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Gründe ganz Natur sind, ganz so, wie er sie in seinen Gegenden fand. Darum ist er auch hierinn schwer nachzuahmen. Für sandigte oder Felsen-Gründe, die hier und da mit Gesträuch, Gras und Kräutern bewachsen sind, wählte ich den Berghem.

Wie sehr fand ich's leichter, wenn ich izt wieder nach der Natur studierte! Ich wufste nun, was das Eigenthümliche der Kunst ist; wufste in der Natur unendlich mehr zu beobachten, als vorher, und mit mehr Leichtigkeit eine ausdrükende Manier zu finden, da wo die Kunst nicht hinreicht. Anfänglich hatte ich auf meinen Spaziergängen oft lange umsonst gesucht, und nichts zum Zeichnen gefunden. Jezt find' ich immer etwas auf meinem Wege. Ich kann oft lange umsonst suchen, um einen Baum zu finden, der in seiner ganzen Form mahlerisch schön ist; aber wenn mein Auge gewöhnt ist, zu finden, so find' ich in einem sonst schlechten Baum eine einzelne Partie, ein Paar schön geworfene Äste, eine schöne Masse von Laub, eine einzelne Stelle am Stamm, die, vernünftig angebracht, meinen Werken Wahrheit und Schönheit giebt. Ein Stein kann mir

die schönste Masse eines Fels-Stükes vor. stellen; ich hab' es in meiner Gewalt, ihn ins Sonnen-Licht zu halten, wie ich will, und kann die schönsten Effecten von Schatten und Licht, und Halblicht und Wieder schein, darbey beobachten. Aber bey dieser Art, die Natur zu studieren, muss ich mich hüten, dafs mich der Hang zum blofs Wunderbaren nicht hinreisse; immer mufs ich mehr auf das Edle und Schöne sehen, sonst kann ich leicht in meinen Zusam mensezungen ins Abentheurliche fallen, und wunderbare Formen allzusehr häufen.

Meine Studien nach der Natur mache ich nicht ängstlich, aber auch nicht flüchtig, ich mag einzelne Theile oder ganze Aus sichten zeichnen. Je bedeutender ein Theil meines Gegenstands ist, desto mehr führe ich ihn sogleich aus. Viele begnügen sich der Natur in flüchtigen Entwürfen einen Haupt-Gedanken abzunehmen, und füh ren ihn hernach aus. Aber wie? In ihrer einmal angenommenen Manier: das Wahre und Eigenthümliche der Gegenstände geht darbey verlohren. Und das wird uns weder durch Zauberey von Farbe, noch grosse Würkung von Schatten und Licht

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ersezt: man ist bezaubert, aber nicht lange; das forschende Auge sucht Wahrheit und Natur, und findet sie nicht.

Aber wann ich izt einen Gegenstand, den ich aus der Natur genommen hatte, ergänzen wollte; wann ich das beyfügen wollte, was ein mahlerisches Ganzes aus. machen soll: dann war ich furchtsam, und verfiel oft auf erkünstelte Umstände, die mit der Einfalt und der Wahrheit dessen, was ich aus der Natur genommen hatte, nicht harmonierten. Meine Landschaften hatten nicht das Grosse, das Edle, die Harmonie, noch zu zerstreutes Licht, keine rührende Haupt-Würkung. Also musste ich erst izt auf ein besseres Ganzes denken.

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Aus allen suchte ich diejenigen Künstler aus, die in Absicht auf Ideen, und Wahl, und Anordnung ihrer Gegenstände, mir vorzüglich schienen. Ich fand in den Landschaften des von Everdingen das einfältige Ländliche, in Gegenden, wo doch die grösste Manichfaltigkeit herrschet: reissende Ströme und zerfallene Felsen-Stüke, dicht mit Gesträuch verwachsen, wo vergnügte Armuth in der einfältigsten Bau-Art hingebaut hat. Kühnheit und Geschmak, und

etwas Originales herrschen bey ihm überall; doch muss man bey diesem schon zum voraus die Felsen nach einem bessern Geschmak zu formen wissen. Das grösste Exempel, wie man nachahmen soll, giebt Dietrich: Seine Stüke in diesem Geschmake sind so, dafs man glauben sollte, Everdingen habe es gemacht, und sich selbst übertroffen. Swanefelds edle Gedanken, welche mit so grosser Würkung ausgeführt sind, und die auf seine grossen Massen von Schatten einfallende Reflex-Lichter; Salv. Rosa kühne Wildheit; des Rubens Kühnheit in Wählung seiner Gegenstände diese und mehrere studierte ich in flüchtigen Entwürfen, nun im Ganzen, da es mir izt meist darum zu thun war, der Einbildungs-Kraft ihren wahren Schwung zu geben. Endlich fieng ich an, mich bloss und allein an die beyden Poussin und den Claude Lorrain zu halten. In diesen fand ich vorzüglich die wahre Grösse: da ist nicht blofs Nachahmung der Natur, wie man sie leicht findet; es ist die Wahl des Schönsten. Ein poetisches Genie vereint bey den beyden Poussin alles, was grofs und edel ist; sie versezen uns in jene Zei

ten, für die uns die Geschichte und die Dichter mit Ehr-Furcht erfüllen, und in Länder, wo die Natur nicht wild, aber grofs in ihrer Manichfaltigkeit ist, und wo unter dem glüklichen Clima jedes Gewächse seine gesundeste Vollkommenheit erreicht. Ihre Gebäude sind nach der schönen Einfalt der alten Bau-Kunst aufgeführt, und ihre Bewohner von edelm Ansehen und Betragen, so wie sich unsere Einbildungs-Kraft Griechen und Römer denkt, wenn sie von ihren grossen Handlungen begeistert ist, und sich in ihre glüklichsten Zeiten versezt. Anmuth und Zufriedenheit herrschen überall in den Gegenden, die uns Lorrain mahlt sie erweken in uns eben die Begeisterung, eben die ruhigen Empfindungen, welche die Betrachtung der schönen Natur selbst erwekt; sie sind reich ohne Wildheit und Gewimmel, manichfaltig, und doch herrschet überall Sanftheit und Ruhe. Seine Land. schaften sind Aussichten in ein glükliches Land, das seinen Bewohnern Überflufs liefert ein reiner Himmels-Strich, unter dem alles mit gesunder Üppigkeit aufblühet.

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