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dort reichet sie der Armuth Trost, und jeden Tages Nahrung; dort wohnt ein Weib, fromm, krank und arm; zwey Unschuld-volle Kinder würden hungernd an ihrem Bette weinen, wäre Daphne nicht ihr Trost. Bald wird sie wieder kommen, die schönen Wangen glühend, und Thränen im Unschuld-vollen Auge, Thränen des Mitleids und der süssen Freude, der Armuth Trost zu seyn. Hier wart' ich, hier im Rosen-Busch, bis ich sie kommen sehe: mit dem Geruche der Rosen und mit kühlen Schwingen flieg' ich ihr dann entgegen; dann kühl' ich ihre Wangen, und küsse Thränen von ihren Augen. Sieh, das ist mein Geschäft.

ERSTER ZEPHYR.

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Du rührest mich: wie süfs ist dein Geschäft! Mit dir will ich meine Flügel kühlen, mit dir Gerüche sammeln, mit dir will ich fliegen, wenn sie kömmt. Doch sieh, am Weyden-Busch herauf kömmt sie daher; schön ist sie wie der Morgen; Unschuld lächelt sanft auf ihren Wangen, voll Anmuth ist jede Gebehrde. Auf, da ist sie, schwinge deine Flügel; so schöne Wangen hab' ich noch nie gekühlt!

DAPHNIS UND CHLOE.

FRU

RÜH am Morgen trat Daphnis aus der Hütte, und fand Chloen, seine kleinere Schwester, beschäftigt aus Blumen Kränze zu winden. Thau glänzte auf allen, und zu dem Thau fielen ihre Thränen.

DAPHNIS.

Liebe Chloe, was sollen diese Kränze? Du weinest, ach!

CHLOE.

Weinst du doch selbst, mein Lieber! Aber ach! sollten wir nicht weinen? Sahst du es, wie traurig unsere Mutter bey uns vorübergieng, wie sie uns die Hände drükte und schluchzte, und ihr Thränen-volles Aug verbarg?

DAPHNIS.

Ich sah es. Ach unser Vater! er mufs wol mehr krank seyn, als er gestern war.

CHLOE.

Ach, mein Bruder, mein Bruder! Wenn
Ach wie er uns lieb hat,

er stirbt!

wie

er uns küfst, wie er uns herzt, wenn wir

thun, was er gerne hat, und was den Göttern gefällt!

DAPHNIS.

Ach liebe, liebe Schwester! Wie traurig alles ist! Umsonst liebkoset mich mein klei nes Schaf; fast, ach fast vergess' ich's, ihm seine Speise zu geben. Umsonst flattert meine Taube auf meine Schulter, und schnäbelt mich um meine Lippen und um mein Kinn; nichts, nichts macht mir Freude! Ach unser Vater! Sollt' er sterben, ich stürbe auch.

CHLOE.

Ach, unser Vater! Weissest du noch? fünf Tage sind's nun, seit er uns beyde auf seinem Schoofse hielt und weinte.—

DAPHNIS.

Ach Chloe! Wie er uns auf die Erde stellte, wie er erblafste! Ich kann euch nicht mehr halten, geliebte Kinder ! Mir ist übel, sehr übel; und da wankt' er zu seinem Bette. Seitdem ist er krank.

CHLOE.

Ach immer kränker! Sieh, was ich vorhabe, Bruder. Früh gieng ich aus der Hütte, um frische Blumen zu brechen, und diese Kränze zu machen; dann gehe ich zu

der Bild-Säule des Pan; denn, immer sagen unser Vater und unsre Mutter, die Götter sind gütig, und hören gerne fromme Gebete. Ich will gehn, und diese Kränze ihm opfern; und, sieh du es hier im Käficht, das liebste, was ich habe, mein Vögelchen, will ich ihm auch opfern.

DAPHNIS.

Ach, meine liebe Schwester! ich will mitgehn; warte, nur zween Augen-Blike warte: ich will mein Körbchen voll der schönsten Früchte holen, und meine Taube, die will ich auch zum Opfer bringen.

Er lief, und kam bald zurüke; und sie giengen zu der Säule des Pan, die nicht weit unter Fichten auf einem Hügel stand. Izt knieten sie vor ihm hin, und so fleheten sie zu dem Gotte:

DAPHNIS.

Pan, du gütiger Schüzer unsrer Triften, höre, höre unser Flehen! Wir sind die Kinder des kranken Menalkas; höre, o höre unser Flehn!

CHLOE.

Höre, o höre unser Flehn, guter Pan! Nimm an unser kleines Opfer, wie Kinder es geben können; diese Kränze leg' ich vor

dir hin; möcht' ich's erreichen, um deine Schläfe um deine Schultern würd' ich sie winden. Rette, o rette, gütiger Pan, unsern Vater und schenke ihn uns armen Kindern wieder.

DAPHNIS.

Diese Früchte bring' ich dir, die süssesten, die ich habe ; nimm, ach nimm sie gütig an! Die beste Ziege würd' ich dir geopfert haben, wäre sie nicht stärker, als ich Kind bin. Aber bin ich grösser, dann opfere ich dir alle Jahr zwo, dass du unsern Vater uns schenktest. Lafs unsern be sten Vater gesund werden!

CHLOE.

Dieses Vögelchen will ich dir opfern, gütiger Pan; es ist unter allem, das ich habe, das liebste. Sieh, es fliegt auf mei ne Hand, um Speise zu haben; aber opfern will ich's dir, guter Pan!

DAPHNIS.

Und diese Taube würg' ich dir . Sieh, sie will spielen und freundlich thun; aber opfern will ich sie, guter Pan, dass du den Vater uns schenkest. Höre, o höre unser Flehn!

Die Kinder wollten izt würgen mit klei

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