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spottet nicht des ungeduldigen Wartens des zärtlichsten Mädchens! Wo bist du izt, Geliebter? Beflügelt Ungeduld nicht deine Füsse ? Wandelst du izt im Hain' dem Ufer zu? O dafs kein Dorn dié eilenden Füsse verleze, und keine schleichende Schlange Luna deine Fersen! Du keusche Göttin, oder Diana! mit dem nie fehlenden Bogen, streue von deinem sanften Glanz' auf seinen Weg hin! O! wenn du aus dem Nachen steigest, wie will ich dich umarmen! Aber izt, gewifs izt, izt triegt ihr mich doch nicht, ihr Wellen! O! schlaget sanft den Nachen! traget ihn sorgfältig auf euerm Rüken! Ach ihrNymphen! wenn ihr je geliebet habet, wenn ihr je wisst, was zärtliche Erwartung ist --- ich seh' Du antwortest ihn, sey mir gegrüfst! nicht? Götter!--- Izt sank Chloe ohnmächtig am Ufer hin.

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Klaget mir nach, ihr Felsen-Klüfte ! traurig töne mein Lied zurük, durch den Hain und vom Ufer!

Ein umgestürzterNache schwamm daher; der Mond beschien die klägliche Geschichte. Am Ufer lag Chloe ohnmächtig, und eine schauernde Stille herrschete umher; aber sie

erwachete wieder; ein schrekliches Erwachen! Sie sass am Ufer, bebend und Sprachlos, und der Mond verbarg sich hinter den Wolken; ihre Brust bebte von Schluchzen und Seufzen; izt schrie sie laut, und die Echo wiederholte der trauernden Gegend ihr Geschrey, und ein banges Winseln rauschte durch den Hain und durch die Gebüsche; sie schlug die ringenden Hände auf die Brust, und riss die Loken vom Haupt': Ach Daphnis! Daphnis! o ihr Treu-losen Wellen! ihr Nymphen! ach! ich Elende, ich zaudre, ich, säume, den Tod in den Wellen zu suchen, die mir die Freude meines Lebens geraubt haben! So rief sie, und sprang vom Ufer in den Flufs.

Klaget mir nach, ihr Felsen-Klüfte! traurig töne mein Lied zurük, durch den Hain und vom Ufer!

Aber die Nymphen hatten den Wellen befohlen, sorgfältig sie auf den Rüken zu tragen. Grausame Nymphen! rief sie, ach! zögert nicht meinen Tod! ach! verschlinget mich, Wellen! Aber die Wellen verschlangen sie nicht, sie trugen sie sanft auf dem Rüken, zum Ufer eines kleinen Eylandes. Daphnis hatte mit Schwimmen sich an's Ey

land gerettet. Wie zärtlich sie ihm in die Arme sank, und ihr Entzüken, o das kann ich nicht singen! zärtlicher als wenn die Nachtigal ihrem Gefängnifs entfliegt; ihr Gatte hatte Nächte durch im Wipfel kläglich geseufzet; sie fliegt izt entzükt dem schauernden Gatten zu, sie seufzen und schnäbeln und umschlagen sich mit ihren Flügeln; aber izt tönt ihr Entzüken in Freuden-Lieder die stille Nacht durch.

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Klaget izt nicht mehr, ihr Felsen-Klüfte! Freude töne izt vom Hain' zurük und vom Ufer! Und du gieb mir die Lampe; denn ich habe dir die Geschichte des Daphnis und der Chloe gesungen.

1.

CHLO E.

IHR freundlichen Nymphen! die ihr in

diesem stillen Felsen wohnet, ihr habt dichtes Gesträuch vor die kühle Öfnung hingepflanzt, dafs stille Ruhe und sanfter Schatten euch erquike; die ihr diese klare Quelle aus euern Urnen giesset, wenn ihr nicht izt im dichten Hain' mit den WaldGöttern euch freut, oder auf dem nahen Hügel, oder wenn ihr auf euern Urnen schlummert, o dann störe meine Stimme nicht eure Ruhe! Aber höret meine Klagen, freundliche Nymphen! wenn ihr wachet: Ich liebe - ach!-- ich liebe den Lycas mit dem gelben Haar'! Habt ihr den jungen Hirten nicht gesehn, wenn er seine gefleketen Kühe und die hüpfenden Kälber hier vorübertreibt, und hinter ihnen hergehend auf seiner Flöte dem Wiederhall' ruft? Habt ihr seine blauen Augen, sein sanftes Lächeln nicht gesehn? Oder habt ihr seinen Gesang gehört, wenn er vom frohen Frühling' singt, oder von

der frohen Ernde, oder vom bunten Herbst', oder von der Pflege der Heerde? Ach! ich liebe den schönsten Hirten; und er weifs es nicht, dafs ich ihn liebe. O wie lang warest du, herber unfreundlicher Winter! der du von den Fluren uns scheuchest! wie lang ist's, seit ich im Herbst' ihn das lezte mal sah! Ach! da lag er schlummernd im Busch'; wie schön lag er da! wie spielten die Winde mit seinen Loken! und der Sonnen-Schein streute schwebende Schatten der Blätter auf ihn hin. O ich seh' ihn noch; sie hüpften auf seinem schönen Gesicht' umher, die Schatten der Blätter, und er lächelte wie im frohesten Traum'. Schnell sammelt' ich da Blumen, und wand sanft einen Kranz um des Schlafenden Haar und um seine Flöte, und da trat ich zurük. Ich will izt warten, sprach ich, bis er aufwachet; wie wird er lächeln, wie wird er sich wundern, wenn er sein Haupt umkränzt sieht und seine Flöte! Hier will ich's erwarten ; er mufs mich wol sehen, wenn ich hier stehe; und wenn er mich nicht siehtdann will ich laut lachen. So sprach ich, und stuhnd im nahen Busch', als meine

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