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Auch war der schöne Bacchus gegraben. Er sass in einer Laube von Reben, und eine Nymphe lag ihm zur Seite. Ihr linker Arm umschlang seine Hüften; den rechten hielt sie empor, und zog den Becher zurük, nach dem seine lächelnden Lippen sich sehnten. Schmachtend sah sie ihn an, und schien ihn um Küsse zu flehen, und vor ihm spielten seine geflekten Tiger; schmeichelnd assen sie Trauben aus der Liebes-Götter kleinen Händen.

Aber er ist zerbrochen, er ist zerbrochen, der schönste Krug! Da ligen die Scherben umher. O klag' es, Echo, dem Hain'! klag' es dem Faun' in den Hölen! Er ist zerbrochen! Da ligen die Scherben umber.

So sang der Faun; und die jungen Hirten banden ihn los, und besahen bewundernd die Scherben im Gras.

DAPHNIS, CHLOE.

DAS Abend-Roth kam, als Chloe mit ihrem Daphnis zu dem rieselnden Bach' in das einsame Weyden-Gebüsche kamen; Hand in Hand gedrükt kamen sie in's Gebüsche; aber schon safs Alexis am rieselnden Bach', ein schöner Jüngling ; aber noch nie war die Liebe in seinem Busen erwachet. Sey mir gegrüfst, du Liebe-leerer Jüngling! sprach Daphnis; vielleicht zwar hat izt ein Mädchen dein Herz enthärtet, da du so einsame Schatten suchest; denn die Liebenden suchen gerne einsame Schatten. Ich komme mit meiner Chloe her; wir wollen im stillen Busch' das Glük unserer Liebe singen. So sprach er, und drükte des Mädchens Hand an seine Brust. Willst du zuhören, Alexis ?

ALEXIS.

Nein, kein Mädchen hat mein Herz enthärtet. Ich kam hieher zu sehn, wie schön der Abend die Berge röthet; aber gerne will ich euern Gesang hören ; es ist lieblich

bey'm Abend-Roth' einen schönen Gesang zu hören.

DAPHNIS.

Komm, Chloe! hier lafs uns neben ihm in's Gras uns sezen; wir wollen ein Lied singen, meine Flöte soll deinen Gesang begleiten, Chloe! Und du Alexis! du bist ein guter Flöten-Spieler, begleite du den meinen.

Ich will ihn begleiten, sprach Alexis; und izt sezten sie sich in's Gras am Bach', und Daphnis hub an.

DAPHNIS.

Du stilles Thal, und ihr, belaubte Hügel! kein Hirt ist so glüklich, wie ich ; denn Chloe liebet mich; lieblich ist sie wie der frühe Morgen, wenn die Sonne sanft vom Berge heraufsteigt; dann, dann freut sich jede Blume, und die Vögel singen ihr entgegen, und hüpfen froh auf schlanken Ästen, dass der Thau vom Laube fällt.

CHLOE.

Froh ist die kleine Schwalbe, wenn sie vom Winter-Schlaf' im Sumpf' erwachet, und den schönen Frühling sieht; sie hüpft" dann auf den Weyden-Baum, und singt ihr Entzüken den Hügeln und dem Thal', und

ruft: Gespielen! wachet auf, der Frühling ist izt da'! Doch viel entzükter bin ich noch ; denn Daphnis liebet mich, und ich ruf' euch Gespielen zu viel süsser ist's als der kommende Frühling, wenn uns ein tugendhafter Jüngling liebt!

DAPHNIS.

Schön ist es, wenn auf fernen Hügeln die Heerden in dunkeln Büschen irren, doch schöner ist's, o Chloe! wenn ein frischer Blumen-Kranz dein dunkles Haar durchirret; schön ist des heitern Himmels Blau, doch schöner ist dein blaues Auge, wenn es mir lächelnd winkt. Ja, liebe Chloe! mehr lieb' ich dich als schnelle Fische den klaren Teich, mehr als die Lerche die Morgen-Luft.

CHLOE.

Da als ich im stillen Teich' mich besah, ach, seufzt' ich, könnt' ich dem Daphnis gefallen, dem besten Hirten. Indefs standst du ungesehn mir am Rüken, warfest Blumen über mein Haupt hin, dass mein Bild in hüpfenden Kreisen verschwand. Erschroken sah ich zurük, und sah dich, und seufzte, und da drüktest du mich an deine Brust. Ach! riefst du, die Götter sind Zeugen, ich

liebe dich! Ach! sprach ich, ich liebe dich mehr als die Bienen die Blüthen, mehr als die Blumen den Morgen-Thau.

DAPHNIS.

O Chloe! wenn du mit thränendem Auge, wenn du mit umschlingendem Arme mir sagst: Daphnis! ich liebe dich! ach dann seh' ich, durch den Schatten der Bäume hinauf, in den glänzenden Himmel. Ihr Götter! seufz' ich dann, ach! wie kann ich mein Glük euch danken, dass ihr Chloen mir schenkt? Und dann sink' ich an ihre Brust hin und weine, und dann küfst sie die Thränen mir vom Auge.

CHLOE.

Und dann küfs' ich die Thränen dir vom Auge; aber häufigere Thränen fliessen dann mir vom Auge, und mischen sich zu deinen Thränen. Daphnis! seufz' ich dann. Ach Chloe! seufzest du, und die Echo seufzet uns nach. Die Heerd' erquikt das junge Frühlings-Gras. Der kühle Schatten erquikt bey schwühler Mittags-Hize. Mich, Daphnis! mich erquiket nichts so sehr, als wenn dein holder Mund mir sagt, dafs du mich liebst.

So sangen Daphnis und Chloe. Glükli

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