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als schon bekannt aus dem Sprachgebrauch, wie z. B. der Be griff Vorstellung, suggeriren, oder ohne Umschweife vorsagen müssen. Welchen Nutzen soll man sich auch davon versprechen, wenn etwa ein Schuljahr hindurch, eine solche Reihe von Reflexionen durchgesprochen worden? Es bleibt doch immer mehr oder weniger ein Buchstabiren, das nicht dazu kommen kann, Geist zu werden. Rec. hat wenigstens keine Erfahrung gefunden, die ihm seine Meinung von dem nur sehr untergeordneten Nutzen solchen Katechisirens widerlegt hätte. Auch weifs man nicht recht, wie man in einer Schule solche Lectionen veran→ stalten soll, ohne den Lehrer sammt den Schülern einzuschläfern oder einzuengen. Denn der erstere müfste buchstäblich wie einen Katechismus das alles durchfragen, welcher unerträgliche Mechanismus! und die letzteren müfsten bald das alles so langweilig finden, dafs Aufmerksamkeit und Nachdenken endlich ganz aufgiengen. Soll die Sache gut gehen, so mufs dem Lehrer ein freier Gang überlassen bleiben, worin er bald so, bald anders fragt, bald auch vorsagt. Hierzu bedarf er aber nur der Materialien und der Winke. Doch wollen wir einem solchen Buche seinen Nutzen nicht absprechen; es belehrt den Lehrer im Beispiele. Und das vorliegende kann dem Volksschullehrer hierzu sehr dienen. Die Reichhaltigkeit, sowie die Anordnung der Materien, dabei die geschickten Fragen alle der Reihe nach sammt den Uebungsangaben können ihn bei einigem Talent recht gut in den Stand setzen, die Begriffe der Kinder, selbst die psychologischen zur Deutlichkeit zu entwickeln. Die Recapitu lation aller dieser entwickelten Begriffe in einer Reihe von Fragen am Ende, von dem Körper an bis zu den Geistesthätigkei ten, beweist, wieviel hierin gethan werden kann, und der Blick auf dieses schöne Ziel, wenn es auch erst in Jahr und Tag erreicht würde, ermuntert und belebt den Lehrer schon zum Voraus.

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Geisteslehre oder Unterricht über den Menschen, was er als geistiges Wesen ist und seyn soll. Für die aus der Kindheit zur Jugend heranreifenden Zöglinge verfasst von J. F. SNELL, Pfarrer zu Nauheim bei Limburg an der Lahn. Giessen, bei C. G. Müller. 1822. (XV. u. 176. S. 8.) 54 kr. Die Campischen Seelenlehren für Kinder haben schwerlich eine Seele grofs gemacht. Man lasse die Kleinen hinausschauen in die Welt mit Unbefangenheit, und was die Natur und die Sprache darbietet in sich aufnehmen mit Aufmerksamkeit, das nährt und läfst die Seele wachsen. Wenn man aber das Knäblein oder Mägdlein, nicht etwa blofs, was noch mitunter hingehen mag,

sein leibliches Angesicht im Spiegel beschauen sehen, sondern es sogar von Einbildungskraft oder von Wahrheit und Irrthum Antwort geben hört, so kann man sich nicht enthalten, eingeund bildetes Wesen und Unwahrheit in ihm selbst zu entdecken, mufs über den Wurmstich trauern, der die schöne Knospe der kindlichen Unschuld trifft. Gleichwohl galt das in der nunmehr abgelebten Generation als Erziehungsweisheit, die noch in manchen schalen Catechisirungen und Kinderbüchern noch ein wenig schimmert. Wir erinnern nur an obiges Kraftwort von Pestalozzi. Dafs aber bei der Jugend eine Zeit eintritt, wo der erziehende Unterricht das Auge des Schülers auf sein Inneres wendet, versteht sich von selbst, und dafs dieses mit Verstand geschehen soll, damit der heranwachsende Mensch über seine geistige Natur klare und wahre Begriffe gewinne, ist eine wichtige Aufgabe für den Jugendlehrer. Nur alles zu seiner Zeit. So mögen wir denn diese Geisteslehre betrachten, als eine Anleitung, welche ein deutlich denkender einsichtsvoller Lehrer andern Lehrern in die Hand giebt, obgleich Rec. das Alter von 12 Jahren noch zu frühe für ein Reflectiren hält, das dem Knaben eher schadet und nur etwa dem reifenden Jüngling nützt. Er läfst in diesem Buche denjenigen Theil der Menschenlehre betrachten, welcher die innere Welt zum Gegenstande hat. Bestimmte, richtige, deutlich ausgedrückte Begriffe, und ein methodischer Gang vom Aeufsern und Niedern zum Innern und Höhern, vom Einzelnen zum Ganzen und immer tiefer führend, geben diesem Buche einen entschiedenen Werth und Vorzug vor vielen ähnlichen. Auch wird es jeder erfahrne Schulmann billigen, dafs er die beliebte catechetische Form für seinen Zweck verworfen hat, schwerlich aber ihm darin beistimmen, dafs der Lehrer erst den Abschnitt vorlese. Für Schulen gehören überhaupt keine Vorlesungen, ausser als Leseübungen; denn soll der Unterricht belebend seyn, so mufs man nicht mit dem todten Buchstaben überwältigen. Der geschickte Lehrer wird vielmehr durch Beispiel, Erzählung, Lenkung der Aufmerksamkeit auf sinnliche Gegenstände u. dgl. vom Anschaulichen ausgehen, um in dem vorgezeichneten Gange zu den Sätzen dieses Lehrbuchs zu führen, die dann der Schüler als organisch in sich erzeugte Urtheile aussprechen möge, wie sie dastehen. Denn wir sagen es wiederholt, diese Sätze sind ungemein klar, richtig und zusammenhängend ausgesprochen. Es reihen sich solche logische, psychologische, moralische, rechtliche und religiöse Lehrsätze aneinander, und es ist kein Zweifel, dafs ein guter Lehrer den Schüler zur Erkenntnifs und eigenen Aussprache derselben mit diesem Buche in der Hand recht glücklich führen kann. Auch wird der Schüler, welcher diese Anleitung erhalten hat, den wissenschaftlichen

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Unterricht über jene Gegenstände nunmehr recht gut verstehen. Daher mufs Rec. dieses Lehrbuch als eines der Nützlichsten seiner Art empfehlen. Nur würde er in Verlegenheit seyn, wenn er eigne Lehrstunden für so etwas in irgend einer Schule bestimmen sollte. Für niedere Classen ist es nicht, wie schon gesagt, weil es die wenigstens anfangende Jünglingsreife verlangt, wenn man nicht verfrühen, und also ungründlich und nur scheinbar bilden will; und man würde da auch bald das Langweilige oder Trockene solchen Unterrichts fühlen, wenn die unreifen Knaben stundenlang damit unterhalten würden. Höhere Classen aber haben sonst so viel zu lernen, dass ein rechter Schulmann die Achsel zucken würde, wenn man mit noch einem Lehrgegenstand, die ohnehin so bunte Musterkarte von Lectionen bereichern wollte, und da ihm überhaupt die eignen Lehrstunden für Psychologie, Moral u. dgl. nicht gefallen mögen. Vereinfachen müssen wir vielmehr, und nicht blos unsere Gymnasien, sondern auch die höheren Bürgerschulen wollen von der Ueberlast des Vielerlei endlich einmal erlöst seyn. Dafür aber sollen die Lehrer es verstehen, in den Lehrstunden der Grammatik, der Religion, der classischen Lectüre die Begriffe über den Geist und die Bestimmung des Menschen zu entwickeln und auch zu beleben. Indessen ist es nun einmal so, dafs man eigene Lehrstunden sowie in niedern Schulen für Verstandesübungen so in höhern für anthropologische Kenntnisse haben will, und in dieser Hinsicht sind. auch solche Bücher, wie das angezeigte von Herrn Pfarrer S. Schulbedürfnifs. Und wo es auch dieses nicht wäre, so wird es jedem Lehrer, der solche Schüler hat, überaus nützlich seyn, um gelegentlichen Gebrauch davon bey manchen Lectionen zu Schwarz.

machen.

Betrachtungen über die doppelte Ansicht: ob Jesus blos [?] ein jüdischer Landrabbine, oder Gottes Sohn gewesen sey? von Dr. LUDW. Aug. Kehler, Konsist. Rath, ord. Prof. d. Theol. Superint. u. Pf. zu Königsberg in Preussen. Königsb. Univ. Buchhandl. 1821. 293 S. 8. Eine seltsame, zum Glück auch seltene, Erscheinung in der Dogmengeschichte des laufenden Decenniums. Der sonst durch seine dunkle Philosopheme über Offenbarungstheorien 1818 bekaunter gewordene Vf. schafft sich eine eigene Kezerparthie, um sie durch eine eben so wenig im kirchlichen anerkannte Theorie von Gottessohn mit vielem Eifer zu widerlegen oder nieder declamiren. Wie auf dem Titel, so auch sogleich wieder im

zu

Anfang dieser Schrift, tritt der Vf. mit dem grellen Gegensatz hervor: ob Jesus ein blosser Landrabbine gewesen sey oder -Gottes Sohn? Soll dies Aufsehen machen? wie etwa Canzelredner, deuen doch mehr um milde Erbauung, als um ein stürmisches Aufsehenmachen zu thun seyn soll, mit irgend einem frappanten Paradoxon aufzutreten lieben?

Hätte sich der Vf. seinen selbstgemachten, fast blasphemen Gegensatz nicht bei wenigem Nachdenken selbst auflösen können und sollen? Jesus trat allerdings als ein jüdischer Laudrabbine auf. Dies ist Geschichte. Dies haben schon vor langer Zeit die keiner Heterodoxie Verdächtigten, des jüdischen Orientalismus aber etwas mehr als gewöhnlich, kundigen Schriftforscher, Schoettgen, in den Lectionibus rabbin. T. II. c. 12. zu Luk.4,16.17. u. Danz im Nov. Testam. c Talmude explicatum p. 578. nach ihnen Hilscher de Studiis Christi ατ ερ γραφης s. Fabricii Codex Apocr. N. Test. T. III. p. 432. nicht nur gewufst, sondern mit überzeugenden Geschichtsgründen gezeigt. In eben diesem Sinn hat auch der Evangeliencommentar des Rec. nicht blos behauptet, sondern historisch gezeigt, dafs Jesus als ein junger Rabbi aus der Provinz Galliläa, als ein Landrabbine hervorgetreten ist. S. S. 233., die Inhaltsanzeige zu Luk. 2, 40-52. In der Weise eines Landrabbinen trat Jesus auf, und war dennoch der Messias, der Gottessohn, der wahre Heiland der Welt. Joh. 4, 42. Warum denn einen Gegensatz, aus den beiden zugleich wahren Sätzen erzwingen wollen? Warum einen so crassen?

Die Wahrheit ist, was schon Paulus den Philippern 2, 7. zur nachahmenden Bewunderung vorhält: Jesus entäusserte sich selbst; er nahm eines Dienenden Gestalt an (Joh. 15, 15. 20.). Da Er Menschen ähnlich geworden war und im Betragen wie ein Mensch erfunden wurde, erniedrigte Er sich selbst (noch mehr) bis zum (gewaltsamen) Tode und zwar zum Tode (der schmählichsten und schmerzlichsten Art) am Creuze. Darum hat ihn auch Gott erhöhet u. S. W. Er, welcher die Geistesanlagen gehabt hätte, die Messiasschaft wie im Raube an sich zu reissen, verabscheute den Weg der Gewalt und wollte selbst die Macht erst durch den langsamen Weg der Ueberzeugung für das wahre Gute desto sicherer gewinnen. Die historisch unleugbare Wahrheit also ist: Jesus trat in der einfachsten, zu seiner Zeit schicklichen Weise lehrend hervor und war dennoch wie wir vor Augen sehen, durch Sendung und Unterstützung von der Gottheit, der Stifter eines Reichs göttlicher Ueberzeu gungen, das in den sichtbaren Kirchen als die unsichtbare und wahrhaft urchristliche fortdauert und, je höher die Menschenwürde sich selbst sich enthüllt, desto gewisser fortdauern wird. So unscheinbar Jesus, als Landrabbine aufgetreten war, dennoch

hat er innerhalb der drei Jahre seines messianischen Wirkens durch seinen ganzen Charakter, in seiner ganzen Wirkungsart, historisch gewifs gemacht, dafs in ihm ein Geist Mensch geworden war, wie gerade der Messiasgeist nach irgend den reinsten und erhabensten Erwartungen, die man in diese idealische Benennung zusammengedrängt hatte, seyn sollte. Ja, durch alles das, was er wirklich war und geschichtlich zeigte, hat er eine innere eigenthümliche Erhabenheit bewiesen, in welcher er selbst das Messiasideal der Propheten und seiner Zeitgenossen nach dem moralisch religiösen Sinn und Werth wundersam weit übertraf. So gewifs er dieses alles in der Gestalt eines Rabbi von Nazareth an und aus sich gezeigt hatte, so gewifs konnte und muiste er dann, als der Hohepriester in dem Sinn, in welchem der Jude dieses fragen konnte, ob Er der Sohn des lebendigen Gottes, der ächte Messias oder Gesalbte in Jehovens Namen für die Nation seyn wollte, eben dieses als den Character seines Geistes und Wesens behaupten. Und die gesuchteste Sonderbarkeit wäre es, das eine Wahre dem andern entgegenzusetzen.

Hätte der Verf. nach wenig ruhigerer Ueberlegung die beiden wahren Sätze gegen einander über gestellt, wie der Apostel, nicht aber selbst erst sie in einen gehässigen Gegensatz verwandelt, so wäre freilich Titel und Anfang seines Schriftchens nicht so piquant, aber er wäre wahrer, nicht Zank aufregend geworden. Der Verf. dagegen eilt, seinen selbstgemachten Gegensatz schon S. 2. zur Verketzerung anderer, gegen welche der Catechismus Raccoviensis p. 46. noch hyperorthodox wäre, rü stig zu verwenden. Späterhin aber S. 5. gesteht er selbst ein, dafs der Satz den er irgendwo (??) in Beziehung auf Lehrmethode gefunden, der Satz: zwischen einem jüdischen Land> rabbinen wie Jesus war, und einem öffentlichen Religionslehrer >> unserer Zeit, finde, die beiderseitige Würde abgerechnet, gar > keine Vergleichung statt <- Jesum allerdings nicht einen blossen Landrabbinen nenne, aber doch einen Landrabbinen. Wa rum liefs denn also der Verfasser den Satz nicht, wie er war. Warum setzt Er selbst erst einen »blossen « Landrabbinen? Etwa: Um ein Buch darüber zu machen, von welchem ihm selbst S. 4. sein Gewissen sagt: es habe nicht nur eine über seinen Vorsatz gehende Länge, sondern auch eine Gestalt und Ordnung gewonnen, die er gerne ändern möchte, wenn Zeit und Kräfte ihm irgend dazu gestattet wären. Für etwas Gewonnenes wird wahrhaftig auch der mildeste Beurtheiler die Ordnung nicht halten können, die man in der alles ineinander mengenden, Schrift wirklich antrifft; noch weniger ist die Gestalt ein Gewinn, die Schcingestalt nämlich, sich einen Gegner zu schaffen, ibm das gehässige Wort vom blossen Landrabbinen wissentlich

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