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Die Charakterzeichnungen S. 49. haben kein anderes Verdienst, als das der Kürze. Flachheit, Oberflächlichkeit und Gallicismen bezeichnen ihre Heimath.

Die Anekdoten S 81. ohne Salz und Interesse.

Das beste im ganzen Allerlei sind neben der schon erwähnten Novelle: Kunst und Natur, die Mönchsanekdoten S. 240. die, wenn auch nicht sämmtlich neu, doch gröfstentheils durch Witz, Laune und Behandlung sich empfehlen.

Schauspiele von F. H. Borne. Mannheim im Verlage bey Tobias Löfler, 1822. 3 fl.

Zwey Uebersetzungen, die eine des Lustspiels von Moliere: die Männerschule, die andere des englischen Trauerspiels Monimia von Otway, und eine eigne Dichtung: der Fall der Oedipiden, Trauerspiel in 5 Aufzügen enthält diese Sammlung.

Die Männerschule, ein Lustspiel voll Intrigue, welches, dem Sinne der Franzosen durchaus entsprechend, von ihnen noch immer geschätzt, gern gelesen und gesehen wird, ist bei möglichster Treue von Hrn. B. im Ganzen mit so grofser Leichtigkeit in unsre Sprache übertragen, dafs man meistens ein dentsches Original vor sich zu haben glaubt. Er hat noch überdem gesucht, dadurch, dafs er die Scene nach Wien verlegte, sie dem Auge des Deutschen näher zu bringen, und die Verpflanzung ist gediehen, so weit sie, bei der Verschiedenartigkeit der Sitten, Lebens- und Denkweise beider Nationen, so wie der Zeit, wo das Stück geschrieben und derjenigen, wo Deutsche übertragen wurde, gedeihen konnte.

es ins

Nicht weniger als die Uebersetzung des Französischen Lustspiels, ist die der Englischen Tragödie: Monimia gelungen. Einige Mifsklänge und Härten wären wohl wegzuräumen gewesen. Wie wenn es z. B. geheissen hätte S. 348 statt:

>>Da zeigte

» Sich die Gestalt von dir, schön wie du bist,
>Loses Gewand umflog dich

Sich deine lieblich herrliche Gestalt

Ein leicht Gewand umflofs dich.

Seite 354 statt:

Da zeigte

>> Des Himmels Wohlgerüch' umathmen mich

Des Himmels reine Düfte wehn um mich.

Das Trauerspiel selbst ist etwas gedehnt, die Charaktere

haben wenig Eigenthümlichkeit und innere Bedeutung; die Entehrung der Monimia durch den Bruder ihres Gatten, erscheint so unwahrscheinlich als widrig; und widersprechend ist es, wenn der Verbrecher (S. 425.) erst mit Monimia ins Exil wandero will und statt dessen nachher (S. 456.) ohne dafs genügende Motive eintreten, sich in das Schwerdt seines beleidigten Bruders stürzt, 'den er mit Mühe zum Zweikampf aufgereiz hat.

Bei diesen Mängeln des Stücks hätte die Uebertragung ins Deutsche wohl um so eher unterbleiben mögen, da wir in Schillers Braut von Messina, Leisewitzens Julius von Tarent und Klingers Zwillingen, deutsche Originale ähulichen Inhalts besitzen, wovon jedes durch Inhalt, Diction, Eigenthümlichkeit der Charaktere, und Schilderung der Leidenschaften, diese Otwaysche Tragödie, wie sehr auch die Engländer sie schätzen mögen, überwiegt.

Desto mehr verdient Hr. B. für das Trauerspiel: der Fall der Oedipiden, den Dank der gebildeten vaterländischen Lesewelt. Es sind dabei die Fönikerinnen des Euripides zum Grunde gelegt, aber wenn gleich der Gegenstand, die Personen, einige Erzählungen und Ausdrücke beibehalten worden, ist doch die vorliegende Tragödie in Behandlung des Stoffs, Eintheilung der Scenen, Bezeichnung der Charaktere etc. durchaus vom gedach ten Trauerspiele abweichend, den Bedürfnissen unsrer heutigen Bühne angeeignet, und daher mit vollem Recht als eigne Dich tung zu betrachten. Der Chor ist zwar beibehalten, aber in an derm Geist und Sinne wie bei der Griechischen Tragödic. Im Fall der Oedipiden ist er den Jünglingen, Jungfrauen, Priestern etc. von Theben zugetheilt, die sich, bei sehr schicklich gewählten Veranlassungen, in Gebeten, Hymnen, Lobliedern der Helden, oder Klaggesängen bei ihrem Falle ergiessen. Der Griechische Chor erscheint hingegen als Vertrauter der handelnden Personen, als Repräsentant des Volks, in dessen Mitte sich die Begebenheit zuträgt, und als Mitredner, wo es auf Ausdruck allgemeiner Gesinnungen und Gefühle, und Aufklärung von Verhältnissen ankommt, welche dem Zuschauer ohne das fremd geblicben wären.

Besonders ist der Verf. mit glücklichem Erfolge darin vom Griechischen Vorbilde abgewichen, dais er nicht, wie dieses durch eine Vorrednerin (Jokaste) die frühern, auf die Handlung sich beziehenden, Begebenheiten, und nachher durch einen Zuschauer die Vorgänge im feindlichen Lager erzählen und erklären käfst. Er versetzt gleich anfangs den Leser in die Mitte der, gegen Theber kämpfenden Fürsten, und läfst wie in Handlungen so in Gesprächen die Vorgeschichte sich entfalten, auch die Helden und ihre Absichten durch sie selbst und ihre Umge

bung sich bezeichnen und entwickeln. Dem Charakter des Menoikeus (Sohn des Kreon) ist vom Verfasser mehr Bedeutung und Selbstständigkeit zugetheilt, als er bei seinem Vorgänger hatte, und die, bei diesem fehlende, Tochter des Ocdip, Ismene auf eine auziehende Weise mit in die Reihe der handelnden Personen gestellt.

Das Trauerspiel hat Leben, Fülle und Kraft, tief ergrei fende Situationen, fast durchgehend eine reine, des Gegenstandes würdige Sprache, und viele treffliche, wahrhaft dichterische Stellen.

Den Charakter des Eteokles hat der Verf. nach Ref. Ausicht, doch unnöthigerweise zu hart und menschenfeindlich gestellt. Ohne Achtung gegen Eltern, ohne Neigung zu Geschwistern, der Frauenliebe fremd, steht er da, ein hartes unschmelzbares Eisen. Als unnatürlicher Sohn erscheint er besonders, wo Jokaste ihre Flüche über ihn ergiefst und Eteokles die Worte (S. 69.) spricht: »Die Donner tödten nicht.<

Von der andern Seite ziemt es doch wohl kaum diesem ungebildeten Krieger, wenn er (S. 67.) auf Jokastens Zuruf: >>Hat nicht ein Vater dich und ihn (Polyneikes) erzeugt.< Zur Antwort giebt:

>Was sprichst du von des Zufalls Werken viel

>>Die Form, worin er sich ein Bild gestaltet

»Zerbricht der Künstler.<<

und ist denn hier Eteokles der Künstler, ist es seine Form: von der geredet wird?

So durfte auch Polyneikes als Grieche, besonders der Zeit, auf die Aeusserung seines Bruders: auch Zeus habe, um zu herrschen, seinen Vater vom Thron gestossen, wohl kaum erwiedern:

>Beschönige mit Dichter fabeln nicht

Dein Thun etc. Das Gewand betreffend, worin der Verf. seine Dichtung kleidet, hätte Ref. nur an einigen wenigen Stellen eine Aenderung gewünscht z. B. (S. 13.) statt: Erhabuer Ruhm, dich sucht auf Alpen höhn >Auf blutigen Schlachtfeldern dich der Jünglinge Dich sucht auf wilden Höh'n

Auf blut'gen Schlachtgefilden Dich etc.

(S. 38.) statt:

Und wenn sich luft'ge Berge zwischen uns

Erhöben

sich Riesenberge (Atlasgipfel) etc.

Von den vielen trefflichen Stellen stehe hier nur ein Monolog des Polyneikes, S. 34.).

>Was war das? Traf nicht Klaggeschrei mein Ohr

Wie es durch Nachtgraun tönt von Schlachtgefilden?

lauscht hier ein

Wie Schwerdter schwirren klang's

Feind?

Ist es der Wind, der durch die Ebne saust Nichts mehr vernehm' ich jetzt Ha, banger Geist;

>Wars deine Ahnung? Liehst du deine Stimme
>>Dem öden Nachthauch, und gestaltetest

>Die wesenlose Luft in deine Schrecken?

Y Ein Gott vielleicht ging zürnend durch das Lager
»Das Schwerdt noch zu verbergen, warn't er mich.
»Nichts gräfslichers beschliest des Menschen Geist
»Des Alles wagenden als, weichend aus
Den heil'gen Schranken der Gerechtigkeit,
Ins öde Schlachtfeld in die Flur der Thränen,
>>Ins weite Reich des Mordes und des Wel's

Mensch wider Menschen reuelos zu treten.<<

Der Raum gestattet nicht mehr als diese Stelle auszuziehen, welches viele andere eben so sehr, manche in noch höherem Grade verdient hätten, deren Länge sie aber davon ausschliefst; z. B. der Monolog des Eteoklcs (S. 88.). Dessen Unterredung mit seinem feindseligen Geiste (S. 90.). Das Gespräch Kreons mit seinem dem Tode für das Vaterland sich weihenden Sohne (S. 108.) Das letztere Selbstgespräch (S. 116.). Der Jokaste vor bedeutendes Gesicht (S. 150.). Das Gebet der Priester Jupiters (S. 161.) an ihren und das derselben (S. 1 4.) an den unbekannten Gott. Antigones Worte bei dem Leichnam ihrer Brüder und Mutter (S. 169.) etc.

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Julii Phaedri Fabulae nuper publicatae in Italia, quas emendatius edidit animadversionibusque instruxit FRIDERICUS HENRICUS BOTHE. Heidelbergae et Spirae, sumtibus Aug. Oswaldi. MDCCCXXII. 61 S. in 12. 36 kr. od. 9 ggr. sächsisch.

Herr B., dessen Thätigkeit in neuerer Zeit vorzüglich den Lateinischen Dichtern zugewendet ist, und der sich besonders um den Horatius sehr verdient gemacht hat, beschenkt bier die Freunde des Fabeldichters mit einer Ausgabe der in Italien im Jahr 1808 zuerst von J. A. Cassiti, dann 1809 von Janelli 1811 wieder von Cassiti mit Anmerkungen (alle 3 Ausgaben erschienen zu Neapel) und 1812 von Eichstädt in einem Programm herausgegebenen 32 Fabeln, die hier nur unter 29 Nummern erscheinen, weil ein Paar Stücke davon keine Fabeln genannt wer den können. Die Worte emendatius edidit konnte Hr. B. mit vollem Rechte auf das Titelblatt setzen, denn sie haben durch

seine Bearbeitung sehr gewonnen. Und wenn auch einige Emendationen etwas kühn erscheinen möchten, so mufs ein solches Verfahren bei einem aus einer einzigen sehr unvollkommenen Handschrift geflossenen Bruchstücke eher, als bei andern Schriftstellern, bei denen dies der Fall nicht ist, erlaubt seyn. In der Vorrede verbreitet sich der Herausg. über die Veranlassung dieser Ausgabe, über den Streit zwischen J. F. Christ und J. R. Funccius über die Aechtheit der Fabeln des Phädrus, welche jener läugnete, und dieser siegreich vertheidigte, u. s. w. Ueber die Fabeln selbst, die uns hier wiederholt angeboten werden (auch in Tübingen erschien 1812 eine Ausgabe, in Wien sogar 8 5 eine deutsche Uebersetzung), brauchen wir hier nicht besonders zu sprechen, und können sie als bekannt annehmen. Wir begnügen uns also, hier blofs ein Paar Bemerkungen zu dieser empfehlungswerthen, und auch durch das Aeusserliche sich empfehlenden, Ausgabe als einen Beweis niederzulegen, dass wir dem Büchlein die verdiente Aufmerksamkeit geschenkt haben. S. 12 v. 10. will uns das magno consilio negavit nicht gefallen, und fast hatten wir Lust magnus, auf Jupiter bezogen, zu lesen. Fab. II. 11. wollten wir uns das nirgends vorkommende votat gerne gefallen lassen, wenn wir nur darin die Bedeutung gewahren besser finden könnten, als in vovet, von dem jenes als Frequentativum zu betrachten wäre. Fab. XIII. 15. scheint uns die Conjectur: mundi fragor noctem - densis hor ridam nimbis arat für parat nicht haltbar. Ist intonat mundi fragor soviel als es kommt ein Dounerwetter, so kann es nicht heissen noctem densis horridam nimbis arat, da ja die Sache bei Tage geschah und der Himmel erst durch das Gewitter verdunkelt wurde, folglich zu noctem, die noch ist, ein Verbum erforderlich, das anzeigt, dafs es Nacht oder finster geworden sey. Fab. XV. 7. scheint uns durch fecit partes facinore noch nicht vollständig geheilt, weil fecit partes nun so einzeln da steht. Fab. XVII. 11. sagt Hr. B, bei dem Verse ullius essem conscius culpae mihi müsse man si zu essem suppliren. Wir würden lieber si vor essem einschieben, obgleich solche Elisionen selten sind. Denn die Beispiele, wo in solchen Fällen si ausgelassen wird, sind noch seltener, und manche, die man anzufuhren pflegt, beweisen nicht, was sie beweisen sollen. Ebd. v. 13. zweifeln wir an der Richtigkeit der Lesart saevum perpetior domi; denn erstlich ist in der Handschr. patior domi und zweitens ist wohl saevum für saevitiam zu nehmen kaum erlaubt. Wir dachten an saevum patior dominium, welches in diesem Falle nicht zu verwerfen seyn möchte. Nach unserer

Ansicht vom Lateinschreiben würden wir in der Vorrede und in den Noten Ausdrücke wie versificare, versificator, vitis scatere,

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