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Maria Stuart.

Trauerspiel in fünf Aufzügen.

Personen.

Elisabeth, Königin von England.

Maria Stuart, Königin von Schottland, Gefangne in England.
Robert Dudley, Graf von Leicester.

Georg Talbot, Graf von Shrewsbury.

Wilhelm Cecil, Baron von Burleigh, Großschakmeister.

Graf von Kent.

Wilhelm Davison, Staatssecretär.

Amias Paulet, Ritter, Hüter der Maria.

Mortimer, sein Neffe.

Graf Aubespine, französischer Gesandter.

Graf Bellievre, außerordentlicher Botschafter von Frankreich.

Okelly, Mortimers Freund.

Drugeon Drury, zweiter Hüter der Maria.

Melvil, ihr Haushofmeister.

Burgohn, ihr Arzt.

Hanna Kennedy, ihre Amme.

Margaretha Kurt, ihre Kammerfrau.

herif der Grafschaft.

Officier der Leibwach e.

Französische und englische Herren.
Trabanten.

Hofdiener der Königin von England.

Diener und Dienerinnen der Königin von Schottland.

Erfter Aufzug.

Im Schloß zu Fothering ay. Ein Zimmer.
Erster Auftritt.

Hanna Kennedy, Amme der Königin von Schottland, in heftigem Streit mit
Paulct, der im Begriff ist, einen Schrank zu öffnen. Drugeon Drury, sein
Gehilfe, mit Brecheisen.

Kennedy. Was macht Jhr, Sir? Welch neue Dreiftigkeit!

Zurück von diesem Schrank!

Wo kam der Schmuck her?

Paulet.
Vom obern Stock ward er herabgeworfen;
Der Gärtner hat bestochen werden sollen
Schiller, Werfe. 11.

14

Mit diesem Schmuck Fluch über Weiberlist!
Troß meiner Aufsicht, meinem scharfen Suchen
Noch Kostbarkeiten, noch geheime Schäße!

(Sich über den Schrank machend.)

Wo das gesteckt hat, liegt noch mehr! Kennedy.

Zurück, Verwegner!

Hier liegen die Geheimnisse der Lady.
Paulet. Die eben such' ich. (Schriften hervorziehend).
Kennedy.
Unbedeutende

Papiere, bloße llebungen der Feder,

Des Herters traur'ge Weile zu verkürzen.
Paulet. In müß'ger Weile schafft der böse Geist.
Kennedy. Es sind französische Schriften.
Paulet.

Tie Sprache redet Englands Feind.
Kennedy.

Desto schlimmer!

Concepte

Von Briefen an die Königin von England.

Paulet. Die überliefr' ich Sieh! Was schimmert hier?

(Er hat einen geheimen Ressort geöffnet und zieht aus einem verborgnen Fadh Geschmeide hervor.)

Ein lönigliches Stirnband, reich an Steinen,

Durchzogen mit den Lilien von Frankreich! (Er gibt es feinem Begleiter.) Verwahrt's, Drury. Legt's zu dem Uebrigen! (Drury geht ab.)

Kennedy. O schimpfliche Gewalt, die wir erleiden!

Paulet. So lang sie noch besitzt, kann sie noch schaden,
Teun Alles wird Gewehr in ihrer Hand.

Kennedy. Seid gütig, Sir. Nehmt nicht den lehten Schmuck
Aus unserm Leben weg! Die Jammervolle
Erfreut der Anblick alter Herrlichkeit,

Denn alles Andre habt Ihr uns entrissen.
Paulet. Es liegt in guter Hand. Gewissenhaft
Wird es zu seiner Zeit zurückgegeben!

Kennedy. Wer sieht es diesen kahlen Wänden an,
Daß eine Königin hier wohnt? Wo ist

Die Himmeldeɗe über ihrem Sit?
Muß sie den zärtlich weichgewöhnten Fuß
Nicht auf gemeinen rauhen Boden sehen?

Mit grobem Zinn die schlechtste Edelfrau
Wird es verschmähn bedient man ihre Tafel.
Paulet. So speiste sie zu Sterlyn ihren Gatten,
Da sie aus Gold mit ihrem Buhlen trank.

Kennedy. Sogar des Epiegels kleine Nothdurft mangelt,
Paulet. Solang sie noch ihr eitles Bild beschaut,
Hört sie nicht auf, zu hoffen und zu wagen,

Kennedy. An Büchern fehlt's, den Geist zu unterhalten.
Paulet. Die Bibel ließ man ihr, das Herz zu bessern.
Kennedy. Selbst ihre Laute ward ihr weggenommen.
Paulet. Weil sie verbuhlte Lieder drauf gespielt.
Kennedy. Ist das ein Schicksal für die Weicherzogne,
Die in der Wiege Königin schon war,

Am üpp'gen Hof der Medicäerin

In jeder Freuden Fülle aufgewachsen!
Es sei genug, daß man die Macht ihr nahm,
Muß man die armen Flitter ihr mißgönnen?
In großes Unglück lernt ein edles Herz
Sich endlich finden; aber wehe thut's,
Des Lebens kleine Zierden zu entbehren.
Paulet. Sie wenden nur das Herz dem Eiteln zu,
Das in sich gehen und bereuen soll.
Ein üppig lastervolles Leben büßt sich
In Mangel und Erniedrigung allein.
Kennedy. Wenn ihre zarte Jugend sich verging,
Mag fie's mit Gott abthun und ihrem Herzen,
In England ist kein Richter über sie.
Paulet. Sie wird gerichtet, wo sie frevelte.
Kennedy. Zum Freveln fesseln sie zu enge Bande.
Paulet. Doch wußte sie aus diesen engen Banden
Den Arm zu strecken in die Welt, die Facel
Des Bürgerkrieges in das Reich zu schleuderu
Und gegen unsre Königin, die Gott
Erhalte, Meuchelrotten zu bewaffnen.
Erregte sie aus diesen Mauern nicht

Den Böswicht Parry und den Babington
Zu der verfluchten That des Königsmords?
Hielt dieses Eisengitter sie zurück,

Das edle Herz des Norfolk zu umstricken?
Für sie geopfert fiel das beste Haupt
Auf dieser Insel unterm Henkerbeil
Und schreckte dieses jammervolle Beispiel
Die Nasenden zurück, die sich wetteifernd
Um ihrentwillen in den Abgrund stürzen?
Die Blutgerüste füllen sich für sie
Mit in.mer neuen Todesopfern an,
Und das wird nimmer enden, bis sie selbst,
Die Schuldigste, darauf geopfert ist.

O, Fluch dem Tag, da dieses Landes Küste
Gastfreundlich diese Helena empfing.

Kennedy. Gastfreundlich hätte England sie empfangen?
Die Unglückselige, die seit dem Tag,

Da sie den Fuß gesetzt in dieses Land,
Als eine Hilfeflehende, Vertriebne
Bei den Verwandten Schutz zu suchen kam,
Sich wider Völkerrecht und Königswürde
Gefangen sieht, in enger Kerkerhaft

Der Jugend schöne Jahre muß vertrauern
Die jest, nachdem sie Alles hat erfahren,
Was das Gefängniß Bittres hat, gemeinen
Verbrechern gleich, vor des Gerichtes Schranken
Gefordert wird und schimpflich angeklagt
Auf Leib und Leben eine Königin!
Paulet. Sie kam ins Land als eine Mörderin,
Verjagt von ihrem Volk, des Throns cutset,
Den sie mit schwerer Gräuelthat geschändet.
Verschworen kam sie gegen Englands Glück,
Der spanischen Maria blut'ge Zeiten
Zurück zu bringen, Engelland katholisch
Zu machen, an den Franzmann zu verrathen.
Warum verschmähte sie's, den Edinburger
Vertrag zu unterschreiben, ihren Anspruch
An England aufzugeben und den Weg
Aus diesem Kerker schnell sich aufzuthun
Mit einem Federstrich? Sie wollte lieber
Gefangen bleiben, sich mißhandelt sehn,
Als dieses Titels leerem Prunk entsagen.
Weßwegen that sie das? Weil sie den Ränken
Vertraut, den bösen Künsten der Verschwörung,
Und unheilspinnend diese ganze Insel

Aus ihrem Kerker zu erobern hofft.

Kennedy. Ihr spottet, Sir Zur Härte fügt Ihr noch Den bittern Hohn! Sie hegte solche Träume,

Die hier lebendig cingemauert lebt,

Zu der kein Schall des Trostes, keine Stimme
Der Freundschaft aus der lieben Heimath dringt,
Die längst kein Menschenangesicht mehr schaute,
Als ihrer Kertermeister finstre Stirn,
Die erst seit kurzem einen neuen Wächter
Erhielt in Eurem rauhen Anverwandten,
Von neuen Stäben sich umgittert sieht
Paulet. Nein Eisengitter schüßt vor ihrer List.
Weiß ich, ob diese Stäbe nicht durchfeilt,
Nicht dieses Zimmers Boden, diese Wände,
Von außen fest, nicht hohl von innen sind
Und den Verrath einlassen, wenn ich schlafe?
Fluchvolles Amt, das mir geworden ist,

Die unheilbrütend Listige zu hüten.

Vom Schlummer jagt die Furcht mich auf; ich gehe
Nachts um, wie ein gequälter Geist, erprobe

Des Schlosses Ricgel und der Wächter Treu
Und sehe zitternd jeden Morgen kommen,

Der meine Furcht wahr machen kann. Doch wohl mir!
Wohl! Es ist Hoffnung, daß es bald nun endet.
Denn licher möcht' ich der Verdammten Schaar

Wachstehend an der Höllenpforte hüten,

Als diese ränkevolle Königin.

Kennedy. Da kommt sie selbst!

Paulet.

Den Christus in der Hand,

Die Hoffart und die Weltlust in dem Herzen.

Bweiter Auftritt.

Maria im Schleier, ein Kruzifix in der Hand. Die Vorigen.

Kennedy (ihr entgegen eilend).

O Königin! Man tritt uns ganz mit Füßen,

Der Tyrannei, der Härte wird kein Ziel,
Und jeder neue Tag häuft neue Leiden

Und Schmach auf dein gekröntes Haupt.
Maria.

Sag' an, was neu geschehen ist? Kennedy.

Faß dich!

Sich her!
Dein Pult ist aufgebrochen, deine Schriften,
Dein einz'ger Schatz, den wir mit Müh gerettet,
Der letzte Rest von deinem Brantgeschmeide
Aus Frankreich ist in seiner Hand. Du hast nun
Nichts Königliches mehr, bist ganz beraubt.

Maria. Beruhige dich, Hanna. Diese Flitter machen
Die Königin nicht aus. Man kann uns niedrig
Behandeln, nicht erniedrigen. Ich habe

In England mich an viel gewöhnen lernen,

Ich kann auch Das verschmerzen. Sir, Ihr habt Ench Gewaltsam zugeeignet, was ich Euch

Noch heut zu übergeben Willens war.

Bei diesen Schriften findet sich ein Brief,

Bestimmt für meine königliche Schwester

Von England Gebt mir Euer Wort, daß Ihr
Ihn redlich an sie selbst wollt übergeben
Und nicht in Burleighs ungetreue Hand.

Paulet. Ich werde mich bedenken, was zu thun ist.
Maria. Ihr sollt den Inhalt wissen, Sir. Ich bitte

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