Billeder på siden
PDF
ePub

nen zitternden Händen; aber eine freundliche Stimme rief: Gerne hören die Götter die Gebete der Unschuld; würget eure Freude nicht, Kinderchen, euer Vater ist gesund!

Und er war gesund. Entzükt über die Frömmigkeit der Kinder, giengen sie setbiges Tages noch alle, dem Pan zu opfern, und Menalkas erlebte in vollem Segen seine Enkel.

ERYTHIA.

MYRSON.

HIER lafs uns im Bache gehn, das Was

ser kühlt unsre Füsse; über uns wölben sich Weyden und schlanke Eschen mit Schatten.

1 LYCAS.

Sey's denn; bey dieser schwühlen Hize sucht jeder schmachtend die Kühlung.

MYRSON.

Lafs uns gehn bis dahin, wo der Bach herunter sich stürzt; lieblich ist's dort und kühl, als schwämmst du beym MondSchein im Wasser.

LYCAS.

Horche, schon hör' ich des fallenden Wassers Geräusche. Es ist, als sucht' jedes Geschöpf' in diesen Schatten seine Freude. Welch Gesumse, welch Schwirren, welch Zwitschern, welch frohes buntes Gewimmel flattert da im Schatten! Diese kleine Wasser-Stelze, will sie den Weg uns weisen? Sieh, wie sie vor uns her so

munter von Stein zu Steine hüpft. Ha! sieh da, wie ein heller Sonnen-Stral in diesen holen Weyden-Stamm fällt, mit Winden und Epheu behangen. Sieh doch, ein junges Bökchen schläft drinnen; wie schlau hat sich das die angenehme RuhStatt gewählt!

MYRSON.

Du siehst alles, nur nicht, dass wir da sind, wo wir seyn sollen.

LYCAS.

Ha! ja! Pan! Ihr Götter! welch angenehmer Ort ist das!

MYRSON..

Wie ein silberner Teppich, den ein sanfter Wind bewegt, dekt der stürzende Bach die hinter ihm sich wölbende Höle; ein Kranz von Gesträuchen umfasst ihn. Komm, lafs uns hinter den Wasser-Fall in die Höle gehn.

LYCAS.

Ha, mir schauert's von angenehmerKühlung! Wie der Bach vor uns niederplätschert! Jeder stürzende Tropfe flimmert am Sonnen-Stral wie Feuer.

MYRSON.

Lafs hier auf die höhern mit Moos be

dekten Steine uns sizen; unsre Füsse ruhen unbenezt auf denen, die in dem Wasser ligen, indefs dafs der Wasser-Fall uns in die Höle verschliefst.

LYCAS.

So einen Anmuths-vollen Ort hab, ich noch nie gesehn.

MYRSON.

Ja Anmuths-voll ist er; auch ist er dem Pan heilig. Am Mittag fliehn ihn die Hirten; man sagt, dass er dann oft da ruhet. Auch wird von der Quelle eine Geschichte gesungen; verlangest du das, so will ich sie singen.

LYCAS.

Hier sizen wir bequem ; auf diesem Polster vonMoos lehn ich mich an die Felsen-Wand hin, und höre mit Entzüken deinen Gesang.

MYRSON.

Schön, du Tochter des Eridanus, schöner als alle von Dianens Gefolge, warst du Erythia. War gleich ihre Schönheit noch im Aufblühn, halb Kind noch, war sie schon von schlanker Grösse; kindische Unschuld lächelte noch im schönen Gesichte, und Schüchternheit im glänzend blauen Auge; ihr junger Busen, nur sanft

gewölbt, versprach erst noch den vollern Wuchs. Bey der Sonnen-Hize hatte mit ihren Gespielen sie auf den Gebürgen die Rehe verfolgt; und müde und von Durst schmachtend lief sie zu einer Quelle. Sie kühlte die Hand, und wusch ihr schönes Gesicht; dann schöpfte sie einen kühlen Trunk, und schlürft' ihn mit kleinen Lippen. So beschäftigt, über den Bach gebükt, dachte sie an keine Gefahr; aber Pan hatte aus nahen Gesträuchen sie betrachtet, und Liebe flammete schnell in seinem Busen auf. Ihr unbemerkt schlich er herbey, bis das Geräusche des nähesten Grases an ihrem Rüken ihn verrieth. Er. schroken sprang sie auf, entwischte seinen nervigten vor Verlangen zitternden Armen; schon fühlte seine Wärme sie an ihren Hüften; ein Rosen-Blatt hätt' ausgefüllt, was zwischen ihr und seiner Hand noch war. Schnell sprang sie über den Bach, leicht war sie wie ein Reh, Schreken machte sie schneller; so lief sie, er lief ihr nach; so lief sie über die Trift hin, wie ein schneller Wind über des Grases Spizen streift; aber plözlich stand sie vor Entsezen still. Am äussersten Rand

« ForrigeFortsæt »