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Ich bin des Wegs nicht kundig, wage nicht
Zu Wanderern die Schritte zu gesellen.

Tell. Den Weg will ich Euch nennen, merket wohl!
Ihr steigt hinauf, dem Strom der Reuß entgegen,
Die wildes Laufes von dem Berge stürzt

Parricida (erschridt). Seh' ich die Reuß? Sie floß bei meiner That.
Tell. Am Abgrund geht der Weg, und viele Kreuze
Bezeichnen ihn, errichtet zum Gedächtniß

Der Wanderer, die die Lawine begraben.
Parricida. Ich fürchte nicht die Schrecken der Natur,
Wenn ich des Herzens wilde Qualen zähme.
Tell. Vor jedem Kreuze fallet hin und büßet
Mit heißen Neuethränen Eure Schuld

Und seid Ihr glücklich durch die Schreckensstraße,
Sendet der Berg nicht seine Windeswehen
Auf Euch herab von dem beeisten Joch,

So kommt Ihr auf die Brücke, welche stäubet.
Wenn sie nicht einbricht unter Eurer Schuld,
Wenn Ihr sie glücklich hinter Euch gelassen,
So reißt ein schwarzes Felsenthor sich auf
Kein Tag hat's noch erhellt da geht Ihr durch,
Es führt Euch in ein heitres Thal der Freude
Doch schnellen Schritts müßt Ihr vorüber eilen;
Ihr dürft nicht weilen, wo die Ruhe wohnt.
Parricida. Rudolph! Rudolph! Königlicher Ahn!
So zieht dein Enkel ein auf deines Reiches Boden!
Tell. So immer steigend kommt Ihr auf die Höhen
Des Gotthards, wo die ew'gen Seen sind,
Die von des Himmels Strömen selbst sich füllen.
Dort nehmt Ihr Abschied von der deutschen Erde,
Und muntern Laufs führt Euch ein andrer Strom
Ins Land Italien hinab, Euch das gelobte

(Man hört den Kuhreihen von vielen Alphörnern geblasen.) Ich höre Stinimen. Fort!

Hedwig (eilt herein).

Wo bist du, Tell?

Der Vater kommt! Es nahn in frohem Zug

Die Eidgenossen alle

Parricida (verhüllt sich).

Wehe mir!

Ich darf nicht weilen bei den Glücklichen.

Tell. Geh, liebes Weib. Erfrische diesen Mann,
Belad ibn reich mit Gaben, denn sein Weg

Zst weit, und keine Herberg findet er.

Eile! Sie nahn.

Hedwig.

Cell.

Wer ist es?

Forsche nicht!

Und wenn er geht, so wende deine Augen,

Daß sie nicht sehen, welchen Weg er wandelt!

Parricida geht auf den Tell zu mit einer raschen Bewegung; dieser aber bedeutet ihn mit der Hand und geht. Wenn beide zu verschiedenen Seiten abgegangen, verändert fich der Schauplah, und man sieht in der

Letzten Scene

den ganzen Thalgrund vor Tells Wohnung, nebst den Anhöhen, welche ihn einschließen, mit Landleuten besetzt, welche sich zu einem malerischen Ganzen gruppleren. Andre kommen über einen hohen Steg, der über den Schächen führt, gezogen. Walther Fürst mit den beiden Knaben, Melchthal und Stauffacher kommen vorwärts, andere drängen nach; wie Tell heraustritt, emfangen ihn alle mit lautem Frohlocken.

Alle. Es lebe Tell! der Schütz und der Erretter!

(Indem sich die Vordersten um den Tell drängen und ihn umarmen, erscheinen noch Rudenz und Bertha, jener die Landleute, diese die Hedwig umarmend. Die Musik von Berge begleitet diese stumme Scene. Wenn sie geendigt, tritt Bertha in die Mitte des Volks.)

Bertha. Landleute! Eidgenossen! Nehmt mich auf
In euern Bund, die erste Glückliche,
Die Schuß gefunden in der Freiheit Land.
In eure tapfre Hand leg' ich mein Recht,
Wollt Ihr als eure Bürgerin mich schüßen?
Landleute. Das wollen wir mit Gut und Blut.
Bertha.

So reich' ich diesem Jüngling meine Rechte,
Die freie Schweizerin dem freien Mann!
Rudenz. Und frei erklär' ich alle meine Knechte.

Wohlan!

(Indem die Musik von neuem rasch einfällt, fällt der Vorhang.)

Die Huldigung der Künste.

Ein lyrisches Spiel.

Ihrer Kaiserl. Hoheit der Frau Srbprinzessin von Weimar Maria Paulowna Großfürstin von Rußland in Shrfurcht gewidmet und vorgestellt auf dem Hoftheater zu Weimar am 12. November 1804.

Bater.
Mutter.
Jüngling.
Mädchen.

Personen.

Chor von Landleuten.
Genius.

Die sieben Künste.

Die Scene ist eine freie ländliche Gegend;

in der Mitte ein Orangenbaum, mit Früchten beladen und mit Bändern geschmückt. Landleute sind eben beschäftigt, ihn in die Erde zu pflanzen, indem die Mädchen und Kinder ihn zu beiden Seiten an Blumenketten halten.

Vater. Wachse, wachse, blühender Baum

Mit der goldnen Früchtekrone,

Den wir aus der fremden Zone,

Pflanzen in dem heimischen Raum!

Fülle süßer Früchte beuge

Deine immer grünen Zweige!

Alle Landleute. Wachse, wachse, blühender Baum

Strebend in den Himmelraum!

Jüngling. Mit der duft'gen Blüthe paare

Prangend sich die goldne Frucht!

Stehe in dem Sturm der Jahre,
Daure in der Zeiten Flucht!

Alle. Stehe in dem Sturm der Jahre,
Daure in der Zeiten Flucht!

Mutter. Nimm ihn auf, o heil'ge Erde,

Nimm den zarten Fremdling ein!

Führer der gefleckten Heerde,

Hoher Flurgott, pflege sein!

Mädchen. Pflegt ihn, zärtliche Dryaden!

Schütz' ihn, schütz' ihn, Vater Pan!
Und ihr freien Oreaden,

Daß ihm keine Wetter schaden,
Fesselt alle Stürme an!

Alle. Pflegt ihn, zärtliche Dryaden!
Schütz' ihn, schütz' ihn, Vater Pan!
Jüngling. Lächle dir der warme Acther
Ewig klar und ewig blau!

Sonne, gib ihm deine Strahlen,
Erde, gib ihm deinen Thau!
Alle. Sonne, gib ihm deine Strahlen!
Erde, gib ihm deinen Thau!
Vater. Freude, Freude, neues Leben
Mögst du jedem Wandrer geben;
Denn die Freude pflanzte dich.
Mögen deine Nektargaben
Noch den spätsten Enkel laben,
Und erquicket fegn' er dich!
Alle. Freude, Freude, nenes Leben
Mögst du jedem Wandrer geben;
Denn die Freude pflanzte dich.

Sie tanzen in einem bunten Reihen um den Baum. Die Musit des Orchesterz begleitet sie und geht allmählig in einen edlern Styl über, während daß man im Hintergrunde den Genius mit den sieben Göttinnen herabsteigen sieht. Die Landleute ziehen sich nach beiden Seiten der Bühne, indem der Genius in die Mitte tritt und die drei bildenden Künste sich zu seiner Nechten, die vier redenden und musikalischen sich zu seiner Linken stellen.

Chor der Künste. Wir kommen von fernher,

Wir wandern und schreiten

Von Völkern zu Völkern,

Von Zeiten zu Zeiten;

Wir suchen auf Erden ein bleibendes Haus.

Um ewig zu wohnen

Auf ruhigen Thronen,

In schaffender Stille,

In wirkender Fülle,

Wir wandern und suchen und finden's nicht aus. Jüngling. Sieh, wer sind sie, die hier nahen,

Eine göttergleiche Schaar!

Bilder, wie wir nie sie sahen;

Es ergreift mich wunderbar.

Schiller, Werke. II.

37

Genius. Wo die Waffen erklirren

Mit eisernem Klang,

Wo der Haß und der Wahn die Herzen verwirren, Wo die Menschen wandeln im ewigen Frren Da wenden wir flüchtig den eilenden Gang. Chor der Künste. Wir haffen die Falschen, Die Götterverächter;

Wir suchen der Menschen
Aufricht'ge Geschlechter;
Wo kindliche Sitten
Uns freundlich empfahn,

Da bauen wir Hütten

Und siedeln uns an!

Mädchen. Wie wird mir auf einmal!
Wie ist mir geschehn!

Es zieht mich zu ihnen mit dunkeln Gewalten
Es sind mir bekannte, geliebte Gestalten,
Und weiß doch, ich habe sie niemals gesehu.
Alle Landleute. Wie wird mir auf einmal!
Wie ist mir geschehn!

Genius. Aber, still da seh' ich Menschen,
Und sie scheinen hoch beglückt;

Reich mit Bändern und mit Kränzen,
Jestlich ist der Baum geschmückt.

Sind dies nicht der Freude Spuren?

Redet! Was begibt sich hier?

Vater. Hirten sind wir dieser Fluren,
Und ein Fest begehen wir.

Genius. Welches Fest? O lasset hören!
Mutter. Unfrer Königin zu Ehren,
Der erhabnen, gütigen,

Die in unser stilles Thal
Niederstieg, uns zu beglücken,
Aus dem hohen Kaisersaal.

Jüngling. Sie, die alle Reize schmücken,
Gütig, wie der Sonne Strahl.

Genius. Warum pflanzt ihr diesen Baum?

Jüngling. Ach, sie kommt aus fernem Land,
Und ihr Herz blickt in die Ferne!

Fesseln möchten wir sie gerne

An das neue Vaterland.

Genius. Darum grabt ihr diesen Baum

Mit den Wurzeln in die Erde,

Daß die Hohe heimisch werde
In dem neuen Vaterland?

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