Billeder på siden
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che Kinder! so sprach Alexis und seufzt', ach! izt fühl ich's, dass die Lieb ein Glük ist; euer Gesang und eure Blike und euer Entzüken haben's mir gesagt.

LYCAS,

ODER

DIE ERFINDUNG DER GÄRTEN.

Izr schliesst uns der stürmende Winter in's Zimmer, und Wirbel-Winde durchwühlen den silbernen Regen der Floken. Izt soll mir die Einbildungs-Kraft den Schaz von Bildern öfnen, die sie in dem blumichten Lenzen und in dem schwülen Sommer und in dem bunten Herbst' sich gesammelt; aus ihnen will ich izt die schönsten wählen, und für dich, schöne Daphne! in Gedichte sie ordnen. So wählt ein Hirt seinem Mädchen zum Kranze nur die schönsten Blumen. O dass es dir gefalle, wenn meine Muse dir singt, wie in der Jugend der Tage ein Hirt der Gärten Kunst

erfand!

Das ist der Ort, sprach Lycas, der schöne Hirt, hier unter diesem Ulm-Baum' ist's, wo gestern, als die Sonne wich, die

schöne Chloe mir die ersten Küsse gab; hier standst du und seufztest, als meine zitternden Arme dich umschlangen, als meine stokende Stimme meine Liebe dir sagte, und mein pochendes Herz und meine Thränen im Auge. O da, Chloe! da entsank dein Hirten-Stab der zitternden Hand, da sankst du an meine bebende Brust. Lycas! so stammeltest du, o Lycas! ich liebe dich! Ihr stillen Büsche, ihr einsamen Quellen seyd Zeugen,'euch hab' ich meine Liebe geklagt; und ihr, ihr Blumen, ihr tranket meine Thränen wie Thau!

O Chloe! wie bin ich entzükt! welch unaussprechliches Glük ist die Liebe! hier dieser Ort sey der Liebe geheiligt! Ich will um die Ulme her Rosen-Stauden pflanzen, und die schlanke Wald-Winde soll sich an ihrem Stamm' hoch hinaufschlingen, mit den weissen Purpur-gestreiften Blumen geschmükt; ich will hieher den ganzen Frühling sammeln; die schöne Saat Rose will ich hier bey der Lilie pflanzen. Ich will auf die Wiesen und auf die Hügel gehen, und will ihnen die blumichten Pflanzen rauben; die Viole und die Nelke, und

die blaue Gloken-Blume, und die braune Scabiose, alles, alles will ich sammeln; dann soll es seyn wie ein Hain voll süsser Gerüche, und dann will ich um den Blumen-Hain her die nahe Quelle leiten, dafs er zur kleinen Insel wird; und rings umher will ich einen Zaun von Dorn-Büschen und von wilden Rosen pflanzen, dass die Ziegen und die Schafe die Blumen nicht verwüsten. O dann kommet, ihr, die ihr der Liebe lebt, seufzende Turtel-Tauben! kommt dann, im Wipfel der Ulme zu klagen; und ihr, ihr Sperlinge! verfolgt euch durch's Rosen-Gebüsch, und singt von wiegenden Ästen; und ihr, ihr bunten Schmetterlinge! haschet euch im Blumen-Hain', und paart euch auf wankenden Lilien.

Dann sagt der Hirt, der vorübergeht, wenn ihm die Zephire die Gerüche weit her entgegen tragen: Welcher Gottheit ist dieser Ort heilig? Gehört er der Venus, oder hat ihn Diana so schön geschmükt, um müde von der Jagd hier zu schlummern?

PALEMON.

W1 IE lieblich glänzet das Morgen-Roth durch die Hasel-Staude und die wilden Rosen am Fenster! Wie froh singet die Schwalbe auf dem Balken unter meinem Dach', und die kleine Lerche in der hohen Luft! Alles ist munter, und jede Pflanze hat sich im Thau' verjüngt; auch ich, auch ich scheine verjünget; mein Stab soll mich Greisen vor die Schwelle meiner Hütte führen, da will ich mich der kommenden Sonne gegenüber sezen, und über die grünen Wiesen hinsehn. O wie schön ist alles um mich her! Alles, was ich höre, sind Stimmen der Freude und des Danks. Die Vögel in der Luft und der Hirt auf dem Felde singen ihr Entzüken; auch die Heerden brüllen ihre Freude von den Grasreichen Hügeln und aus dem durchwässerten Thal. O wie lang, wie lang, ihr Götter! soll ich noch eurer Gütigkeit Zeuge seyn? Neunzig male hab' ich izt den Wechsel der Jahrs-Zeiten gesehn, und

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