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Mutwilliger Verlezung der Bäume, vorzüglich der Reben, bestimmten die Geseze der zwölf Tafeln eine Geldbufse, spätere Gesezgeber die Strafe des Strafsenraubs, den Verlust der Hand. Mit tückischem Messer; die Bosheit des Thäters wird dem Werkzeuge verliehn, wie v. 38 dem Grabstichel die Leichtigkeit der Künstlerhand. Ein schlechtes Messer, wie Burmann will, d. i. ein stumpfes, rostiges oder schartiges, dessen Schnitte noch schädlicher sind, zu verstehn: könnte Horazens Scherze gleich scheinen, der die im Gesez verbotenen boshaften Gedichte, mala carmina Sat. II, 1, 82, von schlechten Versen auslegte. Nicht schneiteln oder beschneiden wollte der Hirt, sondern zum Vernichten die Stöcke einschneiden; und das ging am schnellsten mit dem scharfen Messer.

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12 15. Damötas stellt sich, das spöttische Ich im Ernste zu nehmen. Ja vielleicht damals lachten sie, als du die Reben einschnittst; oder vielleicht auch, als du dort (er zeigt nach den alten Buchen) dem Knaben Dafnis, du verkehrter, weibisch gesinnter Geifshirt, aus wütender Eifersucht das Geschofs zerbrachst, das ihm ein Bewunderer geschenkt hatte. Zu der vorgeworfenen Unmännlichkeit also giebt er ihm noch die Heimtücke zurück. Die alten Buchen gehören zu der Gegend von Andes; solche bezeichneten auch Virgils Feldgrenze am See des Mincius IX, 9. Den griechischen Genitiv Daphnidos erkennt hier Probus in seiner Grammatik. Bogen und Rohrpfeile X, 59, führten die Berghirten, wie Jagdspiefse, nicht blofs zur Vertheidigung gegen Diebe und Raubthiere, sondern zur Jagd: welches Vergnügen auch Korydons Lieblinge II, 29 verheifsen wird. Die Kopenh. B hat donare, aus der barbarischen Glosse. Schadetest, warst du: geschadet hättest, wärst du gewesen.

und

16 20. Durch den wiederholten Spott auf Geifshirten erbittert, kommt Menalkas von ersonnenen, deshalb verachteten Beschuldigungen zu einer ernsthaften, die Damötas auch ernsthaft beantwortet. Was können wir von den Herren selbst erst erwarten, wenn schon ihre diebischen Knechte solche Verwegenheit im Reden und Thun

sich herausnehmen! So trift er mit Einem Streiche den Mitbuler Ägon, und den Damötas, der für seine Dienstfertigkeit, wiederholt und schmerzender, ein Knecht heifsen mufs, und, was man den schlimmsten nachsagte, ein diebischer. Er selber sei Augenzeuge, wie jener aus Damons umherstreifender Ziegenheerde einen Bock weggehascht habe. Die Kopenh. alle facient, und C servi mit beigeschriebenem fures. Den Schimpfnamen fures, Diebe, von fero, hörten die Knechte so gewöhnlich, dafs er sogar die eigene Benennung vertrat. Wo ist, ruft Thrasò bei Terenz Eun. IV, 7, 6, der Hauptmann Sanga, und die Manipel der Mauser? Dafs fur ernsthaft für Knecht oder Soldat gebraucht worden sei, findet sich nicht. Anders verhält sichs mit den deutschen Dieb, Schelm, Bube, Schalk, die aus ursprünglich guten Bedeutungen zum Theil (Marschalk noch nicht) in schlechte sich verloren. Lyciska, lehren die Grammatiker, sei ein Hund, von einem Wolf und einer Hündin gezeugt, dergleichen nach Plinius VIII, 61 in Gallien gewöhnlich waren. Von Tigern empfangene Hunde, sagt er, sind in der ersten und zweiten Zeugung zu wild; erst die dritte erziehen sie. Eben so halten es die Gallier mit Hunden von Wölfen: weil nämlich die erste und zweite Brut, auch nach neueren Bemerkungen, zu tückisch ist, und nicht bellt. Auch Gratius gedenkt streitbarer Hunde von Tigern und Schakalen. Indefs wurden nach Columella auch gemeine Hunde mit weitschallenden griechischen und lateinischen Namen gerufen, die Hurtig, Mutig, Wolf, Hirsch, Tiger, bedeuteten. Das Geschrei war nothwendig, um einen Dieb gesezmässig zu überführen. Tityrus, Damons Knecht. Riedgras begrif mehrere schneidende Grasarten, die zum Hausdecken genuzt wurden. Dieser Zug malt, wie die Binsen I, 48, das sumpfige Ufer des Mincius, wo auf der Gemeinweide die Geschichte vorging. Bei Calpurnius III, 73 wird ein ertappter Dieb an den rückwärts gebundenen Händen, wie der homerische Ziegenhirt, im Schafstalle aufgehängt.

21-24. Damötas gesteht den Raub, aber rechtfertigt ihn, dafs er sogar rühmlich erscheint. Verdient habe er

den Bock als Wettsänger, indem er mit der vielröhrigen durch Wachs verbundenen Syringe II, 37 seine Lieder abwechselte VIII, 21. Wenn du's nicht weifst, so vernim jezt. Das wenn giebt Verstellung Schuld. Dafs der Bock mir gehöre, gestand Damon selbst, so oft ich ihn mahnte; aber er könne sich, heuchelte er, noch nicht trennen von seinem Lieblinge, dem besten und unentbehrlichsten in der Heerde. Damon, ein berühmter Wettsänger v. 25, hatte wol den köstlichen Preis gewagt; unter vier Augen erklärte er, ehrlich genug, sich für besiegt; nur damit öffentlich der vorenthaltene Preis den Ausgang des Kampfs im Zweifel liefse, suchte er Ausflüchte.

25 27. Einen so ehrvollen Sieg will Menalkas dem Gegner nicht einräumen, nicht einmal die Kunde der Syringe läfst er ihm, ja selbst nicht eine erträgliche Geschicklichkeit auf der gemeinen Halmpfeife. Eben so Theokrits Komatas V, 5:

Eine Syringe woher? Wann eignete, Knecht des Sybartas, Wann dir eine Syringe? Wie, scheint's nicht länger genug dir, Dafs mit Korydon du auf der Halmpfeif' etwas daherschnarrst? Die Schnarrpfeife der griechischen Kinder, die Aristoteles als ein durchlöchertes Rohr mit einem dünnen Häutchen über der Öfnung beschreibt, ist wol die selbige, in welche unsere Kinder den Ton hineinsingen. Damötas behält nur eine schnarrende Halmpfeife aus dickem, vielleicht geschliztem Stoppelstroh, worauf er ein elendes Lied vor elenden Hörern auf den Wegscheiden elend ausführt. Der Misklang des Verses durch gehäufter und s ist nachahmend. Auf den Wegscheiden überhaupt (trivium oder Dreiweg ist ein Y) versammelten sich Kinder zum Spiel, und müssiger Pöbel um seine Belustiger. Man sieht, dafs Menalkas sich vornehm dünkt. Kopenh. B. C vincta für juncta.

28-31. Der verkleinerte Rinderhirt antwortet mit einer Ausfoderung zum Wettgesang; er selbst, des Sieges gewifs, sezt die beste Kuh seiner Heerde, eine Starke mit Zwillingen, die sie säugt, und dennoch zweimal des Tages

zum Melkkübel kommt. Gewöhnlicher war bef Ziegen diese Fruchtbarkeit an Jungen und Milch; Theokr. I, 25:

Eine Ziege bekämst du mit Zwillingen, dreimal zu melken, Die, zwei Böcklein nährend, zugleich zwei Gelten dir vollmilcht. Zwei Gelten den Tag durch dreimaliges Melken; nicht dreimal zwei, welches keine Ziege vermag. Die Kühe liefs man, nach dem Rathe der Kundigen, nicht vor dem zweiten Jahre zur Begattung, dafs sie im dritten Jahre kalbten; aber nach Plinius ward zu seiner Zeit von der einjährigen Starke, nach Aristoteles sogar von der achtmonatlichen schon Fruchtbarkeit verlangt Lb. III, 60. Auch bezeugt Plinius, dafs die Kühe, obgleich selten, Zwillinge gebähren. Die Zeit der Begattung bestimmt Varro vom Spätaufgang des Delfins (10 Jun.) vierzig Tage lang, damit die Kälber nach zehn Monaten in der mäfsigsten Jahrszeit fallen; die Quintilier mit Aristoteles schon im April und Mai, dafs die Geburt im Februar und Merz folget; und wo man von Milch lebt, sagt Plinius, wird in jeder Jahrszeit für frischmilchende Kühe gesorgt. Die Kälber werden besonders eingeschlos

sen, und beim Ein- und Austreiben der Mütter gesäugt; im Herbst weiden sie mit ihnen vermischt. Säugende Kühe zu melken, war ein altvätrischer Gebrauch, welchen Neuere tadelten Lb. III, 176. Mulctra, mulctrale und mulctrum, ein Melkkübel.

32-34. So sehr der Ziegenhirt die Geschicklichkeit des Damötas zu verachten vorgab, so steht er doch an, aus seiner Heerde ein gleichgeltendes Pfand in den misslichen Wettstreit zu wagen. Denn sein Vater, der Pächter eines kleinen Grundstücks, der, anderen Landgeschäften obliegend, die Ziegen von dem Sohne hüten läfst, zähle mit der strengen unmütterlichen Stiefmutter das Vieh täglich zweimal, nicht blofs des Abends beim Eintreiben Lb. IV, 433, sondern als genaue Wirtschafter auch des Morgens; und einer von beiden die kleinere Schaar der Zicklein. Injusta, unbillig, unsanft. Der Abschnitt des Verses ist nach domí, obgleich der Gedanke bis pater fortgeht. Dies ist

eine der seltneren Ausnahmen, wie VI, 66, die uns Deutsche nicht berechtigen, Verse mit untheilbaren Spondeen oder Daktylen des dritten Takts zu machen, z. B.:

Schöngemefsene Bewegungen fodert der Vers des Apollo. Wohl aber sind Verse erlaubt, die mit einem theilbaren Spondeus daselbst jenen sanfteren Abschnitt aufnehmen, z. B. II, 19:

Hochher schaust du, und fragst nicht, wer ich sei, o Alexis! Die Entschuldigung des Menalkas ist nach Theokrit VIII, 15, aber mehr ausgemalt:

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Nein, nie sez' ich ein Lamm; denn hart ist wahrlich der Vater, Auch die Mutter; das Vieh wird am Abende alles gezählet. Die Ziege empfing der Regel nach im November, um im Merz zu gebähren, wann die Knospen der Gebüsche für Mütter und Jungen sich entfalteten; nach dem dritten Monate wurden die entwöhnten Zicklein in einer gesonderten Heerde geweidet. Hier sind die Zicklein im Herbst gefallen, wie I, 14. VII, 9.

das

35-39. Dafür stellt er der Kuh ein Kleinod, ihm noch köstlicher scheint, entgegen: ein Paar kunstreiche Becher, die ihrer Köstlichkeit wegen noch ungebraucht ruhn. Hölzerne Becher mit erhobenem Bildwerk zu zieren, verschmähete die Kunst nicht. Athenäus rühmt therikläische Kelche, nicht nur aus Thon geformte, sondern die aus Terpentinholze gedreht und voll Schnizwerk waren. Auch buchene Gefälse, bezeugt Plinius, waren vormals geehrt, sogar beim Götterdienste; und Tibull I, 11, 8 preiset die Ahnenzeit:

Als noch ein buchner Pokal stand vor dem heiligen Schmaus. Jene Kunst, erhobene Bilder in Stein, Metall, Glas oder Holz einzugraben, toreutice, welche Phidias eröfnete, und Artemon zur Vollkommenheit brachte, durfte nach griechischen Gesezen, wie die Malerei, nur von Freien und Edlen, niemals von Knechten, geübt werden. Alcimedon scheint ein wirklicher Künstler, dessen wohlfeilere Arbeit damals

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