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wann ich zurük denke, von izt bis zur Stunde meiner Geburt, eine weite liebliche Aussicht, die sich am Ende mir unübersehbar in reiner Luft verliert, o wie wallet dann mein Herz auf! Ist das Entzüken, das meine Zunge nicht stammeln kann; sind meine Freuden-Thränen, ihr Götter, nicht ein zu schwacher Dank? Ach! fliesset, ihr Thränen! fliesset die Wangen herunter! Wenn ich zurük sehe, dann ist's, als hätt' ich nur einen langen Frühling gelebt, und meine trüben Stunden waren kurze Gewitter: sie erfrischen die Felder, und beleben die Pflanzen. Nie haben schädliche Seuchen unsre Heerde gemindert; nie hat ein Unfall unsre Bäume verderbt, und bey dieser Hütte hat nie ein langwierig Unglük geruhet, Entzükt sah ich in die Zukunft hinaus, wenn meine Kinder lächelnd auf meinem Arm' spielten, oder wenn meine Hand des plappernden Kindes wankenden Fufs-Tritt leitete. Mit Freuden-Thränen sah ich in die Zukunft hinaus, wenn ich diese jungen Sprossen aufkeimen sah; ich will sie vor Unfall schüzen, ich will ihres Wachsthums warten, sprach ich, die Götter wer

den die Bemühung segnen; sie werden empor wachsen und herrliche Früchte tragen, und Bäume werden, die mein schwaches Alter in erquikenden Schatten nehmen. So sprach ich, und drükte sie an meine Brust, und izt sind sie voll Segen empor gewachsen, und nehmen mein graues Alter in erquikenden Schatten. So wuchsen die Äpfel-Bäume und die Birnen-Bäume, und die hohen Nufs-Bäume, die ich als Jüngling um die Hütte her gepflanzet habe, hoch empor; sie tragen die alten Äste weit umher, und nehmen die kleine Wohnung in erquikenden Schatten. Diels, diess war mein heftigster Gram, o Mirta! da du an meiner bebenden Brust in meinen Armen starbest. Zwölf mal hat izt schon der Frühling dein Grab mit Blumen geschmükt; aber der Tag nahet, ein froher Tag! da meine Gebeine zu den deinen werden hingelegt werden; vielleicht führt ihn die kommende Nacht herbey! O! ich seh' es mit Lust, wie mein grauer Bart Schnee-weifs über meine Brust herunter wallet. Ja, spiele mit dem weissen Haar' auf meiner Brust, du kleiner Zephir! der du mich umhüpfest; es ist es so werth,

als das goldene Haar des frohen Jünglings, und die braunen Loken am Naken des aufblühenden Mädchens. O dieser Tag soll mir ein Tag der Freude seyn! Ich will meine Kinder um mich her sammeln, bis auf den kleinen stammelnden Enkel, und will den Göttern opfern; hier vor meiner Hütte sey der Altar; ich will mein kahles Haupt umkränzen, und mein schwacher Arm soll die Leyer nehmen, und dann wollen wir, ich und meine Kinder, um den Altar her Lob-Lieder singen; dann will ich Blumen über meine Tafel streuen, und unter frohen Gesprächen das OpferFleisch essen.

So sprach Palemon, und hub sich zitternd an seinem Stab' auf, und rief die Kinder zusammen, und hielt den Göttern ein fro hes Fest.

MIRTIL UND THYRSIS.

MIRTIL hatte sich in einer kühlen nächt

lichen Stunde auf einen weit umsehenden Hügel begeben; gesammelte dürre Reiser brannten vor ihm in hellen Flammen, indefs dafs er einsam in's Gras gestreket mit irrenden Bliken den Himmel, mit Sternen, besäet, und die vomMond' beleuchtete Gegend durchlief. Aber schüchtern sah er sich izt um ; denn es rauschte etwas im Dunkeln daher. Es war Thyrsis. Sey mir willkommen! sprach er, seze dich zum wärmenden Feuer; wie kömmst du hieher, izt da die ganze Gegend schlummert?

THYRSIS.

Sey mir gegrüfst! hätt' ich dich zu finden geglaubt, ich hätte nicht so lange gezaudert, den lodernden Flammen zu folgen, die im Dunkeln so schön in's Thal glänzen. Aber höre, Mirtil! izt, da des Mondes düstrer Schimmer und die einsame Nacht zu ernsten Gesängen uns loket, höre, Mirtil! ich schenke dir eine schöne Lampe, die

mein künstlicher Vater aus Erde gebildet hat; eine Schlange mit Flügeln und Füssen, die den Mund weit aufsperrt, aus dem das kleine Licht brennt; den Schweif ringelt sie empor, bequem zur Handhabe. Diess schenk' ich dir, wenn du mir die Geschichte des Daphnis und der Chloe singest.

MIRTIL.

Ich will dir die Geschichte des Daphnis und der Chloe singen, izt da die Nacht zu ernsten Gesängen lokt. Hier sind dürre Reiser; sieh du indefs, dafs das wärmende Feuer nicht erlöschet.

Klaget mir nach, ihr Felsen-Klüfte ! traurig töne mein Lied zurük, durch den Hain und vom Ufer!

Sanft glänzte der Mond, als Chloe am einsamen Ufer stuhnd, sehnlich wartend; denn ein Nachen sollte den Daphnis über den Flufs bringen. Lange säumt mein Geliebter,so sprach sie; die Nachtigal schwieg und horchte die zärtlichen Accente. Lange säumt er; doch --- horche --- ich höre ein Plätschern, wie Wellen, die wider einen Nachen schlagen. Kömmst du? Ja! doch nein!--- Wollt ihr mich noch oft betriegen, ihr plätschernden Wellen? O!

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