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MYLON.

DER

ER junge Mylon fieng im Tannen-Hain schlau einen Vogel, der von Federn schön, doch schöner noch war sein Gesang ; er macht in hohlen Händen ihm ein luftig Nest, und bringt voll Freud' ihn dahin, wo sein Vieh im Schatten lag, und da legt er den hohlen Stroh-Hut auf den Boden hin, thut den Gefangenen drunter, und eilt schnell zu nahen Weyden, suchet sich die schlanksten Äste; denn er will ein schönes Keficht bauen. Wenn ich izt, so sprach der Hirt, das schöne Keficht habe, dann trag' ich, Vogel! dich zu Chloen hin. Für diess Geschenk begehr' ich dann von ihr, ach! einen süssen Kufs; sie ist nicht wunderlich, den giebt sie wol; und giebt sie den, dann raub' ich schlau zween, drey, wol viere noch dazu. O wär' der Bauer nur schon izt gebaut! So sprach er, und da lief er schnell, die Weyden-Schosse unter sei

nem Arm', zu seinem Stroh-Hut' hin. Allein wie stand er traurig da! Der Hut lag umgekehrt durch einen bösen Wind, und mit dem Vogel waren seine Küsse weg.

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EIN

Nets, für mich kein froher Tag! so rief der Faun, als er beym Morgen-Roth aus seinem Felsen taumelte. Seit mir die schönste Nymph' entfloh, hass' ich den Schein der Sonne. Bis ich sie wieder finde, soll kein Epheu-Kranz um meine Hörner sich winden, soll keine Blume rings um meine Höle stehn; mein Fufs soll sie, noch ehe sie blühen, zertreten; und meine Flöte soll und diesen Krug soll er zertreten. Sein Fuls zertrat, da kam ein andrer Faun; er hub den schweren Schlauch von seiner Schulter. Du rasest, du, rief er, und lachte; heut, an dem frohen Tag', Lyäens Fest'! Schnell wind' einen Epheu-Kranz um deine Hörner, und komm zum Fest', dem besten Tag' im Jahr'!

Nein, für mich kein froherTag, so sprach der Faun, ich schwöre! Bis ich sie finde, soll kein Epheu-Kranz um meine Hörner sich winden. O schwarze Stunde, da mir die Nymph' entfloh'; sie floh bis an den Fluss,

der ihren Lauf izt hemmte ; unentschlossen. stubnd sie da; ich bebte schon vor Freude; schon glaubt' ich, das sträubende Mädchen mit starken Armen zu umfassen, als die Tritonen, o die verfluchten Räuber! sich aus demFlufs' erhoben, und die Nymph' um ihre Hüften falsten, und dann, in die Hörner blasend, schnell mit ihr an das andre Ufer schwammen. Ich schwöre bey'm Styx! Bis ich sie wieder finde, soll kein Kranz von Epheu um meine Hörner sich winden.

Und eine spröde Nymphe macht dir, so sagt der andre Faun, o ich mufs lachen! und eine spröde Nymphe macht dir so trübe Tage! Mir, Faun! mir soll die Liebe nicht eine trübe Stunde machen, nein, keine trübeStunde! Versagt mir diese denKufs, dann hüpf' ich zu der andern hin; ich schwör' es dir, Faun! meine Lippen sollen keine Nymphe mehr küssen, wenn mich eine nur eine Stunde in ihren Armen behält, heut an dem frohen Fest'; ich will sie alle lieben, alle will ich küssen. Kränke dich nicht, Faun; du bist noch jung und schön ; schön ist dein braunes Gesicht, und wild dein grosses schwarzes Aug', und dein Haar kräust sich schön um die krummen Hörner her;

sie stehen aus den Loken empor, wie zwo Eichen aus dem wildesten Busch'. Lafs dich kränzen, Faun! hier ist das schönsteSchofs, lafs dich kränzen! Ich höre schon fernher ein wildes Geräusche von Thyrsus-Stäben und Klapper-Schaalen und Flöten ! Büke dich her, das Geschrey kommt schon nahe ; schon kommen sie hinter dem Hügel hervor; lafs dich kränzen! Wie stolz die Tiger den Wagen ziehn! O Lyäus! sieh die Faunen, die Nymphen, wie sie hüpfen! welch frohes Getöse! O Evan Evoe!-- du bist bekränzt; schnell hebe den Schlauch mir auf die Schulter; o Evan Evoe!

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