Billeder på siden
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zurük. Aber ach! ich werde sie nicht wieder besiegen, seit ich sie bey'm blühenden Schlehen-Busch' sah und ihren Gesang hörte; muthwillige Zephirs schwärmten im Busch', und rissen die weissen Blüthen weg, und streuten sie auf das Mädchen hin, ahmeten den besiegten Winter mit seinen Floken nach.

MILON.

Dort wo der schwarze Tannen-Wald steht, dort rieselt ein Bach aus Stauden hervor, dorthin treibt Chloe oft ihre Heerde. Jüngst hab' ich, als das Morgen-Roth kam, den ganzen Ort mit Kränzen geschmükt; flatternd hiengen sie von einer Staude zur andern, und wanden sich um ihre Stämme, da war es wie ein Heiligthum des Frühlings oder der freundlichen Venus. Ich will izt noch unsere Namen in diese Fichte schneiden, sprach ich, und dann will ich mich în jenem Busche verbergen, und ihr Lächeln sehn, und ihre Worte behorchen. So sprach ich, und schnitt in die Rinde, als plözlich ein Kranz um meine Schläfe sich wand; schnell sanft erschroken sah ich zurük, und Chloe stuhnd lächelnd da. Ich habe dich behorcht, sprach sie, und drükte den zärtlich. sten Kufs auf meine Lippen.

LYCAS.

Dort an dem Hügel steht meine beschattete Hütte, dort an der blumichten Quelle stehn meine Bienen-Körbe in zween Reihen; wirthschaftlich wohnen sie da im kühlen Schatten der Öl-Bäume. Noch kein junger Flug hat sich zu weit von meinem Anger entfernt; sie sumsen fröhlich umher im blumichten Anger, und sammeln mir Honig und Wachs im Überfluss'. Sieh, wie meine Kühe mit vollem Euter gehn, und wie die jungen Kälber muthwillig sie umhüpfen, und wie meine Ziegen und meine Schafe so Zahl-reich die Stauden entblättern, und das Gras mähen. Diefs, o Amarillis! diefs alles gaben mir die Götter, und sie lieben mich, weil ich tugendhaft bin; willst du, o ! willst du mich nicht auch lieben wie die Götter, weil ich tugendhaft bin?

So sangen die Hirten, und Menalkas sprach: Wem soll ich den Preis zutheilen, ihr schönen Sänger? Eure Lieder sind süfs wie Honig, lieblich fliessen sie wie dieser Bach, so ermuntert der Kufs von Rosenfarbigten Lippen. Nimm du, Lycas! das schwarz geflekte Rind, und gieb dem Milon die Ziege mit ihrem Jungen.

AMYNTAS..

Bey frühem Morgen kam der arme Amyn

EY

tas aus dem dichten Hain', das Beil in seiner Rechten. Er hatte sich Stäbe geschnitten zu einem Zaun', und trug ihre Last gekrümmt auf der Schulter. Da sah er einen jungen Eich-Baum neben einem hinrauschenden Bach', und der Bach hatte wild seine Wurzeln von der Erd' entblösset, und der Baum stuhnd da, traurig, und drohte zu sinken. Schade! sprach er, solltest du Baum in diefs wilde Wasser stürzen; nein, dein Wipfel soll nicht zum Spiel' seiner Wellen hingeworfen seyn. Izt nahm er die schweren Stäbe von der Schulter. Ich kann

mir andere Stäbe holen, sprach er, und hub an einen starken Damm vor den Baum hinzubauen, und grub frische Erde. Izt war der Damm gebaut, und die entblössten Wurzeln mit frischer Erde bedekt ; und izt nahm er sein Beil auf die Schulter, und lächelte noch einmal, zufrieden mit seiner Arbeit, in den Schatten des geretteten Baumes hin,

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und wollte in den Hain zurük, um andre Stäbe zu holen; aber die Dryas* rief ihm mit lieblicher Stimme aus der Eiche zu: Sollt' ich unbelohnet dich weglassen? Gü tiger Hirt! sage mir's, was wünschest du zurBelohnung? Ich weiss, dass du arm bist, und nur fünf Schafe zur Weide führest. ,,O! wenn du mir zu bitten vergönnest, Nymphe! so sprach der arme Hirt; mein Nachbar Palemon ist seit der Ernde schon krank, lass ihn gesund werden!

So bat der Redliche, und Palemon ward gesund; aber Amyntas sah den mächtigen Segen in seiner Heerde und bey seinen Räumen und Früchten, und ward ein reicher. Hirt; denn die Götter lassen die Redlichen nicht ungesegnet.

* Die Dryaden waren Schuz-Göttinnen der Eichen; sie entstuhnden und starben auch wieder mit dem Baum'.

DAMON, DAPHNE.

DAMON.

Es ist vorübergegangen, Daphne! das

schwarze Gewitter; die schrekende Stimme des Donners schweigt. Zittre nicht, Daphne! die Blize schlängeln sich nicht mehr durch schwarze Gewölke! lafs uns die Höle verlassen; die Schafe, die sich ängstlich unter diesem Laub-Dach' gesammelt, schütteln den Regen von der triefenden Wolle, und zerstreuen sich wieder auf der erfrischeten Weide. Lafs uns hervorgehn und sehn, wie schön die Gegend im Sonnen-Schein' glänzt.

Izt traten sie Hand in Hand aus der schüzenden Grotte hervor. Wie herrlich! rief Daphne, dem Hirten die Hand drükend, wie herrlich glänzet die Gegend! Wie hell schimmert das Blau des Himmels durch das zerrifsne Gewölk! Sie fliehen, die Wolken! wie sie ihren Schatten in derSonne-beglänzten Gegend zerstreun! Sieh Damon! dort ligt der Hügel mit seinen Hütten und Heer

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