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DIE SCHIFFAHRT.

Es flieht, das Schiff, das Daphnen weg

Zu fernem Ufer führt!
Zwar dich umflattre Zephir nur
Nur Liebes-Götter dich!

Ihr Wellen, hüpfet sanft ums Schiff!
Wenn nun ihr süsser Blik
Auf euern sanften Spielen ruht,

Ach dann denkt sie an mich.

Ins Ufers Schatten singe dir

Jezt jeder Vogel zu;

Und Schilf und Sträuche winket ihr, Von sanftem Wind bewegt.

Du, glatte See, bleib' immer sanft!
Du trägst das schönste Kind,
Das je den Fluthen sich vertraut,
Rein wie der Sonne Bild,

Das dort auf deinem Spiegel stralt;

Schön wie die Venus einst,

Als sie, aus weissem Schaum hervor, Auf ihre Muschel stieg.

Die Wasser-Götter, die sie sahn,
Vergassen da entzükt

Ihr plätschernd Spiel, vergassen da
Die Schilf-bekränzte Nymph'.

Sie sahn der Eifersücht'gen Blik
Und lächelnd Winken nicht:
Die süsse Göttin sahn sie nur,

Bis sie ans Ufer stieg!

DER HERBSTMORGEN.

DIE frühe Morgen-Sonne flimmerte schon hinter dem Berg herauf, und verkündigte den schönsten Herbst-Tag, als Mycon ans Gitter-Fenster seiner Hütte trat. Schon glänzte die Sonne durch das Purpur-gestreifte, grün und gelb gemischete Reb-Laub, das, von sanften Morgen-Winden bewegt, am Fenster sich wölbte. Hell war der Himmel, Nebel lag wie ein See im Thal, und die höhesten Hügel standen, Inseln gleich, draus empor, mit ihren rauchenden Hütten, und ihrem bunten herbstlichen Schmuk, im Sonnen-Glanz; gelb und purpurn, wenige noch grün, standen die Bäume, mit reifen Früchten überhangen, im schönsten Gemische. In frohem Entzüken übersah er die weit ausgebreitete Gegend, hörte das frobe Gebrüll der Heerden und die Flöten der Hirten, nah und fern, und den Gesang der muntern Vögel, die bald hoch in heller Luft sich jagten, bald tiefer im Nebel des Thals sich verloren. Staunend stand er lange so;

aber in frommer Begeistrung nahm er izt und sang:

die Leyer von der Wand,

Möcht' ich, ihr Götter! möcht' ich mein Entzüken, meinen Dank euch würdig singen! Alles, alles glänzt in reifer Schönheit, alles überströmt in vollem Segen; Anmuth herrschet überall und Freude, und von Bäumen und vom Wein-Stok lächelt des Jahres Segen. Schön, schön ist die ganze Gegend, in des Herbstes feyerlichstem Schmuke.

Glüklich ist der, dessen unbeflektes Gemüth keine begangene Bosheit nagt, der seinen Segen zufrieden geniesst, und, wo er kann, Gutes thut. Ihn wekt zur Freude der helle Morgen; der ganze Tag ist ihm voll Wonne, und sanft umfängt die Nacht ihn mit süssem Schlummer. Jede Schönheit, jede Freude, geniesst sein frohes Gemüthe; ihn entzükt jede Schönheit des wechseln den Jahres, jeder Segen der Natur.

Aber gedoppelt glüklich ist, der sein Glük mit einer Gattin theilt, die Schönheit und jede Tugend schmükt, einer Gattin, wie du bist, geliebte Daphne! Seit Hymen uns verband, ist jedeş Glük mir süsser. Ja, seit Hymen uns verband, war

unser Leben wie zwo wolgestimmte Flöten, die in sanften Tönen das gleiche Lied spielen; kein Misston stört die süsse Harmonie, und wer es hört, wird mit -Freud' erfüllt. War je ein Wunsch, den mein Auge verrieth, den du nicht erfülltest? War je eine Freude, die ich genofs, dié du nicht durch deine Freude versüfstest? Hat ein Unmuth je mich bis in deine Arme verfolgt, der nicht, wie ein Frühlings-Nebel vor der Sonne verschwand? Ja, da ich als Braut dich in meine Hütte führte, folgte dir jede Anmuth des Lebens. Zu unsern freundlichen Haus-Göttern sezten sie sich, um nimmer von uns zu weichen: wirthschaftliche Ordnung und Reinlichkeit, und Muth und Freude bey jedem Unternehmen, und alles, was du vollführest, ist von den Göttern gesegnet.

Seit du, o seit du der Segen meiner Hütte bist, seitdem ist mir alles mit gedoppelter Anmuth geschmükt; gesegnet ist meine Hütte, gesegnet meine Heerde, und alles, was ich pflanze, und alles, was ich sammle. Freudig ist jeden Tages Arbeit; und, komm' ich müde zurük unter mein ruhiges Dach, o wie entzüket mich

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