegt an sich und füßte sie immer und immer wieder.

Und Erna gab seinen Liebkosungen nach und lag wieder wie traumverloren in seinen Armen.

Immer gewaltigere Wogen stürmten heran, immer gräßlicher wurde das Tofen des Mecres und schon trieben die Fluten das Fahrzeug umher.

Und ihnen wars, als hörten sie ein wundersames Raunen einherklingen als hörten sie in weiter Ferne leise Melodien flüstern.

Ja, damals kam es kaum hörbar von ihren Lippen.

Es war junger Frühling, der unsere Herzen so bezauberte. Die ganze Natur schien damals so jung und aus allen Ecken guckte und winkte die Licke. Ja, Erna! Jeder Strauch, jede Rose duftete Liebe, jeder Vogel sang und zwitscherte Liebe, jedes Säuseln des Windes flüsterte Liebe

Da konnt' ich dir nicht widerstehen
Felix

Felix!

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und

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Jezt spannte er alle seine Kräfte an, aber er kam nicht vorwärts. Welle auf Welle stürmte heran und warf das Boot wie einen Ball umher. Das wilde Element höhnte nur der schwachen Menschenkraft.

Noch einmal nahm er den Kampf gegen die Fluten auf alles vergebens. Und während er in einer lezten Hoffnung immer noch zu rudern versuchte und nach einem Landungsplätzchen vergebens ausspähte, tröstete er das jammernde und laut um Hilfe rufende Mädchen.

Allmählich versagten seine Kräfte und ihre Stimme wurde von dem schauerlichen Tosen und Donnern der Meeresfluten übertönt.

Jezt konnte nur der Himmel Rettung senden. Innig umschlungen saßen nun Beide wieder da und warteten ihr Schicksal ab. Vor ihren Augen öffneten sich immer neue gähnende Abgründe auf der unermeßlich weiten Wasserflut.

Dort türmt sich eine Welle riesenhoch emporkommt immer näher jezt geht sie über sie hin

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