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4. Ueber einige Hindernisse, welche den Erfolg der Erziehung und die Wohlfahrt der Staaten aufhalten. (Funfzehnte Fortsetzung. Womit zu der öffentlichen Prüfung, welche in dem Kön. Joachimsthalschen Gymnasium am 18ten Apr. 1821 zu Berlin eingeladen worden). Berlin 1821. Gedr. bei Spener. (86 S. 8.) Wir nehmen aus einer Reihe solcher belehrenden Schulschriften diese heraus, weil sie eine Wahrheit sagt, welche der Pädagoge und Schulmann in jetziger Zeit mit höchstem Ernst bedenken mufs. Die blosse Entwicklung des Verstandes macht nicht selig, sondern wie sie sich von der Frömmigkeit trennt, verfeinert sie nur die Laster der Cultur, und zerrüttet schon von der Schule aus den Einzelnen und das Volk. Man soll da her die Erziehung im Christenthum mit der Schulbildung von frühem an verbinden. Davon spricht mit tiefer Einsicht, erfahrnen Lebensweisheit und aus der Fülle seines Herzens in obigen Blättern einer unserer ehrwürdigsten Schulmänner, Hr. Director, Consistorialr. Snethlage zu Berlin. Falsche Propheten, sagt er, die den Menschen Heil verkündigen, ihren Leidenschaften schmeicheln, den Stolz nähren, Freiheit predigen, ihre hohe Weisheit anpreisen, und dadurch die Welt beglücken wollen, stehen überall in desto grösserer Anzahl auf, je weiter eine durch Romane etc. bewirkte Aufklärung sich verbreitet, und selbst aus den Hefen des Volks sich Apostel, geworben hat etc.<< Wer die Wahrheiten des ächten Christenthums in sich aufgenommen hat, der denkt an keine Revolutionen, an keine Reformen der Welt überhaupt, in der immer das Gute mit dem Bösen im Kampfe bleiben wird etc. sondern er denkt nur an Reformen und Revolutionen in sich selbst, in seiner Denkweise etc.<< So lange das christliche Princip in den Gemüthern feststand, dafs der Mensch von Natur böse sey, herrschte sowohl in den Kirchen und Schulen als auch in Staatsverfassungen und Verwaltungen eine grössere Strenge etc. « — Das Band zwischen Eltern und Kindern etc. neigt sich jetzt immer mehr zur Auflösung hin etc. << >> Derjenige, welcher noch im Ernst ein moralisches Erbübel annimmt, wird aufs Beste mit einem mitleidigen Achselzucken abgefertigt.« »Dem Uebel mufs man also suchen an die Wurzel zu kommén. Nicht die so hoch gepriesene Aufklärung, welche die Wahrheit nur halb sieht, ja oft ganz vernichtet, und den Irrthum in das Ge-` wand der Wahrheit kleidet, nicht die Bildung des Verstandes allein, die nur zu leicht in den Dienst der Leidenschaften tritt, können der Welt Heil bringen etc.< Diese padagogischen Systeme, die nun schon ein halbes Jahrhundert allgemein einge

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Reformensucht

führt sind, und in der ersten Hälfte dieses Zeitraums auf eine schlaffe, weichliche Humanität etc. hinarbeiten in der letzten Hälfte aber eine ernstere Miene annahmen, und vorzüglich Erhebung des Geistes. Stolz und neue Ansichten vom Menschen und der Welt bezwecken, haben fast schon die halbe politische Welt aus den Angeln gehoben etc.<< »Es mufs also zu der Bildung des Verstandes, der nur zu leicht ein Knecht der Leidenschaften wird, eine andere, viel wichtigere, die freilich nicht so leicht zu bewirken ist; hinzukommen, wodurch dem Verstande eine Richtung auf das Gute und Wahre etc. auf Genügsamkeit, auf Menschen- und Vaterlandsliebe gegeben wird. « >> Die Schule soll und mufs daher ersetzen und verbessern, was in der Familie versäumt oder verdorben wurde.« »Soll aber (überhaupt) der wohlthätige Zweck erreicht werden, so mufs man die christliche Religion in ihrem eigentlichen und wahren Geiste zur Grundlage aller Erziehung' machen. <<

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Manches, was der fromme und menschenkundige Greis zum Theil noch stärker gesagt hat, mag wohl übertrieben scheinen, Rec. ist indessen von der Wahrheit seiner padagogischen Blicke überzeugt, und wünscht, dass seine Warnungen gehört werden, damit nicht das künftige Geschlecht urs anklage, die wir uns gerne seine Erzieher nennen.

2. Einleitung in die Erziehungs- und Unterrichts- Lehre für Volksschullehrer von B. G. DENZEL, Inspector des Kön. Würtemb. Schullehrer - Seminariums zu Elslingen und charakteris. Herz. Nassauischem Oberschulraire. Erster Theil. Zweite verb. und verm. Aufl. Stuttgart in der J.B. Metzlerschen Buchhandlung. 1817. (XIV und 303 S.). --Zweiter Theil. Ebendaselbst. 1819. (VIII und 375 S.). Dritter Theil. Ebendas. 1822. (VIII und 223 S. nebst Tabellen). Auch unter dem Titel: Einleitung in die Elementar - Schulkunde und Schulpraxis für Lehrer in deutschen Elementar - Schulen von B. G. Denzel. Professor und Insp. etc. Erster Zweiter Dritter Theil etc.

Der

er erste Theil erschien zuerst 1814 nud ist von Recens im Jahrg. 1816 der Heidelberger Jahrb. S. 265 ff. so angezeigt worden, wie die baldige neue Auflage das Lob gerechtfertigt hat. Das Ganze ist nunmehr seiner Vollendung nahe, und wir dürfen es ein ganz vorzügliches Werk nennen, das beste Buch für deutsche Elementarschulen, das Rec. bis jetzt keunt. Er

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mufs auf seine dortige Beurtheilung verweisen, weil er sonst in Gefahr ware, sich selbst auszuschreiben. Der Verfass. hat von einigen der dortigen kleinen Bemerkungen Gebrauch gemacht, überhaupt aber in der 2ten Aufl. seine guten Grundsätze und seinen sicheren Plan festgehalten, einiges mit Vortheil in andere. Form gebracht; auch manches mehr ausgeführt. Diese 2te Aufl. des isten Theils hat nicht blofs durch einige Bogen das Werk vermehrt, sondern auch innerlich mehr vollendet.

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Von demselben verdienstvollen Verfass. erschien i. J. 1817 ein methodologischer Lehrkursus unter dem Titel: Die Volksschule, welches Buch Rec im Jahrg. 1817 der Heidelb. Jahrb. ebenfalls angezeigt, und in seinen Vorzügen anerkannt hat Auch auf diese Blotter mufs er sich hier beziehen, um so mehr, da jenes Buch im Umrifs und in den Gründen angiebt, was das obige Werk ausführt. Wir haben in jener Beurtheilung auf das Ausgezeichnete dieses Methodenbuchs für Volksschulen hingewiesen; was nun von Lehrgegenständen, Lehrgang, Lehrform, Lehrton und Lehrmitteln dort gelehrt worden, das wird in den drei Theilen des vorliegenden Werkes einzeln an die Hand gegeben, so dafs dieses mit jenem zusammen den Schulorganismus im Ganzen und Einzelnen fafslich und vollständig vorlegt. Zugleich möchte Recens. auf seine Anzeige des viel gute Gedanken enthaltenden Buches: der Geist der Schule, oder wie wird einzig ein kräftiges Volk gebildet? etc. von D. G. G. Mehring S. 620 ff. desselben Jahrg. 1817 unserer Jahrbücher verweisen. Und so schliessen wir die gegenwärtige Anzeige an die Bemerkung beider von uns zuletzt vorgelegten pädagogischen Schriften S. 678 des Jahrg. 1822 uns. Jahrb. so an, dafs wir uns entschuldigen müssen von einem der wichtigsten Bücher in diesem Gebiete nicht eher unsern Lesern Kunde gegeben zu haben. Wir warteten erst diese Ausführung ab.

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Der ehrwürdige Schulmann und Lehrer der Schulmänner sagt mit vollem Rechte in der Vorrede zum 2ten Theile, dafs ihm nur im Einzelnen vorgearbeitet gewesen, dafs er aber iu Lösung der Gesammtaufgabe keinen Vorgänger gefunden. Das eben ist das ausgezeichnete Verdienst dieses Buches für die Volksschulen. »Das Wesen und die Kraft der Methode, << liegt ihm nur in der Einheit, in dem Geiste, der die ganze Erzielung und den ganzen Unterricht durchdringt, nicht aber in diesem oder jenem einzelnen Stück, z. B. im Lesen etc.< Hierzu gehört was S. 44 ff. so treffend unter andern gegen ein Mifsyerständnifs der Pestalozzischen Idee von nur Einer Methode erinnert, wird; und sehr recht hat der Verf. dafs der Geist einer guten Methode nicht in der todten Form sondern in der Kraft und Persönlichkeit des Lehrers wohnt, der nach den Ent

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wicklungsgesetzen der Natur den gegebenen Stoff zu gestalten versteht. Obgleich dieses Buch in vielen Punkten mit jenem das die Volksschule darstellt, zusammentrifft, so sind doch da keine Wiederholungen, sondern beide gehören zu einander, um die Idee einer Elementarschule in allen Theilen auszuführen. Das vorliegende giebt dem, der sie einzurichten so wie dem, der in derselben zu lehren hat, alles an die Hand, was zu thun ist, und lässt es ihn nicht nur genau sondern auch gründlich wissen. Dieser zweite Theil hat 4 Abschnitte, welche von dem Wesen der Volksschule, und ihrer Grundverfassung, von der Organisation des Unterrichts, und von dem Schulbalten handeln.

Erster Abschn. Erstes Kapit. Allgemeine Bestimmungen, Die Volksschule ist Elementaranstalt, weil die Bildung zum Menschen allem besonderen Berufe zum Grunde liegt, ob sie gleich Rücksicht auf den Beruf, nimmt, und also keinen blofs formalen Zweck hat, Sie ist hiermit auch eine erziehende Unterrichtsanstalt. Sie versorgt elementarisch mit denjenigen Kenntnissen und Fertigkeiten, welche nothwendig sind zur Entwicklung des Menschen aber auch um ein thätiges Volksglied, und um zu einem bestimmten Berufe tüchtig zu werden. Auch den künftigen Gymnasialsehüler würde so manches in den Elementargegenständen besser begründen. Zweites Kap. Arten der Volksschulen. In die Art, wie unser Verf. die Stadt- und Landschulen unterscheidet, kann Rec, nicht ganz einstimmen; zwar so weit vollkommen, dafs zwischen beiden kein wesentlicher Unterschied sey, sondern in der letzteren nur weniger Stoff vorkommen könne, aber Rec. setzt hinzu: vor der Hand, und wegen des Dranges der Umstände. Denn die Landschule soll wo möglich dahin gebracht werden, dafs sie eben so gut für den künftigen bürgerlichen Beruf bildet wie die Stadtschule, da wir doch dem Landbewohner das gleiche Recht mit dem Städter hierin nicht absprechen wollen. Ueber die Trennung der beiden Geschlechter in den Schulen, wo sie räthlich sey, und wo nnnöthig, findet man hier einige neue und feinere Bemerkungen. Die Realschule schliefst sich an die Elementarschule an, hat aber eben darum einen wesentlichen Einfluss auf die Einrichtung des Unterrichts in derselben. Drittes Kap. Geist der Schule. Er ist ein christlich frommer Geist. Eindringlich schön spricht Hr. D. von und aus diesem Geiste; mit einem exegetisch richtigen Blick auf die herrlichen Worte: »Werdet wie die Kinder!< Er bleibt ächt evangelisch dabei, dafs dann keineswegs eine Unverdorbenheit der Kinder angenommen werden dürfe, sondern nur die Einfalt, die uns noch im Kinde erscheint, das Ziel uusers bildenden Strebens seyn solle. Ueber die Verweltlichung un sers bürgerlichen Lebens, die zur Verkünstelung im Erziehen

und Unterrichten verleitet hat, liest man hier Worte zu seiner Zeit, d. h. gegen den Zeitgeist, auch einige aus der Kraftsprache des ehrwürdigen Greises Pestalozzi, z. B. »Wir haben der >Alten Wohlkönnen des Nothwendigen und ihr Nichtwissen des »Unnützen in das Vielwissen des Unnützen und in das Nichtkönnen des Nothwendigen umgewandelt. Anstatt des gesuaden, im Mutterwitz geübten Geistes haben wir Weltformen >nicht so fast des Denkens, als der wörtlichen Ausdrücke über das Gedachte, die dem Bonsens das Blut aussaugen, wie der Marder, der sich an den Hals einer armen Taube ansetzt. << (Merkt es für Euer Verstandeswesen!) Die Züge, welche die Schule mit dem Familienleben gemein hat, sind nicht minder wahr und schön angezeichnet; und hierzu den Frohsinn, das muntere, rege Leben, die Gewöhnung zur Sittlichkeit und bestehenden Ordnung, das innere Freiwerden der Kinder, und wie das alles von dem Lehrer ausgeht: so steht ein Bild von einer Volksschule da, dafs man es kaum erwarten kann bis man solche Schulen in der Wirklichkeit sieht Viertes Kap. Eigenschaften des Lehrers. Er soll ein frommer, rechtschaffener, kindlicher, heiterer, lebendiger, kräftig und besounen ruhiger, fester, sanftmüthiger Mann seyn. Sehet, berufene Lehrer, ein wahres Bild; es wird Ench anziehen, begeistern und ermuthigen !! Fünftes Kap. Die Bildungsmittel der Volksschule. Sie sind: der Unterricht selbst, die Schulordnung mit guter Gewöhnung, das Beispiel und die Wärme des Lehrers; denn allerdings ist seine Persönlichkeit wichtiger, als man gewöhnlich beachtet.

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Zweiter Abschnitt. Ansichten über die Grundverfassung der Volksschule. Erstes, Kap. Die äufsere Ordnung. Ohne Weitschweifigkeiten genau angegeben. Zweites Kap. Die disciplinarische Ordnung. Vorzüglich durchdacht und praktisch. »Dafs die Schule ihre erhaltende Kraft in sich selbst haben müsse, « ist ein sehr gedeihlicher Gedanke, wobei unser Verf. aus der Lancaster - Schule einiges zum Vortheil zu verwenden weifs, da er in dieser Schul-Fabrik nun eine Fabrik-Schule erkennt, und mit dem scharfen aber begründeten Urtheile eines Natorps und Andrer übereinstimmt. Er sagt sehr gut: »man übersetze sie frei ins Deutsche, d. h. man hebe sie auf denjenigen Standpunkt, auf > den sich das Schulwesen von Tag zu Tag mehr hebt, und > man wird sich sehr wohl dabei befinden, und dem Britten für seine Erfindung allen Dank wissen. Wir dürfen nicht übersehen, « fährt er fort, »dafs besonders unsere nach Pestalozzischen Grundsätzen eingerichtete Schulen in Gefahr sind auf > den entgegengesetzten Abweg zu gerathen,« Ausser der Schule, in der Wohnstube, könnten die besseren Schüler den schwä¬ chern fortholfen, und in der Schule mit ihnen Repetitionen an

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