Billeder på siden
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men, und jagen ihr Gerüche zu. Dann komme im Schatten ihr Amor entgegen, doch ohne Bogen und Pfeile, dafs sie nicht schüchtern wird; aber mit jeder süssesten Anmuth des Lieb-Reizes geschmükt. Auch lafs mein Bild ihr erscheinen, wie ich schmachtend vor ihr steh', erröthend niederblike, und mit Seufzen unterbrochen ihr sage, dafs ich vor Liebe verschmachte. Noch durft' ich's ihr nicht sagen. O möchte. bey diesem Traum ein Seufzer ihren Bu sen schwellen! möchte schlafend sie sanft lächeln und erröthen! O möcht' ich schön seyn wie Apoll, da er die Heerden weidete; möchten meine Lieder süfs tönen wie die Lieder der Nachtigal; möchte jede Tugend mich schmüken, dass ich's werth wäre, von ihr geliebt zu seyn !

So sang er, und dann gieng er im MondSchein nach seiner Hütte zurük; Hofnungsvolle Träume versüsseten ihm die übrigen Stunden der Nacht. Früh am Morgen trieb er seine Heerde den Hügel hinan, wo seines Mädchens Hütte am Wege steht. Langsam giengen seine Schafe, und weideten zu beyden Seiten des Bordes. Graset, ihr Schafe, ihr Lämmer; nirgend ist bes

sere Weide! Wo sie hinblikt, blühet alles schöner; wo sie wandelt, wachsen Blumen. So sagt' er, als sein Mädchen ans Fenster stand. Die Morgen-Sonne beschien ihr schönes Gesicht; deutlich sah er's, dass sie lächelnd ihn anblıkte, und dafs ein höheres Roth auf ihre Wangen stieg. Langsam mit pochendem Herzen gieng er vorüber; holdselig grüssť' sie ihn, und holdselig blikť sie ihm nach; denn sie hatte seinen nächtlichen Gesang behorcht,

THYRSIS UND MENALKAS.

THYRSIS.

DEM

EM Amor hatt' ich ein Gelübde gebracht, im kleinen marmornen Tempel. Ein reinliches, ganz neues Körbchen hieng ich im Myrthen-Wäldchen auf, und einen frischen Kranz, und meine beste Flöte. O lieber Amor, sey (so fleht' ich), sey meiner Liebe gewogen! Heute gieng ich beym kleinen Tempel vorbey, trat in den Myrthen-Hain, und sah nach meinem Körbchen. Und sieh, sieh, was ich da sah. Ein Vögelchen safs auf des Körbchens Rand, und sang. Da trat ich näher, da flog es weg; ich sah ins Körbchen, und sieh, ein wolgebautes Nestchen war, und Eyerchen waren drinnen; und das Weibchen schmiegte sorgsam sich drüber, und blikte mich an, als wollt' es mich flebn: Zerstöre, junger Hirt, o zerstöre die kleine Wirthschaft nicht! Der andre flatterte. um meine Stirn und Haare. Ich gieng zurük, schnell war das Männchen wieder

auf des Körbchens Rand; mit frohem Zwitschern freuten sie sich und sangen. Nun sage du mir, lieber Menalkas, der du alle Deutungen weissest, sage mir, was bedeutet das?

MENALKAS.

Glüklich werdet ihr, dein Mädchen und du, beysammen wohnen, und fruchtbar wird eure Liebe seyn !

THYRSIS. 1

Bey den Göttern! das dacht' ich auch; doch wollt' ich deine Weisheit hören. Sieh, dieses junge Ziegchen schenk' ich dir, und diese Flasche voll Honig, süfs wie meines Mädchens Lippen, und lauter wie die Luft. So sprach er, und hüpfte vor Freude, wie eine junge Ziege im MayenThau hüpft.

DAPHNE.

DAPHNE war schön und arm, fromm erzogen von einer Mutter, die ihr zu frühe starb. Izt war sie die Dienst-Magd des Mycon; er baute das Land-Gut eines reichen Bürgers aus Mitylene, und Daphne weidete seine Heerde. Einst gieng sie mit Thränen in ihren Augen zum stillen Grabe der Mutter, goss eine Schaale voll Wasser aus, und hieng Kränze an die Ranken der Stauden, die sie drüber her gepflanzt hatte. Da sezte sie neben dem Grabe sich hin, weinte und sprach: O theures Andenken deinerTugend, deiner Frömmigkeit, o geliebteste Mutter! du, du hast meine Unschuld gerettet. Sollt' ich je deine Ermahnungen vergessen, die du mit ruhigem Lächeln mir gabst, und da an mei nen Busen hinsankest und starbst; sollt' ich je vergessen, wie tugendhaft du warest, dann, o dann mögen die gütigen Götter mich vergessen; dann mög' ich im Elend sterben, und dein heiliger Schatte

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