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der Zeit, von andern die Säugamme des Apollo genennt werde, daß sie aber doch als keine Göttin von ihnen verehret worden, daß sie weder Tempel noch Altäre gehabt habe. Vossius, sagt er, in seinem Werke de Idololatria habe zwar angemerkt, daß Anaxagoras zwey Altäre, den einen dem Berstande, und den andern der Wahrheit gesezt habe. Allein Vossius habe sich hier geirret, weil diese Altäre nicht Anaxagoras gesezt habe, sondern sie dem Anaxagoras gesetzt worden, welcher durch die Aufschriften derselben Nov und Andeias selbst bezeichnet worden, indem, wie anderweitig bekannt sey, Anaxagoras wirklich den Behnamen Novs geführet habe. (Wenn Sie Kühns Ausgabe des Aelianus nachsehen wollen, so werden fie finden, daß Cuper den Vossius hier nur zur Helfte verbessert hat. Denn Kühn zeigt deutlich, daß Aelian nicht von zwey Altären, sondern nur von einem einzigen rede, welcher nach einigen die Aufschrift Nov und nach andern die Aufschrift Andrias geführt habe.) Die Betrachtung endlich die Cuper über diese von den Heiden unterlassene göttliche Verehrung der Wahrheit anstellet, macht seiner Frömmigkeit mehr Ehre, als seiner Scharffinnigkeit: Quodsi jam admiscere vellem hisce profanis rebus sanctae nostrae religionis christianae mysteria; an non inde concludere possemus, Deum veritatem genuinam suis, et primo quidem. Iudaeis, inde Christianis, et praecipue veris, solis revelasse; gentiles eam male quaesivisse in indagatione rerum naturalium, et ita Deum voluisse, ut nec summam hanc virtutem uti aliquod Numen colerent etc. Ich würde auf eine natürlichere Ursache gefallen seyn. Wenn die Alten die Wahrheit als keine Göttin verehret haben, so kam es ohne Zweifel daher, weil der abstracte Begrif der Wahrheit nur in den Köpfen ihrer Weltweisen existirte, und ihre Weltweisen die Leute nicht waren, die gern vergötterten, und die Menge der Altäre vermehrten.

Wollen Sie, daß ich Sie noch einandermal mit verschiedenen artigen Kleinigkeiten und litterarischen Anekdoten aus dieser Sammlung von Briefen unterhalten soll: so erwarte ich nur einen Wink.

6.

Fünfter Theil.

I. Den 3. Januar. 1760.

Sieben und siebenzigster Brief.

Ecce iterum Crispinus!

Ich werde abermals das Vergnügen haben, Sie mit einem Werke zu unterhalten, das durch die Feder des berühmten Herrn Dusch geflossen ist.

Ad partes.

Et est mihi saepe vocandus

Und wie oft werde ich dieses abermals, abermals brauchen müssen! Herr Dusch hat geschrieben, schreibt und wird schreiben, so lange er noch aus Hamburg Kiele bekommen kann: Schooßhunde und Gedichte; Liebestempel und Verleumdungen; bald nordische und bald allgemeine Magazine; bald satyrische, bald hämische Schriften; bald verliebte, bald freymüthige, bald moralische Briefe; bald Schilderungen, bald Uebersetzungen; und Ueberseßungen bald aus dem Englischen, bald aus dem Lateinischen.

Monstrum nulla virtute redemptum!

Oder Polygraph! Bet ihm ist alle Critik umsonst. Ja man sollte sich fast ein Gewissen machen, ihn zu critisiren; denn die kleinste Critik, die man sich gegen ihn entfahren läßt, giebt ihm Anlaß und Stoff zu einem Buche: Und so macht sich ja der Criticus seiner Sünden theilhaft? Zwar von diesen seinen Streitbüchern, sage ich Ihnen diesesmal nichts. Sie sind noch schlechter als seine Uebersetzungen; und das Beste muß ich Ihnen doch zuerst bekannt machen.

Eine Duschische Ueberseßung also abermals! Und der Abwechselung wegen, nicht sowohl aus dem Englischen als aus dem Lateinischen! Eine Zwitterübersetzung aus beiden; wenn man sie recht benennen soll. Lesen Sie den Titel davon am Rande. ' „Aber wo steht denn da etwas von

Herr Duschen? Sie werden sich irren." - Nicht doch; ich irre mich nicht. Das Buch ist ja so dicke; und scheinet mit einer so liebenswürdigen Geschwindigkeit translatiret zu seyn! Wer kann aber dickere Bücher geschwinder translatiren, als Herr Dusch?

Doch wenn Ihnen allenfalls dieser Beweis, weil er in Deutschland geführet wird, nicht bündig genug scheinet: Hier ist ein anderer! „Der Jugend besser fortzuhelfen, sagt Herr Dusch in der Vorrede, ,,und in eben der Absicht, worin Herr Martin seinem lateinischen Terte „eine engländische Uebersetzung beygesetzet hat, habe ich eine eigene deutsche ,,Uebersetzung unternommen. Aus dieser eigenen deutschen Ueber

segung nun, führe ich meinen andern bündigern Beweis.

2

Er lautet so! - Sie erinnern sich doch, daß ich in einem meiner vorigen Briefe, eine Stelle aus den Schilderungen des Hrn. Dusch getadelt habe, welche eine Beschreibung der herbstlichen Nachtgleiche seyn sollte? „Jego wieget die Waage Tag und Nacht in gleichen Schalen, und „der Stand der Sonne theilet den Erdkreis in Licht und Finsterniß. Sie erinnern sich doch, daß diese Beschreibung nach zwey Zeilen des Virgils sollte gemacht seyn, die Herr Dusch nicht verstanden hatte?

Libra die somnique pares ubi fecerit horas,

Et medium luci atque umbris jam dividit orbem.

Nun sind diese Zeilen aus dem ersten Buche Georgicorum; und ich weiß selbst nicht aus welcher heimlichen Ahndung ich nach der Ueberseßung derselben zu allererst sahe. Und was meinen Sie, daß ich da fand? Ich fand: „Wenn die Waage die Tage und die Stunden des Schlafs gleich „gemacht, und den Erdkreis in Licht und Finsterniß getheilet hat." O Herr Dusch! rief ich aus. Willkommen Hr. Dusch! Urtheilen Sie selbst, ob es wohl wahrscheinlich ist, daß zwei verschiedene Scribenten

1 Virgilii Maronis Georgicorum libri IV. Mit critischen und öconomischen Erklärungen Hrn. D. Johann Martins, Lehrers der Botanic zu Cambridge, und anderer der berühmtesten Ausleger. Nebst einer deutschen Ueberseßung und Anmerkungen. Zum Gebrauch der Schulen, um die Jugend zu einer frühen Erlernung der Haushaltungskunst zu ermuntern. Hamburg und Leipzig bey Grunds Wittwe und Holle. 1759 in groß Octav 2 Alph. 6 Bogen..

2 S. den ein und vierzigsten Brief im zweyten Theil

eben denselben lächerlichen Fehler sollten gemacht haben? Gewiß nicht! Der Verfasser der Schilderungen und unser Uebersetzer müssen eins seyn; und müssen eins seyn in Herr Duschen!

Aber wenn es Herr Dusch wäre, werden Sie vielleicht einwenden, warum sollte Herr Dusch eben denselben Fehler mit Vorfaße noch einmal wiederholt haben? Ich antworte: weil er ihn für keinen Fehler hielt; weil er, ohne Zweifel, als er ihn zum andernmale begieng, meine Critik noch nicht gelesen hatte. Und als er sie endlich zu lesen bekam, war der Bogen Rr in seiner Uebersetzung leider schon abgedruckt. Einen Carton aber machen zu lassen, das würde ihn zu sehr verrathen haben; und er wollte mit diesem kleinen Triumphe seinen Kunstrichter durchaus nicht beglücken. Gnug, daß er sich meine Erinnerung da stillschweigend zu Nutze machte, wo es noch möglich war. In der Parallelstelle nehmlich, die ich damals anführte:

Jam rapidus torrens sitientes Sirius Indos

Ardebat coelo et medium sol igneus orbem
Hauserat

hat er das medium orbem richtig übersetzt; ob es gleich auch hier Nuäus falsch verstehet, indem er medium orbem hauserat durch siccaverat medium orbem giebt, aus welchem siccaverat es unwidersprechlich erhellet, daß er unter orbem den Erdkreis verstanden hat. Ich will zwar nicht verhelen, daß den Herrn Dusch hier sein Martin eben sowohl kann zurechte gewiesen haben, als ich. Denn Martin merket bey dieser Stelle sehr wohl an, daß von der Zeit des Nachmittags die Rede sey, weil Virgil fagt, die Sonne habe die Mitte oder die Helfte ihres Laufes vollendet. Aber doch will ich noch wetten, daß Herr Dusch bey der Uebersehung seinen Martin würde vergessen haben, wenn er nicht auf einer andern Seite einen kleinen Denkzettel bekommen hätte. Sie sollen gleich meiner Meinung seyn.

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Denn, was giebt mir Herr Dusch, wenn ich ihm in eben denselben Worten: „Wenn die Waage die Tage und die Stunden des Schlafes „gleich gemachet, und den Erdkreis in Licht und Finsterniß getheilet hat“ noch einen recht häßlichen, abscheulichen Fehler zeige? -Im Lateinischen heißt die erste Zeile

Libra die somnique pares ubi fecerit horas etc.

Man findet sie aber auch so:

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Libra dies somnique pares etc.

Und was ist hier dies und dort die? Beydes, wie Sie wissen, ist der alte Genitivus für diei. Aber wußte das Herr Dusch? Hat er nicht offenbar dies für den Accufativus in der mehreren Zahl genommen, da er überseßt: „wenn die Waage, die Tage und die Stunden des Schlafes gleich macht? Die Waage macht die Tage gleich? Welcher Unsinn! Wenn ist denn bey Herr Duschen in Einem Herbste ein Tag dem andern gleich? Was kann der Mann doch gedacht haben? Virgil sagt: Wenn die Waage die Stunden des Tages und des Schlafes gleichgemacht 2c. Ist denn das nicht ganz etwas anders? Dieser Fehler des Herrn Dusch ist also unwidersprechlich. Und ich sezze dazu: unverzeihlich; denn wenn er sich der Anmerkung seines Martin noch erinnert hätte, wenn er sich Zeit genommen hätte, sie wieder nachzulesen: so hätte er ihn unmöglich begehen können. „Bey den alten Römern, sagt Martin, endigte sich ,,der Genitiv der fünften Declination in es: also war Dies eben das, ,,was wir izt Diei schreiben. Oft wurde es Die geschrieben, welches an „dieser Stelle alle Herausgeber annehmen. Ich aber habe, auf Glauben des Aulus Gellius, Dies dafür gesezt; er sagt nehmlich, diejenigen, die Virgils eigenes Manuscript gesehen, hätten versichert, daß es Dies „geschrieben wäre. Q. Ennius in sexto decimo annali Dies scripsit pro diei in hoc versu:

Postrema longinqua dies confecerit aetas.

Ciceronem quoque affirmat Caesellius in oratione, quam pro P. ,,Sestio fecit, dies scripsisse pro diei, quod ego impensa opera con,,quisitis veteribus libris plusculis ita, ut Caesellius ait, scriptum „inveni. Verba sunt haec Marci Tullii: Equites vero daturos illius ,,dies poenas, Que circa factum hercle est, ut facile iis credam, ,,qui scripserunt idiographum librum Virgilii se inspexisse, in quo ,,ita scriptum est:

Libra dies somnique pares ubi fecerit horas;

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,,id est: Libra diei somnique. Denken Sie doch nur! Diese lange
Anmerkung schreibt Herr Dusch auf dem Bogen E von Wort zu Wort
hin;
und auf dem Bogen Rr hat er sie schon wieder vergessen. Was soll
man von ihm sagen? Ist es nicht offenbar, daß er ohne zu denken schreibt ?
daß er weder bey der Anmerkung, noch bey der Ueberseßung muß gedächt
Und nun wieder auf mein voriges zu kommen: So gut er

#

haben?

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