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sie eilt; die kleinen West-Winde, für mich gefällig, sie stemmen sich gegen ihr, aber ihr Gewand nur flattert rükwärts; dich selbst, schüchternes Mädchen, dich selbst, vermögen sie nicht zu halten. Die schönsten Früchte, die dieser Baum mir giebt, die will ich in einem Körbchen beym Mond-Schein an dein Fenster hängen. Nimmst du sie gütig an, dann bin ich, ach dann bin ich der glüklichste der ganzen Trift. Du eilest! Ach izt werden jene Bäume dich meinem Auge verbergen! Noch seh' ich die lezte Falte deines Gewandes; aber izt, ach izt verschwindet sogar das Ende deines Schattens!

So sang er. Mit niedergeschlagenem Auge gieng ich vorüber; doch blikt' ich verstohlen nach des Baumes Wipfel, aber niemand konnt' ich in den dichtbelaubten Ästen sehn. Ob ich schlief, so bald esNacht war? Das dächt' ich doch, nicht so! Genug, ich sah, der Mond leuchtet' ihm, ich sah, ein junger Hirt band ein Körbchen an meinem Gitter fest; der Mond schien hell, und warf seinen Schatten neben mir auf mein Bett hin, dafs ich erröthete. Und bald, da er weggeschlichen war --- ich

mufste doch wissen, ob's blos ein Traum war- · gieng ich ans Fenster, und band das Körbchen los; voll der schönsten Kirschen war's, süsser als ich sie jemals ass; Rosen-Knospen und Myrthen hatt' er drunter gemischet. Aber wer der Hirt war, vorwiziges Mädchen, das sag' ich dir doch izt noch nicht.

DAPHNE.

Verlang ich's doch nicht von dir zu wissen; Geheimnifs-reich bist du. Dafs er mein Bruder war, magst du mir ja verschweigen; war doch das Körbchen mein Geschenke, das er ans Gitter hieng. Roth, wie die Rosen-Knospen waren wirst du von da, wo die Wellen am Busen spielen, bis in die Loken deiner Stirn, und blikest seit wärts ins Wasser. Umarme mich, und sey, sey meinem Bruder gut und mir.

CHLOE.

Würd' ich mein geheimstes Geschichtchen dir erzehlen, liebt' ich dich nicht wie mich?

DAPHNE.

Dafs deine Schwazhaftigkeit dich nicht unruhig mache, so mach' ich's eben so,

und erzehle dir, was tief in meinem Busen ligt. Den lezten Neu-Mond opferte mein Vater dem Pan; zum Fest lud er den Menalkas, seinen Freund, und Daphnis, sein Sohn, begleitete ihn. Der blies beym Opfer auf zwo Flöten; und keiner, du weissest es, bläst sie so gut. Gold-helle Loken flossen auf sein Schnee-weisses Gewand; festlich geschmükt, war er schön wie der junge Apoll. Nach geendetem Opfer giengen wir, den Tag mit Freude zu enden. Doch horche - es rauscht im Gesträuch, es rauscht zum Ufer her

unter.

CHLOE.

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näher. Ihr

Horche; immer näher Nymphen, schüzet uns! Schnell, das Gewand um unsre Schultern! lafs uns fliehn.

Und die schüchternen Mädchen flohen, wie Tauben fliehn, wenn der Geyer aus der Luft sich stürzt. Und doch war's nur ein junges Reh, das durstend an ihr Ufer kam.

MENALKAS UND ALEXIS.

EIN

VIN Greis war Menalkas: achtzig Jahre waren schon über sein Haupt hingeflogen; silbern war sein Haar auf seiner Scheitel und um sein Kinn, und ein Stab sicherte seinen wankenden Fufs-Tritt. Und wie der, der nach den Arbeiten eines schönen Sommer-Tages vergnügt an der Kühlung des Abends sizt, den Göttern dankt, und so den stillen Schlaf erwartet, so waren seine übrigen Tage den Göttern und der Ruhe heilig; denn er hatte gearbeitet und Gutes gethan, und erwartete gelassen und froh den Schlummer in dem Grabe. Er sah seine Kinder gesegnet ; reiche Heerden und schöne Triften hatt' er ihnen übergeben. Mit zärtlicher Sorgfalt eiferten sie, wer mehr den frommen Alten erfreuen, mehr die Pflege der Jugend ihm vergelten könne; und das lassen die Götter nicht ungesegnet. Vor seiner Hütte sass er oft, oder im Sonnen-reichen Vorhaus, wo er den wolbepflanzten Garten übersah, oder in weit sich

verlierender Entfernung die Arbeiten und den Reichthum des Feldes; oder er hielt den Vorübergehenden mit freundlicher Schwazhaftigkeit auf, und hörte die Geschichten der Nachbarschaft, und von dem Fremdling die Neuigkeiten und Sitten und Gebräuche ferner Länder. Seine Kindes-Kinder, sein süssester Zeitvertreib, gaukelten dann um ihn her. Er schlichtete ihre kleinen Zwiste, und lehrte sie gütig seyn, und nachgebend, und mitleidig gegen Menschen und das kleinste Thier; und unter die manichfaltigen Spiele, die er sie lehrte, mischeť er immer süfs. treffenden Unterricht. Er selbst macht' ihnen ihr Spiel-Geräthe; immer kamen sie gelaufen: Mach uns diefs und mach uns das, und wenn's fertig war, küfsten sie ihn, und hüpften mit frohem Gewühl um ihn her. Aus Schilf lehrt' er sie Flöten machen und Hirten-Pfeifen, und blies ihnen vor, wie man den Schafen und den Ziegen zur Weide und von der Weide bläst, lehrte sie viele Lieder; die kleinen mufsten singen, die grössern sie mit der Flöte begleiten; oder er erzehlte ihnen Lehr-reiche Geschichten; dann sassen sie

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