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ALCIMNA. Wenn ich's aber nicht hören

will.

MILON. So sing' ich's doch.

ALCIMNA. So halt' ich die Hände vor die Ohren.

MILON. Du magst können, was du willst, Evander, so kannst du mich doch im Flöten nicht übertreffen; ich hab' eine hier, diese da; ich habe sie erst vorgestern geschnitten; die tönt fürtrefflich; ich habe schon zwey Ziegen damit im Wetten gewonnen, und ich will dich gewifs übertreffen; da höre!--.

EVANDER. Ich glaub' es, so lang ich's nicht höre.

MILON. O! ich wette die beste Ziege. ALCIMNA. Und ich die ganze Heerde, dafs du der beschwerlichste Mensch bist im ganzen Lande; wirst du denn ewig schwazen? Du bist wie ein Ast voll Dörne, der sich dem Vorübergehenden anhängt; du schleppest dich immer mit.

MILON. Ich glaube bald, ihr wollt allein seyn.

EVANDER. Du hast's langsam errathen. MILON. So geh' ich. (Er geht ab, und kommt wieder.) Nun, ich habe noch was

rechtes vergessen; ich muss euch was erzehlen: Gestern, die Sonne war schon im Meer, da gieng ich am Ufer, und --ALCIMNA. Ist's noch nicht zu Ende ? MILON. Zu End', eh' ich angefangen ha be? Nun da ich am Gestade war, da sah ich Asphalion, den Fischer; er hieng eben sein Neze auf; der sprach, er habe vor Sonnen-Untergang fünf grosse Schiffe auf dem hohen Meer gesehen, und er glaube, sie werden an unserm Ufer landen, wenn's nur nicht

ALCIMNA. Aber. -- sie mögen immer an unserm Ufer landen. Du vergissest ja immer zu gehen.

MILON. So seyd denn allein. (Er geht.)

VIERTER AUFTRITT.

EVANDER, ALCIMNA.

ALCIMNA.

Ist er auch gewifs weg, der Schwazhafte? (Sie sieht sich um.) Ja; und sollt' er auch hinter jenem Gebüsche noch horchen, was hindert's mich, mein Geliebter! dir's

zu sagen,

dafs nach deiner Gegenwart mich mehr verlangt hat, als die Zeisig zu ihren Jungen zurükverlangt, wenn ein muthwilliger Knab auf dem Felde sie fieng; er mag ihr liebkosen, wie er will, so sizt sie traurig da, und lauert, wie sie entwischen könne; sie flieht mit nicht begierigerer Eile ihren Jungen zu, als ich dir zuflog, da Milon mich auffieng, und ich ihm entwischte.

EVANDER. O meine Geliebte! wie bin ich beglükt, dafs du so mich liebst! Als ich hieher gieng, an jenem Rosen-Zaun vorbey, siehe, da fand ich diese Rosen, so neben einander gewachsen, und Brust an Brust zugleich aufgeblühet. Vereint streuen sie die süssen Gerüche umher, vereint werden sie verwelken. Pflanze, meine Ge liebte! pflanze diefs Bild unsrer Liebe vor deinen Busen.

ALCIMNA. Ja, ich pflanze sie vor meinen Busen; sieh! wie schön sie stehen. So blüheten wir neben einander auf.

EVANDER. So vereint wollen wir unsre Stunden leben; sie werden lieblich seyn wie Rosen-Gerüche.

ALCIMNA. So werden wir neben einan

der verblühen. Aber sage mir, hast du mich lang erwartet?

EVANDER. Nein; aber mir ist, wenn ich dich nicht sehe, jede Minute viel zu lang.

ALCIMNA. Ich war recht erschroken, als ich, da ich dort bey jenen Buchen vorüber hüpfte, den Milon fand; er war mir so werth, wie die Hummeln den Bienen sind. Er stand da mitten im Weg. Jedes Mäd. chen, sprach er, das diese Strasse gehen will, mufs mir hier einen Kufs geben. So lass mich doch gehen, sprach ich unwillig; aber er hätte mich bis izt nicht gehen lassen. Sieh, sprach ich da, wem gehört wol jene weisse Kuh, die dort im Sumpf watet? die hat sich gewifs verirret; und da er hinsah, da hüpft' ich_hinter ihm weg, und ich war schon weit, noch eh' er den Betrug gemerkt hat; und da lief der beschwerliche Mensch mir nach. Aber du stehest so tiefsinnig da.

EVANDER. Ich?

ALCIMNA. Ja du: du staunest, als hättest du was zu sagen, das du nicht gerne sagen willst. Mache mich nicht unruhig. EVANDER. Ich-Ich weifs nicht, ob ich's sagen soll.

ALCIMNA. Ich werde unruhiger seyn, wenn ich's nicht weifs.

EVANDER. Mich machen die Zögerungen, die mein Vater immer den sehnlichsten Wünschen unsrer Liebe giebt, unruhig. Es scheint, als wich er es aus, mich allein zu sehen, und wenn er mir nicht entwischen kann, und ich ihm von unsrer Liebe rede, dann scheint er bestürzt, und antwortet mit abgebrochenen Reden. ALCIMNA. Mir ist bange; meine Mutter macht's eben so.

EVANDER. Heute hat er von den Erstlingen der fünf Bäume, die er gepflanzt hat, da ich den ersten Frühling erlebte, den Göttern geopfert; ich kam von ungefehr dahin, wo er opferte, und, um seine Andacht nicht zu stören, blieb ich im Gebüsche stehen, und da hört' ich ihn so zu den Göttern beten: Ihr gutthätigen Götter! höret mein Gebet, und nehmet diefs mein Opfer gnädig an. Seyd gnädig meinem Sohn, und lasst die wunderbaren Schiksale, die auf ihn warten, glüklich seyn! Er betete noch mehr, aber ein Wind machte die Blätter des Gebüsches rauschen, und da verstand ich nichts mehr.

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