Billeder på siden
PDF
ePub

war mehr mein Vater als mein Herr . Sein Sohn, der beste und schönste Hirt der ganzen Gegend, sah meine redliche Ge. schäftigkeit, und meine aufmerksame Sorge, meines Glükes werth zu seyn; er sah es, und liebte mich, und sagt' es mir, dass er mich liebte. Was in meinem Herzen ich empfand, wollt' ich mir selbst nicht gestehn. O Damon, Damon! vergifs deine Liebe! Ich armes Mädchen bin glüklich genug, die Dienst-Magd deines Hauses zu seyn. So fleht' ich ihm immer; aber er vergals seine Liebe nicht. Eines Morgens war ich eben im Vorhaus beschäftigt, die Wolle der Heerde zur Arbeit zu rüsten, da trat Mycon herein, und sezte sich neben mir an die Morgen-Sonne; lange sah er mit freundlichem Lächeln mich an. Kind, so sprach er jezt, deine Frömmigkeit, deine Geschäftigkeit, dein ganzes Betragen gefallen mir so wol; du bist das beste Kind, und ich will, geben die Götter das Gedeyen, ich will dich glüklich sehn! Könnt' ich, mein bester Herr, könnt' ich glüklicher seyn, als wenn ich deiner Gutthaten würdig bin? So antwortete ich, und Thränen der Dankbarkeit flossen von meinen

[ocr errors]

Augen. Kind, sprach er, ich möchte das Andenken deines Vaters und deiner Mutter ehren; ich möcht' in meinem Alter meinen Sohn und dich glüklich sehn. Er liebt dich; kannst du, sage mir's, kannst du durch seine Liebe glüklich seyn? Jezt entsank die Arbeit meiner Hand; zitternd, erröthend stand ich vor ihm. Er nahm meine Hand: Und, kannst du, so sagt' er, kannst du durch seine Liebe glüklich seyn? Ich fiel vor ihm nieder, drükte im stummen Entzüken seine Hand an mein bethräntes Gesicht, und von selbigem Tag an bin ich das glüklichste Weib. Jezt troknete sie ihre Augen. Das war der Mann, der hier ruhet, so fuhr sie fort. Aber wie er diese Quelle hieher geleitet, und diese Schatten gepflanzt hat, das wünscht ihr noch zu wissen, und ich will's euch erzehlen:

Gegen dem Ende seines Lebens gieng er oft, und sezte sich hier an der Strasse, grüfste freundlich den Wandrer, und bot dem Armen und dem Müden Erquikung. Wie, wenn ich einen kühlen Schatten von fruchtbaren Bäumen hier pflanzte, und eine kühle Quelle in diesen Schatten leitete? Weither ist keine Quelle und kein

Schatten. So erquik' ich, wenn ich lange nicht mehr bin, den Müden, und den, der an der Sonnen- Hize schmachtet. So sprach er, und liefs vom Feld her die kühleste Quelle leiten, und pflanzte fruchtbare Bäume umher, die früher und später reifen. Die Arbeit war vollendet ; und jezt gieng er zum Tempel des Apoll, opferte und bat: Lafs, was ich pflanzte, gedeyen; so kann der Fromme, der fernher zu deinem Tempel geht, im kühlen Schatten sich erfrischen.

Der Gott hatte seine Bitte gnädig erhört. Den folgenden Morgen erwacht' er frühe, und sah aus seinem Fenster nach der Strasse. Da sah er, wo er die Sprösslinge pflanzte, hochaufgewachsene Bäume. Götter, so rief er, was seh ich! Kinder, sagt mir's, täuscht mich ein Traum? Ich sehe, was ich gestern gepflanzt, zu Bäumen emporgewachsen. Voll heiligen Erstaunens giengen wir jezt unter den Schatten; in vollestem Wuchse standen die Bäume da, und strekten die starken Äste weit umher; die Last der reifen Früchte bog sie herunter zum blumigten Gras. O Wunder, so rief der Greis, ich Alter soll selbst noch in diesen Schatten wandeln! Und wir dankten und

opferten dem Gotte, der so gnädig noch mehr als seine Wünsche erfüllte. Aber ach! er wandelte nicht lange mehr in diesen Schatten er starb, und wir begruben ihn hier, dafs der, welcher in diesen Schatten ruhet, dankbar seine Asche segne.

So erzehlte sie. Gerührt segneten wir die Asche des Redlichen. Süfs hat uns die Quelle, süfs der Schatten erquikt, aber mehr noch, was du uns so freundlich erzehltest; sey uns gesegnet! So sprachen wir, und giengen voll frommer Empfindung zum Tempel des Apoll.

THYRSIS.

UMSONST MSONST, SO klagte Thyrsis seine Qual, für mich umsonst, ihr gütigen Nymphen, schwebt angenehme Kühlung in diesen Schatten, wo ihr eure Quellen im wölbenden Gesträuch ausgiesset. Ich schmachte, ach, wie man an der Sommer-Sonne schmachtet! Unten am kleinen Hügel, auf dem die Hütte der Chloe steht, sals ich, und blies der Echo ein sanftes Liedchen vor. Oben beschattet den Hügel der BaumGarten, den sie wartet und pflanzt, und neben mir plätscherte das Wasser herun ter, das ihn durchschlängelt, an dessen blumigten Bord sie oft schlummert, oft ihre Hände und Wangen kühlt. Plözlich hört' ich das Knarren des Riegels, der des Gartens Thüre schliefst. Sie trat heraus ; ein sanfter Wind flatterte in ihrem blonden Haar und im leichten Gewand. O wie schön, wie schön war sie! Ein reinliches Körbchen voll glänzender Früchte trug sie an der einen Hand, und schamhaft, auch

« ForrigeFortsæt »