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So weit geht alles gut! Wie gesagt, ein schöner antiquer Rumpf; aber nun welch ein gothischer Kopf ist darauf geflickt!

„Sobald Chloe einen andern als dich küßt, soll schnell ein Bärt,chen aus ihrer Lippe hervor keimen, zum Merkmal, daß sie dir untreu So sagte Amor.

„ist.

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„Nyn, Chloe, wirst du dich wohl`scheun.

„Ich würde den Verrath auf deiner Lippe sehen. —

„Manch holdes Mädchen schon seh ich mit Bärten gehen:

„Sie müssen wohl nicht treu. gewesen seyn.

Ach nicht doch! Sie müssen keinen Bart haben, die holden Mädchen; fie mögen uns treu seyn, oder nicht!

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XVI. Den 19. April. 1759.

Drey und drehßigster Brief.

It wohl ist der Verfasser der Tändeleyen, wenn diese sein erster Versuch sind, ein Genie, das sehr viel verspricht! Aber auch darinn haben Sie Redt: Das Lied eines Mohren hätte ihm nicht entwischen sollen. Es ist nicht allein das schlechteste Stück in seiner Sammlung; es ist an und vor sch selbst schlecht. — Lied eines Mohren! Und der Mohr ist fast nirgends als in der Ueberschrift zu finden. Aendern Sie das einzige schwarze Vädchen und die Cederwälder, so kann es ein Kalmucke eben so wohl fingen, als ein Mohr.

Wie weit ist er hier unter seinem Muster geblieben! Denn wer sieht nicht so glich, daß sein Mohrenliedchen, eine Nachahmung des vortreflichen Liedes eines Lappländers, in den neuen Gedichten des Verfas= sers des Frühtags, feyn soll? In diesem scheinet überall die Scene durch, wo es gesungen wird, und überall der, der es singt. In den zerstörten Haaren

Hängt mir schon Eis.

So will ich bad an Grönlands weissen Küsten
Nach Zama schryn.

Die lange Nacht kommt schon 2c.

Und wie ungekünstelt, wie wahr ist alles, was der Lappländer spricht; dahingegen der Mohr mit unter Non-Sense plaudert. 3. E.

Ich will an ihre Brust mich legen,

Das kleinste Röcheln spähn, und horchen, wie sie schlägt;
Dann soll mein Herz mit seinen stärckeren Schlägen

Den Anfruhr bändigen,

Der sich in ihrem Busen regt.

Die stärkern Schläge seines Herzens sollen den Aufruhr bändigen, der sich in dem Busen seines Mädchens regt! Zwar vielleicht hat der Dichter mit diesem Zuge das verbrannte Gehirn des Mohren bemerken wollen. Und alsdenn habe ich nichts dagegen.

Aber wieder auf das Lied des Lappländers zu kommen. Es giebt ein wirklich Lappländisches Lied, welches der Herr von Kleist bey dem seinigen vor Augen gehabt zu haben scheinet. Sie können es bey dem Scheffer in dem fünf und zwanzigsten Hauptstücke seiner Lapponia finden. Schade, daß ich das Buch nicht gleich bey der Hand habe! Sie sollten mit Vergnügen sehen, daß die Nachahmungen eines solchen Meisters, Verbesserungen sind.

Sie würden auch daraus lernen, daß unter jedem Himmelsstriche Dichter gebohren werden, und daß lebhafte Empfindungen kein Vorrecht gesitteter Völker sind. Es ist nicht lange, als ich in Ruhigs Littauischem Wörterbuche blätterte, und am Ende der vorläufigen Betrachtungen über diese Sprache, eine hierher gehörige Seltenhei' antraf, die mich unendlich vergnügte. Einige Littauische Dainos oder Liederchen, nehmlich, wie sie die gemeinen Mädchen dafelbst singen. Velch ein naiver Wit! Welche reizende Einfalt! Sie haben in dem Littlauischen Wörterbuche nichts zu suchen: ich will Ihnen die zwey artigstn also nach Ruhigs Uebersetzung, daraus abschreiben:

Erste Daina.

Abschied einer heyrathenden Tochter.

1.

„Ich habe aufgesagt meinem Mütterlein, chon vor der Helfte des „Sommerleins:

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2.

„Such, Mütterlein, dir ein Spinnerein; ein Spinnerlein und Weberin.

3.

„Ich habe gnug gesponnen das weisse Flächslein; gnug gewürket feine „Leinwandlein.

4.

„Ich habe gnug zerschauert die weissen Tischlein; ich habe gnug ge„feget die grünen Gehöftlein.

5.

„Ich habe gnug gehorcht meinem Mütterlein; ich muß nun auch horchen meinem Stiefmütterlein.

6.

„ du Kränzlein von grünem Rautelein! Du wirst nicht lange ,,grünen auf meinem Hauptelein.

"

7.

Meine Haarflechten von grünem Seidelein, ihr werdet nicht mehr funkeln im Sonnenschein.

8.

„Mein Haarlein, mein gelbes Haarlein, du wirst nicht mehr her,,umflattern vom Wehen des Windes.

9.

„Ich werde besuchen mein Mütterlein, nicht mit einem Kranze, son„dern gehaubet.

10.

„O mein feines Häubelein! Du wirst noch schallen vom Winde geblafen.

11.

„Mein ausgenehtes und buntes Arbeitlein, ihr werdet noch schimmern bey der heiffen Sonnen..

12.

„Meine Haarflechtlein von grünem Seidelein, ihr werdet an der Wand hangen und mir Thränen machen.

13.

„Ihr meine Ringelein, ihr güldenen, ihr werdet im Kasten liegen „und rosten!

Zweyte Daina.

Eine Tochter hafte ihren Geliebten begleitet.

1.

„Früh Morgens im Morgelein ging das Sennlein auf, und unter den Glasfensterlein saß das Mütterlein.

2.

„Ich wollte dich fragen, Töchterlein, wo bist du herumgegangen? „Und wo hat dein Kränzelein das Nebelein befallen?

3.

„Früh, im frühen Morgelein, ging ich nach Wasserlein, und da hat „mein Kränzelein das Nebelein befallen.

"

4.

„Das ist nicht wahr, Töchterlein, das sind keine wahren Wörtelein! Gewiß, du hast dein Knechtlein über Feld begleitet.

5.

„Ja, das ist wahr, Mütterlein, das sind wahre Wörtelein: Ich hab ,,mit meinem Knechtelein ein Wörtlein geredet.

Die häuffigen Diminutiva, und die vielen Selbstlauter, mit den Buchstaben 1, r und t untermengt, fagt Ruhig, machen die Sprache in diesen Liedern ungemein lieblich. Der fromme Mann entschuldiget sich, daß er dergleichen Eitelkeiten anführe; bey mir hätte er sich entschuldigen mögen, daß er ihrer nicht mehrere angeführt.

XVII. Den 26. April 1759.

Sechs und dreyßigster Brief.

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Bald werden wir einen von unsern besten alten Dichtern, wieder unter uns aufleben sehen. Zwey hiejige Gelehrte, arbeiten an einer neuen Ausgabe des Logan. - Es kann leicht seyn, daß ich Ihnen hier einen ganz unbekannten Mann nenne. Dieser Zeitverwandte, und Landsmann des grossen Opit, ist, wie es scheinet, nie nach Verdienst geschäßt wor den; und noch ein halbes Jahrhundert hin, so wäre es vielleicht ganz um ihn geschehen gewesen. Kaum, daß unsere neuen Kunstrichter und Lehrer der Poesie seinen Namen nach anführen; weiter führen sie auch nichts von ihm an. Wie viel vortrefliche Beyspiele aber hätten sie nicht aus ihm entlehnen können!. Und würden sie es wohl unterlassen haben, wenn fie dergleichen bey ihm zu finden geglaubt hätten? Sie hatten ihn also nie gelesen; sie wußten nicht, was an ihm war; und es wird sie ohne Zweifel befremden, wenn sie nun bald einen von unsern größten Dichtern in ihm werden erkennen müssen.

Es ist nur zu bedauern, daß sich Logau bloß auf eine, und noch

સમા

dazu gleich auf die kleinste Dichtungsart eingeschränkt haf! Denn er ist wenig mehr als Epigrammatist. Doch in Ansehung der Menge von Sinngedichten, der erste unter allen; und einer von den ersten, in Ansehung der Güte derselben. Er hat deren im Jahr 1654 einen Band von nur drey tausend drucken lassen, und mehr als ein halbes Tausend zugegeben. Nun setzen Sie und für diese Berechnung kann ich allenfalls stehen, — daß ein Neuntheil davon vortreflich, ein Neuntheil gut, und noch ein Neuntheil erträglich ist; und sagen Sie mir, ob er unter den guten Sinndichtern nicht wenigstens der Unerschöpfliche genennt zu werden verdienet?

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Aber wie vortreflich, werden Sie fragen, sind denn die Stücke aus dem guten Neuntheil ? Einige Exempel werden es zeigen. Ich will aber dem ehrlichen Logau nichts vergeben wissen, wenn ich allenfalls nicht die besten Exempel wehlen sollte.

Logau lebte in der unglücklichen Zeit des dreyßigjährigen Krieges. Was Wunder also, wenn ein grosser Theil seiner Sinngedichte den Krieg, und die schrecklichen Folgen desselben zum Inhalte hat? Hier schrieb der Dichter aus der Fülle seines Herzens, und es gelang ihm immer vortreflich. Sehen Sie nur!

Der verfochtene Krieg. [s. Band V, S. 150.]

Des Krieges Raubsucht. [S. 136.]

Krieg und Hunger. [S. 130.]

Eine Heldenthat. [S. 128.]

Vereinigung zwischen Jupiter und Mars. [S. 155.]

Verzeihen Sie, Dichter und Soldat, es immer dem unsoldatischen Dichter, wenn er etwa die schlimme Seite des Krieges und der Krieger allzusehr übertrieben hätte. Seine Uebertreibungen sind ja so witig! — Aber so wizig Logau ist, so zärtlich, so fein, so naif, so galant kann

er auch seyn!

Frage. [f. Band V, S. 211.]

Ueber das Lieber einer fürstlichen Person. [S. 125.]
Grabschrift eines lieben Chegenoffen. (S. 126.]

Ein junges Mädchen, und ein alter Greis. [S. 203.]~ Und was kann anakreontischer seyn, als folgende allerliebste Tändeleyen? Von einer Biene. [f. Band V, S. 208.]

Von einer Fliege. [S. 215.]

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