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unter Landleuten berühmt war. Ein theokritischer Hirt V, 104 prangt mit einer cypressenen Gelte und einem Mischkruge von Praxiteles, dem jüngeren Kunstschnizer, wie der Scholiast anmerkt; ein anderer I, 27. 57 kauft einen tiefen, mit Wachs gebohnten, zweihenklichten hölzernen Kelch voll Schnizwerk von einem Seehändler aus Kalydon für eine Ziege und einen grofsen Käse. Von Trinkbechern hatte man häufig, obzwar nicht immer, ein gleiches Paar, für Wein und Wasser, in welche mit einem Schöpfkrüglein (cyathus) eingeschenkt, und nach Gefallen gemischt wurde. Solche Paare nennt Cicero in der Anklage des Verres (IV, 14); ein solches von kampanischer Thonarbeit stand bei Horazens einsamer Mahlzeit Sat. 1, 6, 117 auf einem marmornen Schenktische, abacus; ein solches gleich gebildetes Paar rühmt sich auch Damötas v. 44, eben sowohl als sein Gegner, zu besizen, also pocula in der Mehrheit, nicht ein einzelnes poculum. Den Plural statt des Singulars darf der Dichter nur brauchen, wo mehrere einzelne Theile sind: noоowna, aquara, hordea, succina. Auf dem Bauche jener zwei Becher hatte die leichte, fertige Hand des Künstlers, zur Abtheilung zweier Felder, hier einen Weinstock und dort einen Efeu mit dem Grabstichel auf dem ausgehöhleten Grunde erhöht, deren durch einander verbreitete Ranken oben den Rand umliefen. Tornus, eigentlich ein Dreheisen, ward, wie Ruäus richtig bemerkt, auch für Meifsel, caelum, und Grabstichel, scalprum, gesagt; an ein Hirtenmesser ist bei diesem Kunstwerke nicht zu denken. Der Dichter, wie Servius Än. II, 392 bemerkt, hatte zuerst facilis vitis, ein leicht gearbeiteter Weinstock, geschrieben; aber, weil zwei Beiwörter ohne Bindung im Römischen fehlerhaft sind, änderte er facili, welches auch poetischer ist. Man hatte auch silberne Gefäßse mit eingegrabenem Efeu, hederata, und dessen Fruchtdolden, corymbiata, mit Weinlaub, pampinata, mit Farrenkraut, filicata; auch Gewande mit Rändern von Bärenklau, acanthinae vestes. Der Weinstock ward, wie der Efeu, häufig als freistehender Busch gezogen Lb. II, 358: welches die Kunst nachahmte. Des

Efeus, der Gärten und Gastmäler schmückte, waren drei Hauptgattungen, jede von männlichem sowohl als weiblichem Geschlechte. Der weisse oder helle, der theils von der Frucht, theils vom Laube so hiefs; dann der schwarze oder dunkle, mit schwärzlicher Frucht, und eine etwas hellere Abart mit hochgelber, der dionysische genannt, der die Dichter kränzte; wiewohl auch ganz heller Efeu mit goldenen Fruchttrauben vorkommt. Diese beiden Gattungen standen zuweilen als Bäumchen mit buschichter Krone; aber auch um Bäume geschlungen, trugen sie Frucht; Virg. Cul. 141:

Selbst in geschmeidigem Lauf die obersten Wipfel ersteigend, Malen sie rings goldhell auf bläfslichem Grüne die Träubleiu. Die dritte Gattung, der fruchtlose Kriechefeu, helix, der an weifsen Ranken kleineres und gezacktes Laub, bald grasgrün, bald hell oder gesprenkelt trug, galt einigen nur für jungen Efeu. Der helle und dunkle trieb im Herbst kuglichte, bleichgelbe, oder fahlgrüne Blumendolden voll Honigsaft, woraus im Frühlinge Träublein von Beeren, corymbi, entstanden; mit Frühlingsblumen trägt Columella's Gärtner v. 301 auch Efeu mit gelben Fruchttrauben, croceos corymbos, zum Verkauf. Unsere Botanik scheint diese vordem so berühmte Pflanze noch zu vernachlässigen. Auf Theokrits gröfserem Becher I, 27 sind drei Felder voll reicher Handlungen abgetheilt durch gelbtraubigen Efeu, der, mit Helichrysosblumen gemischt, oben den Rand umläuft:

Auch ein tiefes Gefäfs, mit duftendem Wachse gebonet, Zweigeöhrt, neufertig, das Holz noch ricchend vom Meifsel: Welchem hoch an der Mündung umher sich schlinget der Efeu, Efeu, fleckig vom Golde der Blum' Helichrysos; denn durch sie Kriecht das Gerank, anlachend mit safranfarbigen Träublein. Also drei oben in einander verschlungene Efeubüsche, deren Laubranken von eigener Frucht und den des eingeflochtenen Helichrysos glühn; denn Kunstname des fruchtlosen

im lezten Verse ist nicht der Kriechefeus, sondern Ranke.

Dann werden die drei Felder umständlich beschrieben; und zulezt v. 55:

Ringsher dann umläuft das Geschirr biegsamer Akanthos.

Nämlich unten herum, und an den zwei Handhaben, wie auf den Trinkbechern des Damötas v. 45. Die gelben Fruchttrauben und Blumen dort waren durch Farbe bezeichnet, mithin auch die Blätter des Efeus und des Bärenklaus. Eben so unterschieden sich hier vom dunkleren Weinlaube die hellgrünen Efeuranken mit ihren, wahrscheinlich auch gelben, als den gewöhnlicheren Fruchtdolden.

40-43. In den beiden, durch den Efeu und den Weinstock geschiedenen Feldern waren zwei Bildnisse von Sternkundigen, deren Ruhm zu einer Zeit, da die Jahrswechsel und Witterungen an dem Aufgang und Untergang der Himmelszeichen bemerkt wurden, selbst dem Landmanne fast so bekannt sein mufste, als unseren Bauern ein Matthias Rohlfs. Bildnisse, vorzüglich Brustbilder, berühmter Männer, von nachgeahmter oder ersonnener Gestalt, in Farbe, Metall, Marmor, Wachs, Gips und Edelgestein, waren gemeine Zierden der Kunstsammlungen, Bibliotheken, Schlafzimmer, Ringe und Gefäfse. Wie unähnliche darunter waren, beweist schon Horazens Wunsch Ep. II, 1, 264.

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Im nachbildenden Wachse mich wo aufstellen zu sehen, Noch in gebrechlichen Versen mein Lob zu vernehmen, begehr' ich, Konon von Samos, ein Mathematiker und Astronom, welchen Archimedes mit Freundschaft und Bewunderung nennt, blühete unter Ptolemäus Philadelphus und Euergetes, dem Gemahl der Berenice, deren Haarlocke er unter die Sternbilder aufnahm. Seine Schrift vom Umlauf der Sterne nuzte noch der Astronom Ptolemäus in den Erscheinungen, wobei gemeldet wird, er habe in Italien beobachtet. Der andere berühmte Himmelsmesser, dessen Name dem Hirten nicht einfallen will, kann wol kein anderer sein, als Eudoxus von Gnidus, des Pythagoräers Archytas und Platons Hörer, welchen Cicero als Fürsten der Sternkundigen und Verächter

der chaldäischen Deutungen lobt. Auch er beobachtete den Himmel in Italien; und sein Werk von den Erscheinungen, welchem nach Hipparchs Zeugnisse der Dichter Aratus gefolgt ist, wurde, wie Columella IX, 14 sagt, nebst Metons und anderen alten Sterntafeln, sowohl bei öffentlichen Opfern, als von dem Landmann bei seinen Geschäften, troz dem Vorwurfe einiger Unrichtigkeiten, zur Richtschnur genommen. Es versteht sich von selbst, dafs den Landleuten, zumal in Italien, jene leicht übersezten Tafeln, welche den Tag jeder Himmelserscheinung angaben, brauchbarer und bekannter sein mussten, als die unbestimmten Verse des Aratus, oder gar, was einigen einfiel, die gläserne Sfäre des Archimedes, Claudian Epigr. 68. Die Mathematiker und Rechner gebrauchten kleine Tische, abaci, deren Platte aus feinem Holz, Marmor, oder Bruchstücken der starken spiegelhell geglätteten Mörtelwände bestand, worauf sie mit einem Stäbchen, radius, in grünen Glasstaub (eruditus pulvis, gelehrter Staub), der dem Hauche nicht wich, zeichneten. Bei dieser Staubzeichnung ward im eroberten Syrakus Archimedes von dem unkundigen Soldaten ermordet. So zeichnend berechnete auch Eudoxus den Umlauf des äussersten Him`mels, woran die Sternbilder gleichsam geheftet sich umdrehn, und bestimmte hiernach die Zeiten, die sowohl der Ernter im Sommer, als der Pflüger im Winter, zu beobachten hat. Orbis, der kreisende Himmel VI, 34; gentibus, zum Nuzen der Völker. Ernte und Saatpflügen war gemeine Benennung des Sommers und Winters, für heitere und stürmische Jahrszeit: wovon jene mit dem Frühaufgang der Plejaden gegen den Mai Früchte bringt, diese mit ihrem Frühuntergang gegen den November die Bestellung der Äcker fodert Lb. I, 253. Der krumme Pflüger, ein Bild des langén, stämmigen IV, 41. Lang von Wuchs, sagt Varro bei den Geoponikern II, 2, sei der Pflügende, dafs er, mit Macht auf die Sterze gelehnt, die ganze Schar eindrücke. Daher das ländliche Sprichwort bei Plinius XVI, 49: Ist der Pflüger nicht krumm, so schrägelt er dumm: praevarieatur, d. i. er läfst die streifende Schar oft schräge ausgleiten.

v -v, nach einem

Die zwei schliefsenden Amfibrache ༧trochäisch ausgehenden Fufsev, gehören zu den seltneren Freiheiten der römischen Verskunst, v. 58. Lb. III, 519. Von dem theokritischen Trinkgefäfs wird auch gerühmt 1, 59:

Nimmer annoch berührt' es die Lippe mir, sondern es liegt noch Ungebraucht.

Wo xeitou, wie hier condita, vom Aufbewahren eines köstlichen Schazes, xεunior, gesagt wird.

44-48. Weil der Ziegenhirt sein Paar Becher über die Kuh geschäzt hatte; so antwortet Damötas stolz, er selbst habe ein wenigstens gleich schönes Paar von dem selbigen Künstler; aber gegen die Kuh könne ein solches Kleinod nicht in Betracht kommen. Seine Becher haben ein einziges Feld, um welches, wie auf Theokrits Becher, die sanften Windungen der Bärenklau hinspielen, und die Henkel umschlingen; aber in dem Felde regt sich, statt jener todten Bildnisse, eine Handlung voll edler Kraft. Die ächte Bärenklau (im Gegensaz unserer unächten, Heracleum sphondylium L), wächst im Süden gebaut und wild Lb. IV, 123, und trägt auf schön gewundenen Stielen grofse, in Gestalt der vorderen Bärentaze gezackte Blätter. Die zahme, Acanthus mollis L, ist glatt, zwei Ellen hoch, und von weisser Blume; die wilde, Acanthus spinosus L, nach Dioskorides, niedriger und stachlicht. Ob diese, oder eine Abart der glatten, röthlich und gelb blühe (Calpurn. IV, 68. Aen. I, 669), wissen wir nicht; die gelbblühende ward vorzüglich in Stickwerk nachgeahmt, wahrscheinlich auch in den gefärbten Bildungen des Grabstichels. Von dem Baum Akanthus oder Akacia siehe Lb. II, 119. Bekannt ist die Fabel des thracischen Orfeus, dessen Gesang zur Leier Waldthiere, Felsen und Bäume heranlockte Lb. IV, 454. Die folgenden, gleichsam in Bewegung. Die überhin eilende Kürze, womit Damötas die besseren beschreibt, zeigt seine Geringschäzung für des Gegners Kunstwerke; und in der Wiederholung des rühmenden Schlusses liegt sogar Spott. Kopenh. B. C laudas.

Virg. Ecl. I,

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