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ERSTER SOHN. Hast du was mit aus der Stadt gebracht?

SIMON. O ja! Recht viel. Wir haben voll-auf.

ZWEYTFR SOHN. O du guter Simon!

ERSTER SOHN. Ich hab' im Wald Früch te gesucht; ich habe den ganzen Korb voll.

SIMON.. Gut, gut! Du bist ein braver Sohn wir werden also recht gut leben. ZWEYTER SOHN. O wie verlangt es mich, auch gross zu seyn wie mein Bruder, um euch helfen zu können!

ERSTER SOHN. Du lieber Bruder du! das wird auch bald geschehen.

ZWEYTER SOHN. Du lieber Bruder! küsse mich! (Sie küssen sich.) Wie ich dich lieb habe! Wie werden sie sich freuen, unser Vater und unsre Mutter! Wir hatten keine Speise mehr, und izt haben wir recht viel. Die liebe Mutter hat heute bey der Arbeit geweint; ich kam eben in die Stube, wo sie bey der Näh-Rame sass; sie sah mich nicht, und weinte und betete, und da mufst' ich auch weinen. Da sah sie auf, wischete die Thränen weg, als hätt' ich's nicht sehen sollen, dass sie

geweint hat; aber ich hab's doch gesehen. Sag' uns, Simon! warum weinen sie so oft, unser Vater und unsre Mutter? Es wird mir allemal so bange.

ERSTER SOHN. Mir auch. Sag' uns, Simon, sag' uns, warum, wenn du es weissest:

SIMON. Nun, ihr Kinder! ich denke, sie weinen, weil wir so arm sind.

ERSTER SOHN. Arm? Wir?

ZWEYTER SOHN. Unsre Nachbarn im Gebürge sind arm, nicht wir.

ERSTER SOHN. So ist's. Wir sind nur zuweilen arm; heute waren wir's, izt sind wir's nicht mehr. Wir haben ja so vieles. Oder, sind wir denn izt nicht reich?

SIMON. Ha! ha! ha! Ihr guten Kinder! ZWEYTER SOHN. Du lachest über uns, Simon! Aber ist man dann nicht reich, wenn man genug hat? und wir haben ja izt für fünf Tage genug.

SIMÓN. Ihr guten Kinder!

ERSTER SOHN. Nun, Simon! so saguns: Wenn wir arm sind, was haben denn die, so reich sind?

SIMON. Die haben an allem Überflufs..: ERSTER SOHN. Aber wozu brauchen sie

das? Überflufs ist ja, wenn man mehr hat, als man bedarf.

SIMON. Ja, und sie sind meist mit dem nicht zufrieden.

ZWEYTER SOHN. Die wunderlichen Leute! ERSTER SOHN. Sie geben also diesen Überfluss nicht denen, die nichts haben? SIMON. O sie nehmen oft dem Armen noch, was er hat, um es zu ihrem grossen Haufen zu legen.

ZWEYTER SOHN. O Simon! du hast deinen Spass mit uns Kindern. Dergleichen Leute sollt' es geben, Bruder! kannst du das glauben?

Erster Sohn. Das kann ich nicht glauben, Simon! Nun, hab' uns nicht zum besten. Man muss nicht lügen.

SIMON. Es ist gewifs wahr; die ganze Stadt ist voll dergleichen.

ERSTER SOHN. Aber wenn ich Überflufs hätte, so würd' ich's unsern armen Nachbarn im Gebürge geben, wie unser Vater und unsre Mutter auch.

ZWEYTER SOHN. Ja, gewiss, ich auch. ERSTER SOHN. Ich weils keine grössere Freude; ich mufs allemal vor Freude weinen, wenn ein Armer uns so herzlich

dankt und uns segnet, wenn wir ihm das gegeben haben, was wir doch missen konnten.

ZWEYTER SOHN. Ja, ja, Bruder! Das freut mich allemal mehr, als wenn ich den schönsten Vogel gefangen hätte.

ERSTER SOHN. Aber sag' uns, Simon! warum weinen denn unser Vater und unsre Mutter? weil sie nicht reich sind? Ich kann es nicht glauben.

SIMON. Ich denke darum, weil sie, wenn sie reich wären, mehr Überfluss hätten, und sich dann die Freude öfter machen könnten, den Armen beyzustehn.

ERSTER SOHN. Ja gewifs, Simon! Du hast's errathen; izt möcht' ich auch weinen, dass wir nicht reich sind. Aber komm, Bruder! wir wollen in die Hütte gehn. Komm, Simon! komm auch! (Sie gehen.)

SIEBENTER AUFTRITT.

SIMON.

Izr bin ich wieder allein; ja, sie sind weg. Lals mich erst den Angst-Schweifs wegwischen. Izt, guten Muths! izt wol

len wir in die Hütte gehn, und --- Aber was wollt' ich sagen? Ich glaub', ich hab's in der Angst schon wieder vergessen. So zittre doch nicht, alter Narr! Steh fest! Die Augen nicht so niedergeschlagen! Du bist ein schlechter Betrieger. Ich bin zu alt, ein neues Hand-Werk zu lernen, füraus eins, das meiner ganzen Natur so zuwider ist. O wenn's nur diessmal geräth!Von jenem Herrn wollt' ich sagen, den ich niemals in der Stadt gesehen habe. Nun gut!-Himmel! da kömmt er. Halte dich wohl.

ACHTER AUFTRITT.

SIMON, ERAST.

ERAST.

WILLKOMMEN, mein wahrer Freund!

Bist du nicht müde? Es ist eine ermüdende Reise aus der Stadt hieher.

SIMON. Nein, müde bin ich nicht; ich habe hier verschiedene Nothwendigkeiten mit aus der Stadt gebracht.

ERAST. Entlade dich, trage sie in die

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