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aufmerksam am Boden oder auf der ThürSchwelle um ihn her.

Einst sals er so im Vorhaus an der Sonne, und Alexis, sein Enkel, stand allein bey ihm ein schöner Jüngling; jezt hatt er dreyzehn Frühlinge gesehn; der jugendlichen Gesundheit Rosen-Farbe glühte auf seinen Wangen, und in goldnen Loken wallete sein Haar. Und der Greis erzehlte ihm von dem Vergnügen, andern Gutes zu thun, und dem, der in der Noth ist, beyzustehen; und dass kein Vergnügen dem gleicht, das man fühlt, wenn man eine gute That gethan hat: Die schön aufgehende Sonne, das Abend-Roth, der volle Mond in einer hellen Nacht, schwellen unsern Busen vor Vergnügen; aber süsser, mein Sohn, süsser ist jene Freude noch. Dem schönen Knaben quollen Thränen die Wangen herunter; mit Entzüken sah es der Greis: Du weinest mein Sohn, so sagt er, und sah mit freundlichem Blik ihm ins Gesicht; aber gewiss, nicht meine Reden allein können diefs; in deinem Busen muss etwas seyn, das ihnen diese Stärke giebt.

Alexis wischte die Thränen von der Rö

the seiner Wangen, aber neue quollen immer nach. Ach! sagt' er, ich fühl' es, ìch fühl es ganz: nichts ist süsser, als andern Gutes thun.

Menalkas drükte gerührt des Jünglings Hand in seine Hände, und sprach: Auf deiner Stirne, in deinen Augen seh ich's, dich rührt etwas mehr als das, was ich dir sagte.

Betroffen blikte der Jüngling seitwärts: Sind, so sprach er, deine Reden nicht rührend genug, Thränen wie Thau auf die Wangen zu giessen?

Ich sehe, mein Sohn, sagte Menalkas, ich sehe, dafs du mir was verhehlest, zum erstenmal vielleicht, das deinen Busen schwellt, und schon auf deiner Zunge sizt .`

Alexis weinte,und sprach: O so will ich dir alles erzehlen, was ich sonst in dem innersten des Busens verschwieg. Nur halb gut ist der, der mit dem Guten prahlt, so lehrtest du uns ; drum wollt' ich verschweigen, was meinen Busen schwellt, was mir's so süfs empfinden lässt, das Gutesthun die süsseste Freud' unsers Lebens ist. Eins unserer Schafe hatte sich verirret, ich sucht es in dem Gebürge, und ich

hörte im Gebürg' eine Stimme, die jammerte; da schlich ich mich hin, und ein Mann stand da. Er nahm eine schwere Bürde von der Schulter, und legte sie auf den dürren Boden hin. Weiter, so sprach er, vermag ich nicht zu gehen. Mühselig ist mein Leben, und kümmerliche Nahrung mein ganzer Gewinn. Stundenlang irr' ich schon mit dieser Last in der Mittags-Hize, und keine Quelle find' ich, den brennenden Durst zu löschen; und kein Baum und keine Staude bietet eine Frucht mir dar, dass sie mich erquike. Ach Götter! um mich her seh' ich nur Wildnifs, keinen Fufs-Steig, der mich zu den Meinen führe, und weiter mögen meine schwankenden Kniee nicht. Doch ihr Götter! Ich murre nicht; denn immer habt ihr geholfen ! So sagt er, und Kraft-los legt' er sich auf seine Bürde hin. Von ihm nicht gesehn, lief ich da, so schnell ich konnte, zu unserer Hütte, raffte einen Korb voll gedörrter und frischer Früchte zusammen, meine grösse. ste Flasche voll Milch, und, so schnell ich konnte, lief ich ins Gebürge zurük, und fand den Mann noch, den izt ein sanfter Schlaf erquikte. Leise, leise schlich ich

mich zu ihm hin, und stellte mein Körbchen neben ihn und die Flasche voll Milch; und still schlich ich ins Gebüsche zurük, Aber bald da erwachte der Mann. Er sah auf seine Bürde hin, und sprach : Wie süss ist die Erquikung des Schlafes! Nun will ich's versuchen dich weiter zu schleppen, hast du doch so sanft mir zur Pfülbe gedient. Vielleicht leiten die gütigen Götter meinen Schritt, dafs ich bald das Rieseln der Quelle höre, vielleicht eine Hütte finde, wo der guttbätige Haus-Wirth mich unter sein Dach aufnimmt. Jezt wollt' er die Bürde auf die Schulter heben, da erblikt er die Flasche und den Korb. Aus seinen Armen entfiel die Bürde. Götter, was seh' ich? so rief er. Ach! mir Hungrigen träumet von Speise, und wenn ich erwache ist's nichts mehr. Doch nein, Götter! Ich wache! Izt langt' er nach den Früchten. Ich wache! O welche Gottheit, welche gütige Gottheit thut dieses Wunder? Das erste aus dieser Flasche giesse ich dir aus, und diese beyden, die grössesten dieser Früchte,weih'ich dir, Nimm, o nimm gnädig meinen Dank auf, der meine ganze Seele durchdringt! So sprach er, sezte sich hin, und mit Entzü

ken und mit Freuden-Thränen genofs er da sein Mahl. Erquikt stand er wieder auf, und dankte noch einmal der Gottheit, die so gütig für ihn sorgte. Oder, so sagt er, haben vielleicht die Götter einen gutthätigen Sterblichen hergeführt, o warum soll ich ihn nicht sehn, ihn nicht umarmen? Wo bist du, dass ich dir danke, dass ich dich segne? Segnet ihn ihr Götter! segnet den Redlichen, die Seinen; segnet, o segnet alles, was ihm zugehört! Satt bin ich, und diese Früchte nehm' ich mit; mein Weib und meine Kinder sollen davon essen, und mit Freuden-Thränen mit mir den unbekannten Gutthäter segnen. Izt gieng er. O ich weinte vor Freude! Aber ich lief durchs Gebüsche den Weg ihm vor, und sezte mich an ein Bord hin, wo er vorbey mufste; er kam, er grüfste mich, und sprach: Hö1e, mein Sohn! sage, hast du niemand auf diesem Gebürge gesehn, der eine Flasche trug und einen Korb voll Früchte?-Nein; niemand hab' ich in diesem Gebüsche gesehn, der eine Flasche trug und einen Korb voll Früchte. Aber sage mir, so fragt' ich, wie kömmst du in diese Wildnifs? Übel hast du gewils dich

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