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ahnend über all den träumenden stillen Hunsrückdörfern, in all den seligkeitsweiten Menschenherzen.

Nur bei der Butzenbas nicht. Die kann nicht froh sein. Kalt, kahl die Stube. Ein abgehärmt Weib sitzt da, stierend, frierend, bangend, bebend. Ob er bald kommt, der Hannes, ob er bald kommt?

Sie wartet auf ihn, sorgt sich um ihn; doch dann graut und graust ihr wieder vor dem erbärmlichen Mann, der. dem Trunke fröhnt, der ihr Heim zur Hölle gemacht, ihr Leben mit Schande besudelt.

Ob er bald kommt, ob er nicht an sie denkt und an die zwei armen Würmchen?

Sie weint. Ein wildes Weh rast ihr durch den Körper. Bohrende, beißende Reue erfüllt

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Und er? Schwer schwankend, fallend und fluchend stappt und stolpert er dem nahen Dorfe zu. Ein dumpfer, stumpfer Druck lagert hart auf seinem Hirne, eine ziellose Leere irrt vor seinen blöden Blicken.

Der Schnaps, ja der Schnaps beschwert mit Zentnerwucht die Glieder, macht den Männerleib zum kläglichen Klumpen.

Da! Wieder ein Fall. Ein Grunzen. Dann noch ein unverständlich Lallen. Stille. - Stille. Der Schnee hat sich erschrocken zusammengeduckt unter der ungewohnten drückenden Last.

Und die Flocken des Himmels fangen an zu fallen leis, ganz leis miteinander flüsternd von Winterschönheit und Weihnachtsfrieden, fallen herab, sich sehnsüchtig und neugierig zu dem nun schon wieder still ruhenden Erdgenossen gesellend und kichern ganz leis in sich hinein ob der dunklen Masse, die da liegt.

Und der Mond kommt auch, grell und grinsend hinter einer Schneewolkenwand hervor und schaut auf den merkwürdigen Schläfer.

Und der schneidendscharfe Dezemberwind kommt und besieht sich das Bild. Dann eilt er behende, die Sturmmähne, schüttelnd, von dannen

Im ärmlichen Bettlager aber blickt noch immer ein wehwundes Weib zur fahlen Decke empor, starrt sorgenvoll hin zu dem unheimlich langsam weiterschreitenden Uhrenzeiger.

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Was ich dem lieben Leser erzählen will, soll keine Kritik sein. J, Gott bewahre! Dazu gibt es viel berufenere und gescheitere Menschen, wie ich es bin. Ich will nur etwas von meinem lieben Hamburg plaudern, welches ich in meinem sechsmonatlichen Hiersein recht liebgewonnen habe. Denn als ich im Mai in der freien Hansastadt Einzug hielt, da sah es überall grün und ungemein freundlich aus. Der Rot- und Weißdorn blühte, die Sonne lachte, so daß ich gleich den Eindruck gewann, hier ist gut Hütten, bauen". Und die Stadt und Umgegend hat mir auch richtig das versprochen, was sie hielt, wenn auch nicht immer alles Gold ist, was glänzt. Denn im Herbst sieht es hier recht nebelig und traurig aus. Schnupfen verliert man nie und die Gummischuhe behält man am besten gleich an den Füßen, Ja, ja, lieber Leser, ich übertreibe nicht. Den Nebel schneidet man wohl am zweckmäßigsten mit einem großen, scharfen Messer durch und

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Den

die Menschen machen trotz allem vergnügte Gesichter. Es ist ja auch das Beste, was sie machen können, man muß mit den Wölfen heulen! Da gehe ich neulich an einem wunderschönen sonnigen Vormittage rund um die Alster". Einen Tag vorher hatte es tüchtig geschneit und gehagelt. An den Ufern lag der Schnee auf Masten und Rasenbeeten. Mir war so recht vergnügt zu Mute, so daß ich nicht spazieren ging, sondern wie „besessen raste" nach meines Mannes Ansicht, dem ich natürlich meine Erlebnisse bei Tisch erzählte.

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Das sollte aber seinerseits ein Lob sein, ich weiß es genau! In zwei Stunden um die Innen- und Außenalster gehen, ist für ein Weiblein immerhin eine anerkennende Leistung, denn es mag ja Leute geben, die es noch schneller machen wie ich, z. B. so ein Kunstläufer oder so eine andere ähnliche Größe! - Und, als ich so ziemlich nun die Hälfte der Alser herumbin und mir zur Genüge die schönen Villen der reichen Kaufleute mit den dazu gehörenden Vorgärten angeschaut habe, zieht es hinter mir dunkel rauf. „Es wird doch nicht" dachte ich rechtzeitig mich besinnend, wo ich mich eigentlich befand, nämlich im Hamburg, wo das schöne Wetter im Herbst zu den buntesten Phantasiemärchen gehört. Und richtig! Die Sonne schien zwar noch, doch es fing hörbar zu donnern und blitzen an und schließlich hagelte es gemütlich mit erbsengroßen Körnern. Na, also, warum nicht gleich? dachte ich belustigt. Einen Schirm hatte ich nicht! Zwar einen fußfreien Rock, die Freude meines Mannes, aber einen riesengroßen Federhut! Was das bedeutet, wird wohl jede Dame als mitfühlende Seele verstehen! Zum mindesten kommt man als geknickte Lilie" zu Hause an. Doch ich leistete trotz allen Hindernissen noch das, was ich mir vornahm nämlich in zwei Stunden in unserer Wohnung zu sein. Und als ich im gemütlichen Zimmer saß, ja da ging erst der richtiggehende Regen" los. Es gob, wie aus Kannen. Petrus mußte großes Reinemachen veranstaltet haben. Da ich es mit meinem lieben Nächsten bis jetzt immer noch ganz ehrlich gemeint habe, rate ich jedem, der nach Hamburg zieht, sich einen Stockschirm schenken zu lassen. Wenn man den nämlich hat, kann einem hier nicht mehr viel passieren und man fühlt sich ungemein wohl. Ich besitze zwar leider noch nicht ein solch Monstrum, aber Weihnachten steht vor der Tür und da kann man solche Wünsche äußern. Und wenn mich dann wieder so ein Wetter überrascht, dann funktioniert hoffentlich dieser Stockschirm, denn ich kenne Fälle, wo es auch mal anders kam, als man dachte! Das Leben ist in Hamburg wohl bedeutend teurer, als anderswo. Manche Hausfrau mag mit mir einen hörbaren Seufzer ausstoßen! Wir hungern hier zwar alle nicht i, bewahre! Aber das Billigste ist hier noch der Flunder und den kann ein gebildeter Europäer wohl ab und zu vertragen, keineswegs aber zu Mittag, Kaffee und Abend

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Von

brot! Und galant ist die Hamburger Männerwelt! Ich gehe nämlich tagtäglich allein zwei Stunden spazieren, denn meinen Mann fesselt der königliche Dienst in der Amtsklause. Und wenn wir Sonntags gemeinsam ausgehen, so kommt es doch meistens auf die Kaiser-Wilhelmstrasse" raus! Da ist weiter nichts besonderes zu sehen, aber es macht uns Spaß! - Also, wenn ich so alleine meine Wege gehe, dann kommt es öfters vor. daß mir ein Herr seine Begleitung anbietet, z. B. mit den beliebten Worten: Fräulein. darf ich Sie begleiten? Dann sage ich nach meinem neu erprobten und vorzüglich bewährten Rezept: Das trifft sich fein. Sie können gleich mitkommen meinen Mann abholen." „Ach nee lieber nicht." bekomme ich oft zur Antwort und ich bin dann die zuvorkommende Herrenwelt bis auf weiteres los! Ich lache mir eins ins Fäustehen, wenn Gewisse mit langer Nase abziehen müssen. Eine Frau, die ruhig ihres Weges geht, ohne sich irgendwie auffällig zu betragen oder sich auf der Straße umzudrehen, soll man in Ruhe lassen. Dies ist meine unmaßgebliche Meinung! Theatern lernte ich bis jetzt noch nicht vie kennen. Gerade die Operettentheater. Da gibt es nun allabendlich die Hamburger Ausstattungs-1 revue „Was kost' Hamburg? mit Tetge und Fietge und der unvergleichlichen Harfenjule, die mit ihrem Lied: ich kenn ein Herz für das ich bete" sogar einen Schutzmann auf dem Hopfenmarkt" bis zu Tränen rührte. Dann die Operetten „Alt-Wien“ und „Der liebe Augustin". „Wenn der Flieder blüht in den Zweigen usw. heißt das Lied, welches mir wie eine italienische Drehorgel durch meinen armen Kopf nachträglich zieht, der wieder an einer Hamburger Erkältung zu leiden hat." Die Herren Ärzte könnten an mir reich werden, ich sage ausdrücklich könnten", denn ich kann mich ja noch beherrschen“. Und trotzallem und allem ist Hamburg eine hübsche Stadt, in der sich wohl jeder wohlfühlen mag, wenn er einigermaßen gerecht ist. Es kann ja nicht alles Gold sein, was glänzt! schen, viele Ansichten. Ich glaube aber mit Bestimmtheit annehmen zu können, daß noch jeder auf seine Kosten in unserem schönen Hamburg gekommen ist, nicht wahr liebe Leser und Leserinnen, Sie werden es mir bestätigen können!

Viele Men

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sogar auf

seinem Bett ruhn sich ihre schönen, neckigen Streifen aus! Und heut Geburtstag. Und mächtig webt der alte Vater Herbst Gespinnste in des Kleinen Hirn, so ganz sonderbare. Der Junge hat auch immer Haken zum Aufhängen der Gespinste; viel mehr als andere haben. Was er wohl werden möchte? 0, er möchte Baumeister werden. Und Jahre später, da wieder derselbe Junge am Geburtstag. Dünne, weiße Flocken fallen ohne Ende herab. Es ist Arbeitsstunde im Internat sehr frühzeitig. Heut sein Geburtstag! Wieder hängen Gespinnste in seinem Hirn. Der Vater Herbst tippt leise an die alten, die in einer Ecke liegen. Da erwacht die Erinnerung und blättert trübe in ihrem großen Buche. Und so viel Arbeit heut noch vor sich! Und die verfluchte Mathematik! Nun schläft die schöne, Der Winter schöne Zeit ganz langsam ein! kommt lautlos der harte, düstre, arbeitsreiche Winter. Baumeister wollte er nicht mehr werden.

Seitdem sind viele Geburtstage verflossen. Doch das Kinderhirn hat Recht behalten wie weise im Leben. Er ist wirklich Baumeister geworden. Baut keine Häuser auf die Erde, nur Gedanken in die Luft; will immer bauen, die rechten Reime der Seele zu finden, die zusammen passen. Drum hat er auch jetzt den graphologischen Briefkasten im „Magazin“ übernommen, um andere bauen zu helfen an sich selbst. Denn als tüchtiger Baumeister weiß er, wie ein richtiges Gebäude das ist.

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Bildprobe aus dem Werke: „Gekrönte Stunden“.

Dichtungen von Paul Jörg. Mit 22 Vollbildern und dreifarbigem Titel von Ludwig Fahrenkrog. Bruno Volger Verlagsbuchhandlung, Leipzig-Raschwitz. Brosch. 4.-; gbd. 6.-; in Ganzpergament 15.-. Ein vornehmes Weihnachtsgeschenk!

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Und welche Herzenswohltat, welche reizendste Ge

wißheit

Ohn' Eigennutz aus reiner Herzensneigung heiß geliebt zu sein.

Ich lebt' im Paradiese der Glückseligkeit Obwohl noch nicht am Ende aller Herrlichkeit! Der Hölle Qualen drohten uns vergebens,

Mein Lieb tat mir den noch viel schönren Himmel auf!

Wie glücklich als ich zart ihr liebes Füßchen durft umfassen,

Als ich die reizendste Gestalt ganz fühlen durfte,
So wie sie Gott mir in die Welt gesandt.
In meiner Leidenschaft hab ich ihr all mein Ich,
Mein ganzes Wesen hingegeben

Und huldigte dem Drange nach Unsterblichkeit. Wie lieb, wie süß, so redend hielt sie fest mich an der Brust.

Kein Glück gleicht auch entfernt nur auf der Erde dem holden Reiz

So überglücklich stimmt nur Götterlust!

Kimmelschöne Stunden.

O schöner Tag, an dem es meinen Augen war vergönnt,

Die reizendste der Frauen anzuschauen.
Der süße Zauber ihrer holden Nähe bracht dem
liebeskranken Herzen Hoffnung,
Die Sinne hatten nie zuvor an solch ein Engels-
bild geglaubt.

Und lange mußt ich schmachten, eh' nur ein Wort
von ihren Lippen mich ergötzte.
Mein Herz, erfüllt von Liebe wie noch nie zuvor,
hing fest an dieser schönen Seele,
Und unvergeßlich bleibt mir jene Stunde,
Als ich die lieben, zarten Händchen
Bedecken durft' mit meinem Munde!
Welch schöne Hoffnung ging mir auf,

Noch nie hat ein geringer Reiz von dieser Art so warm mein Innerstes entzückt.

Und meine Hoffnung hat sich reich erfüllt.
Es kam der einzig-himmelschöne Tag

Da ich von ihren heißen Lippen reine Herzens

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Bernhard Müller.

Johannes.

Kühner Geist, der du mit Geißelhieben. einer argen Welt den Sinn zerwühlt, armer Geist, du konntest nimmer lieben, weil du nicht die Allmacht hast gefühlt.

Schnell entflohen bist du in die Stille, wähntest dort geborgen wohl zu sein. Aber unsers heilgen Gottes Wille ist es, Kämpfer in der Welt zu sein.

Weltflucht ist nicht Sieg. und das Erlösen ist nicht unterliegen in der Flucht. Der nur konnte retten wohl vom Bösen, der das Gute selbst im Bösen sucht.

Kühner Geist, deshalb mußtest du wanken, weil dein Christus nahte in Geduld.

Du warst Mensch, drum wurden die Gedanken deiner Weisheit deine Menschenschuld.

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